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Geschichte


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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 05.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 116
Abb.: 61
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Auf den öffentlichen Monumenten der römischen Kaiserzeit, die mit Reliefs geschmückt sind, finden sich ca. 30 Szenen mit Darstellungen von Militärmusikern. Allein die römischen Triumphalsäulen des Traian und des Marcus Aurelius vereinigen über die Hälfte davon. Die Militärmusiker repräsentieren dabei das römische Heer in seiner Gesamtheit, betonen die römischen Tugenden von Kaiser und Heer und demonstrieren die technische und organisatorische Überlegenheit des römischen Militärs gegenüber den wilden Barbaren . Dazu werden in einem ersten großen Abschnitt die Musiker des römischen Heeres vorgestellt, welche Stellungen und Aufgaben sie innerhalb der Armee innehatten und welche Musikinstrumente zum Einsatz kamen. Anschließend sollen die Militärmusikerdarstellungen auf der Traians- und der Marcussäule genauer untersucht werden. . Nach einer Beschreibung der Szenen, in denen sie vorkommen, folgt eine Interpretation der Bildthemen und ihrer Bedeutung innerhalb der kaiserlichen Repräsentationskunst. Ferner wird die Ikonographie der Musiker und ihrer Musikinstrumente unter verschiedenen Blickwinkeln wie Haltung und Form der Instrumente, sowie Bekleidung und Aktivität der Musiker untersucht.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2, Bildthemen der Szenen mit Musikern: Die Bildthemen der Szenen, in den auf der Traians- und der Marcussäule Militärmusiker dargestellt werden, lassen sich grob in drei Kategorien einteilen. Zum einen ist da das Kriegsgeschehen wie Marsch und Kampf, des Weiteren der Empfang von Gesandten und Unterwürfigen vor dem Kaiser und nicht zuletzt das Opfer. Diese Themen sind sicherlich nicht rein zufällig gewählt, sondern es steht dahinter eine bestimmte ideologische Aussageabsicht, verbunden mit den Wertbegriffen, die einen guten Römer, Soldaten oder Kaiser ausmachen. Im Folgenden sollen diese Bildthemen und die mit ihnen konnotierten Wertvorstellungen genauer betrachtet und herausgestellt werden, inwieweit die Musiker die Aussagen der Szenen unterstützen. Die Fortbewegung des Heeres, sei es die Überquerung eines Flusses oder das Marschieren im Gelände, wird auf der Traianssäule in 30 und auf der Marcussäule in 28 Szenen dargestellt. Auf beiden Säulen tauchen jedoch nur auf vier dieser Szenen Musiker auf, und immer sind es cornicines. Den literarischen Quellen zufolge marschierten die tubicines an der Spitze des Zuges und die cornicines bei den Standartenträgern, doch fehlen die tubicines in den Marschszenen auf den Säulen völlig. Sowohl auf der Traians- als auch auf der Marcussäule sind die ersten Szenen, auf denen das Heer in seiner Gesamtheit vorkommt, Marschszenen, genauer die Überquerung der Donau als die Grenze zwischen dem Römischen Reich und dem dahinter liegenden Barbaricum. Mit diesen Szenen werden einerseits die Hauptakteure der Friese - das Römische Heer, der Kaiser - dem Betrachter vorgestellt, andererseits auch wichtige Wertbegriffe veranschaulicht. Die profectio wird mit dem Begriff der virtus, soldatische Tapferkeit und Tugend, in Verbindung gebracht. So findet sich z.B. auf einem Sesterz des Marcus Aurelius neben der Legende [VI]RTVS AVG eine Darstellung, wie der Kaiser sein Heer über einen Fluss führt. Weiterhin geht es hier um die disciplina exercitus, ausgedrückt durch die in Reih und Glied marschierenden Soldaten. Auch die technische und organisatorische Überlegenheit der römischen Armee wird hier bereits demonstriert, ist der Bau einer Brücke doch ein Akt genauer Planung und exakten Wissens um Statik und Konstruktionsmechanismen. Solch eine profectio über die Donaugrenze wird auf der Traianssäule dreimal gezeigt (Szenen III-VII, XLVIII-L und CI-CIII), jeweils zu Beginn eines neuen Feldzuges. Es werden dabei immer die römischen Legionäre und Prätorianer sowie die Reiterei dargestellt, jedoch nie die Hilfstruppen, welche aber selbstverständlich auch mit dabei waren. Dies lässt vermuten, dass man diesen Hilfssoldaten die oben genannten Tugenden, besonders die Disziplin und das Fachwissen, nicht zugestand und nur die römisch Elite gezeigt werden sollte. Auch der Aufbau der Szene folgt demselben Schema: die römische Armee betritt durch ein Tor schreitend eine Schiffsbrücke, die Reiterei vorneweg und hinten die einfachen Soldaten. Die drei profectio-Abschnitte unterscheiden sich vor allem in der Darstellung der Standartenträger und Musiker. Sind in der ersten Flussüberquerung noch die verschiedenen zur römischen Armee gehörenden Feldzeichen und zwei cornicines mit ihren Instrumenten sehr detailreich dargestellt (Szene V), sind in Szene XLVIII schon nur noch die Standartenträger sicher zu identifizieren, Musiker gibt es auf den ersten Blick nicht. Eine Person (Koeppel Nr. 17) mit Tierfellkopfbedeckung könnte einen Musiker darstellen, doch fehlt ihm ein entsprechendes Attribut. In der letzten profectio-Darstellung auf der Traianssäule schließlich sind in der den Fluss überquerenden Gruppe weder Standartenträger noch Musiker wiedergegeben, diese befinden sich bereits in der Heeresgruppe, welche die Ankommenden erwartet (Szene CII). Auf der Marcussäule stellen die Szenen III und LXXVIII eine profectio dar. Das Bild ist ähnlich wie auf der Traianssäule, das Heer betritt geordnet eine Schiffsbrücke durch ein Tor. Auch hier tauchen die Musiker nur in der ersten Szene auf, in der zweiten fehlen sie. Bei den Heeresbewegungen innerhalb des Feindeslandes sind neben den römischen Soldaten auch die regulären und irregulären Hilfstruppen zu sehen, wodurch das römische Heer in seiner ganzen Breite und Macht demonstriert wird. Besonders eindrucksvoll ist dies in Szene CVIII der Traianssäule geschehen. Hier werden reguläre und irreguläre Auxiliartruppen, Bogenschützen, römische Legionäre, Offiziere, Standartenträger und Musiker vorgestellt, Hilfstruppen und Römer deutlich voneinander getrennt. Selbstverständlich kann nicht jeder einzelne Soldat abgebildet werden, sondern die Dargestellten stehen stellvertretend für ihre Einheit. Es fehlen lediglich die equites. Musikanten kommen auf der Traianssäule weiterhin in den Marschszenen XXVI (1x), CVI (3x) und CVIII (2x) vor. Ebenso wie ihre Anzahl schwankt auch ihr Platz innerhalb des Zuges. Die schwierige Flussdurchwatung der Szene XXVI scheint die Einhaltung der Marschordnung nicht möglich zu machen, hier befinden sich die Standartenträger zwar noch zusammen und vor den Soldaten, doch ist der Musiker hinter sie und inmitten der Soldaten geraten. Szene CVI zeigt sie zwischen den Offizieren und den Standartenträgern, und in der Szene CVIII stehen sie ganz vorn vor dem Kaiser, um diesen anzukündigen. In den meisten Marschszenen fehlen sie jedoch ganz. Auf der Marcussäule sind es noch die Szenen XXX, XXXIII und XXXVII, die Musiker beim Marschieren zeigen. Hier ist jeweils ein cornicen zu sehen, der hinter den Standartenträgern läuft, insofern letztere überhaupt vorhanden sind. Doch in der Mehrzahl der Marschszenen fehlen die Musiker ganz. Dies alles lässt darauf schließen, dass Musiker und Standartenträger lediglich bei der Demonstration von Macht und Stärke des Heeres als Gesamtheit wichtig, jedoch nicht zwingend notwendig sind, für die verschiedenen Wertbegriffe in den Marschszenen spielen sie keine Rolle. Natürlich müssen auch sie sich der disciplina und der virtus unterordnen, wenn sie mitmarschieren, doch sind sie für die Veranschaulichung der Tugenden nicht von Belang. Dabei reicht es auch, nur cornicines stellvertretend für alle Musiker auflaufen zu lassen, deren Instrumente wegen der markanten, über den Kopf ragenden Form für den Betrachter leichter zu erfassen sind, als die geraden tubae, die leicht von den anderen Soldaten verdeckt und somit nicht mehr als solche erkannt werden können. Am zweithäufigsten kommen auf beiden Säulen die Schlacht- und Kampfszenen vor, auf der Säule des Traian sind es insgesamt 22 und auf der Marcussäule 27. Doch in beiden Fällen ist es nur eine Szene, in der auch Musiker dargestellt sind. So befinden sich in der Szene XL der Traianssäule zwei cornicines, und die Szene IC der Marcussäule zeigt einen tubicen. Das Grundschema der Schlachtszenen ist auf beiden Säulen gleich: Die gut ausgerüsteten und aufgestellten Römer mit verschiedenen Kampfgruppen wie Fußsoldaten, Reiterei und Auxiliaren gehen gegenüber den zahlenmäßig und kämpferisch unterlegenen Barbaren stets als Sieger hervor. Auch hier wird somit die technische und organisatorische Überlegenheit der Römer demonstriert. Das erfolgreiche Zusammenwirken mehrerer Truppengattungen veranschaulicht zudem die disciplina exercitus. Denn nur wenn jeder einzelne Soldat den Befehlen seines Vorgesetzten gemäß handelt, kann aus einem Haufen Kämpfer, wie die Barbaren dargestellt werden, eine geordnete und schlagkräftige Kampfgruppe entstehen, als welche die Römer erscheinen. Nur einmal werden auch verwundete römische Soldaten gezeigt (Szene XL der Traianssäule). Dass dies nicht der Realität entsprach und rein propagandistisch aufzufassen ist, zeigt auch der Vergleich mit den erhaltenen antiken Berichten. So erfährt man bei Cassius Dio über die Dakerkriege des Traian, dass es durchaus starke Verluste auch auf Seiten der Römer gegeben hat. Der Kaiser steht in der Regel in den Kampfszenen zusammen mit Begleitern ein wenig abseits des Geschehens, dieses von außen leitend. Ein gutes Beispiel ist die Szene XXIV der Traianssäule: Traian steht in Feldherrentracht vor einem Lager, den Blick auf das Kampfgeschehen rechts von ihm gewendet, von wo aus ihm bereits einige abgeschlagene Köpfe der Feinde präsentiert werden. Sein linker Arm weist auf weitere Einheiten, die von links herankommen. Mit einem Wink seiner Hand kann er diese Truppen als Verstärkung in die Schlacht schicken. Dadurch hält er sich selber aus dem aktiven Kampfgeschehen heraus, um den Überblick und damit die sichere Führung zu gewährleisten. Dieses Verhalten gehört zu den Wertvorstellungen gegenüber einem erfolgreichen Feldherrn, zu denen unter anderem die virtus Augusti gehört, aus welcher dann erst die victoria Augusti hervorgehen kann.

Über den Autor

Jana Sperling wurde 1983 in Altenburg (Thüringen) geboren. Ihr Studium der Klassischen Archäologie an der Freien Universität in Berlin schloss die Autorin im Jahre 2015 mit dem akademischen Grad Master of Arts erfolgreich ab. In ihrer Freizeit musiziert sie in einem Blasorchester. Die Verbindung ihrer beiden Leidenschaften – die Musik und die Römische Antike – inspirierten sie zu dem Thema des vorliegenden Buches.

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