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  • ANTICHRIST – ein Film von Lars von Trier: Untersuchung nach Elementen des Genre- und Autorenfilms

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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 12.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 88
Abb.: 14
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die Reaktionen bei der Uraufführung des Films ANTICHRIST (Lars von Trier, 2009) fielen ungewöhnlich extrem aus. Der Regisseur selbst vemutet die Mischung unterschiedlichster Genres als Ursache hierfür. Daher liegt der Schwerpunkt dieser Untersuchung liegt auf dem Kombinieren unterschiedlicher Genres in ANTICHRIST. Nach Klärung grundlegender folgt ein Überblick über den Genrebegriff und eine Darstellung der Genrerichtungen Horrorfilm, Melodram, Thriller, Erotischer und Pornografischer Film. Anschließend widmet dieses Buchs sich dem biografischen und filmischen Werdegang Lars von Triers und ermöglicht einen Überblick auf das Gesamtwerk des Regisseurs. Der nachfolgende Hauptteil beschäftigt sich mit dem Film ANTICHRIST und der Frage, wie in ANTICHRIST die Einflüsse aus Genrekino und Autorenfilm kombiniert werden und ob ANTICHRIST als ein Film von Lars von Trier gesehen werden kann. Es wird ein Überblick über Details der Produktion des Films, den Rahmen der Uraufführung und die Beziehung zwischen Lars von Trier und ANTICHRIST gegeben. Anschließend erfolgt eine inhaltliche Zusammenfassung des Films, die Betrachtung seiner dramaturgischen und narrativen Strukturen, sowie die Darstellung der Figurenkonstellation des Films. Durch die darauf folgende Analyse ausgewählter Szenen wird ein Einblick in die Darstellung von Genre und Autorschaft gegeben. Abschließend wird die Fragestellung der Studie, auch unter Rückgriff auf das Gesamtwerk Lars von Triers, beantwortet.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2, Autorenfilm: Im folgenden Kapitel wird ein Überblick über die Entwicklung des Begriffes Autorenfilm beziehungsweise die Politque des Auteurs gegeben. Dabei soll auch die unterschiedliche Entwicklung und Definition in einigen Ländern Europas thematisiert werden. Im Mittelpunkt stehen der Deutsche Autorenfilm, die Politique des Auteurs und die dänische Dogme 95-Bewegung. Anschließend werden die Begriffe Autorenfilm und Autorenfilmer für den Rahmen dieser Studie eingegrenzt. Der Bezug zu Lars von Trier als Autorenfilmer und Mitbegründer des Dogme 95-Manifestes wird im vierten Kapitel der Studie behandelt. Der Autorenfilm findet einen seiner Anfangspunkte 1913 in Dänemark durch den dänischen Produzenten Ole Olsen. Wenig später folgten deutsche Filmemacher wie Max Mack und Paul von Woringen. Der Autorenfilm dieser Zeit ist als Verfilmung bekannter Literaturwerke, zum Beispiel ATLANTIS (R: August Blom/ 1913) nach der literarischen Vorlage von Gerhard Hauptmann, zu verstehen. Der Autor wird als unabhängiges, originelles Genie erfasst und als Schöpfer eines eigenständigen Kunstgegenstands gesehen. Ziel der Bewegung war die Anhebung des Films als eigenständige Kunstform, auf eine vergleichbare Ebene mit dem literarischen Werk. Die Diskussion, ob der Film als eine eigenständige unabhängige Kunstform gesehen werden kann, soll hier außen vor gelassen werden. In den ersten Jahren der Entwicklung des Autorenfilms wurde der Begriff des Filmautors eher dem Drehbuchautoren zugeordnet, als dem Regisseur. Hinter der Autorenfilmbewegung der 1910er und 1920er Jahre stand der Versuch, dem zwielichtigen Ruf des Lichtspiels durch den Rückgriff auf die Texte bekannter Literaten, unter anderem Hugo von Hofmannsthal und Artur Schnitzler, entgegenzuwirken. Zu Beginn der 1950er Jahre bildete sich in Frankreich, insbesondere in Paris, die Politique des Auteurs Bewegung heraus. Geprägt wurde sie durch Filmkritiker, wie André Bazin und Alexander Astruc. Der Begriff wurde durch die französische Filmzeitschrift Cahiers du Cinema geprägt, für die spätere Regisseure der Nouvelle Vague, wie zum Beispiel Francois Truffaut und Jean-Luc Godard, Filmkritiken verfassten. Die Politique des Auteurs verweist auf die Idee eines Filmautoren als allumfassendes Genie und die Betonung der künstlerischen Schaffenshöhe des Werkes. Sie hat damit, ebenso wie die Strömung in Deutschland und Dänemark, ihren Ursprung in der Literatur. Die Politique des Auteurs stellte nicht nur die die Eigenständigkeit des Kinos als Kunstform heraus, sondern wandte sich gegen die individualitätsfremden Produktionsbedingungen innerhalb des klassischen Studiosystems, welches sich im Hollywood der 1940er Jahre entwickelte. Der Auteur wurde als Filmschaffender gesehen, der sich kritisch und aktiv mit dem Film auseinandersetzte und diesen individuell inhaltlich und ästhetisch prägte. Es vollzog sich damit die Abgrenzung von dem Filmautoren zum Autoren des literarischen Werkes. Diese Abgrenzung stützt sich auf den Begriff der Mise en Scène, in welcher sich am deutlichsten die Handschrift des Regisseurs zeigt. Der Begriff des Filmautoren bezog sich nicht mehr auf den Drehbuchautoren beziehungsweise den Autoren der literarischen Vorlage, sondern auf die Regisseure der Filme. Aus der Politique des Auteurs entwickelte sich in den 1960er Jahren in den Vereinigten Staaten von Amerika die Auteur Theory. Diese Theorie bezieht sich vornehmlich auf die Filmkritik und die Konfrontation mit der Tradition des klassischen Hollywoodfilms, zeitgleich erfolgten Weiterentwicklungen der Strömung in Großbritannien. In der Bundesrepublik Deutschland bildete sich in den 1960er und 1970er Jahren eine filmische Richtung heraus, die ein filmpolitisches Anliegen in den Vordergrund stellte. Den deutschen Regisseuren um Alexander Kluge und Edgar Reitz ging es um den Bruch mit Papas Kino . Die Autorenfilmbewegung der jungen Filmemacher stellte eine Reaktion auf die deutschen Filme der 1950er Jahre dar, welche die deutsche Geschichte verdrängten und sich nicht mit der politischen Situation und der nationalsozialistischen Vergangenheit auseinandersetzten. Der deutsche Autorenfilm stellte neben dem filmpolitischen Engagement auch den Wunsch nach einer Reformation des deutschen Filmproduktionssystems in den Vordergrund. In der amerikanischen Filmindustrie etablierte sich in den 1980er Jahren das New Hollywood. Der Begriff des Filmautors wurde verstärkt marketingtechnisch eingesetzt, um ein größeres Kinopublikum zu gewinnen. Damit blieb der Begriff des Autorenfilms in den Vereinigten Staaten von Amerika stark kommerziell orientiert. Der Commerce of Auteurism steht in Verbindung mit dem frühen Begriff des Autorenfilms der 1910er Jahre, in denen der Autorenbegriff genutzt wurde, um ein größeres Publikum zu gewinnen und das Image des Kinos positiv zu beeinflussen. Einen direkten Einfluss der Politique des Auteurs und dem Deutschen Autorenfilm auf das moderne Kino in den Vereinigten Staaten von Amerika und Europa sieht Timothy Corrigan. Er stellt vor allem die Weiterentwicklung der sozioökonomischen Produktionsbedingungen als wichtigen Einflussfaktor heraus, aber auch die Entwicklung des Publikums, die Veränderung der Sehgewohnheiten und der Rezeption der Filme. In den 1990er Jahren entwickelte sich in Dänemark eine weitere Richtung des Autorenfilms. Während der 100 Jahrfeier des Kinos 1995 im Théâtre National de l’Odéon in Paris verteilte Lars von Trier rote Flugblätter mit dem Dogme 95-Manifest an die Gäste. Das Manifest formulierte sein Hauptanliegen in zehn Geboten, die als Ziel the expressed goal of countering ‚certain tendencies‘ in the cinema today herausstellten. Die Gebote beziehen sich unter anderem auf das Verbot von Kostümen, Requisiten und technischen Aufbauten. Der Name des Regisseurs sollte nicht im Abspann genannt werden, Genrefilme sind ebenfalls nicht erlaubt. Zudem rief das Manifest den Tod des Autorenfilms aus. The auteur concept was bourgeois romanticism from the very start and thereby…false!” Neben Lars von Trier sind die weiteren Verfasser des Manifestes Thomas Vinterberg, Kristian Levring und Søren Kragh-Jacobsen. Obwohl sie sich im Manifest gegen den Autorenfilm aussprachen, finden sich in Dogme 95 deutliche Einflüsse der Nouvelle Vague, der Politique des Auteurs und dem Deutschen Autorenfilm. Die Einflüsse des New British Cinema spiegeln sich in dem dokumentarischen Charakter der Dogme 95 Filme wieder. Die Abwendung vom Autorenfilm resultierte aus dem Ziel, nicht als Wiederholung der Politique des Auteurs oder einer anderen Autorenfilmströmung gesehen zu werden. Sie ist damit nur eine philosophische Abkehr vom Autorenfilm. Dogme 95 entstand unter anderen Bedingungen, sowohl politisch als auch sozioökonomisch, als die Politique des Auteurs und der Deutsche Autorenfilm. Sie stellt keine Auseinandersetzung mit den Produktionsbedingungen in Dänemark dar, sondern ist eine Reaktion auf den markanten akademischen Filmstil in Dänemark. Die dänische Produktionsstruktur bildete einen Rahmen für die Dogme-Filme, welcher die Produktionen der künstlerisch anspruchsvollen Projekte im hohen Maße subventionierte. Die ersten Dogme-Filme FESTEN (R: Thomas Vinterberg, 1998) und IDIOTERNE (R: Lars von Trier, 1998) feierten ihre Premieren 1998 auf den 51. Internationalen Filmfestspielen in Cannes. FESTEN wurde mit dem Jury Prize Exaequo ausgezeichnet. Obwohl eines der Gebote des Dogme-Manifests festschrieb the director must not been credited , war durch die Festivalpräsenz von Vinterberg und von Trier deutlich, wer als Regisseur hinter FESTEN und IDIOTERNE stand. Die Verbindung zwischen Werk und Autor wurde durch die öffentliche Berichterstattung und das mediale Interesse an der Dogme 95-Bewegung und ihren Regisseuren unterstützt.

Über den Autor

Janina Sara Hennemann wurde 1991 in Hamburg geboren. Nach dem Abitur folgte ein Bachelorstudium der Angewandten Medienwissenschaften/ Film und Fernsehen und der Filmregie an der Hochschule Mittweida und der medienakademie Hamburg. Während des Studiums produzierte die Autorin eigene Kurzfilme und Imagefilme, unter anderem für die Volkshochschule Henstedt-Ulzburg. Das Studium schloss sie 2014 erfolgreich mit dem Bachelor of Arts ab. Bereits während des Studiums arbeitete Janina Sara Hennemann in Berlin als Produktionsassistentin und persönliche Assistenz der Produzentin. Neben ihrer Tätigkeit beriet sie Kurzfilmprojekte in der Stoffentwicklung und Postproduktion. Seit Herbst 2014 studiert Janina Sara Hennemann an der Hamburg Media School Filmproduktion und wird das Studium voraussichtlich 2016 mit dem Master of Arts abschließen. Während des Bachelorstudiums entwickelte Janina Sara Hennemann ein besonderes Interesse an den Filmwerken Lars von Triers. Daher widmete sie sich dieser Thematik in dem vorliegenden Buch.

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