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Geisteswissenschaften


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Produktart: Buch
Verlag: Bachelor + Master Publishing
Erscheinungsdatum: 02.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 68
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

In der großen Mehrheit der gängigen Bibellexika, der Enzyklopädien und der einführenden Literatur, aber auch in Kommentaren und Dissertationen wird der Prophet Jona als ein engstirniger und eitler Hebräer dargestellt, der, Gott gegenüber ungehorsam, vor seinem Auftrag flieht, und als er wieder eingefangen, seinen Dienst mit innerlichen Vorbehalten und unzulänglich versieht. Weiter wird in den näher untersuchten Werken herausgestellt, dass das Jonabuch einen solchen Typus eines Hebräers, der nicht bereit ist Gottes Gnade auch für die Heiden zu akzeptieren und wie es ihn in nachexilischer Zeit gegeben haben soll, karikiert und ihn in seinem Gebet, dem Jonapsalm, ironisiert. Die Verhaltensweisen Jonas seien das didaktische Mittel des Autors, seinen zeitgenössischen Lesern einen Spiegel vorzuhalten. Außerdem wird die Einheitlichkeit des Jonabuches mehrheitlich bestritten und insbesondere der Jonapsalm wird als sekundär, als zum ursprünglichen Bestand nicht zugehörig angesehen. Die Auswahl der angeführten Problemfelder ist nicht vollständig, aber dennoch sinnvoll, da sie zur Auslegung des Psalms und des Buches im zweiten Teil dieser Arbeit hinführen und nicht voneinander isolierte Einzelprobleme darstellen sollen. Im ersten Teil der vorliegenden Arbeit sollen nun diese und noch einige andere exegetische Urteile über das Jonabuch dargestellt und auf ihre Tragfähigkeit hin untersucht werden. Anschließend soll im zweiten Teil mit Hilfe einer kritischen Auseinandersetzung mit den mehrheitlich vertretenen Positionen eine Auslegung entstehen, die den Jonapsalm vor dem Hintergrund des gesamten Textes aufschlüsselt und das nachexilische Sühneverständnis und die Todafrömmigkeit berücksichtigen.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.3, Zur Gattung des Jonabuches: In der Diskussion von Zobel um die Gattungsbestimmung wird deutlich, dass eine eindeutige Zuordnung alles andere als leicht ist. Während Golka von einer didaktischen Lehrerzählung spricht, in der die Elemente Satire und Ironie eingebaut seien, um das Anliegen des Autors zu verdeutlichen, bevorzugt Zobel die Zuordnung des Jonabuches zum Midrasch. Begründet wird dies mit der eindeutig didaktischen Absicht (s. Abschnitt 1.3) des Erzählers, die es aber nahezu unmöglich machen soll, das Buch als Parodie einzustufen. Gerade diese Einordnung zum Midrasch, der erklärenden Auslegung eines Textes der Heiligen Schrift, macht es meines Erachtens schwer vorstellbar, dass Elemente wie Ironie und Satire verwendet worden sein sollen. Nicht nur, dass dann das Jonabuch während des Gottesdienstes dem Gelächter preisgegeben würde, nun käme auch noch die auszulegende Schriftstelle hinzu, die jetzt ebenfalls an Ernsthaftigkeit einbüßen würde. Auch der noch näher zu untersuchende Jonapsalm, der sich, wie schon angedeutet, aus mehreren Teilen des Psalters zusammensetzt, zöge mit seinem ironischen Charakter den gesamten Psalter in den Bereich des Komischen. Dass Ironie und Midrasch nicht zweifelsfrei zusammenpassen, hat auch Zobel so gesehen, obwohl er einige ironische Elemente in der Geschichte erkennt. Dagegen ist nicht eindeutig erklärt, welche Schriftstelle mit dem Jonabuch ausgelegt werden soll, aber genau das wäre für die Einordnung des Jonabuches als Midrasch ein entscheidendes Argument. Jona ben Amittai erscheint in der Heiligen Schrift nur an zwei Stellen und so käme für den auszulegenden Teil nur 2Kön14, 25 in Frage. Der Informationsgehalt dieses Verses rechtfertigt es allerdings kaum, das ganze Jonabuch als seine erklärende Auslegung einzustufen. Wenn auch die lehrhafte, didaktische Absicht des Buches nahe liegt, so bleibt die Gattungsbestimmung weiterhin nicht eindeutig geklärt und bedarf der weiteren Untersuchung. 2.4, Jonas Ungehorsam und sein Widerwillen: Mit Ausnahme Jünglings gehen alle Exegeten davon aus, dass mit dem Jona des Jonabuches der Prophet Jona des 8. Jahrhunderts v. Chr. unter König Jerobeam II. gemeint ist, auch wenn das Jonabuch selbst viel jünger ist. Um wie viel jünger, ist allerdings umstritten. Da die Auffassung Jünglings, dass Jona ben Amittai aus 2Kön14, 25 nicht mit Jona ben Amittai aus dem Jonabuch ‘zu identifizieren’ sei, nicht näher begründet wird und offensichtlich eine Einzelmeinung innerhalb der Forschung darstellt, soll sie hier außer Acht gelassen werden. Geht man davon aus, dass die beiden Jonas der genannten Bibelstellen identisch sind, und dass der Verfasser des Jonabuches den historischen Jona als Hauptfigur absichtlich ausgesucht hat, dann sollten die Gründe dafür untersucht werden. Der Prophet Jona hat sich nach dem Zeugnis des zweiten Buches der Könige kein Verhalten zuschulden kommen lassen, dass man mit Ungehorsam, Hochmut oder Widerwillen beschreiben könnte. Das Gegenteil ist der Fall, hat er sich doch als wahrer Prophet erwiesen, als er Jerobeam II. militärische Erfolge im Norden des Landes angekündigt hatte. Von hier aus scheint sich keine schlüssige Begründung für die negative Beurteilung für Jonas Charakter zu finden. Es ist aber unrealistisch anzunehmen, dass die Wahl der Titelfigur zufällig gewesen ist. So bleibt noch die Zeit des Propheten Jona, die historischen Umstände unter denen der Prophet im 8. Jahrhundert wirkt, als Möglichkeit für eine Begründung seines Verhaltens im späteren Jonabuch. Der Prophet Jona wirkte unter dem König des Nordreiches Jerobeam II., der von 787-747 v. Chr. (2Kön14,23-29) regierte und Israels letzte Blüte erlebte. Schon gegen Ende seiner Amtszeit jedoch zeichnet sich die Bedrohung durch das neuassyrische Reich unter Tiglat-Pileser III. ab, die später in militärischer Niederlage, Vasallentum und Deportation endete. Der Autor des Jonabuches lässt den Propheten in eben jene Hauptstadt gehen und Buße predigen, die, historisch gesehen, wenig später die Heimat Jonas zerstören wird. Böte sich Jona hier nicht gleichsam posthum die Chance, den Lauf der Geschichte dadurch zu ändern, den Botengang nicht auszuführen und Assyrien dadurch der vernichtenden Strafe JHWHs auszuliefern, bevor Tiglat-Pileser III. seine Pläne umsetzten kann? Es ist meines Erachtens sicher, dass diese Lesart vom Autor be- absichtigt war und dem zeitgenössischen Leser des nachexilischen Israel diese Zeitreise bewusst geworden ist. Vor dem Hintergrund dieser nationalen Katastrophe erscheint Jonas Verhalten menschlich, nicht hochmütig, sondern engagiert und nicht widerwillig, sondern vor allem fest im Glauben an die allumfassende Gnade Gottes, die auch für die feindlichen Assyrer gilt. Der Bereich der Theodizee muss in die Aus- legung des Jonabuches aufgenommen werden.

Über den Autor

Gerke Sedat wurde 1970 in Wilhelmshaven geboren. Nach seinem Studium der Evangelischen Theologie und Geschichte in Dortmund absolvierte er das Referendariat für das Lehramt an einer Realschule. Im Anschluss wurde er Lehrbeauftragter an der TU Dortmund und lehrte dort Evangelische Theologie mit dem Schwerpunkt Altes Testament. Sedat ist Mitglied eines Ausgrabungsteams der TU Dortmund im unteren Jabboktal (Jordanien) unter der Leitung von Prof. Dr. T. Pola.

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