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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 07.2010
AuflagenNr.: 1
Seiten: 102
Abb.: 17
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Dieses Buch konzentriert sich auf die Staatsverschuldung in den Ländern der Europäischen Union und diskutiert die Rolle der Verschuldung für die Glaubwürdigkeit der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. Es wird die Gefahr für die Stabilität erörtert und nach möglichen Lösungskonzepten bzw. institutionellen Reformen gesucht, die eine wirksamere Straffung der Staatsfinanzen erreichen könnten. In Kapitel II wird die Glaubwürdigkeit der Geldpolitik und der Unabhängigkeit der Zentralbank dargestellt. Eine Bedrohung für die Glaubwürdigkeit existiert, wenn sich die Wirtschaft in einem Regime der fiskalen Dominanz befindet. In diesem Fall ist die Zentralbank gezwungen, von ihrem Preisstabilitätskurs abzuweichen und die Staatsschuld zu monetisieren. Kapitel III diskutiert die Tendenz zur Überschuldung innerhalb der Währungsunion. Dabei werden unterschiedliche Argumente dargestellt, die für eine steigende Verschuldung in der Europäischen Währungsunion sprechen. Kapitel IV konzentriert sich auf die aktuellen Entwicklungen der Staatsverschuldung im Euroraum und erörtert ihren Einfluss auf die Geldpolitik. Im Einzelnen werden Variablen, die die Verschuldung beeinflussen, wie Zinsraten, Wachstumsraten, und Primärdefizite, untersucht. Dabei sollen Trends und Gefahren für die Glaubwürdigkeit der Geldpolitik aufgezeigt werden. Kapitel V stellt Vorschläge für institutionelle Reformen vor, die Anreize für eine effektive Disziplinierung der Fiskalpolitik in Europa geben sollen. Dabei konzentriert sich dieser Abschnitt des Buches konkret auf drei Schwerpunkte: a) Reformen, die den Stabilitätspakt ersetzen b) Reformen, die den Stabilitätspakt ergänzen und c) Zentralisierung der Fiskalpolitik. In Kapitel VI werden die Schlussfolgerungen dargestellt. Die Schnittstelle zwischen Geld- und Fiskalpolitik ist ein von der Forschung viel diskutiertes Thema. Die Europäische Währungsunion mit nationalen Fiskalpolitiken und einheitlicher Geldpolitik basiert auf einer Asymmetrie, die die Ursache für die existierenden Kontroversen über den Europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakt darstellt. Das Buch gibt einen Überblick über den aktuellen Stand der Forschung und stellt Reformvorschläge vor, die zu einer wirksameren Gestaltung der Finanzpolitik in Europa führen können. Die Analyse soll die folgende Fragen beleuchten: Ist die Gefahr einer Finanzkrise in Europa präsent? Wie kann die Fiskalpolitik koordiniert werden, damit auch politisch und wirtschaftlich einflussreichere Länder ihre Finanzen disziplinieren? Sind fiskalpolitische Regeln notwendig bzw. effizient für die Gewährleistung einer glaubwürdigen Geldpolitik? Und wann ist eine Zentralisierung der Fiskalpolitik in Europa sinnvoll?

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4.4, Der Einfluss der wachsenden Verschuldung auf die Zinsen in der EU: Die letzten Entwicklungen der Staatsverschuldung und der Defizite können ein Grund zur Sorge sein, wenn sie einen Einfluss auf die Zinsen haben. Im folgenden Abschnitt wird die Verbindung zwischen Zinsen und Defiziten im Euroraum und in einzelnen Ländern untersucht. Falls die steigende Verschuldung von steigenden Zinsraten begleitet wird, dann bedeutet dies, dass der Staat eine höhere Risikoprämie für die aufgenommenen Krediten zahlen muss. Dann könnte man vermuten, dass die Märkte die steigenden Staatsschulden als wachsendes Defaultrisiko antizipieren. Die langfristigen realen Zinsraten sind eine der Hauptdeterminanten von Kapitalkosten. Im Euroraum hängt die Höhe der langfristigen Zinsraten von der Höhe der Staatsbonds ab, welche einen Anteil von über 50% aller langfristigen Anleihen haben. Zurzeit sind die langfristigen nominalen Zinsraten für Staatsbonds fast zwei Mal niedriger als Ende der 70er Jahre. Die Zinsen auf langfristige Bonds weisen in den 70er und 80er einen Trend zum Wachstum auf und sind im Zeitraum 1990-2002 deutlich gefallen. Den Verlauf der nominalen Zinsen kann man mit der Entwicklung der Inflationsraten erklären. Aufgrund der Ölkrisen Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre stieg die Inflation deutlich an. Der Zeitraum 1980-2002 ist durch fallende Inflationsraten gekennzeichnet - mit einer kurzen Unterbrechung Ende 1980 und Anfang 1990. Die fallenden realen Zinsraten auf Staatsanleihen in der II. Phase der Integration (1994- 1999) kann man mit den fallenden Wechselkurs- und Kreditrisikoprämien begründen (siehe Abbildung 9). Die fallenden Risikoprämien auf Anleihen in den 1990er hängen mit der Verbesserung des Verschuldungsratings von bestimmten EWU-Ländern (z.B. Irland, Italien, Portugal, Finnland) zusammen (EU Kommission, 2004, S. 166). Die Minderung von Wechselkurs-Risikoprämien ist besonders ausgeprägt in Ländern wie Italien, die eine starke Tendenz zur Inflation und Devaluation der nationalen Währung vor der Integration aufwiesen (siehe Abbildung 4). Die entgegengesetzte Richtung von Zinsraten und Defiziten ist stark ausgeprägt in der Periode zwischen 1994 und 1999, vor der geldpolitischen Integration. Man kann daraus schließen, dass eine starke negative Korrelation zwischen Zinsen und Budgetdefiziten existiert. Trotzdem zeigen die neuesten Entwicklungen, dass die Defizite im Euroland seit 2000 wieder einen steigenden Trend aufweisen, die Zinsen befinden sich aber auf einem historisch niedrigen Niveau und liegen in der Euro-Zone zurzeit auf 2% (Leitzins). Zusätzlich hat sich die Differenz zwischen der Europäischen Union und den USA im März 2005 vergrößert. Während die langfristigen Zinsraten im Euroraum 3,78% betragen, stiegen die langfristigen Zinsen in den USA auf 4,39%. Diese Differenz ist die höchste seit Juli 2004. Es ist noch nicht klar, ob diese Entwicklung der Defizite nur temporärer Natur ist oder ob sie sich in Zukunft fortsetzten wird (siehe Tabelle 7). Es ist bekannt, dass die Finanzmärkte auf erwartete, also nicht unbedingt auf tatsächliche Defizite reagieren. Die Erwartung, laut Erwartungstheorie, dass die Defizite im Euroraum in Zukunft steigen, deutet auf eine Steigerung der Zinsen hin13. Der Zusammenhang zwischen Defiziten und Zinsen wurde auch in zahlreichen empirischen Studien untersucht. Die Daten für den Euroraum in der Periode 1990-2002 weisen auf einen signifikanten Zusammenhang zwischen Defiziten und Zinsen auf. Die Analyse zeigt, dass jeder zusätzliche Anstieg der Defizitquote eine Steigerung der langfristigen Zinsraten um 15-20 Basispunkte verursacht. Man könnte die niedrigen Zinsen zurzeit (2,0%) aus einer anderen Perspektive interpretieren: sie können als ein ex ante bailout nach der Terminologie von Eichengreen/von Hagen betrachtet werden. Trotz steigender Verschuldung steht die Europäische Zentralbank unter politischem Druck die Zinsen künstlich niedrig zu halten. Damit fallen der Zinslast und die laufende Defizite niedriger aus. Die Regierungen mit übermäßigen Defiziten haben dabei mehr Spielraum, die Erfordernisse des Stabilitätspakts zu erfüllen. Wenn das der Grund für die niedrigen Zinsraten ist, verhält sich die Zentralbank inkonsistent und gefährdet die Glaubwürdigkeit der Geldpolitik.

Über den Autor

Christiana Ratcheva, geboren am 01.01.1978, studierte Wirtschaftswissenschaften mit dem Schwerpunkt Volkswirtschaftspolitik an der Freien Universität Berlin.

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