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Geschichte

Anna – Elzbieta Piasecka

Wagner, Hitler, Mann: Wie ein Musiker zur Inspiration zweier Gegensätze wurde

ISBN: 978-3-95850-632-9

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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 10.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 104
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Der Gegenstand dieser Studie ist die Beleuchtung des Verhältnisses Thomas Manns und Adolf Hitlers zu Richard Wagner aus verschiedenen Aspekten. Dabei bietet diese Konstellation eine große Bandbreite an Betrachtungsweisen, da es nicht nur das Verhältnis Manns und Hitlers zu Wagner ist, das es zu beleuchten gilt, sondern auch die gespannte Situation zwischen den beiden Herren untereinander. Das Ziel dieser Ausarbeitung ist die Ergreifung der charakteristischen Punkte dieser außergewöhnlichen, sich um die Achse Wagner drehenden Konstellation, sowie die Darstellung der Entstehungsgründe des heutigen Bildes Wagners als eines genialen Musikers, dessen Werk jedoch wegen seiner Verbindung zu Hitler nicht ohne Bedenken bewundert werden kann und für viele eine Gewissensfrage darstellt. Dabei fällt das besondere Augenmerk nicht nur auf das Verhältnis Hitlers zu Wagner selbst, sondern auch auf das zu den Nachkommen des Musikers. Es wird erörtert, welche Rolle die Familie Wagner im Dritten Reich und für Hitler selbst gespielt hat.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3, Adolf Hitler und die Kunst: ‘Der Mann, der für den Holocaust verantwortlich war und Europa in einen verbrecherischen und verheerenden Krieg stürzte, besaß ein Sensorium für Malerei, und zwar durchaus für deren spezifische künstlerische Qualitäten’. Adolf Hitler, geboren am 20. April 1889 in Braunau am Inn – Tyrann, Verbrecher, Unmensch - so die kürzeste Charakteristik Hitlers. Es wurde schon so viel über Hitler als Staatsmann und Kriegsstifter geschrieben, dass dem kaum noch etwas hinzuzufügen sei. Alle kennen und die meisten hassen ihn. Über den Menschen in Hitler zu schreiben ist unpopulär, aber auch sehr schwierig, da es einen natürlichen inneren Widerstand in den Menschen weckt, weil seine schändlichen Taten alles andere überschatten. Seine künstlerische ‘Ader’ wird meistens in einem spöttischen Ton behandelt. Hitler wird als ein gescheiterter Möchtegern-Künstler gesehen, der seine Frustrationen an der ganzen Welt auslebte, indem er ganze Völker ausrotten und Nationen vernichten wollte. Es ist äußerst schwierig objektiv über den Mann zu schreiben, der Leid verursachte, das bis in die heutige Zeit hinein spürbar ist. Im Kontext der gesamten Untersuchung, nämlich des Verhältnisses zwischen drei Männern, von denen einer, Richard Wagner, die Achse bildet, ist Hitler aber aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Nicht die politische und kriegerische Tätigkeit Hitlers soll erörtert werden, sondern seine Einstellung zur Kunst und sein Verständnis dieser. Seine Vorliebe für die Malerei und die Musik ist dabei nicht als Gegendarstellung zu seinem verbrecherischen Wesen, sondern eher als eine parallel existierende Eigenschaft zu betrachten. Die gescheiterte Künstlerkarriere Hitlers gilt hierbei weder als Entschuldigung, noch als Begründung seiner späteren Taten, obwohl sich an dieser Stelle natürlich die Frage stellt, was passiert wäre, wenn Hitler nicht zweimal von der Wiener Kunstakademie abgelehnt worden wäre. Er selbst sah sich nicht als einen gescheiterten, sondern als einen ‘verkannten’ Künstler. Schon diese Tatsache mag einen Eindruck darüber vermitteln, wie seine Psyche konstruiert war - Hitler war davon überzeugt, ein Genie zu sein. Er folgte darin der Lehre Immanuel Kants und Arthur Schopenhauers, deren Ansicht nach nur ein Künstler ein Genie sein kann. Demzufolge sah sich Hitler insbesondere daher als Künstler, weil er sich als Genie sah. Die Kunst war dabei quasi ein Mittel zum Zweck (obwohl er paradoxer Weise genau dieses über die Politik sagte), obwohl ihm ein gewisses Zeichner-und Malertalent natürlich nicht abzusprechen ist. Er verdiente seinen Lebensunterhalt eine gewisse Zeit lang als Aquarellen-Maler (malte Postkarten nach) und versuchte sich auch als Zeichner und Architekt. Hitler hatte, als bester Zeichner seiner Schulklasse, damit gerechnet, von der Kunstakademie problemlos aufgenommen zu werden. So ist also anzunehmen, dass seine Absichten, sich der Kunst zu widmen schon aus frühester Zeit rührten. Erst nach der Ablehnung durch die Kunstakademie und die, in der Zwischenzeit aufgenommenen, politischen Lehren kam es bei ihm zur Entwicklung des Bildes eines ‘geniefeindlichen Akademikers’ und eines ‘geniefeindlichen Juden’ . Die spätere Entwicklung brachte eine Evolution in der Denkweise Hitlers - der Focus verschob sich vom Selbstbild eines genialen Künstler zu dem eines Kunstmäzens. Er besaß eine umfangreiche Kunstsammlung, die er auf jeden Fall der Nachwelt hinterlassen wollte und verstand sich als Kunstkenner. Bei seinem Besuch in Rom am 7.05.1938 (während eines Staatsbesuchs in Italien) besuchte Hitler alle möglichen Museen und Kunstgalerien. Während der genervte Gastgeber Mussolini es kaum abwarten konnte, sich wieder den `wichtigen Dingen des Lebens` zu widmen, stand Hitler lange vor jedem Bild und betrachtete dieses eindringlich. Begleitet wurde er dabei vom Pisaner Professor Bianchi Bandinelli. Dieser kritisierte, in seinem 1948 erschienen ‘Diario di unborghese’, die Betrachtungsweise der Bilder durch den Führer, da Letzterer die Gemälde nach Bildgegenstand, technischem Vermögen der Maler, Lebendigkeit der Farben und psychologischem Ausdruck beurteilte, die nach Ansicht des Professors eben die falschen Kriterien, im Gegensatz zum Stil und Zuschreibungsfragen, welche die richtigen gewesen wären. Und er war verwundert über die Aussage, die er immer wieder aus Hitlers Umfeld hörte ‘Unser Führer ist ein großer Künstler’. Hitler selbst sah sich als verkannten Künstler im Bereich der Malerei, da seine eigene Begabung, nach eigener Ansicht, in diese Richtung ging, seine Vorbilder und Lieblingskünstler waren auf diesem Feld Feuerbach und Böcklin - zum großen Teil wahrscheinlich deshalb, weil er in ihnen auch verkannte Künstler sah und eine Parallele zu sich selbst zog. Er tendierte oft dazu, Künstler zu bewundern, deren Lebensläufe Ähnlichkeiten mit seinem eigenen aufwiesen. Die Malerei war jedoch nicht das einzige Metier der Kunst, dem Hitlers Interesse galt, er war auch ein Bewunderer und Kenner der Musik Richard Wagners, in der er Inspirationen und Vorbilder fand. Unabhängig davon, ob man die Malerei oder die Musik betrachtet, zeichnet die Vorlieben Hitlers eins aus: sie wurden im Dritten Reich zur Vorgabe, ‘sich diesem Geschmack unterzuordnen oder zu widersetzen war […] gleichbedeutend mit Machtgewinn oder Machtverlust’. Hitler hatte bereits als Kind den Entschluss gefasst, Künstler zu werden. Sein Vater war dagegen, wobei seine Mutter den jungen Hitler in seinem Entschluss unterstützte. Der spätere Führer hatte früh angefangen, Künstlerbiographien zu lesen, bereits mit 13 Jahren kannte er die Werke zu Rubens und Makart. Bei beiden Malern fallen, die bereits oben erwähnten, Ähnlichkeiten zum Lebenslauf Hitlers auf. Beide Maler erlitten einen frühen Vaterverlust und hatten eine starke Bindung zur kunstbegabten Mutter. Die Biographien beider scheint Hitler auch zum Vorbild seines späteren Vorgehens genommen zu haben. Brigitte Schwarz bezeichnet es in ihrem Buch, wie folgt: ‘Beide hatten das erreicht, was er von den Künstlern unter dem Nationalsozialismus erwartete, nämlich ‘dem politischen Wollen unserer Zeit und seinen Leistungen einen gleichwertigen kulturellen Ausdruck zu schenken.’ Künstlerbiographien und Geschichte waren das, was Hitler interessierte. Er las künstlerhistorische Bücher und Artikel, mitunter in der ‘Kunst für Alle’ des Bruckmann-Verlags, für die Fragen der Kunstentwicklung und des Stils hatte er dabei wenig Interesse. Hitler war ein sehr aufmerksamer Leser, er zitierte die gelesenen Schriften oft und brachte ihre Inhalte in seinen Aussagen als eigene Ansichten vor. Er konnte, wie seine Privatsekretärin Christa Schröder berichtet, auch ganze Passagen, ja ganze Seiten aus den Schriften seines Lieblingsdenkers Schopenhauer auswendig zitieren. Hitler selbst sagte auch, er habe ganze Werke Schopenhauers mit sich herumgetragen. Unter den, von Hitler mit solcher Vorliebe gelesenen, Künstlerbiographien durften die Werke seiner großen Vorbilder, Anselm Feuerbach und Richard Wagner nicht fehlen. Ersterer schrieb eine Autobiographie unter dem Titel ‘Vermächtnis‘, vom zweiten stammt das Werk ‚Mein Leben‘. Beide Künstler sahen sich als verkannt an und beide wurden aus Wien ‘vertrieben,’, was sie Hitler näher brachte, wie er selbst meinte, wobei die Ansichten und Aussagen Hitlers in dieser Hinsicht oft Fehler und Verfälschungen enthielten, wie z.B. die von ihm verbreitete Behauptung, Feuerbach sei von der Wiener Akademie abgewiesen worden, während dieser tatsächlich dorthin auf eine Professur berufen wurde. Ähnlich verhält es sich mit der angeblichen Verkennung Makarts durch die Akademie. Sowohl Makart als auch Feuerbach hatten eine akademische Ausbildung erfahren, der eine absolvierte diese in München, der andere in Düsseldorf. Doch eine realistische Darstellung der Tatsachen hätte nicht in Hitlers Bild vom verkannten Künstler gepasst und ihn der Ähnlichkeit mit seinen Vorbildern beraubt, die er zur Stärkung seines, durch die Ablehnung der Wiener Kunstakademie, angeschlagenen Selbstbewusstseins, bitter nötig hatte. Darüber hinaus vertrat Hitler die Meinung, dass nur ein reines, von Gott gegebenes Talent, das durch keine schulische Ausbildung ‘verdorben’ wurde, ein Genie ausmachen konnte, darin folgte er wieder den Lehren Immanuel Kants. Ob er die Ansichten des Philosophen wohl auch geteilt hätte, wenn er von der Wiener Kunstakademie angenommen worden wäre, ist fraglich. Es bleibt jedoch eine Tatsache, dass Hitler seine Einstellung zu diesem Thema immer wieder betonte und bei unterschiedlichsten Gelegenheiten zum Ausdruck brachte. So schreibt er bereits in ‘Mein Kampf’: ‘Wahre Genialität ist immer angeboren und niemals anerzogen oder gar angelernt’. Auch 1933 sagte er bei der Kulturtagung des Nürnberger Parteitages: ‘Zur Kunst muss man geboren sein. Das heißt: die außer aller Erziehung liegende grundsätzliche Veranlagung und damit Eignung ist von entscheidender Bedeutung’. Hitlers Ablehnung gegen die akademische Ausbildung von Künstlern ging so weit, dass er die Abschaffung der meisten Kunstakademien plante. Es sollten nur die in Düsseldorf, München und eventuell Wien weiter existieren, um – wie er es ausdrückte - ‘einen anständigen, ehrlichen Durchschnitt herzustellen, aus dem sich dann die wirklichen Genies zu erheben vermögen’ . Bei all seinen Überlegungen zur Definition eines Genies, ging Hitler natürlich immer davon aus, selbst eins zu sein. In einem seiner zahlreichen Monologe im Führerhauptquartier erzählte er am 29.10.1941: Mit herzlicher Freude bin ich nach München drei Jahre wollte ich noch lernen mit 28 Jahren dachte ich als Zeichner zu Heilmann & Littmann zu gehen bei der ersten Konkurrenz würde ich mich beteiligt haben, und da, sagte ich mir, würden die Leute sehen, der Kerl kann etwas. Ich hatte mich bei allen damaligen Konkurrenzen privat beteiligt, und als die Entwürfe zum Bau der Oper in Berlin publiziert wurden, hat mir das Herz geklopft, wenn ich mir sagen musste, viel schlechter als das, was du selbst geplant hast! Auf dem Theatergebiet hatte ich mich spezialisiert Ich dachte mir, kriege ich den Preis, so ist es gut, wenn nicht, so schadet das der Firma nicht.

Über den Autor

Anna-Elzbieta Piasecka wurde 1974 in Bytom (Polen) geboren. Ihr erstes Studium in der Fachrichtung Angewandte Linguistik schloss sie 1998 an der Adam Mickiewicz Universität in Poznan ab und nahm ihre Arbeit als Simultandolmetscher und Übersetzer auf. Ihr zweites Studium in der Fachrichtung Germanistik schloss die Autorin an der gleichen Universität 2014 mit dem Grad Magistra Artium ab. Ihr wissenschaftliches Interesse konzentrierte sich bereits während des Studiums auf die Geschichte und die Kultur des deutsch-sprachigen Raums, was in einer Diplomarbeit zu dem Thema des Verhältnisses zwischen Richard Wagner und Friedrich Nietzsche mündete. Die vorliegende Studie zum Thema der Rezeption Richard Wagners durch Thomas Mann und Adolf Hitler stellt daher eine natürliche Fortsetzung und Vertiefung der Analyse der Kunst und Persönlichkeit Richard Wagners dar.

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