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Kunst & Kultur

Elisabeth Guzy

Erich Kästner und das Theater: Ein bisschen mehr als Emil und Fabian

ISBN: 978-3-8428-6946-2

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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 08.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 144
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Der bekannte Lyriker, Romancier und Kinderbuchautor Erich Kästner (1899-1974) hatte Zeit seines Lebens auch eine besondere Vorliebe für das Theater. Diese fand jedoch in der Forschung bisher kaum ausführlich Beachtung. Daher widmet sich dieses Buch diesem Bereich seines schriftstellerischen Schaffens. Der Frage nachgehend, inwiefern Erich Kästner mit seiner Theaterarbeit den eigens gestellten Ansprüchen an Theaterschaffende gerecht wurde, konzentrieren sich die Betrachtungen auf drei verschiedene Bereiche seiner Beschäftigung mit dem Theater: seine journalistische Tätigkeit als Theaterrezensent, Kästners Schreiben für das Kabarett und seine bisher eher unbekannte Produktion eigener Theatertexte. Da Kästners Theaterschaffen in der Untersuchung ausführlich und umfassend analysiert wird, ergibt sich ein vielfältiges Bild Kästners in seiner Theaterarbeit. Zudem wird mit Hilfe seiner Rezensionen ein kästnerscher Theaterbegriff eruiert, der einen besonderen Einblick in das Theaterleben der 20er und 40er Jahre des 20. Jahrhunderts bietet.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3, Erich Kästner als Rezensent: Die Untersuchung von Erich Kästners publizistischer Arbeit blieb, sowohl in der Kästner-Forschung, als auch in der allgemeinen Forschung zur Theaterkritik der Weimarer Republik, bisher weitestgehend unbeachtet. Das liegt im Wesentlichen daran, dass das Ausmaß seiner journalistischen Tätigkeit erst nach und nach zu Tage gefördert wird und in die ersten Werkausgaben nur geringfügig einging. Kästner selbst nahm aus den Jahren vor 1933 nur wenige Artikel aus der Weltbühne in seine Gesammelten Schriften von 1959 auf, eine umfangreichere Auswahl jedoch von nach 1945 veröffentlichten Artikeln. Franz Josef Görtz und Hans Sarkowicz vermuten in ihrem Nachwort zu ihrer Werkausgabe im Jahr 1998, dass Kästner eventuell die Nachforschungen gescheut haben könnte. Denn auch in seinem eigenen Bestand, wie sich aus dem Nachlass rekonstruieren lässt, sind nur wenige Artikel enthalten gewesen, da seine Wohnung im Februar 1944 vollkommen ausbrannte. Auf jeden Fall gebe es keinerlei Veranlassung dazu zu denken, Kästner hätte diesen Teil seiner Arbeit nicht als gleichwertig empfunden. Erst 1989 publizierte Alfred Klein einige von Kästners Artikeln aus der Neuen Leipziger Zeitung der Jahre 1923 bis 1933 , ließ diese jedoch größtenteils unkommentiert und wies darauf hin, dass die Bibliografie keineswegs vollständig sei, vor allem die nicht im Feuilleton erschienenen Artikel entgingen ihm. Die bisher einzige wissenschaftliche Untersuchung von Kästners kulturkritischen Arbeiten publizierte 1991 Johan Zonneveld als Dissertation, die sich mit Erich Kästner als Rezensent auseinandersetzt. Er stützte sich dabei auf den Nachlass und eigene Recherchen und machte mit 350 nachgewiesenen Rezensionen erstmals die Dimension von Kästners journalistischer Produktivität deutlich. Dabei sind ihm, wie Görtz und Sarkowicz hinweisen, allerdings auch ein paar gravierende Fehler unterlaufen (er datiert einen Artikel aus dem Jahr 1925 ins Jahr 1923 und schreibt einen Artikel von einem gewissen Erhart Kästner aus dem Jahr 1939 fälschlicherweise Erich Kästner zu). Den beiden Herausgebern Görtz und Sarkowicz war es wiederum für ihre Werkausgabe wichtig, Erich ‘Kästner nicht nur als engagierten Kulturkritiker, sondern auch als politischen Journalisten, als Reporter der alltäglichen Sensationen, als witzigen Glossisten und als kämpferischen Demokraten vorzustellen’. Dabei erfassten sie zahlreiche bisher nicht entdeckte Artikel, allein aus der Neuen Leipziger Zeitung über 140 Rezensionen. Ob des großen Umfangs der kästnerschen Produktivität konnten aber auch sie keine vollständige Bibliografie der Artikel erstellen und mussten daher für die Werkausgabe eine repräsentative Auswahl treffen. Denn Kästners Artikel erschienen nicht nur in der Neuen Leipziger Zeitung, sondern auch in der Weltbühne, in Das Tage-Buch, in Querschnitt, im Berliner Montag Morgen, in der Berliner Illustrierten Zeitung, in der Frankfurter Illustrierten u.v.a., nicht selten auch unter verschiedenen Pseudonymen, um beispielweise nicht in vertragliche Konflikte mit der NLZ zu geraten. Auch wenn Sarkowicz und Görtz den Band zur Publizistik Kästners im Gegensatz zu Klein mit ausführlichen Anmerkungen und einem erläuternden Nachwort versehen haben, handelt es sich dennoch um eine Sammlung der kästnerschen Artikel und nicht um eine weitreichende wissenschaftliche Untersuchung. Zonnevelds Dissertation hingegen ordnet die Rezensionen zwar in den entsprechenden zeitlichen Kontext ein, bleibt aber meiner Meinung nach in erster Linie dabei, die bisher nicht entdeckten Artikel zu referieren und sie mit einem gängigen Kästner-Bild zu vergleichen, beziehungsweise dieses zu bestätigen. Der Verdienst Zonnevelds liegt also vor allem in der Wiederentdeckung des Rezensenten Erich Kästner für die Kästner-Forschung, was die politische Einordung des ab 1933 verbotenen Autors differenzierter ermöglicht, da er sich in der Tagespresse keinesfalls nur bedeckt hielt und sich deutlich gegen Monarchisten, Kriegsnostalgiker, Diktaturen und nicht zuletzt die Nationalsozialisten aussprach. Dadurch, dass der Umfang von Kästners publizistischen Arbeiten erst nach und nach deutlich wird und selbst in der Kästner-Forschung eine bisher eher untergeordnete Rolle spielte, taucht der Rezensent Kästner in einschlägigen wissenschaftlichen Untersuchungen zur Theaterkritik der Weimarer Republik, wie beispielsweise Günther Rühles Theater in der Republik. Im Spiegel der Kritik, nicht auf und wird keinesfalls beispielhaft herangezogen. Das führt natürlich dazu, dass die Bedeutung, die der Rezensent Kästner in seiner Zeit gehabt haben könnte ebenso wenig wie das Verhältnis zu anderen namenhaften Kritikern der 20er Jahre geklärt ist, obwohl er am Ende der Weimarer Republik durch seine Gedichte, Chansons, Romane und nicht zuletzt die ersten Kinderbücher (Erstausgaben: Emil und die Detektive 1929, Pünktchen und Anton 1932, Der 35. Mai oder Konrad reitet in die Südsee 1933, Das fliegende Klassenzimmer 1933 ) durchaus einen ausgeprägten Bekanntheitsgrad erreicht hatte. Eine differenzierte Aufarbeitung wird mir in diesem Rahmen zwar nicht möglich sein, trotzdem möchte ich im Folgenden einige Impulse für mögliche weitere Forschungsansätze geben. Dabei konzentrieren sich meine Betrachtungen auf die Theaterkritiken der Weimarer Zeit, die er in Berlin ab 1927 verfasste, da diese die für meine Untersuchung repräsentativsten sind. Denn Erich Kästner hatte zwar schon in Leipzig einige Theaterkritiken verfasst und besuchte sowohl größere und kleinere Premieren, als auch Gastspiele, dabei handelte es sich aber in erster Linie noch um von der Studienzeit geprägte und an der Aufklärung orientierte Handlungsbeschreibungen, die von einem konventionellen Aufbau der Theaterstücke ausgingen. ‘Seine Urteile waren in jedem Fall pointiert, gelegentlich vernichtend, aber den Stallgeruch des germanistischen Hauptseminars hatten sie noch nicht verloren. Eindeutige Kriterien, wie später in Berlin, sind nicht zu erkennen. […] Stilistisch orientierte sich Kästner mehr und mehr an den Berliner Großkritikern (wie Alfred Kerr und Herbert Ihering), allerdings noch ohne deren Originalität zu erreichen’. Sowohl die in der Neuen Leipziger Zeitung ab März 1924 verfassten, als auch die im Leipziger Tageblatt erschienenen Theaterkritiken, sind vor allem als tagesaktuelle Berichterstattungen gedacht, die den Gesetzen des Lokaljournalismus gehorchen. Mit seiner Arbeit in Berlin entwickelte Kästner jedoch immer deutlicher einen eigenen Stil und begann verstärkt Position zu beziehen. Er entwickelte ein Gespür für das Neue und Besondere, auch wenn nicht immer mit letzter Sicherheit zu sagen ist, welche Überlegungen nur von ihm stammen, da die Kritiken, die er in Berlin für die Neue Leipziger Zeitung schrieb, erst Tage nach der Premiere erschienen und Kästner damit theoretisch genug Zeit hatte, die Feuilletons der Hauptstadtzeitungen zu studieren. Es war ihm allerdings scheinbar ein besonderes Anliegen die Urteile der Großkritiker zu hinterfragen oder gar zu revidieren. Besonders die Kritiken, die sich mit den Inszenierungen Erwin Piscators beschäftigen, geben Auskunft über Kästners Einstellung zum Theater, aber auch die Bewertungen der Zeit- und Volksstücke lassen einige Schlüsse auf seinen eigenen Theaterbegriff zu. Ich möchte die Inhalte von Kästners Rezensionen während der Weimarer Republik und in der Nachkriegszeit im Hinblick auf die erwähnten Themen im Folgenden näher betrachten, um in den Schlussbetrachtungen dieses Kapitels Erich Kästners Vorstellung vom und Ansprüche an das Theater skizzieren zu können. Kästners Arbeit während des Nationalsozialismus‘ in Deutschland wird in diesem Kapitel allerdings keine Rolle spielen, da Kästner wegen des gegen ihn verhängten Schreibverbots nicht in der Tagespresse publizieren konnte.

Über den Autor

Elisabeth Guzy schloss im Jahr 2010 das Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft, der Gender Studies und der Philosophie an der Universität Wien mit Auszeichnung ab. Während ihres Studiums absolvierte sie verschiedene Praktika und Hospitanzen am Staatsschauspiel Dresden, in der Filmredaktion 3sat in Mainz und am Mittelsächsischen Theater Freiberg. Im Anschluss an ihr Studium arbeitete sie u. a. im Künstlerischen Betriebsbüro und übernahm die Redaktion des Spielzeitheftes am Mittelsächsischen Theater. Ab der Spielzeit 2011/12 war sie am Theater Plauen-Zwickau als Dramaturgieassistentin beschäftigt und übernahm in dieser Zeit zahlreiche Produktionsdramaturgien sowie die Redaktion verschiedener theaterüblicher Publikationen.

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