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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 06.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 112
Abb.: 9
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Das vorliegende Buch setzt sich mit einer Analyse der Qualitätsinfrastruktur in der zentralafrikanischen Region der Großen Seen auseinander. Den regionalen Schwerpunkt machen die einander benachbarten Länder Ruanda, Burundi und die Demokratische Republik Kongo (DRK) aus. Zwischen den immerwährenden Konflikten im Osten der DRK und dem Rohstoffhandel mit Zinn, Wolfram, Coltan und Gold werden seit einigen Jahren Zusammenhänge hergestellt. Mit der Einführung des Dodd-Frank Gesetzes im Jahr 2010 wurde mit dem Ziel transparenter Handelsbeziehungen starker Druck auf die Regierung der DRK und dessen Anrainern ausgeübt. Zur Vermeidung eines Handelsboykottes wurden innerhalb von kurzer Zeit gesetzliche Gegenmaßnahmen ergriffen, deren Erfolg bis heute ausgeblieben ist. Das Konzept der Qualitätsinfrastruktur kann als Grundvoraussetzung jeglicher Teilhabe am globalen Wohlstand und Fortschritt gelten. Durch die negativen Auswirkungen der internationalen Anforderungen trifft auf sämtliche GLR Länder der Umkehrschluss zu. Als möglicher Erklärungsansatz für die Misserfolge der staatlichen Eigeninitiativen wird in diesem Buch die vorhandene Qualitätsinfrastruktur untersucht. Der Schwerpunkt dieser Analyse liegt dabei auf der Zertifizierung im Kleinbergbau. Diese stellt ein systematisches Instrument der Qualitätsinfrastruktur zur Überprüfung und Bewertung der Herkunft und Lieferketten von Mineralien dar.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4, Qualitätsinfrastruktur in der GLR: Für viele Entwicklungsländer, zu denen auch die Länder Ruanda, Burundi und die DRK gehören (s. Abschn. 2), ist eine unzureichend funktionierende Qualitätsinfrastruktur charakteristisch. Eine fundamentale Voraussetzung für eine bessere Integration in die Weltwirtschaft wird somit nicht erfüllt. Neben ökonomischen Verlusten verursacht eine schlecht ausgeprägte Qualitäts-infrastruktur durch den erschwerten Marktaustausch auch Transaktionskosten, Ineffizienzen und Handels- bzw. Exportbarrieren. Die Verwirklichung sozio-ökonomischer Ziele der QI wird erheblich erschwert. Ursächlich hierfür ist die Vernachlässigung der in Abschnitt 3.1.1 ff. genannten Elemente: Eine mangelnde Qualitätsinfrastruktur ist charakterisiert durch unvollständige und veraltete Normen und Regelwerke sowie eine unausgeglichene Entwicklung der Elemente. Defizite in den Bereichen des Mess-, Prüf- und Akkreditierungswesens sind vorhanden. Aus diesen Missständen resultiert eine unzureichende Verbraucheraufklärung sowie ein intransparentes Marktüberwachungs- und Inspektionswesen. Marktverzerrungen, Schmuggelaktivitäten und die Förderung von Korruption und Konflikten sind die Folge. Die europäischen und amerikanischen Gesetzesentwürfe aus Abschnitt 2.2 sind eine Form des Ausdrucks mangelnden Vertrauens in die Qualitätsinfrastruktur der Länder aus der GLR. Eine von Schwellen- und Entwicklungsländern oftmals praktizierte politische Maßnahme besteht in der regionalen Integration. Hierbei schließen sich geografisch benachbarte und kulturell vergleichbare Gemeinschaften zusammen. Ziel ist die Stärkung von Handelsbeziehungen und politischen Kooperationen. Die Zusammenschlüsse können eine Risikostreuung bewirken, da unvorhergesehene Veränderungen des Handelsverhaltens von Partnerländern im Kollektiv aufgefangen werden. Wirtschaftlich stärkere können schwächere Länder an ihrem Wachstum teilhaben lassen und somit die regionale Wertschöpfung steigern. Nach steigender Integrationstiefe wird zwischen Präferenzzone, Freihandelszone, Zollunion, Gemeinsamer Markt und Wirtschaftsunion unterschieden. In der GLR gibt es zwei dominierende Formen von regionalen Integrationen. Diese werden in Abschnitt 4.1 und 4.2 näher betrachtet. Im Mittelpunkt beider Gemeinschaften steht die Festlegung technischer Regelwerke. Diese dienen als gemeinsamer Nenner der Produkte, Prozesse, Systeme und Prüfverfahren, welche innerhalb der Gemeinschaft ausgetauscht werden. Ein struktureller Rahmen wird durch das System der Qualitätsinfrastruktur vorgegeben, deren länderspezifischer Status Quo sowie mögliche Verbesserungsmaßnahmen in den folgenden Abschnitten analysiert werden. 4.1, East African Community: Aus der Motivation heraus, eine intensive Zusammenarbeit im politischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Bereich zu betreiben, haben sich die fünf einander angrenzenden Länder Kenia, Uganda, Tansania, Ruanda und Burundi zur East African Community (EAC) zusammengeschlossen (s. Anhang 19). Hierbei handelt es sich um eine regionale zwischenstaatliche Organisation, die 2001 in Kraft getreten ist. Die Mitgliedsstaaten haben sich unter anderem das Ziel eines gemeinsamen Marktes gesetzt. Dieser wird durch die Ausweitung der Freiheit des Güterverkehrs auf die Freiheit anderer Faktorbewegungen, z.B. Liberalisierung des Kapitalmarktes, Freizügigkeit der Arbeitskräfte, Niederlassungsfreiheit von Unternehmen definiert . Insbesondere die schlecht ausgeprägte Infrastruktur in Kombination mit international nicht anerkannten rechtlichen Voraussetzungen stellen die Länder vor eine Herausforderung. Als Ansatz zur Überwindung dieser Probleme haben die Mitgliedern einen Standardisation, Quality Assurance, Metrology and Testing Act (SQMT Gesetz) verabschiedet, welches am 24.05.2006 in Kraft getreten ist . Der Gesetzestext zielt unter anderem auf die … provision for ensuring standardisation, quality assurance, metrology and testing of products produced or traded in the Community […] ab. Zur SQMT Verwirklichung sind die Mitgliedsländer zum Aufbau von nationalen (i) Standardisierungsgremien, (ii) Metrologieinstituten, (iii) gesetzlichen Metrologieämter und (vi) Akkreditierungsgremien verpflichtet . Im Vordergrund des Gesetzes steht demzufolge die Etablierung eines überregionalen Qualitätsinfrastruktursystems. Für schwächere Länder werden Übergangsregeln vorgesehen. Insbesondere die jüngsten EAC Mitgliedsländer Ruanda und Burundi weisen bezüglich der Qualitätsinfrastruktur Defizite auf, die in den folgenden zwei Abschnitten analysiert werden. 4.1.1, Qualitätsinfrastruktur in Ruanda: Für die Umsetzung einer nationalen Qualitätsinfrastruktur in Ruanda ist primär das Rwanda Standards Board (RSB) verantwortlich. Bei dem RSB handelt es sich um eine von der ruandischen Regierung geschaffene öffentliche Einrichtung. Dem RSB obliegt exklusiv die Entwicklung, Genehmigung und Veröffentlichung von Standards: […] RBS is the only body with powers to define national standards. Public services and public or private firms must present their standards proposals to RBS for adoption at national level Aktuell bietet die Institution 1.612 Standards in den Bereichen Engineering , Chemistry , Food and agriculture , Environment und Service an. Das RSB ist darüber hinaus ein Mitglied in internationalen Vereinigungen von Normungsorganisationen. Hierzu zählen unter anderem die International Organization for Standardization (ISO), die OIML (s. Abschn. 3.1.2) und die American Society for Testing and Materials (ASTM). Die Mitgliedschaften ermöglichen der RSB den unentgeltlichen Zugang zu internationalen Standards, sodass mehr als 60.000 Standards der Öffentlichkeit im RSB über ein Informationszentrum zur Einsichtnahme zur Verfügung stehen. Eine Konformitätsbewertung wird idealerweise über das Zusammenspiel der Elemente Prüfung und Inspektion, Zertifizierung und Kalibrierung gewährleistet (vgl. Abschn. 3.1.5). In Ruanda werden Tätigkeiten der Prüfung und Inspektion von unterschiedlichen Ministerien fachspezifisch ausgeführt. Das RSB führt stichprobenmäßig Qualitätsüberprüfungen aller im Inland hergestellten Produkte durch, vom Landwirtschaftsministerium werden Umweltschutzüberprüfungen durchgeführt und das Gesundheitsministerium ist für die Gewährleistung von Essenshygiene verantwortlich . Jedem Ministerium steht ein eigenes Testlabor zur Verfügung, um die Qualitätskontrollen selbstständig durchführen zu können. Diese verfügen über eine jeweils vergleichbare Ausstattung und entsprechen nicht den internationalen Laborspezifikationen nach ISO 17025 und ISO 15189. Die Bereitstellung einer Metrologie gehört ebenfalls zu den Aufgaben des RSB, welches in diesem Zusammenhang als nationales Metrologieinstitut in Erscheinung tritt. Seit 2007 werden dort Aufgaben der gesetzlichen und der industriellen Metrologie wahrgenommen. Die Einrichtungen haben die Aufgabe zur Sicherstellung der gesetzlich vorgeschriebenen Genauigkeit sowie die Gewährleistung einer Kalibrierung für die Wirtschaft. Eine Darstellung und Weitergabe von Maßeinheiten im Rahmen der wissenschaftlichen Metrologie existiert nicht. In sechs Laboratorien (s. Anhang 20) können Maße bezüglich der Masse, der Dimension, des Drucks, des Volumens, der Elektrizität und der Temperatur dargestellt und weitergegeben werden. Die grundlegenden Messgrößen der Metrologie (s. Abschn. 3.1.2) werden entsprechend abgedeckt. Über die Akkreditierung soll auf Grundlage internationaler Normen Vertrauen in die ruandischen Produkte geschaffen werden. Trotz der Mitgliedschaft in der EAC, welche im Rahmen des SQMT Gesetzes die Einrichtung einer nationalen Akkreditierungsstelle erfordert , existiert in Ruanda keine Akkreditierungsstelle. Die Aufgaben der Akkreditierungsstelle wurden provisorisch einem focal point des RSB übertragen. Hierbei handelt es sich um eine personelle Schnittstelle zwischen dem RSB und einem regionalen Akkreditierungssystem. 4.1.2, Qualitätsinfrastruktur in Burundi: Die Umsetzungsverantwortung der SQMT Bausteine liegt in Burundi bei der Burundi Bureau of Standards and Quality Control (BBN) Einrichtung. Diese ist 1992 auf Grundlage der Gesetze No1/036 und No1/17 errichtet worden. Ein auf zwei Jahre befristetes MoU mit dem kenianischen Bureau of Standards (KEBS) soll das wirtschaftlich schwächere Burundi bei der Umsetzung des SQMT Reglements unterstützen. Ziel des MoUs ist neben der Nutzung der bereits vorhandenen kenianischen Qualitätsinfrastruktur die Erzielung von Lerneffekten: Die Kooperation bietet Burundi die Möglichkeit, an den komparativen Vorteilen, Ressourcen und Fachwissen der KEBS beispielsweise für den Aufbau von Kapazitäten zu profitieren. Durch die Präsenz der KEBS in internationalen Gremien der Qualitätsinfrastruktur wie bspw. der ISO als Vollmitglied übt Kenia eine mögliche Brückenfunktion aus. Burundi kann so verstärkt an die internationale Wertegemeinschaft herangeführt werden. Aktuell ist die Partnerschaft auf die Bereiche Standardisierung und Konformitätsbewegung begrenzt. Eine Erweiterung auf eine intensivere und tiefergehende Beziehung wird angestrebt. Zu den Funktionen der BBN gehören alle Tätigkeiten, die auf den Aufbau einer Qualitätsinfrastruktur in Burundi abzielen. Hierzu zählt insbesondere die Förderung von Standardisierung in Industrie und Handel sowie von Qualitätssicherung. Zu diesem Zweck ist die Behörde in vier technischen Abteilungen (i) Zertifizierung, Akkreditierung und Inspektionen, (ii) Standardisierung und Metrologie, (iii) Dokumentation der Standards und (iv) Training und Konsultationstätigkeiten für Unternehmen organisiert. Über die BBN werden vier unterschiedliche Arten von Standards angeboten: EAC Standards, ISO Standards, Burundi Standards und Standards des Lebensmittelkodex Codex Alimentarus . Der interessierten Öffentlichkeit soll der Zugang zu diesen Standards über ein Informationscenter ermöglicht werden. Internationale Kooperationen bestehen im Wesentlichen mit der ISO und der International Electrotechnical Commission (IEC). Die Metrologie wurde im Rahmen eines Establishing a Regional Quality Infrastructure in the East African Community Projektes der PTB mit einer Grundausstattung an metrologischen Instrumenten ausgestattet, sodass die BBN über ein entsprechendes Labor verfügt. Dieses besteht aktuell lediglich aus einer einzigen Messeinrichtung für die Masse und das Volumen. Zur Abdeckung der grundlegenden Messgrößen fehlt es an Temperatur- und Druckmessung. Seit 2009 bietet die BBN im Rahmen des Verbraucherschutzes die Überprüfung von Tankstellenzapfsäulen und Waagen in Supermärkten an. Tätigkeiten des Prüfwesens werden ebenfalls von der BBN in einem zusätzlichen, nicht akkreditierten Testlabor durchgeführt. Das Labor dient hauptsächlich der Überprüfung von Chemie-, Mikrobiologieerzeugnissen und Lebensmitteln.

Über den Autor

Jan-Martin Köckemann wurde am 09.06.1984 in der Hansestadt Bremen geboren. Das Studium der Betriebswirtschaftslehre an der TU Clausthal wurde mit einer Bachelorarbeit zu dem Thema Zertifizierung von Handelsketten im Bereich kritischer Rohstoffe abgeschlossen. Während des Masterstudiengangs Technische Betriebswirtschaftslehre kam es im Rahmen der Mitarbeit in dem Coltan Environmental Management Projektes der VW Stiftung 2012 zu einem mehrwöchigen Aufenthalt in Ruanda und Burundi. In mehreren artisanalen Bergbaustätten wurden über 200 Bergarbeiter zu ihren sozio-ökonomischen Bedingungen interviewt. Im Dezember 2014 wurde der Masterstudiengang mit der Abschlussarbeit Analyse der Qualitätsinfrastruktur in Zentralafrika (Great Lakes Region) mit Schwerpunkt auf Zertifizierung im Kleinbergbau beendet.

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