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Produktart: Buch
Verlag: Bachelor + Master Publishing
Erscheinungsdatum: 11.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 48
Abb.: 8
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Geschichten über Fabelwesen und wundersame Gegenstände existieren bereits seit vielen Jahrhunderten. Die Tradition geht zurück auf Reiseberichte von Seefahrern oder Historiographen die von den Wunder[n] des Morgenlandes, genauer gesagt Indiens berichteten und unter anderem in die antiken Heldenepen ???SS???S (Odyssee) und ??????S (Ilias) des blinden Sängers Homer, einflossen. Sie entstanden im 8. Jahrhundert v. Chr. und waren bereits in der Antike von zentraler Bedeutung. Enzyklopädien sowie Übersetzungen bzw. Bearbeitungen des Homer-Stoffes zeigen, dass das Wissen bis in das lateinische Mittelalter weiter getragen wurde. In den deutschen Artusromanen treten Fabelwesen und magische Gegenstände auf. Und auch das Motiv der List und der Irrfahrt, die sich in mittelhochdeutscher Epik wiederfinden lassen, sind nur einige Beispiele für stoffliche Motive, die ihren Ursprung in der griechischen Mythologie haben. Zentrales Thema dieser Arbeit soll zum einen das Aufzeigen möglicher Bezugssysteme und zum anderen dessen Funktion in Strickers Werk sein. Abschließend sollen die Abweichungen, die sich neben der Einzigartigkeit der Fabelwesen und dem Motiv der List, beispielsweise auch in der fehlenden Minnethematik, manifestieren, aufgezeigt und auf ihre mögliche Bedeutung hin analysiert werden.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel: Das bauchlose Ungeheuer (Daniel v. 1870ff.): Das bauchlose Ungeheuer erscheint in der Aventiure von dem Liehten Brunnen und stellt im Vergleich zu den anderen Fabelwesen im 'Daniel' eine Besonderheit dar. Denn der Stricker ist der einzige mittelalterliche Autor, der von einem derartigen Monster erzählt.116 Die Dame vom Liehten Brunnen bittet Daniel um Hilfe und erzählt ihm: herre, daz vergelt iu got. / ich lîde schaden unde spot / von einem tîfelsman / dem niht geschaden kan. / er ist des tîfels genôz, / ez trüegen kûme zwên man. / er treit niht gewandes an, / er ist allenthalben rûch / und ist gar âne bûch, / er hât ouch niht darme: / im ist bein und arme / gewahsen an daz houbet. / herre, daz geloubet, / im gât daz kinne an diu knie. / zwei groezer ougen enwurden nie / denne an sîme kopfe stât. / einen munt den er hât, / der ist wîter denn ein eln. [...] (Dan. v. 1877-1895). Der Bauchlose vereint verschiedene stofflichen Motive miteinander. Zum einen nimmt er ein ‘houbet an die hant swenn er die liute toeten wil’ (Daniel v. 1902f.). Dieses abgetrennte Haupt, das er mit sich führt, um seine Feinde zu töten, stellt eine eindeutige Parallele zum Gorgonenkopf des Perseusmythos dar. In der Sage geht es um den jungen Perseus, der, um beseitigt zu werden, vom König Polydektes geschickt wird, das Haupt der Medusa zu holen. Denn jeder, der es ansieht, wird versteinert. Perseus erhält jedoch Hilfe von den Göttern Hermes und Athene und macht sich, ausgerüstet mit einer Tarnkappe, einer Zaubertasche und ein paar Flügelschuhen auf den Weg, die einzig sterbliche der Gorgonenschwestern, Medusa, zu köpfen. Dadurch, dass Athene ihm das Spiegelbild der Medusa in seinem Schild zeigt, kann Perseus sie ansehen ohne zu versteinern. Er schneidet ihr den Kopf ab, steckt ihn in die Zaubertasche und kann mit Hilfe der Tarnkappe und der Flügelschuhe vor den anderen Gorgonen Stheno und Euryale fliehen (siehe Abb. 7). Er verwendet das Haupt, um Phineus, der ihm die ihm versprochene Braut Andromeda stehlen will, zu töten und schenkt es dann Athene. Das Spiegelmotiv wird im 'Daniel' auf ähnliche Art und Weise eingesetzt: Daniel bittet die Frauen des Dorfes um Spiegel, um den Bauchlosen sehen zu können, ohne von dem Haupt getötet zu werden. Er schneidet dem Ungeheuer Arme und Beine ab und ergreift das Medusenhaupt, um das Heer der Bauchlosen zu töten. Danach schmeißt er es ins Meer (Dan. v. 2075ff.). Im Gegensatz zur Perseussage wird das Ungeheuer im 'Daniel' durch seine eigenen Waffen geschlagen. Der Spiegel hat hier die Funktion des Schutzes vor dem tödlichen Blick, aber auch die der Waffe, da der Bauchlose sich durch den Blick in den Spiegel selbst tötet. Perseus dagegen verwendet den Spiegel nur, um sich zu schützen. Durch ihn kann er die Medusa sehen und besiegen, ohne sie anschauen zu müssen. Wie Perseus rettet auch Daniel eine Dame aus den Händen eines Tyrannen, der ein ganzes Gefolge mit sich führt. Der Bauchlose mit dem tödlichen Haupt ist der Anführer einer ganzen Armee von Bauchlosen: er füeret ein here freislîch, / die sint im alle gelîch. / sie sint komen von dem mere, / sie strîtent allez ân were. (Dan. v. 1911-1914). Nachdem sie ihre Opfer mit Hilfe des Hauptes getötet haben, saugen sie ihnen das Blut aus: in enist deheiner were nôt, / swer daz houbet siht, der lît tôt. / swem er den tôt getuot, / dem sûgent sie ûz daz bluot. / daz habent sie in ir munde / eine kurzen stunde / und lânt ez wider ûz vallen. (Dan. v. 1915-1921). Die Bauchlosen neigen also außerdem noch zum Vampirismus. Dieses Motiv stammt aus der Volksmythologie und war im Mittelalter allgemein bekannt. Als Daniel das Haupt an sich genommen hat, tötet er auch die anderen Bauchlosen und überlegt danach, ob er diese effiziente Waffe behalten sollte. Da die Waffe jedoch auch von einem armen wîp (Daniel, V. 2183) verwendet werden könnte, würde es seine êre schwächen, wenn er es behalten würde, also wirft er es in den See.121 Somit verzichten beide Helden nach erfolgreicher Benutzung auf die Wunderwaffe. Denn ihr weiterer Gebrauch würde Schande bedeuten. Laut Albrecht Classen ist erst aus dem späten Mittelalter eine volkssprachliche Rezeption des Medusa-Motivs in der höfischen Literatur überliefert. Strickers 'Daniel von dem blühenden Tal' sei dabei der erste Roman gewesen, in dem das Motiv vorkam.123 Da die Perseussage unter anderem in den 'Metamorphosen' Ovids dargestellt wird und diese, wie bereits erwähnt, zur mittelalterlichen Schullektüre gehörte, ist die Kenntnis der Sage relativ einfach herzuleiten. Im Gegensatz zur Episode im 'Daniel', konnte Medusa ihre Opfer durch ihren Anblick in Steine verwandeln. Im 'Daniel' tötet der Bauchlose seine Opfer, um danach ihr Blut auszusaugen.

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