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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 04.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 96
Abb.: 7
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die Österreichische Konjunkturtheorie (ÖKT) kann auf eine lange und wechselreiche Geschichte zurückblicken. Die Geburtsstunde der Österreichischen Konjunkturtheorie ist das Erscheinen von Ludwig von Mises bedeutendem Werk Die Theorie des Geldes und der Umlaufsmittel im Jahre 1912. In den darauf folgenden Jahren erfreute sich die ÖKT zunehmender Akzeptanz und Verbreitung. So konnte Ludwig von Mises 1928 mit Genugtuung feststellen, dass die Zirkulationskredittheorie, wie er die ÖKT damals bezeichnete, nachdem sie 1912 verlacht worden sei, heute allgemein anerkannt werde. Zu dieser Entwicklung hat neben der theoretischen Konsistenz der ÖKT sicherlich auch beigetragen, dass die Österreicher unter den wenigen Ökonomen waren, die dank ihrer theoretischen Kenntnisse die Große Depression vorhergesagt hatten. In jüngster Zeit hat die ÖKT für Aufsehen gesorgt, da sie die Finanzkrise exzellent erklären kann. Investmentfondsmanager benutzen die ÖKT vermehrt auch in der Praxis.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3, Darstellung der ÖKT: 3.1, Vorbemerkungen: 3.1.1, Zyklen versus Schwankungen: Bevor die ÖKT dargestellt wird, sollte zunächst das Problem, vor das die Konjunkturtheorie den Ökonomen stellt, abgegrenzt werden, um zu erläutern, welches reale Phänomen die ÖKT zu erklären sucht. Dabei gilt es zwischen dem Auf- und Abstieg einzelner Industrien (Strukturwandel) und dem Phänomen des Konjunkturzyklus zu unterscheiden. Schwankungen einzelner Industrien sind in einer dynamischen Wirtschaft alltäglich. Wir leben in einer Gesellschaft, die ständigen Veränderungen unterworfen ist. So ändern sich beispielsweise die Konsumentenpräferenzen, die Zeitpräferenzraten der Wirtschaftssubjekte, die Technologie oder die Quantität und Qualität des Faktors Arbeit. Unternehmer versuchen, diese Veränderungen vorherzusehen und auszunutzen. Mithin kommt es zum Auf- oder Abstieg einzelner Unternehmen oder Industrien. Diese gleichen sich indes in der Regel aus. So erleidet die Kutschenindustrie einen Einbruch zu Gunsten der Automobilindustrie. Industrielle Schwankungen sind in der Regel relativ leicht mit individuellen Fehlern zu erklären. Bei der Frage der Konjunkturzyklen im Österreichischen Sinne geht es nicht um industrielle Schwankungen, sondern um die schwierigere Erklärung von allgemeinen Aufschwüngen und allgemeinen Depressionen. 3.1.2, Problem der Fehlerhäufung: Eine Theorie der Depression muss erklären, warum Unternehmern nach einer allgemeinen Phase der Prosperität plötzlich gehäuft Fehler unterlaufen. Diese Fehlerhäufung erscheint zunächst rätselhaft, da Unternehmer versuchen, die zukünftigen Entwicklungen zu erahnen und auszunutzen. Sie schätzen die künftigen Preise und den Absatz ihrer Produkte und bezahlen im Hinblick auf diese die Produktionsfaktoren, die sie zur Produktion benötigen. Ferner ist der Markt ein Ausleseverfahren, das versichert, dass diejenigen Unternehmer im Markt bleiben, die die wenigsten Fehler begehen und zukünftige Veränderungen am Besten voraussehen können, da gute Unternehmer Gewinne machen und schlechte Unternehmer Verluste. Warum diese zur Zeit besten Unternehmer kollektiv Fehler begehen, will die ÖKT erklären. Außerdem steht eine Konjunkturtheorie vor der schwierigen Aufgabe, begreiflich zu machen, warum sich diese Fehlerhäufungen zyklisch wiederholen. 3.2, Positive Theorie des Zyklus: 3.2.1, Wirkungen der Kreditexpansion auf die Produktionsstruktur: Die Österreichische Erklärung der sich wiederholenden Fehlerhäufungen nimmt ihren Ausgang bei der Kreditexpansion, zu welcher die Banken - zumindest bei den heutigen institutionellen Gegebenheiten - in der Lage sind. Die Kreditexpansion geschieht gegenwärtig durch die Vergabe von zusätzlichen Krediten, die nicht aus gespartem Geld resultieren, sondern durch die Buchgeldschöpfung der Banken entstehen. Durch die Kreditexpansion steigt das Kreditangebot auf ein Niveau, das höher liegt, als es ohne die Kreditexpansion gewesen wäre. Die Wirkung der Kreditexpansion ist zunächst den oben beschriebenen Wirkungen eines Anstiegs des Sparvolumens sehr ähnlich. Zunächst sinkt der Geldzins, da für die zusätzlichen Kredite nur bei einer Zinssenkung durch die Banken Nachfrage entsteht. Die Kreditexpansion wird also erst durch eine künstliche Herabsenkung unter das Marktzinsniveau, das durch freiwilliges Sparen bestimmt wird, möglich. Dabei muss der Geldzins nicht absolut fallen, sondern kann sogar absolut steigen. Für eine Kreditexpansion genügt es, dass der Geldzins relativ zu dem Niveau, welches er ohne die Kreditexpansion gehabt hätte, gesenkt wird. Durch die relative Geldzinssenkung steigt der Wert der Kapitalgüter relativ an, und es erscheinen Projekte profitabel, die ohne die relative Zinssenkung nicht profitabel erschienen wären. Hierbei werden von der Zinssenkung Projekte, die länger dauern, bzw. langlebige Kapitalgüter relativ stärker in ihrer Rentabilität bzw. ihrem Wert betroffen sein, als kürzere Projekte und kurzlebige Kapitalgüter, weil der Zeitfaktor bei ersteren eine größere Rolle spielt. Dies lässt die Nachfrage nach Kapitalgütern steigen. Durch diesen Nachfrageanstieg können die Produzenten dieser Kapitalgüter nun Produktionsfaktoren, die zuvor in anderen, dem Konsum näher gelegenen Produktionsstufen verwendet wurden, an sich ziehen. Mithin besitzt die Kreditexpansion Auswirkungen auf die reale Produktionsstruktur, die in einer Verlängerung und Verbreiterung der höheren Produktionsstufen bestehen. Indem Unternehmer neue und zeitaufwendigere Projekte beginnen, handeln sie so, als ob das Sparvolumen und damit der Subsistenzmittelfonds, der die Versorgung der Arbeiter und Unternehmer während der verlängerten Produktionsprozesse sichert, angestiegen wäre. Zugleich konsumieren die Verbraucher im ungebremsten Rhythmus. Diese fehlende Koordination im Verhalten der Wirtschaftssubjekte ist durch die Verfälschung der Kalkulation der Unternehmer zustande gekommen. Die Verfälschung der Kalkulation ergibt sich aus der Verzerrung des zur intertemporalen Koordination so wichtigen Preises, des Zinssatzes. Der Glaube, man könne die Produktionsstruktur verlängern und ertragreicher gestalten, ohne zwischenzeitlich auf Konsum verzichten zu müssen, kann in der Gesellschaft zu einer Euphorie und weiteren Investitionen führen. Die intertemporalen Verzerrungen zwischen der Produktionsstruktur und dem Verhältnis von Sparen zu Konsum werden verschärft. Die intertemporale Verzerrung ist auch graphisch darstellbar. Durch die Kreditexpansion werden im Vergleich zur Ausgangssituation (Abb. 1) alle höheren Produktionsstufen breiter und es tritt eine Verlängerung auf. Die zusätzlichen Projekte (Verlängerung und Verbreiterung der Produktionsstruktur) sind hellgrau gehalten. Im Gegensatz zur Sparsituation (Abb. 2) gehen der Konsum und die Produktion in den tieferen Produktionsstufen nicht zurück. Das Einkommen der originären Produktionsfaktoren erhöht sich nominal auf 84 Geldeinheiten. Der Zinssatz verringert sich auf 4%. Im Weiteren werden die mikroökonomischen Gründe für die Gegenbewegung, welche die ‘makroökonomischen’ intertemporalen Verzerrungen beendet und den Geldzins wieder dem gleichgewichtigen Zins annähert, untersucht.

Über den Autor

Philipp Bagus ist Professor für VWL an der Universidad Rey Juan Carlos in Madrid. Er veröffentlicht Beiträge in internationalen Fachzeitschriften wie Journal of Business Ethics, Independent Review und American Journal of Economics and Sociology. Seine Arbeiten wurden mit dem »O.P. Alford III Prize in Libertarian Scholarship«, dem »Sir John M. Templeton Fellowship«, dem »IREF Essay Preis« und dem »Ron Paul Liberty in Media Award« ausgezeichnet. Sein Buch Die Tragödie des Euro wurde in dreizehn Sprachen übersetzt. Mit Andreas Marquart ist er Autor des Werks Warum andere auf Ihre Kosten immer reicher werden. Mit David Howden hat er außerdem das Buch Deep Freeze: Iceland’s Economic Collapse veröffentlicht.

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