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Geisteswissenschaften

I. Ernst

Feminismus in Spanien: Montserrat Roig - El temps de les cireres

ISBN: 978-3-86341-085-8

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Produktart: Buch
Verlag: Bachelor + Master Publishing
Erscheinungsdatum: 11.2011
AuflagenNr.: 1
Seiten: 64
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

In dieser Arbeit wird der katalanische Roman El temps de les cireres der Autorin Montserrat Roig im Rahmen der spanischen Regionalliteratur untersucht. Es werden Themen und Tendenzen festgestellt werden, die charakteristisch für die Zeit der Transition in Spanien sind. Da Montserrat Roig drei verschiedene Rollen vereint, zum einen die der Katalanin, zum anderen die Anhängerin der linken Fraktion in Spanien zu jener Zeit und die der Frau, werden sowohl regionale Aspekte und das Problem der Unterdrückung Kataloniens durch Franco als auch politische Aspekte aufgegriffen , nämlich die Spaltung der Gesellschaft in einen konservativen, franquistischen Teil und in ein liberal-fortschrittliches Lager, die sogenannten zwei Spanien . Im Mittelpunkt dieses Buches stehen jedoch die Darstellung der Autorin als Vertreterin des weiblichen Geschlechts in der (spanischen) Literatur und die damit verbundenen Probleme und Benachteiligungen. Es werden feministische Tendenzen anhand des Romans aufgezeigt und Montserrat Roigs Kritik an der Rolle der Frau in der katalanisch-spanischen Gesellschaft dargelegt sowie ihr Versuch, ein neues Bild einer moderneren, eigenständig denkenden und unabhängigen Frau zu schaffen, verdeutlicht werden. Es wird dargestellt, wie Roig eine Momentaufnahme eines weiblichen Panoramas, welches die unterschiedlichsten Rollen, Weltansichten und Lebensweisen aufweist, zeichnet und somit den Kampf der spanischen Frauen um eine neue Rollendefinierung in ihrer Gesellschaft skizziert. Im Besonderen soll dieses Buch aber auf die Literaturproduktion Kataloniens hinweisen, eines Landes, das hinsichtlich dieses Aspektes wenig bekannt ist und oftmals nicht ernst genommen wird.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4, Feministische Tendenzen: Wie bereits angedeutet, ist die Autorin durch die feministischen Entwicklungen Europas ihrer Zeit beeinflusst und befasst sich deshalb in ihren Werken besonders mit weiblichen Themen. Aus diesem Grund dient dieses Kapitel dazu, sich mit den feministischen Elementen im zu untersuchenden Roman Tiempo de cerezas zu beschäftigen. Im Einzelnen sollen drei in dem Werk zu beobachtende Entwicklungen untersucht werden. Da im Buch durch die unterschiedlichen weiblichen Charaktere besonders die Frage nach Emanzipation oder Einhaltung traditioneller Rollenverteilung diskutiert wird, beschäftigt sich die Analyse zuerst mit der Darstellung der im Roman vorgestellten Vielfalt an Frauengestalten, der eine Beleuchtung der Situation und Rolle der Frau in der Francozeit vorgelagert ist. Dabei soll ein hierarchisches Panorama von weiblichen Personen geschaffen werden, die nach ihrem Grad der Emanzipation und weiblichen Freiheit eingeteilt und beurteilt werden. Im Anschluss wird sich die Analyse der Auseinandersetzung mit dem im Roman präsenten Generationenkonflikt der Frauen im Werk widmen. Zuletzt wird der Fokus auf den im Buch auftretenden Männern liegen: Hierbei soll sich mit der Tatsache auseinandergesetzt werden, dass im Roman eine Art ‘Entheroisierung’ des männlichen Geschlechtes, repräsentiert durch die eher schwachen Männer des Romans, stattfindet, sowie der Frage nach der Funktion der männlichen Personen in Tiempo de cerezas nachgegangen werden. 4.1, Situation und Rolle der Frau in der Francozeit: Um die weibliche Problematik im Roman erörtern und analysieren zu können, gilt es zunächst den politischen Hintergrund und die gesellschaftlichen Bedingungen zu beleuchten, die die Frauen zu jener Zeit umgeben haben. Deshalb soll hier ein kurzer Überblick über die Situation der Frau im Franquismus gegeben werden. Das Ende des Spanischen Bürgerkrieges 1939 und der Sieg Francos markierten einen Rückschritt bezüglich weiblicher Freiheiten. Die zweite Republik und die Zeit des Bürgerkrieges waren gekennzeichnet gewesen durch eine vermehrte Bewegungsfreiheit der Frauen, die von der liberalen Gesetzgebung hinsichtlich Ehe, Scheidung und Abtreibung profitierten. Sie war auch die Zeit, in welcher Frauen erstmalig Fuß in der Politik fassen konnten und zum ersten Mal in der Geschichte eine Frau zur Ministerin ernannt wurde. Mit Beginn der Francozeit fand eine Zurücksetzung aller weiblichen Errungenschaften und unter dem Motto ‘recristianización del hogar’ ein Rückfall der Frauen in mittelalterliche Zustände und die strenge Aufteilung der Gebiete nach Geschlechtern statt. In der Vergangenheit Spaniens waren Frauen und weibliche Sexualität stets negiert worden. Die Rolle der Frau war der Intimität des Hauses zugeordnet, von der Öffentlichkeit ausgegrenzt und das Weibliche galt als das schwache, passive, anormale, private, dominierte und fremde Geschlecht. Durch die Zurückdrängung in ebensolche Rollenmuster war die gesellschaftliche Situation der Frau während der Francozeit katastrophal, rückständig, veraltet und deren Bedürfnisse unwichtig: Die Weiblichkeit im franquistisch-katholischen Land war definiert als asexuell, entweder als Jungfrau oder durch das Dasein als Mutter. Aufopferung, Gehorsamkeit und Unterordnung galten als das weibliche Ideal der franquistischen Gesellschaft schlechthin. Francos Illusion bezüglich eines politischen Beitrags seitens der Frauen im Franquismus war deren Beschränkung darauf, Ehefrau und Mutter zu sein und die Aufgabe, Spanien nach den Kriegsjahren neu zu bevölkern. Der weibliche Körper wurde somit zum Gegenstand politischen Interesses erhoben Diesbezüglich erklärt sich auch die eingeschränkte Freiheit der Frauen in der franquistischen Gesellschaft: Die Volljährigkeit der Frauen wurde erst mit dem 25. Lebensjahr erreicht. Bis dahin unterstanden sie voll und ganz dem Vater und mit dem Eingehen einer Ehe wurde die Entscheidungsgewalt über die Frauen an die Ehemänner weiter gegeben: Mit dem Tag der Eheschließung verpflichtete sich die Frau zu absolutem Gehorsam gegenüber dem Ehemann. Ohne seine Einwilligung oder die des Vaters war es einer Frau nicht möglich ein Konto zu eröffnen oder einen Ausweis zu beantragen. Sie durfte nur mit der Erlaubnis ihres Mannes arbeiten, bis zum Jahre 1968 existierte sogar ein Gesetz, dass Frauen die Berufstätigkeit generell verbot. Verhütungsmittel und deren Propaganda, sowie Abtreibungen galten als gesetzlich verboten, wurden nur illegal und von Laien durchgeführt, weshalb es, wie im Roman bei Natalia, hierbei oft zu Komplikationen kam. Bildungstechnisch waren die Frauen stark benachteiligt, ihr Bildungsinhalt richtete sich danach ein bestimmtes Frauenbild zu vermitteln und sie auf ihre Zukunft als Ehefrau, Hausfrau und Mutter vorzubereiten. Aus diesen Grundlagen ergibt sich auch die geringe weibliche Anzahl an Fachhochschulen und Universitäten. Das Bildungssystem wurde instrumentalisiert in der männerdominierten Politik. Während in der ersten Zeit die Frau vor allem als Hausfrau gesehen wurde, erlebte sie mit der Liberalisierung der Wirtschaft eine Neu-Definition als ‘Konsum-Hausfrau’ in den 50er Jahren. In den 70er Jahren, dem Zeitpunkt an dem Natalia in ihre Heimat zurückkehrt, befinden sich die Frauen in einer Umbruchzeit, in welcher das traditionelle Frauenbild bereits entwertet ist, sich jedoch für sie noch keine neue Ordnung bezüglich weiblicher Selbsterfüllung und Zufriedenheit bereit hält. Deshalb sind es nicht nur der Machismo und die sozialen Strukturen, die den Frauen Probleme bereiten, sondern vielmehr auch der innere Konflikt der Frau und die Frage danach, worin ihre Aufgaben nun bestehen und welche Möglichkeiten sich ihnen bieten. Nach dem Tode Francos und im Zuge der Transition ergaben sich viele Änderungen für die spanische Frau. Mit der neuen Verfassung 1978 wurden Mann und Frau in Spanien als gleichberechtigt erklärt und 1981 wurde endlich auch das Grundgesetz zugunsten der Frauen geändert, so dass verheiratete Frauen nicht mehr von ihrem Ehemann abhängig sind. Zusammenfassend kann man nach langer Zeit der weiblichen Einschränkung und Unterdrückung von einer Rückkehr in eine Periode der Frauenrechtlerinnen und des florierenden weiblichen Vereinswesen, wie es in den 20er und 30er Jahren der Fall gewesen war, ausgehen. Ab ca. 1977 lässt sich von einer gewissen feministischen Bewegung und einer emanzipatorischen Bewusstseinsbildung sprechen. Die Vorrausetzungen für deren Errungenschaften wie sexuelle Befreiung, uneingeschränkter Zugang zu Bildung und zum Berufsleben, sowie ökonomische Unabhängigkeit, schufen die Gründung von feministisch gesinnten Zeitschriften und Konferenzen zum Thema, sowie Informationsveranstaltungen und die Übersetzung feministischer Texte aus Nordamerika und Frankreich, sowie der Verbreitung von deren Ideen.

Über den Autor

Isabel Ernst, B.A., Jahrgang 1987, studierte an der Universität Freiburg im Breisgau IberoCultura und Geschichte, welches sie 2010 mit dem akademischen Grad Bachelor of Arts abschloss.

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