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Geschichte

Detert Zylmann

Einmal Hamburg - Mainz und zurück. Mein Leben mit der Archäologie

ISBN: 978-3-96146-899-7

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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 07.2022
AuflagenNr.: 1
Seiten: 116
Abb.: 28
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Es ist der zweite Teil meiner Biografie, der sich mit meiner Arbeit als Archäologe beschäftigt. Anhand von Auszügen aus Publikationen des Verfassers soll über interessante Grabungen und Fundmeldungen berichtet werden. Gleichzeitig soll versucht werden, ein eng begrenztes Thema in einen größeren historischen Zusammenhang zu stellen, immer im Blick den interessierten Laien, in der Hoffnung, damit ein gewisses Interesse für die Archäologie zu wecken.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel Grabhügel und Flachgräber: Die meisten ur- und frühgeschichtlichen Grabanlagen sind heute an der Oberfläche nicht mehr zu erkennen. Die Archäologie unterscheidet nach der äußeren Form Grabhügel und Flachgräber. Die Hügel von runder, ovaler oder langgestreckter Form liegen bisweilen allein, zumeist jedoch in Gruppen zusammen auf Hochflächen, an Hängen oder in der Nähe von Quellen und Wasserläufen oder am Rande alter Wege. Für den Laien sind Grabhügel häufig nicht von natürlich entstandenen Hügeln (z.B. Dünen) zu unterscheiden. Das Material des Hügels kann aus Heideplaggen, Grassoden oder aus angeschüttetem Sand bestehen. Eine Sonderstellung nehmen in Südniedersachsen die überwiegend flachen Hügel ein, die aus Steinen aufgeschüttet sind. Der Hügelfuß kann durch Steineinfriedungen in Form von Steinkränzen, Mauern aus Findlingen oder durch Grabenanlagen mit und ohne Pfostensetzungen sowie durch aufgeschichtete Plaggen markiert sein. An einigen Steinkränzen konnten Anbauten freigelegt werden, die auf weitere Bestattungen hinweisen oder in Zusammenhang mit Totenfeierlichkeiten gesehen werden müssen. Eine ähnliche Erklärung dürfte es auch für die häufig angetroffenen Brandflächen im Hügel ( Totenfeuer ) geben. Gräben, die ursprünglich den Hügel umgaben, sind heute noch durch das andersfarbige, eingeschwemmte Erdmaterial deutlich zu erkennen. Eine Variante dieser teilweise kreisförmigen Anlagen ist die schlüssellochförmige Grabumgrenzung, die – soweit eine zeitliche Ansprache möglich ist – nur allgemein in die jüngere Bronzezeit (um etwa 800 v. Chr.) verwiesen werden kann. Jede dieser Grabanlagen war ursprünglich nur für die Aufnahme eines Toten bestimmt. Außer diesem Hauptgrab sind in nachfolgenden Zeiten häufig weitere Gräber (Nachbestattungen) angelegt worden, oftmals durch erneute Erhöhungen oder seitliche Anschüttungen des Hügels. Höhen über 3 Meter und Durchmesser von mehr als 30 Meter sind deshalb keine Seltenheit. Allgemein sind Grabhügel von der Jungsteinzeit (ab 3. Jahrtausend v.Chr.) bis ins Mittelalter aus den verschiedenen ur- und frühgeschichtlichen Epochen nachweisbar, wobei die Hügel aus der Jungsteinzeit, der Bronze- und der Eisenzeit zahlenmäßig überwiegen. Heute als Flachgräber aufgefundene Bestattungen können ursprünglich von Grabhügeln bedeckt gewesen sein, die inzwischen jedoch u.a. bei neuzeitlichen Kultivierungsmaßnahmen eingeebnet worden sind. Aber auch bei Gräbern, die als flache Bestattungen angelegt worden waren, muss man davon ausgehen, dass diese einstmals obertägige Markierungen trugen. Gelegentlich lässt sich nämlich beobachten, dass bei Anlage späterer Gräber auf ältere Rücksicht genommen worden ist. Nur vereinzelt ist auch heute noch eine oberirdische Kennzeichnung des Grabes sichtbar. Charakteristisches Merkmal vieler frühmittelalterlicher Friedhöfe ist die reihenweise Anordnung der Grabanlagen. Gerade bei diesen Reihengräberfriedhöfen darf man davon ausgehen, dass deren Bestattungen oberirdisch kenntlich gemacht waren. Die meisten Flachgräber besitzen eine einfache Grube ohne sichtbare Einbauten. Einige sind mit Steinsetzungen und Steinplasterungen ausgekleidet. Flachgräber kennen wir allgemein seit den frühesten Bestattungen aus der mittleren Altsteinzeit (ca. 90 000 - 36 000 v.Chr.). Unabhängig vom heutigen äußeren Erscheinungsbild der Gräber weist die eigentliche Bestattungsart vielfältige Formen auf. Grundsätzlich können wir in Grabhügeln und Flachgräbern zwischen Körper- und Brandbestattungen unterscheiden. In Körpergräbern erfolgt die Niederlegung des Toten entweder in gestreckter Haltung oder in Hockerstellung. Lage und Orientierung der Verstorbenen können in den verschiedenen Kulturen recht unterschiedlich sein. Der Tote in gestreckter Lage (Bauch- oder Rückenlage) wird in einfachen Erdgräbern, Bretter- oder Baumsärgen bestattet, die zusätzlich mit einer Packung aus Steinen geschützt sein können. Da das Holz in den meisten Fällen vergangen ist, lässt sich vielfach nur indirekt durch die Lage der Steine oder durch Verfärbungen auf das ehemalige Vorhandensein eines Holzsarges schließen. Auch hölzerne Grabkammern sowie vereinzelt aus Steinplatten errichtete Steinkisten, die zuweilen an Großsteingräber erinnern, treten gelegentlich auf. Bei den Hockergräbern (rechts- und linksseitige Hockerlage) handelt es sich um eine Bestattungsweise, bei der dem Toten – so eine Erklärungsmöglichkeit – aus kultischen Gründen Arme und Beine gefesselt wurden, um auf diese Weise seine Rückkehr zu verhindern. Bei kalkarmen Böden lösten sich die Knochen im Laufe der Zeit auf, so dass manchmal der Körper nur noch als schemenhafte Verfärbung zu erkennen ist. Man spricht dann von Leichenschatten . Vielfältig sind auch die Formen der Brandgräber. Der Tote wurde auf einem Scheiterhaufen, vielfach zusammen mit Gegenständen aus seinem persönlichen Besitz (Beigaben), verbrannt. Die ausgelesenen kalzinierten Knochen (Leichenbrand) legte man dann in ein Tongefäß und vergrub dieses in der Erde, entweder frei im Boden stehend oder auch von einer Packung Geröllsteinen oder Steinplatten überdeckt. Oftmals sind diese Urnengräber von sehr kleinen und flachen Hügeln überwölbt. Häufig erkennt der Archäologe nur anhand verstreuter Tonscherben und verbrannter Knochen, die z.B. beim Straßenbau oder bei landwirtschaftlichen Arbeiten an die Oberfläche gelangten, die Reste von Urnengräbern. Die einzelnen Urnenbestattungen können zu großen Urnenfriedhöfen von oftmals mehreren tausend Gräbern zusammengefasst sein. Nicht immer benutzte man für die Deponierung des Leichenbrandes ein Tongefäß, sondern häufig einen Behälter aus organischem Material (z. B. Stoff oder Leder), so dass nach dessen Zerfall Knochenlager oder Leichenbrandnester entstanden. Die Sitte der Totenverbrennung kennen wir in Niedersachsen schon aus der jüngeren Steinzeit. Sie setzte sich gegenüber der dominierenden Körperbestattung zunächst noch nicht durch. Erst seit der jüngeren Bronzezeit lässt sich das Brandgrab als vorherrschende Bestattungsform belegen und reicht etwa bis ins 5. Jahrhundert n. Chr. In manchen Gebieten hielt sich die Totenverbrennung wohl noch bis ins 9. Jahrhundert n. Chr., während andernorts dieser Übergang bereits wesentlich früher abgeschlossen war. Während für einige urgeschichtliche Kulturen Einzelgräber typisch sind, d.h. Bestattungen einzelner Personen, gibt es andere, in denen Mehrfachbeerdigungen gebräuchlich waren (Großsteingräber) Auch gehört die Beisetzung von Tieren zum Totenbrauchtum des ur- und frühgeschichtlichen Menschen. Seit dem Auftreten der ersten Bestattungen spielte die Mitgabe von Beigaben eine große Rolle. In bestimmten Kulturen war ihre Mitgabe indes nicht üblich. In den Gräbern finden sich Beigaben von Geräten, Waffen, Schmuckgegenständen und Tongefäßen – es gibt sogar Belege dafür, dass der Tote für ein Weiterleben im Jenseits Speisen und Getränke mit ins Grab bekam. Obwohl es sich meist nur um eine Auswahl von Gegenständen des täglichen Gebrauchs handelt, geben die Beigabe doch wertvolle Einblicke in die materielle Kultur. Sie vermitteln Erkenntnisse von den sozialen Verhältnissen, Sitten und religiösen Vorstellungen auch ermöglichen sie eine stilistische und zeitliche Einordnung. Die Reste der Bestatteten selbst (Leichenbrand, Skelett) geben Auskunft über Alter, Geschlecht, Krankheiten und Verletzungen des Verstorbenen. In den Bestattungssitten, den Grabformen und deren Wandel können sich auch Siedlungsabbrüche oder Zuwanderungen anderer Bevölkerungsgruppen widerspiegeln. Mag die äußere Gestalt der Grabhügel in der Regel auch recht gleichartig sein – bereits diese naturgemäß unvollständige Übersicht dürfte gezeigt haben, wie vielfältig der innere Aufbau sein kann, welche Fülle von Erkenntnissen wir über den ur- und frühgeschichtlichen Totenkult und darüber hinaus vom täglichen Leben der damaligen Menschen erhalten können. Deshalb ist nicht nur die Erhaltung der eindrucksvollen, sondern auch die der unscheinbareren Grabhügel wichtig.

Über den Autor

Der Archäologe Detert Zylmann wurde 1944 geboren. Nach dem Studium der Vor- und Frühgeschichte, Ethnologie und Anthropologie in Hamburg und Mainz promovierte er 1980 in Mainz. Nach zweijähriger Tätigkeit am Institut für Denkmalpflege in Hannover, Dezernat Inventarisation, übernahm er 1983 die Stelle eines wissenschaftlichen Mitarbeiters bei der Archäologischen Denkmalpflege in Mainz. 2009 erfolgte der Ruhestand. Er hat zwei erwachsene Kinder.

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