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Geisteswissenschaften

Tatjana Bansemer

Manno: Ist die Frau der Rede wert?

ISBN: 978-3-95549-483-4

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Produktart: Buch
Verlag: Bachelor + Master Publishing
Erscheinungsdatum: 09.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 40
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die vorliegende Arbeit thematisiert die durch die Frauenbewegung begründete Sichtbarkeit der Frau im Hinblick auf die Linguistik und ihrer Rolle im Sprachsystem. Im Vordergrund steht hierbei die Frage, inwiefern die Frauenbewegung zu dem Stimmrecht der Frauen und ihrer Selbstständigkeit beigetragen hat und ob ein sprachlicher Aspekt vorhanden ist, der dies belegt. Die Intention der Autorin zur vorliegenden Thematik liegt hierbei begründet in der Feststellung, dass Frauen die ihnen zugestandene und erkämpfte Selbstständigkeit häufig aufgeben und sich in ihre vor der Frauenbewegung existente Rolle einfügen. Diesbezüglich werden sowohl Aspekte des Feminismus beleuchtet und die Frauenbewegung dahingehend untersucht, inwieweit sie mit der Linguistik im Hinblick auf die Sichtbarkeit der Frau in der Sprache zusammenhängt, als auch die Anfänge der feministischen Sprachwissenschaft dargelegt und sich der Rolle der Frau im Sprachsystem gewidmet.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4, Hypothesen zur Frauensprache: Es gibt drei unterschiedliche Hypothesen zur Frauensprache, die ich hier näher erläutern möchte. Dabei handelt es sich um die Defizithypothese, die Differenzhypothese und die Doppelbindungssituation. 4.1, Defizithypothese: Der Gedanke, es gäbe eine spezifisch weibliche Sprache wurde von Fritz Mauthner und Otto Jespersen bereits 1921 bzw. 1922 aufgegriffen. Mauther setzt sich in seinem Buch ‘Beiträge zu einer Kritik der Sprache/Zur Sprache und Psychologie’ (1921) mit dem Gesprächsverhalten der Frau auseinander. Er bezieht sich auf den allgemeinen Sprachgebrauch und sieht die Unterschiede zwischen Männer- und Frauensprache in sozialen Belangen wie Bildung und Stand begründet. Für ihn steht fest, dass Frauen nicht in der Lage sind, die Männersprache zu erlernen. Jespersen hingegen beschreibt in ‘Die Sprache. Ihre Natur, Entwicklung und Entstehung’ (1925) den Wortschatz und die Syntax der Frauensprache. Er geht in seinen Hypothesen davon aus, dass Frauen in der gesprochenen Sprache z.B. unvollständige Sätze bilden, da sie auch ihre Gedanken unvollständig ausführen. Nach seiner Theorie sprechen Männer häufiger in einem Satzgefüge von Haupt- und Nebensatz, Frauen jedoch in einfachen Satzverbindungen. Sowohl Mauthner als auch Jespersen betrachten die Frauensprache als minderwertige Variante der Männersprache und nicht als autonome Sprache. Sie sind somit Vertreter der Defizithypothese (Samel 2000). Die Defizitkonzeption unterstellt Frauen einen grundsätzlichen Mangel an Einfluss und Kompetenzen (Klann-Delius 2005). Die Forscherinnen Klann-Delius (2005) und Samel (2000) folgten im Wesentlichen den Auffassungen von Jespersen, unterlegten ihnen aber eine andere Wertung, nämlich die, dass die Formen des weiblichen Sprachgebrauchs ein Ausdruck der Machtlosigkeit von Frauen in der Gesellschaft sind. Lakoff (1973) stellte in ihrem Buch ‘Language and women´s place’ die Merkmale einer Frauensprache zusammen, die u. a. besagen, dass Frauen einen großen, auf ihre typischen Interessen bezogenen Wortschatz besitzen. So benutzen Frauen differenzierte Adjektive wie z. B. ecru, beige, mauve und sie gebrauchen ‘empty adjectives wie divine, charming, cute. Desweiteren verwenden Frauen oftmals Frageintonationen oder sogenannte tag-questions,” um ihre Aussagen abzuschwächen. Auch hedges wie well, kinda, y´know oder ich glaube, ich denke, ich frage mich als Einleitung von Aussagen oder Fragen. Um starke Gefühle abzuschwächen, werden oftmals intensifier verwendet, z. B. sagen Frauen selten ‘Ich habe ihn sehr gern’, sondern ‘Ich mag ihn ganz gern’, häufig gefolgt von besonderer Betonung. 4.2, Differenzhypothese: Bei der Differenzhypothese wird die weibliche Sprache nicht als negativ bewertet, sondern die ‘Andersartigkeit der Frauensprache’. Die Unterschiede werden als gleichwertige Differenzen betont. Frauensprache, wird behauptet, wird als angemessen angesehen und muss nicht als Variante der Männersprache weiterentwickelt werden. Stattdessen sollen Frauen ihre eigene Sprache entwickeln. Es wird strikt abgelehnt, einen Vorteil darin zu sehen, die Männersprache zu imitieren. Die Ursache der verschiedenen Sprachen wird mit dem kulturellen Unterschied zwischen Männern und Frauen begründet. Die Differenzhypothese ist bemüht, Wertungen zu reflektieren. John Gumperz´ (1982) Theorie zufolge verhalten sich Frauen im Gespräch anders als Männer, weil es kulturelle Unterschiede zwischen der Welt der Frauen und der der Männer gibt. Dieses wird auf die unterschiedliche kulturelle Sozialisation von Jungen und Mädchen zurückgeführt. Tannen (1991) benutzt die Begriffe Bericht- versus Beziehungssprache (‘report-talk’ versus ‘rapport-talk’). Marjorie Goodwin (1980) hat in ihren Analysen gleichgeschlechtlicher Gruppen Differenzen im Kommunikationsverhalten von Mädchen und Jungen beschrieben, aber auch deutlich darauf hingewiesen, dass die Mädchen den Jungen gegenüber nicht im Nachteil bezüglich der Sprache seien. Beim sogenannten Code-switching zwischen Männer- und Frauensprache geht man weder vom Mangel noch von der Andersartigkeit der weiblichen Sprechweise aus. Die Code-switching-Hypothese besagt, dass Frauen je nach Situation von einer in die andere Sprache wechseln, sich den sozialen Erwartungen anpassen, die an ihr Sprechverhalten gestellt werden, also mühelos in der Lage sind, sich der jeweiligen Kommunikationssituation anzupassen. 4.3, Doppelbindungshypothese (=double bind situation): Britta Hufeisen (1993) erläutert, welche Konsequenzen es für die Frau hat, wenn der männliche Kommunikationsstil übernommen wird. Es entsteht in gewissem Grade der Verlust der Weiblichkeit. Frauen, die wie Männer reden und auch dementsprechend auftreten, werden laut Senta Trömel-Plötz (2000) als ‘Mannsweiber’ bezeichnet und als ‘Emanzen’ abgestempelt (1982). Ingrid Samel (2000) ist der Meinung: ‘Um gehört zu werden, muss eine Frau reden, wie ein Mann. Tut sie dies, wirkt sie männlich, und wird als Frau entwertet’. Um diese Hypothesen zu überprüfen, werde ich zwei geschlechtsspezifische Wörterbücher miteinander vergleichen. Das erste ist Mario Barths Wörterbuch (2004) und das andere ist ein von Nina George zusammengestelltes Wörterbuch (2005).

Über den Autor

Tatjana Bansemer, geb. 1969 im ehemaligen Jugoslawien, wuchs ab ihrem zweiten Lebensjahr in Berlin auf und wanderte Ende 2002 mit ihrer Familie nach Schweden aus. Das Studium der Lingvistik/Germanistik an der Universität in Lund/Schweden schloss die Autorin im Jahre 2012 mit dem akademischen Grad Master of Arts (Filosopie Magisterexamen) und im direkten Anschluss ihr Pädagogikstudium an der Universität in Malmö/Schweden Ende 2012 erfolgreich ab. Bereits während des Studiums sammelte die Autorin umfassende praktische Erfahrungen im Bereich des Schulwesens in Schweden. Fasziniert von den unterschiedlichen Sichtweisen und vom Gebrauch der deutschen Sprache beim jeweiligen Geschlecht, widmete sie sich schließlich der Thematik des vorliegenden Buches.

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