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Geisteswissenschaften


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Produktart: Buch
Verlag: Bachelor + Master Publishing
Erscheinungsdatum: 10.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 56
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die vorliegende Arbeit diskutiert den aktuellen Stand der Forschung zur Bedeutung des Vaters für die psychische Entwicklung des Kindes. Der Autor liefert, über die differenzierte Darstellung empirischer Forschungsergebnisse zu den unterschiedlichen kindlichen Entwicklungsstadien, aussagekräftige Argumente für die These, dass der Vater als real-erfahrbare Bezugs- und Bindungsperson gerade für die psychische Entwicklung des Kindes unentbehrlich und von großer Wichtigkeit ist. Das Spiel zwischen Vater und Kind als ein zentrales väterlich-exklusives Instrument bei der Vermittlung kognitiver, emotionaler und moralischer Werte sowie die Auswirkungen der triadischen Beziehung auf die Selbstrepräsentation des Kindes als auch die väterliche Vorbildfunktion für Autonomie und Selbstbestimmung werden in diesem Buch genau betrachtet.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4.1.3, Spiel und Kognition: Tamis-LeMonda et al. untersuchten in einer Längsschnittstudie von 2004 den Zusammenhang zwischen dem Spielverhalten von 290 Vätern mit ihren zwei und drei Jahre alten Kindern und der kognitiven und sprachlichen Entwicklung der Kinder im selben Alter. Mit Hilfe von Videokameras wurden die Väter im 24. und 36. Lebensmonat ihrer Kinder zweimal bei einer 10-minütigen Spielinteraktion mit ihren Kindern gefilmt. Geschulte Beobachter kodierten das Verhalten dann in 6 Dimensionen. Die Stärke des vom Vater gezeigten ‘supportive parenting’ (Tamis-LeMonda et al., 2004, S. 1816) im Spiel in Form erhöhter Sensitivität, einer positiven Wahrnehmung der Kinder und kognitiv stimulierenden Spielinhalten korrelierte signifikant mit höheren kognitiven und sprachlichen Entwicklungswerten der Kinder, gemessen mit der Bayley Scales of Infant Development (BSID-II) im Alter von 24 und 36 Monaten und dem Peabody Picture Vocabulary Test (PPVT-III) mit 36 Monaten (Tamis-LeMonda et al., 2004). Außerdem korrelierte das Bildungsniveau des Vaters positiv mit den Testwerten der Kinder. Nach Tamis-LeMonda et al. konnten mit den beiden genannten Faktoren bis zu 50% der Ergebnisvarianz erklärt werden (Tamis-LeMonda et al., 2004). Ergänzend dazu fanden Cabrera, Shannon & Tamis-LeMonda (2007) bei einer größeren Stichprobe mit 603 Kindern im Vorkindergartenalter, dass der Bildungsgrad des Vaters, entsprach er mindestens einem High-School Abschluss, insbesondere die sprachlichen Fähigkeiten seiner Kinder förderte. 4.1.4, Erstgeborene Söhne: Keller und Zach analysierten die Auswirkungen von Geschlecht und Geburtsreihenfolge des Kindes auf unterschiedliche Aspekte des elterlichen Interaktionsverhaltens (Keller & Zach, 2002). Ihrer Untersuchung lag die Überlegung zugrunde, dass bestimmte, das elterliche Verhalten beeinflussende, psychologische Prozesse und Mechanismen, aus einer evolutionspsychologischen Perspektive abgeleitet und erklärt werden können. 58 norddeutsche Familien aus der Mittelschicht wurden zwischen der 11. und 13. Lebenswoche ihrer erstgeborenen Kinder an fünf aufeinanderfolgenden Tagen von geschulten Beobachtern zu Hause besucht und mit Hilfe von Videokameras 2 Stunden lang bei der Interaktion mit ihren Kinder gefilmt. Keller und Zach konnten empirisch nachweisen, dass Väter deutlich mehr Zeit mit ihren erstgeborenen (M = 29%) im Vergleich zu den später geborenen Kindern (M = 17 %) verbringen (Keller & Zach, 2002). Väter differenzierten zudem nach Geschlecht und waren länger bei ihren Söhnen (M = 29%), als bei ihren Töchtern (M = 16 %) anwesend (‘Same-sex-hypothesis’). Erstgeborene Söhne wurden sowohl vom Vater als auch von der Mutter gegenüber allen anderen Kindern bevorzugt (Keller & Zach, 2002). Diese Ergebnisse waren kongruent mit den evolutionspsychologischen Annahmen der Autoren. Allerdings sahen die Väter ihren Töchtern (M = 35%) länger ins Gesicht als ihren Söhnen (M = 19%). Auch hier wurden Erstgeborene Kinder (M = 28%) deutlich gegenüber später Geborenen (M = 8%) bevorzugt. Väter differenzierten also ihr Verhalten deutlich nach Geschlecht und Geburtsposition, was die Hypothesen der Studie (s. Tabelle 1) bestätigte (Keller & Zach, 2002). Die gleichzeitige Anwesenheit von Mutter und Vater war ebenfalls bei erstgeborenen Söhnen am höchsten. Erstgeborene Söhne bekommen so noch deutlich häufiger die Möglichkeit, von den distinktiv bedeutsamen Vaterfähigkeiten und -funktionen zu profitieren. Michael Siegal von der University of Queensland kam in seiner frühen Metaanalyse von insgesamt 39 Studien zu vergleichbaren Ergebnissen. In 20 der analysierten, unabhängig voneinander publizierten Studien unterschieden sich die Bewertung und der Umgang des Vaters mit seinen Söhnen und Töchtern signifikant voneinander (Siegal, 1987). Der Vater als Vermittler von Normen und Erwartungen der Welt außerhalb der Familie war vor allem bemüht, Autonomie und Selbstständigkeit an seine Söhne weiterzugeben (Siegal, 1987). Der geschlechtsspezifische Effekt im Verhalten des Vaters zeigt sich am deutlichsten im risikoreicheren und raueren Spiel (‘Tobspiele’) (Seiffge-Krenke, 2009b, S.206), das er mit den Söhnen deutlich öfter praktiziert, während die motorischen Aktivitäten mit seinen Töchtern erkennbar sanfter und vorsichtiger ablaufen (Pfaff & Seiffge-Krenke, 2008). Der Vater ist physisch stärker involviert und in den Interaktionen mit seinen Söhnen um Disziplin und angemessenes männliches Rollenverhalten bemüht (Crouter & Crowley, 1990, Siegal, 1987). Das starke, männliche Verhalten von Vätern bei ihren Söhnen unterstützt den Ablösungsprozess von der Mutter und fördert das Ausprägen von männlichen Eigenschaften von den Söhnen selbst (Target et al., 2003). Ein wichtiges Ergebnis des qualitativen Literaturreviews von Siegal war zudem, dass Vätern vor allem bei ihren Söhnen das Lernen eines angemessenen Umgangs mit Frustrationen als wichtig erachten. Dazu sind Väter bestrebt, ihren Kindern zu vermitteln, sich nicht von Verzweiflung unterkriegen zu lassen, auf ihre Fähigkeiten zu vertrauen und sich darüber bewusst zu sein, Dinge bewältigen zu können (Target et al., 2003). Russell und Saebel kamen bei der Auswertung der Ergebnisse von 287 Studien, von denen 116 Studien Väter, Mütter, Söhne und Töchter mit einschlossen, zu der Schlussfolgerung, dass nicht immer signifikante Unterschiede zwischen allen vier Dyaden, sondern zum Teil nur zwischen Dyadenpaaren z.B. Vater-Sohn, Vater-Tochter (‘same-sex vs. cross-sex’) bestehen (Russell & Saebel, 1997). Außerdem ist ein signifikantes Ergebnis häufig von der Stichprobengröße abhängig. Je größer die Anzahl der teilnehmenden Personen, desto eher ergeben sich überzufällige dyadische Unterschiede, was auch als Kritik verstanden werden kann (Russell & Saebel, 1997). Ergänzend zu der Studie von Siegal (1987) identifizierten Russell und Saebel (1997) neben dem Geschlecht des Kindes, auch den sozialen Kontext, in dem die Familie lebt und in dem das Kind aufwächst sowie die unterschiedlichen Charaktereigenschaften sowohl des Kindes als auch der Eltern, als weitere bedeutsame Faktoren, die die Eltern-Kind-Beziehung beeinflussen und bestehende Präferenzen erklären können (s. Tabelle 1). Zusammengenommen konnten bei 40% der 326 untersuchten Studien der beiden oben genannten Metaanalysen vaterspezifische Effekte nachgewiesen werden (Seiffge-Krenke, 2009b).

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