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Wirtschaftswissenschaften


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Produktart: Buch
Verlag: Bachelor + Master Publishing
Erscheinungsdatum: 06.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 48
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Kolumbus sucht Indien und entdeckt Amerika, Alexander Fleming züchtet Bakterien und eine verschmutzte Petrischale führt zur Entdeckung von Penicillin. Ein blutdrucksenkendes Medikament überrascht mit erregenden Nebenwirkungen und ist heute weltweit als Potenzmittel Viagra bekannt. Viele bahnbrechende Entdeckungen entstehen nicht absichtlich, sondern im Zusammenspiel von Zufall und Erfindergeist - weder das eine noch das andere allein reicht aus, um zum Durchbruch zu gelangen. Obwohl ungeplante Ereignisse in der Wissenschaft oft als Fehler oder unprofessionelle Arbeit abgetan werden, spielen sie nachweislich eine entscheide Rolle bei der Entstehung von neuem Wissen: Zahlreiche wegweisende Erfindungen wären ohne den Einfluss des Zufalls nie gemacht worden. Dieses Phänomen wird Serendipität genannt. In der englischen Literatur hat es einen festen Platz und wird auch in der Alltagssprache immer populärer. Auf Deutsch wird Serendipität dagegen meist lapidar übersetzt als ‘glücklicher Zufall’. Dies wird dem Phänomen bei weitem nicht gerecht. Der Autor widmet sich einer detaillierten Analyse des Wortes Serendipität und seiner Herkunft, um dann die Bedeutung von Zufällen in Forschungs- und Innovationsprozessen zu bewerten und auf die Frage einzugehen, ob sich positive zufällige Ereignisse provozieren und damit Innovationen fördern lassen.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.4, Serendipität in Innovationsprozessen: Die vorliegende Arbeit analysiert das Konzept der Serendipität im Zusammenhang mit der Erforschung und dem Management von Innovationen. Dafür ist es in einem weiteren Schritt notwendig zu erörtern, wie sich Serendipität und Innovation logisch verknüpfen lassen. Hierzu wird gefragt, welche Merkmale Innovationen charakterisieren und welcher Bezug sich zum wissensbildenden Charakter von Serendipität herstellen lässt. Einigkeit über den Begriff Innovation besteht in der Literatur nicht, die Interpretation variiert je nach Perspektive und Anwendungsbezug. Hauschildt und Salomo (2007: 3 f.) geben eine Übersicht verschiedener definitorischer Ansätze und betonen die ‘Neuartigkeit’ als grundlegendes Merkmal einer jeden Innovation. Dabei gehe ‘neuartig’ über ‘neu’ hinaus und bezeichne eine Änderung der Art und nicht nur dem Grade nach. Dies findet sich auch in der von Hauschildt und Salomo (2007: 7) vorgeschlagenen Ausgangsdefinition wieder: ‘Innovationen sind qualitativ neuartige Produkte oder Verfahren, die sich gegenüber einem Vergleichszustand merklich […] unterscheiden.’ Konkreter und verstärkt betriebswirtschaftlich definieren Pleschak und Sabisch (1996: 1, Herv. im Orig.) Innovation als ‘die Durchsetzung neuer technischer, wirtschaftlicher, organisatorischer und sozialer Problemlösungen im Unternehmen. Sie ist darauf gerichtet, Unternehmensziele auf neuartige Weise zu erfüllen.’ Die verschiedenen Formen der Darstellungen von Innovation, beispielsweise die populären Prozessmodelle (Verworn und Herstatt 2000) sowie die definitorischen Ansätze zeigen, dass die Ideenfindung und die Kreation neuen Wissens der Ausgangspunkt eines jeden Innovationsprozesses sind, da so die Bedingung der ‘Neuartigkeit’ erfüllt wird. So stellen Innovationen für Vollmer und Wehner (2007: 31) ‘stets Vergegenständlichungen neuer Wissensstrukturen dar’, und zwar bis hin zur Kommerzialisierung der neuartigen Produkte und Prozesse und der Marktdurchdringung als abschließender Phase. Auch Witt (1996: 20) verweist auf Informationen als Ausgangspunkt von Innovationen und Koch (2009: 190) bezieht sich auf Innovationen ‘als das Ergebnis von kreativen Prozessen’. Nonaka (2007: 1) betrachtet die Fähigkeit zu kontinuierlicher Wissensgenerierung, schneller Dispersion des Wissens innerhalb der Unternehmung und der Umsetzung in neue Produkte als das maßgebliche Merkmal innovativer Unternehmen. Somit lässt sich die Erzeugung neuen Wissens als kritisches Merkmal und auslösendes Ereignis von Innovationsprozessen identifizieren. Da Serendipität stark vereinfacht als Konzept beschreibbar ist, das Erkenntnisse hervorbringt und somit zur Erweiterung des bestehenden Wissens beiträgt, kann sie in diesem Zusammenhang als wissensbildende Komponente (Foster und Ford 2003: 336) in den Innovationsprozess eingegliedert werden und ist damit besonders in der Frühphase von Innovationen relevant. Folglich wird in der Arbeit diese betrachtet, während die weiteren betriebswirtschaftlichen Prozessschritte von Innovationen wie beispielsweise Marktforschung oder Finanzierung vernachlässigt werden. Unternehmen investieren große Summen in Forschung und Entwicklung und haben angesichts der Wettbewerbsvorteile, die aus innovativen Produkten und entsprechenden Alleinstellungsmerkmalen am Markt entstehen, ein Interesse daran, Innovationen zu managen und verfügbare Mittel gezielt und erfolgsversprechend einzusetzen (Witt 1996: 1 f.). In der Phase der Wissensbildung und Ideenentwicklung, die grundlegend vom kreativen Input der Beteiligten abhängt, existiert ein Spannungsverhältnis zwischen Unvorhersagbarkeit und dem Streben nach Steuer- und Planbarkeit (Brown 2005: 1230 ff.). Insbesondere im Rahmen von Grundlagenforschung lässt sich das Ergebnis der Bemühungen nur sehr begrenzt vorhersagen, bei revolutionären Veränderungen (Pleschak und Sabisch 1996: 2 ff.) mitunter überhaupt nicht. Laut Vollmer und Wehner (2007: 1) weisen Innovationsprozesse ‘in eine nur wenig bestimmbare Zukunft’. Taleb (2010) diskutiert die Unvorhersagbarkeit geschichtlicher Ereignisse unter Zuhilfenahme des statistischen Gesetzes der iterierten Erwartungen und argumentiert in Anlehnung an Popper (1979), dass technische Innovationen grundsätzlich nicht vorherzusagen seien. Serendipität spiele bei diesen eine bedeutsame Rolle. Bei konsequenter Anwendung des Gedankenganges von Taleb (2010) wäre sogar zu fragen, ob die zufällige Komponente nicht der einzige denkbare Auslöser für vorher gänzlich unbekannte Phänomene und damit originäre Innovationen ist. Es ist zu bedenken, welche Implikationen schon allein aus der Erkenntnis und Akzeptanz der Tatsache resultieren, dass die Entstehung von neuem Wissen, das zu Innovationen führt, niemals gänzlich der Kontrolle des Managements unterliegen kann. Da die Innovationsliteratur Serendipität nur zögerlich aufgreift, ist es zielführend, bei der Analyse auf Publikationen aus anderen Bereichen der Betriebswirtschaft sowie anderen wissenschaftlichen Disziplinen zu rekurrieren und nach Analogien und übertragbaren Faktoren zu suchen. Auffällig ist dabei die verstärkte Aufmerksamkeit und Akzeptanz, die Serendipität in naturwissenschaftlichen Feldern erfährt (Brown 2005: 1230) und die auch mit der Feststellung Van Andels (1994: 644) korreliert, Serendipität ereigne sich häufiger in stark empirischen Forschungsbereichen wie Chemie, Medizin oder Technik, was die Anerkennung des Phänomens in diesen Feldern fördere.

Über den Autor

Philipp Bartole stammt aus dem baden-württembergischen Heilbronn. Nach dem Abitur studierte er Betriebswirtschaft in Berlin und Madrid. Neben wirtschaftlichen Fragen, besonders aus den Bereichen Management und Marketing, befasst er sich mit gesellschaftlichen und philosophischen Themen und war bereits während des Studiums in der Politik tätig. Dabei beschäftigte ihn auch der Einfluss des Zufalls auf das zielgerichtete Streben von fehlbaren Menschen, die in einer komplexen, schwer verständlichen Welt häufig von den Ergebnissen ihrer Bemühungen überrascht werden. Nach eingehender Recherche wählte er deshalb den Zusammenhang von Zufall und Wissenschaft sowie die bemerkenswerten Auswirkungen dieser Kombination als Thema für seine Abschlussarbeit.

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