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Geschichte


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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 06.2010
AuflagenNr.: 1
Seiten: 118
Abb.: 131
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die Arbeit gliedert sich in drei Teile, die in ihrer Reihenfolge wie Kettenglieder aufeinander aufbauen. Im ersten Teil des Buches geht es um die Bestandsaufnahme der Entwicklungsgeschichte Velletris. Es wird dem Leser ein Grundwissen über die naturräumliche Situation der Stadt und die geschichtliche Entwicklung der gesamten Region vermittelt. Diese reicht vom Paläolithikum bis zur Neuzeit. Archäologische Funde sowie Materialkonzentrationen werden in Betracht genommen und als Anhaltspunkt für eine Rekonstruktion der unterschiedlichen Ausdehnungsphasen der Stadt benutzt. Im zweiten Teil werden die Ergebnisse aus der Bestandsaufnahme diskutiert. Dort wird ein Vorschlag für die mögliche Besiedlung des Gebietes der Stadt Velletri’s vom Paläolithikum bis zur Eisenzeit gemacht. Desweiteren wird die Frage der Stadtgründung erarbeitet: Wurde die Stadt von Velletri von den Römern oder von den Volsci gegründet? Daran schließt sich eine Untersuchung der Siedlungskontinuität an. Untersucht werden dort öffentliche Bauten und Kirchen, da diese für die Ausdehnung der Stadt sowie die Lage der Hauptverkehrsstraßen ausschlaggebend sind. Im dritten Teil geht es um den Versuch der Bearbeitung aller zusammengetragenen Fakten. Es geht um die Untersuchung von Parzellen- und Blockgrößen, Haustypologien und Konstruktionsmethoden, sowie verwendete Materialien. Es werden Beispiele ausgewählt, die sich in den vorrömischen, römischen, mittelalterlichen und neuzeitlichen Stadtgebieten befinden. Es wird im Buch diskutiert, ob in allen Stadtteilen, die zu unterschiedlichen Zeiten entstanden sind, sich gleiche Haustypen und Konstruktionstechniken erkennen lassen. Zusammen mit der baulichen Untersuchung werden auch Ausbaudetails wie Fenster, Türen, Decken und Mauerarten in Betracht genommen, die zur Datierung der Bauwerke verhelfen können.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.2, Vorrömische Zeit (7. Jh. v. Chr. – 4. Jh. v. Chr.): Im folgenden Kapitel soll die Fragestellung etwas näher erläutert werden, seit welchem Zeitpunkt wir in Velletri von Stadt sprechen können. Wer waren die Stadtgründer? Welche Ausdehnung wies die Stadt auf? Im Kapitel 2.2 kamen als mögliche Stadtgründer Latiner, Volsker und Etrusker in Frage. Die Analyse der Bräuche der Feuerbestattung und Beerdigung stellt sich für die Chronologie der in Velletri anzutreffenden Bevölkerungen als sehr hilfsreich dar. Aus archäologischen Zeugnissen und antiken Schriftquellen ist bekannt, dass die Latiner im Gegensatz zu den Volskern ihre Toten verbrannt und deren Asche in Urnen bestattet haben. Die Volsker beerdigten ihre Toten lediglich. Im Gebiet um die Stadt Velletri’s lassen sich Feuerbestattungen bis zum 7. bzw. 6. Jh. v. Chr. nachweisen. Danach findet man meist Grundkörperbestattungen. Also könnte das 7.-6- Jh. v. Chr. mit dem Kommen der Volsci übereinstimmen, die nach den Latinern dort anzutreffen sind. Coarelli spricht von einer wahrscheinlich kompletten Ausbreitung der Volsci erst im 4. Jh. v. Chr. Ein letzter wichtiger Aspekt, der unbedingt in Betracht genommen werden soll ist die mögliche Gründung unter den Etruskern. In diesem Zusammenhang sind die Analyse und der Vergleich des sog. Volskertempels in Velletri mit drei weiteren Tempeln, die unter den Etruskern gegründet wurden, von Bedeutung. Analyse und Vergleiche mit Satricum, Veio und dem Tempel von Omobono in Rom: Die Tempel werden dort nur grob vorgestellt. Es sollen stilistische Einflüsse sowie typologische Ähnlichkeiten dieser Bauten untereinander gezeigt werden. Daher beschränkt sich die Baubeschreibung nur auf wenige Details, die für eine Schlussfolgerung aussagekräftig sein können. Der interessierte Leser kann diese Themen unter der jeweils angegebenen Literatur nachschlagen. Die Suche nach vergleichbaren Tempelbauten zum Volskertempel in Velletri führt sehr schnell zum etrusko-italischen Tempel von Omobono in Rom, da dieser sowohl vom Aufbau als auch von den Dimensionen sehr ähnlich ist. Ein Vergleich der Marmorverkleidungen aus dem 6. Jh. v. Chr. die am Tempel in Velletri gefunden wurden zeigen dabei ebenfalls Ähnlichkeiten zum Tempel von Omobono. Insbesondere zeigt die Darstellung eines Wagenrennens auf einer dieser Platten starke Parallelen mit einer Tympanonplatte von Omobono. Weitere Vergleiche lassen sich zum Tempel der Stadt Satricum (Borgo le Ferriere) ziehen, die 488 v. Chr. von den Volsci erobert wurde. Es ist aus der Literatur bekannt, dass die Stadt von Satricum einen großen stilistischen Einfluss der etruskischen Kultur erlebte. Satricum liegt an der Kreuzung zweier wichtiger archaischer Verkehrswege, der Strasse Antium - Velletri – Palestrina. Dies ist ein Anzeichen dafür, dass besonders diese Städte Beziehungen miteinander pflegten und dass es hier einen kulturellen Austausch gab. Neben dem Grundriss lassen sich zwei Verkleidungsplatten und zwei Antefixe aus Velletri und Satricum vergleichen und zeigen zahlreiche stilistische Gemeinsamkeiten. Ein letzter zu nennender Vergleich findet sich im Tempel von Veio, in einer der größten etruskischen Städte Süditaliens. Diesem Tempel werden zwei Bauphasen zugewiesen, die in die Mitte und gegen Ende des 6. Jh. datieren werden. Die Liste der Vergleiche lässt beim derzeitigen Stand der Grabungen noch keine genaueren Aussagen zur stilistischen Entwicklung des Tempels von Velletri zu, sie unterstützen jedoch die zeitliche Einordnung in das 7. oder 6. Jh. v. Chr. Wie bereits erläutert, ist anzunehmen, dass die Volsker zu dieser Zeit in Velletri anzutreffen sind. Wenn dies der Fall ist, kann der Tempel ihnen zugeschrieben werden. Allerdings ist der deutliche kulturelle Einfluss durch die Etrusker offenbar. Dieser kann auch in Satricum beobachtet werden, als die Stadt von den Volskern besetzt war und hier ebenfalls etrusko-italische Kunsteinflüsse deutlich spürbar blieben. Jedoch ist eine Gründung Velletri’s unter den Etruskern auszuschließen, da außer der stilistischen Kunsteinflüsse und der Ähnlichkeit, die der Name Velhatri mit etruskischen Stadtnamen aufweist, nirgendwo eine Verbindung zwischen der Stadt Velletri und den Etruskern belegt ist. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Velletri vermutlich unter den Latinern (wenn nicht schon vorher) gegründet worden ist, die vor den Volsci in Velletri anzutreffen sind. Wahrscheinlich ist aber von der Existenz einer Stadt erst mit dem Bau des Tempels unter den Volsci zu sprechen, der einen starken stilistischen Einfluss der etruskischen Kultur erlebt. Die heftigen Auseinandersetzungen der Volsker mit den Römern macht es ebenfalls wahrscheinlich, dass Velletri zu dieser Zeit bereits befestigt worden ist, indem die Stadt mit einer Mauer umschlossen worden ist. Aus Zwecken der Verteidigung ist eine Ausbreitung der Stadt auf dem Hügel von Velletri von Anfang an zu postulieren. Zugänge zur Stadt sind im Norden und Süden anzunehmen, da die nachgewiesenen Straßen von Norden und Süden nach Velletri führen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist die Ausdehnung zu dieser Zeit nicht sehr groß gewesen. Bei der Betrachtung des aktuellen Stadtplans fällt auf, dass die Via Velletrano, die Via della Repubblica und die Via dei Lauri die einzigen Straßen in der gesamten Stadt sind, die der Topographie folgend einen halbrunden Verlauf aufweisen. Dies ist keine moderne Straßenentwicklung, da diese Beobachtung sich schon auf älteren Karten deutlich macht. Natürlich hängt dies bei der Via Velletrano mit dem Verlauf der Topographie zusammen, jedoch ist sie ein möglicher Ort für die Annahme einer Stadtmauer, da dieser als höchster Punkt der Stadt aus strategischen Gründen sicherlich innerhalb der Stadtmauer lag. Dass sich der höchste Punkt der Stadt innerhalb der Mauer befindet, ist kein isolierter Fakt, da wir dieses Phänomen bei antiken Städten oft beobachten. Man verhindert damit, dass der Angreifer einen erhöhten Standpunkt gegenüber den Befestigungsanlagen einnehmen kann und damit eine günstigere Schussposition auf und hinter die Stadtmauer besitzt. Stutzig macht der weitere Verlauf in Richtung der Via della Repubblica, da sie ebenfalls einen halbrunden Verlauf aufweist, der dieses Mal nicht der Topografie folgt, sondern den Hang hinunterläuft. Diese Art der Straßenführung taucht als solche kein zweites Mal in der Stadt auf und bildet die Fortsetzung der Via Velletrano, so dass sie eine mögliche Mauerflucht der Verteidigungsanlagen nachzeichnen könnte. Eine analoge Schlussfolgerung kann man auf die Via del Lauri übertragen. Natürlich kann man diese Beobachtung nicht im Allgemeinen auf Stadtmauern anwenden, jedoch könnten sie ein wichtiger Hinweis für eine mögliche Stadtausdehnung bzw. einen Stadtmauerverlauf für die Stadt Velletri sein. Auch verwundert die Lage des Tempels im tiefer gelegenen Teil der Stadt nicht. Der Tempel in Velletri befand sich sehr wahrscheinlich innerhalb der Stadtmauer. Betrachtet man den Tempel in Satricum, so ist es auch für Velletri nicht unwahrscheinlich, dass die Stadtgrenze etwas südlich davon, der Topografie folgend, verlaufen ist. Wenn der Mauerverlauf so angenommen wird, lag auch der Tempel aus dem 6.-2. Jh. v. Chr. auf der Piazza del Comune innerhalb der Befestigung an einer hoch gelegenen Lage. Somit entsteht ein erstes mögliches Bild der Größe der Ansiedlung. Sehr wahrscheinlich wird die Stadtmauer keinen so regelmäßigen Verlauf gehabt haben, um bestimmte topographische Bereiche ein- oder auszuschließen, jedoch sind das wichtige Beobachtungen, die für die spätere Weiterentwicklung der Stadt von Bedeutung sind. Wenn man die hypothetische Rekonstruktion der Strassen im Umland von Velletri beobachtet, kann man wichtige Schlussfolgerungen daraus ziehen. Wie bereits oben erwähnt war die Stadt mit Satricum, Nemi, Lariano und Palestrina verbunden. Daraus folgend ist ein Stadteingang im Norden und Süden auf der Verlängerung dieser Strassen stark anzunehmen. Diese zogen sich wahrscheinlich bis zum höchsten Punkt der Stadt weiter. Weiterhin ist anzunehmen, dass die Strassen im Westen Richtung Lanuvio und Osten Richtung Cori, Norma und Sezze geführt haben. Aufgrund der wenigen Quellen und Funde kann ein Straßenverlauf innerhalb der Stadt nicht genauer wiedergegeben werden.

Über den Autor

Griesi Elettra, Dipl. Ing. der Architektur, wurde 1978 in Italien geboren. Das Studium der Architektur an der RWTH Aachen wurde mit einer wissenschaftlichen Forschungsarbeit im Jahre 2008 mit dem akademischen Grad Dipl. Ing. erfolgreich abgeschlossen. Bereits während des Studiums sammelte die Autorin zahlreiche Erfahrungen im Bereich der Bauforschung, Denkmalerhaltung und Bauen im Bestand. Um das theoretische Wissen praktisch auszubauen, arbeitete die Autorin als Tutorin am Lehrstuhl für Baugeschichte, RWTH Aachen, nahm an zahlreichen Bauforschungsarbeiten in Deutschland, Italien, Griechenland und Jordanien teil, sowohl im Rahmen von Bauaufnahmekampagnen als auch bei archäologischen Ausgrabungsarbeiten, die von der RWTH Aachen, der FU Berlin und dem Deutschen Archäologischen Institut durchgeführt und geleitet wurden. Bereits während des Studiums entwickelte die Autorin ein besonderes Interesse an der Forschung über Transformationen und Entwicklung von römischen Städten. Dies veranlasste sie, die städtebauliche Entwicklung sowie die Haustypologie und Konstruktionsmethoden am Beispiel der Stadt von Velletri (Italien) von der römischen Zeit bis zu den heutigen Tagen zu forschen.

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