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Kunst & Kultur

Anamaria Denisa Nemet

Die Wahrnehmung Rumäniens. Eine soziologische Studie zu Stereotypen und Vorurteilen

ISBN: 978-3-95934-913-0

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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 03.2016
AuflagenNr.: 1
Seiten: 120
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Rumänien als Land, das sich auf dem Weg einer langsamen, aber stetigen Reform und gen Westen befindet, wird noch immer als genuin balkanisches Land und ehemaliger Ostblockstaat betrachtet. Die These der vorliegenden Arbeit ist, dass Rumänien sein veraltetes Image als Nation ohne charakteristische positive Labels anhaften geblieben ist, vom dem es sich nicht lösen kann. Faktoren wie mediale Darstellung, Vorurteile und Verallgemeinerungsprozesse führen dazu, dass der Wahrnehmung Rumäniens kein realitätsnahes Verständnis zugrunde liegt, vielmehr wird die Situation weitgehend vereinfacht dargestellt. Im Buch wird untersucht, wie deutsche und rumänische Studenten das jeweils fremde Land sehen und erleben, was anhand von Einzelinterviews belegt wird. Die Ergebnisse daraus werden theoretisch unter besonderer Betrachtung der Konzeption des Fremden ausgedeutet, mit dem Ziel, ein differenziertes Bild über Rumänien aus westlicher Sicht zu dokumentieren.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.4. Durchführung der Erhebung: Die Interviews wurden, gemäß dem jeweiligen Wunsch der Interviewten, entweder in den persönlichen Räumlichkeiten der Interviewten oder der Interviewerin durchgeführt. Die Thematisierungsbereitschaft war mit Ausnahme weniger Fällen, auf die im weiteren Verlauf der Arbeit eingegangen wird, hoch. Die durchschnittliche Länge der Interviews betrug etwa 40 Minuten. Die Interviewerin ist Rumänin. Dieser Aspekt ist insofern von Bedeutung, als er typischerweise zwei Situationen provozieren kann. Die erste Situation bezieht sich auf die Interviews mit den deutschen Teilnehmerinnen. Hiermit könnten die Interviewten, wenn es um negative Aspekte in Rumänien bzw. Kritik ging, sozial erwünschte Antworten geben und somit eine Thematisierungsgrenze markieren. Dieselbe Situation kann auch aus Motiven der Höflichkeit heraus eingetreten sein. Die zweite Situation bezieht sich auf die rumänischen Interviewten. Hiermit können gewissen Themen nicht genauer angesprochen worden sein, weil die Interviewten aus derselben Kultur stammen und sie es deswegen nicht für notwendig gehalten haben, etwas näher zu erklären. Dadurch, dass alle Interviews auf Deutsch geführt wurden, konnten diese Probleme teilweise vermieden werden. Das gilt vor allem für die rumänischen Interviewten. Somit konnten diese durch die Verwendung der deutschen Sprache sich auf die wesentlichen Aspekte konzentrieren und nicht abschweifen. Das ist jedoch nur eine Annahme. 2.5. Teilnahmebereitschaft der Befragten: Die Reaktion der Befragten war bereits bei der ersten Kontaktaufnahme äußerst freundlich und dem Interview freudig und ausgeschlossen entgegenblickend. Die deutschen Interviewten waren sehr interessiert und die zwei von ihnen haben den Wunsch geäußert, später die Arbeit lesen zu wollen. Es entstand zu keinem Zeitpunkt der Eindruck, dass Meinungen zurückgehalten wurden oder Aussagen nicht ehrlich waren. Keine weiteren besonderen Interaktionsphänomene waren zu bemerken. Wie zu erwarten sind manche Teilnehmende weniger ausführlich auf die Fragen eingegangen. Dies bedeutet jedoch keinen Mangel für die spätere Analyse. Die Mehrheit der Teilnehmer hat die Beantwortung der Fragen sehr ernst genommen, weshalb die Antworten auch lang und ausführlich waren. Die Aussagen wurden während des Interviews bzw. in einem späteren Zeitpunkt in vielen Fällen überarbeitet und viele Details hinzugefügt, so dass ein komplettes Bild entstehen konnte. 2.6. Auswertungsverfahren: Die qualitative Sozialforschung zählt längst zu einer normal science (Flick 2001: 13) und das in unterschiedlichen Bereichen wie u.a. Soziologie, Psychologie bis hin zu den Wirtschaftswissenschaften. Das Instrumentarium der qualitativen Sozialforschung basiert auf dem im Moment des Sprechens interaktiv konstruierten kommunikativen Sinn. Hier miteinbegriffen sind auch alle paralinguistischen Phänomene wie Tonfall, Schnelligkeit, Langsamkeit der Sprache, Seufzen, Lachen und ähnliches. Demzufolge kann in der qualitativen Forschung vieles gedeutet und interpretiert werden. Unabhängig davon, was man tut, kommuniziert man etwas: Man kann nicht nicht kommunizieren (Watzlawick 2007:51). Da jedes Individuum über ein eigenes Relevanzsystem verfügt, ist es unmöglich, den Gesprächspartner anhand von dem, was er sagt, genau zu verstehen. Demzufolge wurden unterschiedliche Verfahrensregeln, unterschiedliche Leseschulen oder Verfahrensprinzipien entwickelt, wie etwa die Tiefenhermeneutik, objektive Hermeneutik, Ethnomethodologie oder die Konversationsanalyse. Sinn und Ziel dieser Methoden ist es, so genau wie möglich die soziale Wirklichkeit mit ihren Problemen zu deuten: Die soziale Wirklichkeit stellt somit im Grunde genommen ein Gebilde aus geronnenem kommunikativem Sinn (Kruse 2006:13). Im Fokus des Auswertungsverfahrens steht die Rekonstruktion subjektiver Konzepte und Deutungsmuster gegenüber Rumänien und Deutschland. Die Einzelinterviews wurden mit dem integrativ texthermeneutischen Analyseverfahren bzw. der mikrosprachlichen Auswertungsmethode nach Helfferich und Kruse ausgewertet. Es wurden jeweils vier bis fünf Passagen pro Interview analysiert. Hierbei wurden abwechselnd ein Interview aus der deutschen Gruppe und eines aus der rumänischen Gruppe ausgewertet, um nicht in Leseroutinen zu geraten. Ziel der Einzelfallinterpretation ist die Rekonstruktion zentraler Motive und Thematisierungsregeln. Weiterhin wurde auf die Positioning Analyse nach Korobov und Bamberg sowie die Metaphernanalyse von Lakoff zurückgegriffen. Der Text wird auf rekurrierende Motive, Kernthemen und erst später auf Deutungsmuster untersucht. Es erfolgt also eine gesprächslinguistische Fokussierung. Im Mittelpunkt dieses Analysedreischritts stehen vier sprachlich-kommunikative Aspekte: der ganze Text wird syntaktisch, semantisch, nach dem Grad der Interaktion und unter dem Aspekt der verwendeten Erzählfiguren und Gestalten hin analysiert (Kruse 2008:112). Im zweiten Analysedurchgang wurden die Passagen mit den vorherigen Passagen abgeglichen und auf Konsistenzen oder Brüche hin geprüft und wiederum auf alle Aufmerksamkeitsebenen herausgearbeitet und gebündelt (Kruse 2008:116). Wie bereits aufgezeigt, ist das Ziel einer Fallrekonstruktion die Benennung von zentralen Motiven und Thematisierungsregeln. Zentrale Motive sind sprachlich-kommunikative Bündel aufeinander verweisender und in der Erzählung bzw. im Interview wiederkehrender, besonderer sprachlicher Wahlen bzw. Selektionen, die das Interview von anderen Interviews bzw. Fallstrukturen unterscheiden oder gerade auch als analog ausweisen (Kruse2008:117). Thematisierungsregeln beziehen sich darauf, was Erzählpersonen wie ausführlich thematisieren und was sie wiederum nicht thematisieren. Das letztere wird als Thematisierungsgrenze bezeichnet. Hauptaugenmerk der Thematisierungsregeln liegt auch auf dem wie bzw. auf der Art und Weise, wie die Erzählpersonen das thematisieren was sie verbalisieren. In der abschließenden Phase liegt ein Fallexzerpt vor. Dies dient der weiteren fallübergreifenden komparativen Analyse. Für jedes Interview wurde ein Inventar erstellt. Die Interviews wurden auf Tonband aufgenommen und vollständig transkribiert. Die Transkription ist größtenteils in Anlehnung an GAT (Deppermann 2008 119 Kruse 2008:100). Die Positioning Analyse wurde maßgeblich von Michael Bamberg und Neill Korobov (Korobov 2001) entwickelt (Kruse 2008:129). Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Frage, wie mittels sprachlicher Äußerungen Interaktanten den sozialen Raumbestimmen und ihre jeweiligen Positionen darin festlegen, beanspruchen, zuweisen und aushandeln (Kruse, zitiert nach Lucius-Hoene und Deppermann 2008:129). Die Metaphernanalyse von George Lakoff und Mark Johnson basiert auf der Annahme, dass Metaphern unser Denken und Handeln strukturieren. Danach ist unser alltägliches Konzeptsystem metaphorisch bestimmt (Lakoff und Johnson 2003:11). Weil die ausführliche Darstellung der aufgezeigten Schritte den Rahmen der vorliegenden Arbeit gesprengt hätte, wurde darauf verzichtet. Es wurden stattdessen direkt die herausgearbeiteten Ergebnisse dieser methodischen Schritte vorgestellt. Ein kollegiales Validieren der Ergebnisse fand in einer kleinen Gruppe statt, vor allem bei nicht so gut verständlichen Passagen. Das kollegiale Validieren ist in dem Sinne notwendig, damit nicht nur die Interviewerin selbst alles interpretiert sondern auch andere Kollegen die eine andere Perspektive an den Texten heranbringen. Somit ist der intersubjektive Nachvollzug geleistet. Die Ergebnisse wurden diskutiert und gegengelesen.

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