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Geschichte


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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 01.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 108
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Dieses Buch soll einen Überblick der politischen Entwicklung in der Slowakei von der Gründung der ersten Tschechoslowakischen Republik 1918 bis zu ihrer Auflösung und der Gründung der ersten Slowakischen Republik 1939 geben. Der Fokus richtet sich dabei auf die Nationalisierung des slowakischen Volkes und damit zusammenhängende separatistische Strömungen in der slowakischen Politik. Welche Faktoren spielten bei dieser Entwicklung eine wichtige Rolle? Warum und unter welchen Umständen entstand überhaupt die Tschechoslowakische Republik und warum scheiterte sie? Welche Rolle spielten dabei die nationalen und internationalen politischen Entwicklungen? Wie kam es zu der Gründung der ersten Slowakischen Republik und kann man sie als einen Höhepunkt der separatistischen Bewegung bezeichnen? Gab es überhaupt in der Slowakei in der Zwischenkriegszeit eine einheitliche separatistische Bewegung? Dieses Buch versucht historische Zusammenhänge darzustellen, die zu einem besseren Verständnis der aktuellen Problematik der slowakisch-ungarischen Beziehungen und der nationalistischen Tendenzen in den post-kommunistischen europäischen Ländern führen könnte.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4.3, Die Radikalisierung der HSL’S in den 1930ern: Tukas Verurteilung und die Ausschließung der ‘Oppositionellen’ aus der Partei verursachte bei den Ludaken eine tiefe Krise, die nur durch eine schnelle parteiliche Reorganisation überwunden werden konnte. Ein Vorteil, der diese Konsolidierung erleichterte, war gleichzeitig die Tatsache, dass der Generationskonflikt, der unter anderem ein Grund für die Auseinandersetzungen zwischen Juriga und Tománek und Tuka und Tiso war, beigelegt werden konnte. Die ‘Autonomisten’ konnten sich daher wieder auf ihr politisches Programm, dass die kompromisslose Umsetzung des ‘Pittsburgher Vertrages’ forderte, konzentrieren. Die zerschlagenen ‘Magyarophilen’, die mit der Haft Vojtech Tuka ihren Einfluss in der Partei verloren hatten, wurden von dem pragmatischen und gemäßigten Lager um Jozef Tiso herausgedrängt. Tiso war bei der Zusammenkunft der HSL’S in Ruzomberok im Januar 1930 zum Stellvertretenden Vorsitzenden Hlinkas slowakische Volkspartei ernannt worden. Während dieser Konferenz wurde auch ein neuer verfassungsändernder Vorschlag über die politische und legislative Autonomie der Slowakei verabschiedet und damit eines der wichtigsten politischen Ziele der Ludaken offiziell wieder aufgenommen. Bei den Wahlen 1929 verlor zwar die Volkspartei bei der Parlamentswahl die Stimmen, sie wurde in der Slowakei bei der Kommunalwahl trotzdem zur stärksten Partei. Diese neue Stärke zeigte sich in der Causa um Matica slovenská, einer kulturellen Organisation, die die slowakische Sprache, Literatur und Traditionen pflegte. Diese organisierte im Mai 1932 einen Protest gegen die neue Sprachreform der slowakischen Sprache, ausgearbeitet von dem tschechischen Linguisten V. Vázny, deren Ziel es war, die Schriftregeln der beiden Sprachen anzupassen. Auch die HSL’S und die SNS (Slowakische Nationalpartei), schlossen sich diesem Protest an und zeigten gemeinsam eine starke politische Präsenz. Diese zwei Parteien gaben im Oktober 1932 ‘Zvolenský manifest’ (Zvolener Manifest) heraus, indem sie sich für die Zusammenarbeit in der Frage der slowakischen Autonomie und bei der Beilegung der konfessionellen Auseinandersetzungen zwischen den Protestanten und den Katholiken ausgesprochen haben. Dieses Manifest zeigte, dass die nationalen Beweggründe die konfessionellen Spannungen überwunden hatten und dass die Forderung nach der Autonomie auch bei den Protestanten immer mehr Befürworter fand. Die Gründe für diese Entwicklung konnten teils der wachsenden Ungeduld mit der Politik der Prager Regierung, die die Slowakische Frage nicht zufriedenstellend lösen konnte, teils auf die Weltwirtschaftskrise, die die noch immer rückständige slowakische Landbevölkerung hart traf, zugeschrieben werden. Die harte wirtschaftliche Situation in der Slowakei löste wieder eine Auswanderungswelle aus, die nur durch schnelle, auf die Slowakei zugeschnittene Politik, überwunden werden konnte. Die Maßnahmen aus Prag waren durch die zentralistische Bürokratie nicht schnell genug, und die politische und wirtschaftliche Isolation der Tschechoslowakischen Regierung erschwerten noch den Effekt der Weltwirtschaftskrise. Innerhalb der Partei wurden in den 30-ern neue junge Mitglieder aktiv, die eine dynamische und radikale Politik verfolgten. Der radikalen jungen Generation der Volkspartei, die eine neue Zeitung Nástup (Einstieg, Aufmarsch), herausgab, war das gemäßigte politische Programm der HSL’S nicht kämpferisch genug. Sie versuchten daher die Zielsetzungen der Volkspartei mit der Mobilisierung der Parteibasis und Protestdemonstrationen zu erreichen. Diesen neuen Radikalismus konnte man auch bei Andrej Hlinka feststellen. Dieser, enttäuscht von der Politik Prags, die sich nur auf die Versprechungen der Lösung der slowakischen Selbstverwaltung und nicht weit genug gehende Kompromisse in dieser Sache beschränkte, erklärte bei der Tagung der HSL’S und der SNS in Trencín, dass er ‘[…] die Nation sogar auf Kosten der Republik verteidigen[…]’ wird. Das Wachstum des Radikalismus in der slowakischen politischen Szene zeigte sich vor allem bei den Feierlichkeiten zum Gedenken des Großmährischen Fürstens Pribina in Nitra im August 1933. Diese Gedenkfeier wurde zu einer propagandistischen Demonstration für die absolute Autonomie der Slowakei und gegen die tschechisch-deutsche Regierung. Die Vertreter der Rechtsradikalen haben ein Manifest verfasst, das gegen die Prager Regierung hetzte und das Konzept des Panslawismus wieder ergriff. Das Hauptargument gegen die Regierung war, dass sich ‘ein Teil der tschechischen Parteien mit den Deutschen zur Herrschaft über die slawische Bevölkerung verbunden hat’, die den Staat ‘in der Außen – und Innenpolitik von einer Niederlage zur anderen’ geführt hatte. Diese sollte für die Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage in der Republik verantwortlich sein. Die rhetorische Aggressivität wird insbesondere bei den Aufforderungen der Sympathisanten der Volkspartei deutlich: ‘Der Kampf gegen diese Regierung ist daher erste Pflicht aller Nationalisten und Patrioten. […] Das jetzige Regime muss in allernächster Zeit gestürzt werden, falls der Staat nicht einen nicht gutzumachenden Schaden erleiden soll’. Die Prager Regierung wurde weiter eines Verrates an den nationalen Interessen beschuldigt, weil sie sich für die ‘Gewinnung der Deutschen bemüht’, die die Verfasser des Manifestes für vergebens erklärten. Stattdessen sollte die tschechoslowakische Regierung eine slawische Union anstreben: ‘Gegen eine Neuausgabe von Österreich-Ungarn in einer Donauföderation stellen wir [als Alternative] eine Föderation der slawischen Nationalstaaten. […] Verbündet Euch alle zu einer einheitlichen Front der slawischen nationalen Opposition gegen das gegenwärtige tschechisch-deutsche Regierungsregime! In den Kampf für das Slawentum, für die Nation, für Freiheit und Brot!’. Diese Zusammenarbeit wurde von Ludaken in einem begrenzten Format bei der Parlamentswahl im Jahr 1935 vorgelebt. Die Parteien HSL’S und SNS schlossen sich mit ruthenischen und polnischen Minderheitsparteien (Polskie stronnictvo v Cechoslowacji und Rusínsky autonomni zemnedelsky sojuz) in einem autonomistischen Block zusammen und gewannen 22 Parlamentsmandate, die von der HSL’S vor allem mit den jüngeren ‘Autonomisten’ besetzt wurden. Nach den Erfahrungen, gewonnen durch die Teilnahme an der Regierung in den Jahren 1927-1929, gingen die Ludaken bei den Gesprächen mit dem Ministerpräsidenten Jan Malypetr sehr vorsichtig vor. Sie haben ein Programm mit 32 Forderungen aus dem kulturellen, administrativen, sozialen und wirtschaftlichen Bereich vorbereitet, die erfüllt werden mussten, wenn die Volkspartei in die Regierung eintreten sollte. Eine dieser Forderungen war die sofortige Umsetzung des ‘Pittsburgher Vertrages’ an deren Erfüllung die HSL’S beharrte. Die neue Regierung wurde daher ohne die Ludaken gebildet. Im November trat Malypetr zurück und übergab sein Amt Milan Hodza, der der erste und einzige slowakische Premierminister der Tschechoslowakischen Republik wurde. Er nahm auch Verhandlungen mit der HSL’S auf, nachdem er aber nicht bereit war, ihre Forderungen nach der Autonomie und der Wiedereinführung des Ministeriums für die Slowakei zu erfüllen, entschied sich die Hlinkas slowakische Volkspartei endgültig, in der Opposition zu bleiben.

Über den Autor

Eliška Hegenscheidt-Nozdrovická wurde 1980 in Nitra in der Slowakei geboren, wo sie auch ihre Ausbildung zur Hotelfachfrau absolvierte. Nach längeren Auslandsaufenthalten (Großbritannien, Schweiz, Italien) studierte sie an der Universität Duisburg-Essen die Fächer Neuere/Neueste Geschichte und Anglophone Studies. Während ihres Studiums beschäftigte sie sich vor allem mit dem Thema der Nationsbildung europäischer Völker, dem Phänomen des Nationalismus und mit der Geschichte der europäischen Integration.

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