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Geschichte


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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 02.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 128
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Noch heute, über 800 Jahre nach ihrer Entstehung, kennt jeder die abenteuerlichen Erzählungen um König Artus und seine Ritter der Tafelrunde und die tragische Liebesgeschichte von Tristan und Isolde. Was heute fast nur noch Germanisten wissen ist hingegen, dass in der Entstehungszeit beider Erzähltraditionen im Hochmittelalter ihre Beziehung zueinander heftig diskutiert war. Tatsächlich gab es Dichter, die beide als der gleichen Welt angehörig sahen, und solche, die Tristan- und Artuswelt als zwei getrennte betrachteten. Immer aber war die Beziehung zwischen Tristanstoff, in dem die alle gesellschaftlichen Grenzen sprengende Liebe zwischen Mann und Frau im Zentrum steht, und Artusstoff, in dem die unbedingte Loyalität zwischen Rittern thematisiert wird, eine problematische. Diese Studie befasst sich mit der Frage danach, inwieweit die Dichter der mittelhochdeutschen Tristanfassungen die Welt um Artus und seinen Hofstaat in ihre Romane mit einbezogen und in welche Beziehung sie beide setzten. Untersuchungsebenen sind sowohl die Erzählwelt als auch die Struktur. Es geht um die Fragen, wie der Name Artus eingesetzt wird, ob und wie Artus und Tristan der gleichen Erzählwelt angehören, inwieweit diese Welten als historisch real angesehen wurden, aber auch darum, welche Parallelen zwischen Figuren aus beiden Traditionen bestehen und wo eine Auseinandersetzung mit der Handlungsstruktur der Artusromane erfolgt. Untersucht werden die Tristandichtungen Eilharts von Oberge, Gottfrieds von Straßburg, sowie die Gottfried-Fortsetzung von Heinrich von Freiberg. Tauchen bei Eilhart und Heinrich Artus und sein Hof als Teil der Handlung auf, grenzt gerade Gottfried sich stark von jeder Verbindung zwischen beiden Stoffen ab. Als Bezugspunkte dienen die sog. klassischen Artusromane Hartmanns von Aue und Wolframs von Eschenbach, sowie gelegentlich die französischen Tristanfassungen Berouls und Thomas‘ von Britannien.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2, Artus und sein Hof: Bei Eilhart und Heinrich bleibt es nicht bei einer Nennung Artus’, sondern er und sein Hof tauchen auch konkret auf, Artus wird somit zu einem Teil der Erzählwelt. Tristan gerät an den Artushof, verbringt dort eine Zeit und gelangt schließlich durch die Vermittlung Gawains zusammen mit dem Artushof zu Marke. Dort findet ein Wiedersehensabenteuer mit Isolde, die Wolfsfallenepisode, statt, nach der sich Tristan wieder vom Artushof trennt. Dieses Kapitel übernimmt die von den Dichtern gemachte Zweiteilung in eine Zeit Tristans am Artushof und eine Zeit Tristans mit dem Artushof am Markehof, da beide einen ganz eigenen Charakter haben. Vorweg sei noch gesagt, dass trotz aller gebotenen Vorsicht bei Quellenzuweisungen mit ziemlicher Sicherheit davon ausgegangen werden kann, dass Heinrich Eilharts Artusepisode kannte. Er hat sich deutlich auf diese bezogen, aber ebenso offensichtlich eigene Änderungen vorgenommen, die der Umsetzung seiner von Eilhart oft abweichenden Erzählabsichten dienen. 2.1, Tristan am Artushof: Eilharts Tristan führt es nach seiner endgültigen Verbannung aus Cornwall und vor seiner Begegnung mit Isolde Weißhand an den Artushof. Auch wenn es heißt: ‘wann mit Kurnewal / rait der edel wygand / in Britania daß land’ scheint es doch beinahe Zufall zu sein, dass Tristan gerade an den Artushof gelangt, so als hätte dieser eben in der Nähe gelegen. Eine Motivation dafür, dass er sich zu Artus begibt, wird Tristan zumindest nicht gegeben. Artus erscheint als ein König unter mehreren, an deren Höfen sich Tristan auf seiner Suche nach Beschäftigung eine Zeit lang aufhält. So wie er zu dem König von Ganoje gelangt, eine Weile dort bleibt und dann auf Nimmerwiedersehen davon reitet, so gelangt er zu Artus, wird dort eine Weile bleiben und dann auf Nimmerwiedersehen davon reiten. Und hätte er anschließend bei König Havelin nicht Isolde Weißhand getroffen, hätte sich dort das Schema vermutlich auch wiederholt. Diese Reihung in sich abgeschlossener, paralleler Episoden hat McDonald dazu geführt, Eilharts Artusepisode als eine Âventiure Tristans zu verstehen. Schultz, auf den sich auch McDonald beruft, stellt fest, dass die Artusepisode bei Eilhart tatsächlich den Beginn einer für den Artusroman typischen Aneinanderreihung von Episoden bildet, die wenig Verbindung miteinander haben und weitgehend austauschbar sind. Dennoch darf an dieser Stelle nicht vergessen werden, dass die Artusepisode eine der längsten dieser Episoden bildet und für das Verständnis von Eilharts ‘Tristrant’ besonders wichtig ist, weil sie eine Bewertung der Verhaltensweisen des Markehofes anhand des Vergleichs mit dem Artushof möglich macht. Bei Gottfried findet sich genau an der Stelle, wo es Eilharts Tristan an den Artushof verschlägt, eine Bemerkung darüber, dass Tristan in seiner Zeit im Exil allerlei Taten begeht über die viel fabuliert wird, obwohl es schon reichlich aufwendig ist, nur die Wahrheit davon zu erzählen: ‘wan sollte ich alle sîne tât. die man von ime geschriben hât. rechen al besunder. des maeres würde ein wunder. die fabelen, die hier under sint. die sol ich werfen an den wint. mir ist doch mit der wârheit. ein michel arbeit ûf geleit’. Obwohl die Szene im Kontext von Tristans Aufenthalt in Deutschland steht, lässt doch sein expliziter Bezug auf alles, was über Tristan geschrieben steht, Glauchs Vermutung durchaus nahe liegend erscheinen, dass sich Gottfried hier (auch) von Eilharts Artusepisode abgrenzt. Diese würde demzufolge zu eben jenen Fabeln gehören, die er nicht beachten will, womit Gottfrieds Einstellung zur Verbindung von Artus- und Tristanwelt wieder einmal äußerst deutlich würde. Bei Heinrich ist Tristan bereits mit Isolde Weißhand verheiratet, bevor er an den Artushof zieht. Das liegt natürlich in erster Linie daran, dass er als Fortsetzer Gottfrieds Tristans Begegnung mit Isolde Weißhand nicht einfach wieder rückgängig machen kann, führt aber zum anderen dazu, dass Tristan unter ganz anderen Umständen an den Artushof gelangt: Er ist nicht der Ritter im Exil, der eine Beschäftigung sucht, sondern ein Ehemann, der die Erlaubnis seiner Frau hat, zu gehen (womit er in einer ähnlichen Situation wie Iwein ist) und er gelangt alles andere als zufällig an den Artushof, sondern wird angelockt durch die Kunde von der Tafelrunde. Die Aussage, dass er nicht im Exil ist, muss natürlich dahingehend relativiert werden, dass er natürlich immer noch im Exil von Cornwall und damit seiner Isolde lebt, der er sich ja durch seine Reise zum Artushof auch wieder zu nähern sucht (in Form gelebter hoher Minne).

Über den Autor

Daniela Bach, geb. 1984, teilt Muriel Rukeysers Überzeugung das Universum besteht aus Geschichten, nicht aus Atomen. Dieser Begeisterung für Geschichten jeder Art folgend studierte sie an der Universität Hamburg Germanistik, Anglistik und Mittelalterstudien. Sie schloss ihr Studium 2010 mit dem Magister ab. Schwerpunkt ihres Studiums war das Mittelalter unter literarischen und historischen Aspekten und besonders die Erzählungen um König Artus und seine Ritter der Tafelrunde. Im Rahmen dieses Interessengebiets entstand die vorliegende Studie. Seit 2011 arbeitet die Autorin als Lektorin für verschiedene Buchverlage.

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