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  • Studienreisen als Weiterbildungsmöglichkeiten für den Bestatterberuf. Religiöser, kirchlicher und spiritueller Tourismus

Pädagogik & Soziales


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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 03.2022
AuflagenNr.: 1
Seiten: 104
Abb.: 60
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Das Bestattungswesen in Deutschland befindet sich in einem Wandel. Die Trends der Digitalisierung und Individualisierung erfordern eine hohe Anpassungsfähigkeit von Bestatterinnen und Bestattern. Es gibt nicht nur eine Fülle an Bestattungsmöglichkeiten, aus denen Kundinnen und Kunden auswählen können. Es gibt auch einen erhöhten Bedarf an Beratung und Betreuung sowie Kommunikation. Ein weiterer Trend ist das Lebenslange Lernen. Menschen lassen sich nach einem erfolgreichen ersten Bildungsweg zunehmend umschulen, um in neuen Berufsfeldern aktiv werden zu können. Der Beruf der Bestatterin bzw. des Bestatters nimmt hierbei eine Sonderposition ein. Nicht nur, dass ein Großteil der Berufstätigen im Familienbetrieb ausgebildet wurde, es erfolgt auch verstärkt eine Professionalisierung des Berufs ausgehend von anerkannten Ausbildungsplänen bis hin zur Meisterschule. Innerhalb der Berufspädagogik, der Erwachsenenpädagogik und der Weiterbildungspädagogik existieren zahlreiche Modelle und Methoden für das Fordern und Fördern berufsspezifischer Kompetenzen bei den Lernenden. Studienreisen stellen eine spezifische Methode des Unterrichts dar. In der Aus- und Weiterbildung von Bestatterinnen und Bestattern scheint diese Methode noch nicht etabliert zu sein. Diese Studie soll aufzeigen, wie Weiterbildung in Form von Studienreisen auf diesem Gebiet funktionieren kann.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.3, Kultur und Tradition der Bestattung: Einen hohen Stellenwert im Bestattungswesen nehmen die Formen der Bestattung ein. In westlichen Kulturkreisen dominiert die Erdbestattung, weshalb auch von Beerdigung gesprochen wird. Allerdings haben sich im Laufe der Zeit auch andere Formen entwickelt. Die Feuerbestattung ist die wohl bekannteste Form. Will man von Kultur und Tradition der Bestattung sprechen, müssen auch Menschen- und Weltbilder berücksichtigt werden, innerhalb derer Leben und Tod auf spezifische Weise interpretiert werden. Auch Raumvorstellungen kommen hier zum Tragen, denn immerhin geht es bei der Bestattung um eine Stätte und damit letztlich um räumliche Vorstellungswelten. Wolfgang Stöcker (2006, S. 121 ff.) konnte mit seiner Untersuchung exemplarisch für das Rheinland feststellen, dass eine Transformation von Bestattung und Friedhofskultur erfolgt, wenn sich auch die Gesellschaft als Ganzes verändert. Bei einer Urbanisierung, also bei einer Entwicklung von einem Dorf hin zu einer Stadt, konnte Stöcker am Beispiel des Laurentius-Friedhofs in Bergisch Gladbach erkennen, dass Siedlungsstruktur und Lebensweise auch die Friedhofssituation determinieren. Begräbnisregelungen, Friedhofsordnungen, Friedhofsarchitektur und Totenbräuche entsprechen den jeweiligen Rahmenbedingungen der Gesellschaft (ebd.). Gegenwärtig verliert die konventionelle Bestattungsform, also die Beerdigung auf einem Friedhof mit markierter Stätte, an Bedeutung. Es kommt innerhalb der Bestattungskultur zu diversen Trends, die kaum noch mit der christlich tradierten Sterbe- und Totenkultur zusammenhängen, was wiederum auch mit einem veränderten Verständnis von Leben und Tod zusammenhängt. Dazu gehört auch die Vorstellung vom verborgenen Tod , was gerade bei Verbrennungen der Fall ist. Das Krematorium, der technische Ort der Bestattung, ist selten das Ziel von Trauergästen und ermöglicht ihnen eine Distanzierung vom Tod. Das Einäschern erfolgt sozusagen hinter verschlossenen Türen . 40 % der deutschen Toten werden verbrannt (vgl. Fischer 2008, S. 42). Bestattungsrituale befinden sich in einem Wandel. War es früher üblich, dass die Verstorbenen zuhause gereinigt und aufgebahrt worden, so ist es heute teilweise Gang und Gäbe, dass die Verwandten den verstorbenen Menschen gar nicht mehr sehen. Der obige Hinweis auf den verborgenen Tod bestätigt dies einmal mehr. Hinzu kommt der über das Individuum hinausgehende Trend des demografischen Wandels. Dieser müsste eigentlich zu einer Hochkonjunktur von Friedhöfen beitragen. Doch es vollzieht sich ein umgekehrt proportionaler Wandel: Städte verkleinern die Begräbnisstätten, wandeln sie in Parkanlagen oder Tierfriedhöfe um (vgl. Klie 2007, S. 7). Trotz hoher Sterberaten nehmen Erdbestattungen ab und die Pluralisierung hat die monotone und kommunal verwaltete Kultur der Reihengräber eingeholt, wenn nicht gar schon abgelöst. Klies (ebd.) konnte 21 unterschiedliche Bestattungsformen in westlichen Industrienationen ermitteln. Alternative Bestattungsarten gewinnen zunehmend das Interesse in der Bevölkerung. Kulturell zeigt sich als größer Trend eine Hinwendung zu ökologischen oder naturreligiösen Phänomenen: kompostierbare Urnen, Friedwälder, Baumbestattungen und damit einher auch ein gewisses Auferstehungsverständnis prägen die Entscheidung des Individuums. Gerade bei Baumbestattungen findet eine Verzahnung von Auferstehung und Biologie statt: Der Mensch stellt sich vor, mit seiner Asche den Baum mit Nährstoffen zu versorgen und so Teil des Baums zu werden. Auferstehung wird hier als biologischer Stoffwechselzyklus interpretiert (vgl. Klie 2007, S. 8). Weiterhin gibt es den Trend der Mobilität: Stationäre Begräbnisstätten verlieren an Bedeutung zugunsten mobiler Möglichkeiten wie etwa das Verstreuen der Asche eines Verstorbenen in Luft oder Wasser (ebd.). Das wirkt sich auch auf den Beruf der Bestatterinnen und Bestatter aus, die hier angehalten sind, nicht nur entsprechende Angebote bereitzuhalten, sondern auch die Angehörigen über juristische Grenzen und Möglichkeiten zu informieren. Nur weil es nach Klie 21 Bestattungsformen gibt, heißt das nicht, dass alle auch erlaubt sind.

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