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Gesellschaft / Kultur


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Produktart: Buch
Verlag: disserta Verlag
Erscheinungsdatum: 03.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 176
Abb.: 36
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Dieser Mann ist ein Mythos: Im Gesicht einen langen Rauschebart, eine Zigarre im Mundwinkel, die unverwechselbare grüne Uniform. Jesuitenschüler, Sohn aus gehobenem Hause. Jurist war er ebenso wie politischer Denker. Später dann Kämpfer in den Bergen, Anführer einer Guerillatruppe und Bezwinger eines Diktators. Kurz: Revolutionär. Mythen und Legenden ranken sich um diesen Mann. In der Bucht von Havanna soll er schwer verletzt durch haiverseuchtes Gewässer geschwommen sein an anderer Stelle wird ihm nachgesagt, er brauche nie zu schlafen. Für die einen ist er Symbolfigur für die Befreiung der armen Länder von der Unterdrückung, für die anderen ein ungeheuerlicher Diktator. Und was ist Fidel Alejandro Castro Ruz für Deutschland? Noch interessanter - was war er für die Bundesrepublik und DDR, die aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu den beiden Blocks im Kalten Krieg eine unterschiedliche Interpretation zu Castro einnahmen, ja einnehmen mussten? Dennis Schmidt untersucht, wie gegensätzlich, aber auch uniformiert deutsche Zeitungen in den 1960-er Jahren über Kubas Castro berichteten. Er analysiert hierfür das Beispiel zweier Gegensätze: Frankfurter Allgemeine Zeitung auf der einen Seite, Neues Deutschland auf der anderen.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel C.1.2, Der ‘Sieg der Revolution’: Kubas neue Rolle: Die Diktatur Batistas und dessen Unterstützung durch die Hegemonialmacht USA erregten innerhalb der kubanischen Bevölkerung Widerwillen. Fidel Castro gelang es, nach einem gescheiterten Angriff auf die Moncada-Kaserne, Batista zur Flucht zu zwingen. Mit dem ‘Sieg der Revolution’ am 1. Januar 1959 begann für Kuba eine neue Ära, das Ende der neokolonialen Republik. Das kubanische Volk stand ob des erfolgreichen Kampfes gegen Batista hinter Castro und dem Movimento 26 de Julio (M-26-7, s.u.). Castro wurde Oberkommandierender der bewaffneten Kräfte, Chef der ‘Bewegung’ und im Februar 1959 auch Premierminister Guevara, zuständig für Sicherheitsfragen, und Camilo Cienfuegos als Armeechef standen ihm zusammen mit seinem Bruder Raul zur Seite. Nach der Ernennung Manuel Urrutias zum vorläufigen Präsidenten und Fidel Castros zum Ministerpräsidenten am 13. Januar 1959 wurde das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche System stetig umgebaut. Bereits im März trat die Reforma Urbana in Kraft. Die Agrarreform zog bereits eine erste Protestnote der USA nach sich, in dessen Folge ein Handelsembargo aufgebaut und in den Folgejahren immer weiter ausgeweitet wurde. Auf politischer Ebene wurde die kommunale Eigenständigkeit aufgelöst außer dem M-26-7, der Directorio Estudiantil und der Partido Socialista Popular wurden alle Parteien verboten. Rund 550 Anhänger Batistas wurden in den ersten Monaten erschossen, hier ergab sich bereits der erste internationale Protest gegen das Vorgehen Castros. Im Land setzte eine Alphabetisierungskampagne ein, die dazu führte, dass Kuba im Laufe der Jahre das höchste Bildungsniveau in Lateinamerika vorzuweisen hatte. Weitere Folgen der Revolution waren auf der einen Seite eine stetige Verbesserung der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung und des Bildungswesens, auf der anderen Seite eine wirtschaftliche Diversifizierung. Die große Abhängigkeit Kubas vom Verkauf des verarbeiteten Zuckers auf den Weltmärkten (er generierte im Jahr 1975 noch 80% der Exporterlöse) sollte mit der Verstaatlichung der Erdölraffinerien, die zuvor in amerikanischer Hand gewesen waren, gebrochen werden. Am 6. Juli 1960 wurde das kubanische Nationalisierungsgesetz 851 verkündet. Dieses ermächtigte die Regierung, Güter und Unternehmen zu enteignen und zu verstaatlichen, wenn dies zur Verteidigung des nationalen Interesses notwendig erschien. Das Gesetz verstand sich als Maßnahme zur ‘Verteidigung der nationalen Souveränität und der freien wirtschaftlichen Entwicklung Kubas’, also als Schutz gegen die Senkung der Zuckerquote durch die USA, die die fundamentalen Interessen der kubanischen Wirtschaft bedrohten. Die Reformen führten zu einem weiteren (eskalierenden) Konflikt mit den USA, da vor allem US-Firmen und US-Grundstücksbesitzer von den Verstaatlichungen betroffen waren. Ab 1960 begann Kuba damit, die Revolution ‘exportieren’ zu wollen (etwa nach Algerien und Lateinamerika, vor allem Bolivien), gleichzeitig wurde aber auch ein ziviles Programm aufgelegt, das kubanische Ärzte, Techniker oder Sportler in die (vor allem Dritte) Welt entsandte. 1966 sollte die Erste Trikontinentale Konferenz die Befreiungsbewegungen in Asien, Afrika und Lateinamerika bündeln und unterstützen Kuba war maßgeblich an der Durchführung beteiligt.

Über den Autor

Dennis Schmidt wurde 1980 in Korbach geboren. Sein fachjournalistisches Studium an der Justus-Liebig-Universität schloss er 2007 mit dem Grad des Magister Artium ab. Seit Beginn des Studiums beschäftigte er sich immer wieder mit der Macht der Medien, ihrem Einfluss auf die Leser, Manipulationsmöglichkeiten und Gegenstrategien der Journalisten und Verlage – sei es nun auf wissenschaftlicher Basis im Spannungsbogen von Werbung, PR und freier Berichterstattung oder als Lokaljournalist, der die Machtübernahme der Nationalsozialisten in den 30er-Jahren in seiner Heimatstadt Korbach beschreibt. Die kubanische Revolution eignete sich aus mehreren Gründen für eine eingehende Untersuchung: Zum einen, weil sie zeigt, wie unterschiedlich Tatsachen in West- und Ostdeutschland dargestellt wurden. Zum anderen, weil die Beschäftigung mit der Geschichte immer eine Projektion in die heutige Zeit erlaubt. Heute arbeitet Dennis Schmidt als freier Journalist in Nordhessen.

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