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Geschichte


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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 03.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 160
Abb.: 106
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Dieses Buch verfolgt das Ziel eine umfassende Bestandsaufnahme der in Südhessen noch vorhandenen Kriegerdenkmäler 1870/71 zu leisten. Die Detailbeschreibung der Denkmäler hat dabei die Erfassung der darauf verzeichneten Kriegsopfer im Fokus, denn Kriegerdenkmäler sind immer auch Denkmäler für Menschen. Deshalb soll hier im Gegensatz zu ähnlich gelagerten Themenstellungen, bei denen üblicherweise keine detaillierte Namensnennung erfolgt, diesem Aspekt besonders Rechnung getragen und der Menschen gedacht werden, die neben all den pathetischen und patriotischen Sprüchen mit ihrem Namenszug als eines der vielen Kriegsopfer auf den Denkmälern festgehalten worden sind. Da auf den Denkmälern häufig Datum und Ort des Todes fehlen, werden diese mit den vorliegenden Verlustlisten der Großherzoglich Hessischen Division abgeglichen. Eine Identifizierung der Grablagen in Frankreich ist in den meisten Fällen leider nicht mehr möglich, daher kommt so den Denkmälern, die später in der Heimat errichtet wurden, neben der Erinnerung an die geschichtlichen Ereignisse auch die Funktion zu, die Gefallenen vor dem Vergessen zu bewahren. Zwischen den Enden des auf diese Weise von den Denkmälern zu den Menschen gespannten Bogens, liegen die ursächlichen kriegerischen Ereignisse. Daher erfolgt im zweiten Kapitel die Einbettung in den historischen Hintergrund, indem der Einsatz der Großherzoglich Hessischen (25.) Division in möglichst detaillierter Form dargestellt wird.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.2, Frankreichs Kriegerklärung und Mobilmachung: Das gegenüber Preußen verhaltene Stimmungsbild sollte sich jedoch bald ändern. Das ungeschickte und chauvinistische französische Verhalten im Zusammenhang mit der spanischen Thronfolge weckte nun umgekehrt patriotische Stimmungen auch in Süddeutschland. Nicht zuletzt aufgrund seiner geographischen Lage als Brücke zwischen Norddeutschem Bund und Süddeutschland trat das Großherzogtum als erster der süddeutschen Staaten an die Seite Preußens, als Frankreich am 19. Juli 1870 Preußen den Krieg erklärte. Mit Bedacht hatte die französische Seite die Kriegserklärung auf Preußen begrenzt, in der Hoffnung, dass die süddeutschen Staaten im anstehenden Konflikt neutral bleiben würden. Diese Hoffnung erfüllte sich nicht. Schon einen Tag, nachdem am 15. Juli die französische Regierung die gesetzgebenden Körperschaften des Landes darüber unterrichtet hatte, dass ein militärisches Vorgehen gegen Preußen-Deutschland geplant sei und die Mobilmachung verfügte, wies das großherzogliche Außenministerium seinen Vertreter in Frankreich an, im Falle eines Abbruchs der diplomatischen Beziehungen zwischen Frankreich und Preußen zusammen mit dem preußischen Gesandten sofort aus Paris abzureisen. Dementsprechend wurde dem französischen Gesandten am Darmstädter Hof, Graf Astorg, auf Anfrage am 18.Juli jegliche Neutralität in einem anstehenden Konflikt entschieden verneint. Sowohl Paris als auch Darmstadt ließen sich nach Abzug ihrer Gesandten hinsichtlich der konsularischen Aufgaben durch die Kaiserlich Russische Gesandtschaft vertreten. Hatte schon die Rheinkrise von 1840/41 zu Kriegsaufrufen in der französischen Presse und Öffentlichkeit geführt, war spätestens seit der Schlacht von Königgrätz (nach französischen Sprachgebrauch Sadowa) die Wahrscheinlichkeit einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Frankreich und Preußen deutlich angewachsen. Napoleon III. hatte bewusst das Feuer im Volk für einen solchen Waffengang geschürt, um von seinen innenpolitischen Schwierigkeiten abzulenken. Trotzdem erfolgte die französische Kriegserklärung dann aber ohne ausreichende Planung und Fundamentierung durch einen geeigneten Kriegsplan, der die Durchführung eines solch großen Feldzuges mit hoher Personalstärke erlaubt hätte. Wie von Moltke auf der deutschen Seite vorausgesehen, lag der Schwerpunkt der militärischen Gesamtplanung Frankreichs auf einer Blitzoffensive über den Rhein zwischen den Festungen Germersheim und Rastatt mit schnellem Vormarsch zum Main. Hier sollte der deutsche Norden vom Süden getrennt, die Südstaaten zur Neutralität gezwungen und dann im Verbund mit österreichischen Truppen, mit deren Einsatz fest gerechnet wurde, der Norddeutsche Bund geschlagen werden, noch bevor dieser seine Truppen in Gänze zusammenziehen konnte . Für die Einsatzbereitschaft hatte man sechzehn Tage veranschlagt, was als ausreichend angesehen wurde, da man die Zeiterfordernis für den deutschen Aufmarsch auf fünf Wochen schätzte. Dies sollte sich als fataler Irrtum herausstellen, wie überhaupt der gesamte französische Aufmarschplan auf falschen Annahmen fußte. So beruhte die Überlegung, Deutschland zu spalten, auf einer riskanten politischen Spekulation, da sie die Stimmungslage in Deutschland gänzlich verkannte und das seit geraumer Zeit schwelende und nach den Kriegen von 1864 und 1866 rasch anwachsende Bedürfnis der Deutschen nach nationaler Einheit völlig außer Betracht ließ. Ebenso wie die erhoffte Unterstützung durch Österreich stellten sich diese Überlegungen in der Wirklichkeit als haltlos heraus. Schwerwiegend war, dass die Franzosen über keinen sorgfältig ausgearbeiteten Mobilmachungsplan verfügten und weder organisatorisch noch logistisch für den vorgesehenen schnellen Einfall in Deutschland vorbereitet waren. Die zentralistisch aufgebaute Militärverwaltung unter Kriegsminister General Edmund Leboeuf vermochte den Anforderungen an eine schnelle Mobilmachung in keiner Weise zu genügen, nach kürzester Zeit war sie hoffnungslos überfordert und die Mobilisierung endete im Chaos: gerade 36 von 100 Linienregimentern lagen am Standort ihrer Depots in Garnison, d.h. zwei Drittel der aktiven französischen Infanterieregimenter befanden sich bei Ausbruch des Krieges fern ihrer Bekleidungs- und Ausrüstungslager und die Soldaten wie die einberufenen Reservisten mussten teilweise ohne Waffen und Uniformen versuchen, ihre Verbände zu erreichen. Das 86. Infanterie-Regiment beispielsweise lag in Lyon, während ihr Ausrüstungsdepot in Ajaccio auf Korsika war. Die Konsequenzen waren allenthalben sichtbar. Bahnen und Bahnhöfe waren überlastet, Pferde, Munition und Verpflegung fehlten, und gut drei Wochen nach der Mobilisierung, am 6. August, als nach Spichern und Weißenburg in Wörth bereits die dritte Grenzschlacht geschlagen worden und für Frankreich verloren gegangen war, hatten lediglich 50% der Reservisten ihre Stammeinheiten erreicht. Ein großer Teil war noch unterwegs, als ihre Stammtruppenteile bereits bei Metz und Sedan in Gefangenschaft geraten waren. Trotz dieses viel zu überstürzten und mangelhaft organisierten Aufmarsches gelang letztendlich eine grenznahe Aufstellung der Truppen, die jedoch nicht die für einen Vormarsch erforderliche Einsatzfähigkeit aufwies. Zu der vorgesehenen Offensive waren die französischen Truppen schlichtweg nicht in der Lage, den französischen Plänen, so couragiert und zielstrebig sie in ihren Grundgedanken waren, fehlte ein solides und tragfähiges Fundament. In der Konsequenz stellte sich der weitere Verlauf des Krieges trotz der allgemein anerkannten Kampfkraft und Erfahrung der französischen Verbände für Frankreich als eine Aneinanderreihung von Improvisationen und Unsicherheiten dar. Insgesamt konnte Frankreich acht Korps der aktiven Streitkräfte aufbieten, die entgegen ursprünglichen Planungen nicht zu drei, sondern zu einer einzigen Armee, der sogenannten Rheinarmee, zusammengefasst wurden und deren Oberbefehl Napoleon III. persönlich beanspruchte. Die ursprünglich als Armeeführer vorgesehenen Marschälle mussten sich mit der Führung verstärkter Armeekorps begnügen, Marschall MacMahon erhielt das 1. Korps , Marschall Bazaine das 3. Korps und Marschall Canrobert das 6. Korps. Der Schwerpunkt der Truppendislozierungen lag in Lothringen zwischen Mosel und Saar, wo die Garde, das 2., 3. und 4. Korps Stellung bezogen. Im Elsass zogen sich das 1., 5. und 7. Korps zusammen, während das neuaufgestellte und als Reserve vorgesehene 6. Korps im Lager von Châlons-sur-Marne stationiert wurde. Zwar bestanden trotz des desolaten Mobilisierungszustandes die auf Offensivaktionen basierenden Planungen des französischen Oberkommandos weiterhin, aber bevor Kriegsminister Leboeuf irgendeine Art von Offensive starten konnte, erschien Napoleon, der den Gedanken an einen strategischen Überfall inzwischen aufgegeben hatte und sich zunächst auf Abwarten beschränkte, am 28. Juli in Metz und übernahm den Oberbefehl.

Über den Autor

Diplom-Ökonom Hans-Jörg Jährig, Jahrgang 1954, ist seit 1975 in der Luftverkehrsbranche tätig. Parallel dazu absolvierte er eine militärische Laufbahn als Reserveoffizier. Nach einem langjährigen, beruflich bedingten Auslandsaufenthalt lebt der Autor seit 2003 im Rhein-Main-Gebiet. Dort nahm er seine privaten Forschungstätigkeiten zur Militärgeschichte des 19. Jahrhunderts wieder auf, in welchen er sich auf die Militärgeschichte des Großherzogtums Hessen-Darmstadt fokussiert. Weitere Veröffentlichungen zu diesem Thema sind geplant. Hans-Jörg Jährig ist verheiratet und hat drei erwachsene Töchter.

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