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Kunst & Kultur

René Claßen

Der Einfluss der neuen Medien auf Leben und Werk F. Scott Fitzgeralds

ISBN: 978-3-8366-8146-9

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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 10.2009
AuflagenNr.: 1
Seiten: 114
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Wie beeinflussen die Bilder der Massenmedien unsere Wahrnehmung? Helfen Sie uns, unserer Welt einen Sinn abzuringen oder stehen sie uns dabei eher im Wege? Machen sie uns glücklich oder verführen sie zur Jagd nach falschem Glück? Auch wenn der amerikanische Autor F. Scott Fitzgerald (1896 - 1940) seine Romane und Kurzgeschichten schon lange vor dem Siegeszug von Fernsehen und Internet verfasst hat, spielen diese Fragen in seinen Werken eine zentrale Rolle. Seine Figuren sind fasziniert von der schönen neuen Welt der Bilder zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Sie verlieben sich in Filmstars, spielen mit dem Gedanken, Schauspieler zu werden oder sind selber Filmproduzenten wie die Hauptfigur seines letzten, unvollendeten Romans The Love of the Last Tycoon. Das Gelingen ihres Lebens ist daher nicht zuletzt eine Frage der Ästhetik: Wenn der Titelheld in The Great Gatsby alles daran setzt, seine Jugendliebe Daisy aus den Armen ihres reichen Ehemannes zurückzuerobern, dann versucht er, ein Bild Wirklichkeit werden zu lassen, das er vor vielen Jahren als junger Mann erträumt hat. Nicht minder vermessen und ebenso tragisch ist der Versuch des Psychiaters Dick Diver in Tender is the Night, für seine Frau, eine ehemalige Patientin, eine schöne Welt zu inszenieren, in der materieller Überfluss und emotionaler Reichtum einander ergänzen. Fitzgeralds Helden scheitern. Aber er beobachtet ihr Versagen nicht aus der Perspektive des Puristen, dem Ruhm und Reichtum wenig bedeuten. Im Gegenteil: Er leugnet den Reiz der schönen Oberflächen zu keinem Zeitpunkt. Selbst die Skeptiker in seinen Werken, wie der Erzähler Nick Carraway in The Great Gatsby, sind angezogen und abgestoßen zugleich. Dies ist insofern wenig überraschend als Fitzgerald selbst den Versuchungen des neuen Zeitalters nicht widerstehen konnte. Er war einer der ersten Celebrities des 20. Jahrhunderts, hat für Skandale gesorgt, sein Geld für schöne Dinge vergeudet und nicht zuletzt viele Jahre als Drehbuchautor in Hollywood gearbeitet. Dieses Buch versucht, die verschiedenen Aspekte der Beziehung Fitzgeralds zum Medienzeitalter zu beleuchten - seine Auseinandersetzung mit der Moderne in seinen Romanen, seine Arbeit in Hollywood und schließlich die Verfilmung seiner Werke durch die großen Filmstudios. Dabei liegt das Augenmerk nicht allein darauf, einen neuen Zugang zu Fitzgeralds Arbeiten zu erschließen, sondern auch zu ergründen, inwieweit uns seine Romane helfen, unsere eigene Welt besser zu verstehen: Fitzgerald hat die Allgegenwart von Bildern im Fernsehen und im Internet nicht vorhergesehen. Und doch erahnt man bei der Lektüre seiner Werke, warum wir lieber in Bildern als in der Wirklichkeit leben.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4.1, Die Bedrohlichkeit der Realität: Cecilias Bewusstsein, dass die Natur außerhalb ihrer Wahrnehmung ein Eigenleben führt, erscheint umso bedeutsamer, als es Fitzgeralds Protagonisten nicht durchweg gelingt, die materielle Welt auf die Kulissen-Funktion zu reduzieren. Gelegentlich demonstriert die Realität ihre Gleichgültigkeit gegenüber den (Film-)Bildern, in die die Akteure sie transformiert haben. Dies geschieht in This Side of Paradise, wenn Dick Humbird bei einem Autounfall stirbt. Amory hatte in ihm das Bild des perfekten Gentleman gesehen: He´s like those pictures in the 'Illustrated London News'. Dieses Konzept seiner Person war zwar schon ansatzweise widerlegt worden, als Amory erfahren hatte, dass es sich bei Humbird nicht um einen jungen Aristokraten, sondern um den Sohn eines Gemüsehändlers handelte. Aber Amory erfährt den ultimativen Schock angesichts der Inkongruenz zwischen seiner überhöhten Wahrnehmung Humbirds und den profanen Umständen seines Todes: All that remained of the charm and personality of the Dick Humbird he had known - oh, it was all so horrible and unaristocratic and close to earth. Daisy bleibt in The Great Gatsby eine derart drastische Konfrontation mit dem Opfer des Autounfalls, den sie gegen Ende des Romans verursacht, erspart. Doch schon vorher ahnt sie die Bedrohlichkeit der Realität, als sie auf Gatsbys Rückkehr aus dem Krieg wartet: She was feeling the pressure of the world outside. Insbesondere für Anthony und Gloria Patch in The Beautiful and Damned ist es Anlass zu konstanter Besorgnis, dass die Welt die (Film-)Bilder ihrer Existenz als Illusionen entlarven könnte. Da ihr Selbstverständnis mehr als das aller anderen Protagonisten in Fitzgeralds Romanen auf einem Akt der Realitätsflucht basiert, müssen sie stets befürchten, dass the suffocating pressure of life die von ihnen sorgfältig konstruierten Lebenslügen zum Einsturz bringen wird. Zumindest Anthony ahnt, dass das Bilderreich seiner Wohnung, in das er sich zu Beginn des Romans bevorzugt zurückzieht, weil er sich dort safe (...) from all the threat of life fühlt, ihn nicht dauerhaft vor der Wirklichkeit bewahren wird.

Über den Autor

René Claßen hat Amerikanistik, Soziologie und Volkswirtschaftslehre an der Universität Bonn studiert, ursprünglich um seine Tätigkeit als Journalist - unter anderem als Filmkritiker für Die Welt und den film-dienst - zur Vollzeit-Beschäftigung auszubauen. Stattdessen hat der Vater von zwei Kindern aber bei dem Online-Versandhändler Amazon.com angeheuert, wo er heute noch als Senior Manager Global Email Marketing arbeitet.

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