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International

Andrej Koval

Controlling in Russland: Entwicklung, kulturelle Einflüsse und aktueller Stand

ISBN: 978-3-95934-884-3

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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 04.2016
AuflagenNr.: 1
Seiten: 80
Abb.: 17
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Im Gegensatz zu den entwickelten europäischen Industrieländern und den USA ist Controlling in Russland erst seit den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts bekannt. Nach der Auflösung der Sowjetunion (UdSSR) am 26.12.1991 setzten sich die marktwirtschaftlichen Prinzipien auch in der russischen Wirtschaft durch. Allerdings ist die Erfahrung mit den Funktionsmechanismen von Märkten in Russland bis heute relativ gering. Die Mehrheit der russischen Unternehmen ist noch jung und hinsichtlich der Unternehmensführung unerfahren. Folglich ist Controlling sowohl in der russischen Theorie als auch in der Praxis ein sehr neues und weitestgehend unerforschtes Phänomen. Dennoch entwickelt sich das Controlling in Russland sehr schnell. In russischen Betrieben werden Methoden und Instrumente rasant angepasst, die durch Entwicklungsländer jahrzehntelang erarbeitet wurden. Das Interesse am Controlling wächst in Russland kontinuierlich. Die Zahl der Unternehmen, die eine Entwicklung und Perfektionierung der bereits existierenden, aber schlecht strukturierten Führungssysteme anstreben, erhöht sich ständig. Russische Unternehmen versuchen, sich immer mehr in die Richtung des systematisierten Managements zu bewegen. Das Ziel dieses Buches besteht in diesem Zusammenhang darin, einen Überblick über den aktuellen Stand des Controllings in Russland zu verschaffen.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.4 Wichtige Probleme der Controlling-Lehre und -Wissenschaft in Russland: 3.4.1 Verzögerte Entwicklung und Verwirrungen: Allgemein stellt man bei der Analyse russischer Controlling-Literatur fest, dass die Entwicklung des Controlling-Verständnisses in Russland sich noch in der Entstehungsphase befindet. Die Mehrheit der Controlling-Bücher sowie viele Controlling-Publikationen werden durch die Zusammenarbeit mehrerer Autoren herausgegeben. Dabei wird der Fokus nicht auf die Behandlung konzeptioneller Controlling-Aspekte, sondern auf die Betrachtung des Controlling-Instrumentariums gelegt. Außerdem beobachtet man eine Vielzahl von verschiedenen Meinungen hinsichtlich der Controlling-Sichten in der russischen Controlling-Literatur. Diese Meinungsstreuung kann einerseits teilweise dadurch erklärt werden, dass Controlling sowohl in der russischen Theorie als auch in der Praxis ein noch junges und daher bisher weitgehend unerforschtes Phänomen ist, das noch viele Fragen offenlässt. Anderseits kann die große Meinungsstreuung bezüglich Controlling-Verständnisses daran liegen, dass viele russische Controlling-Spezialisten in unterschiedlichen Ländern wie Deutschland, England, USA etc. ausgebildet wurden. Die Unterschiede bezüglich des Controlling-Verständnisses im deutsch- und im englischsprachigen Raum übten einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Entwicklung des Controlling in Russland. Außerdem finden sich in der russischen Literatur Aussagen, die Controlling als Control bzw. Kontrolle ansehen. Kontrolle ist allerdings lediglich eine Phase des Management-Prozesses. Andere sprachliche Verwirrungen, die durch unterschiedliche Übersetzungsvarianten entstanden, beziehen sich in der Regel auf Instrumente des Controlling. Der Großteil der Übersetzungsvarianten entstand bei der Übersetzung der Bezeichnung Balanced Scorecard in russische Sprache. Darüber hinaus, wie bereits im Kapitel 3.2 erwähnt, ist in Russland immer noch keine geeignete Lernumgebung vorhanden, da der Fokus an Universitäten und Hochschulen aktuell auf Finanzen und Rechnungswesen und nicht auf Controlling liegt. 3.4.2 Korruption: Die Korruption in der russischen Bildung übt einen indirekten Einfluss auf das Controlling in der russischen Praxis. Beispielsweise belief sich die Gesamtsumme der Bestechungen an russischen Hochschulen im Jahr 2001 auf 450 Millionen Dollar. Zum Vergleich: In der Justiz betrug die Bestechungssumme in diesem Jahr 275 Millionen Dollar. Die Möglichkeit, Prüfungen an Hochschulen durch aktive Bestechungen auch mit ungenügenden Fachkenntnissen zu bestehen, kann dazu führen, dass Absolventen schwächere analytische Fähigkeiten aufweisen als das Studium voraussetzt. Folglich bestehen Zweifel bezüglich der Kompetenz solcher Absolventen, die später beim Aufbau von Controlling-Systemen in Unternehmen mitarbeiten bzw. die Controlling-Systeme betreiben. Das Gehaltsniveau von russischen Professoren liegt deutlich unter dem westeuropäischen Niveau. Das durchschnittliche monatliche Bruttogehalt eines Professors in Russland lag bis September 2013 laut dem Bildungsministerium der Russischen Föderation umgerechnet bei ca. 232 €, eines Dozenten bei ca. 176 € und eines Assistenten bei ca. 135 €. Somit verdienen Professoren 45,7%, Dozenten 35,5% und Assistenten 26,8% des russischen Durchschnittsgehalts. Zwar wurden die Gehälter der Professoren, Dozenten sowie Assistenten im Rahmen der Realisierung von Verordnungen des russischen Präsidenten seit September 2013 mehr als verdoppelt, liegen aber dennoch meist noch unter dem russischen Durchschnittsgehalt. Die Unzufriedenheit mit den Gehältern ist ein bedeutender Anreiz des Lehrpersonals und der Professorenschaft zu passiver Bestechlichkeit. In der Abbildung 9 wird der weltweit bekannteste Korruptionswahrnehmungs-index bzw. Corruption Perceptions Index (CPI) dargestellt, der ausgewählte Länder nach dem Grad der im öffentlichen Sektor wahrgenommenen Korruption auflistet. Der Index basiert auf Daten unabhängiger Institutionen, die sich mit der Analyse des Wirtschaftsklimas und der Regierungsführung beschäftigen. Zwar ist Korruption in Russland überall anzutreffen, sie ist aber in der Bürokratie besonders stark ausgeprägt und hat einen traditionellen Charakter. Die Abbildung 10 zeigt, dass die Korruption in Russland sich im Laufe der Zeit auf einem ungefähr gleichen Niveau befindet. Somit scheint die Korruptionsbekämpfung, die in erster Linie durch die russische Regierung eingeleitet wird, ineffizient zu sein. 3.5 Controlling in der russischen Praxis: Die Unternehmensführung und -steuerung erfordern unter den aktuellen Bedingungen komplexe Lösungen zahlreicher Probleme, die sowohl durch externe als auch durch interne Faktoren verursacht werden. Zu den wichtigsten externen Faktoren in Russland zählen die Dynamik der makroökonomischen Situation in Russland, die Verstärkung der Einflüsse auf die russische Wirtschaft, welche durch internationale finanzwirtschaftliche Prozesse verursacht wird, die Verschärfung der Wettbewerbssituation sowie Unbestimmtheiten der rechtlichen Sphäre. Der wichtigste interne Faktor ist die Unsicherheit der Entscheidungsfindung, die durch mangelhafte, fehlende oder unvollständige Informationen zum aktuellen Stand und zu möglichen Aussichten verursacht wird. Dabei sind diese Unsicherheiten in russischen Unternehmen verschiedenen Autoren zufolge vor allem mit einem Mangel an zur operativen Führung notwendigen Informationen verbunden. Diese Umstände verlangen die Anwendung neuer Ansätze der Unternehmensführung in Russland. Damit steigen die Anforderungen an das System der Informationsunterstützung des Managements, wobei die Manager nicht nur mit Informationen über aktuellen Stand der Dinge versorgt werden sollten, sondern auch mit den für unterschiedliche Szenarien prognostizierten Angaben. Dafür sind in russischen Unternehmen eine komplexe Methodologie und ein geeignetes Instrumentarium notwendig, um die Organisations- und Informationsstrukturen so zu modernisieren, dass sowohl operative als auch strategische Entscheidungen getroffen werden können und die Existenzsicherung des Unternehmens langfristig gewährleistet ist. Am Anfang der 1990er Jahre wird Controlling in Russland lediglich als Kostenrechnung betrachtet. Seit der Mitte der 1990er Jahre versteht man unter Controlling Kosten- und Leistungsrechnung. Seit etwa 1998 umfasst das Controlling-Verständnis Budgetierung, operative Planung sowie Kosten-management und seit Anfang des 21ten Jahrhunderts herrscht das Verständnis, dass Controlling der Lieferung und der Interpretation von Informationen für die Unternehmensführung sowie der Koordination der operativen Geschäftstätigkeit dient.

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