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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 04.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 132
Abb.: 29
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Als Bertolt Brecht im Jahr 1932 in seiner Radiotheorie schrieb, dass Hörer in Radioprogramme aktiv eingebunden werden sollen und Radio sich von einem Distributionsapparat in einen Kommunikationsapparat verwandeln muss, wurde auf Hörerstimmen im Programm kein Wert gelegt. Wie ist das heute? Wird Brechts Vision von Hörerbeteiligung heute erfüllt? Welche Motivation haben Programmverantwortliche überhaupt Hörer einzubinden? Welche Ziele wollen sie mit Hörerbeteiligung in ihren Sendungen erreichen? Wie oft und auf welche Art und Weise werden Hörer am häufigsten beteiligt? Das vorliegende Buch gibt Aufschluss über diese Fragen. Im Mittelpunkt der Analyse stehen die Programme der drei erfolgreichsten landesweiten Sender in Bayern (Antenne Bayern, Bayern 1 und Bayern 3) sowie zwei lokale Programme am Standort Bamberg (Radio Bamberg und Radio Galaxy Bamberg/Coburg).

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.6, Ausgewählte Beispiele von Hörerbeteiligungssendungen: Im Folgenden wird auf zwei Beteiligungsformate des WDR eingegangen, die große Bekanntheit erzielt haben – Hallo Ü-Wagen aufgrund seiner Vorreiterrolle als Beteiligungssendung in den 70er Jahren, Domian aufgrund der zusätzlichen Ausstrahlung im WDR-Fernsehen. 2.6.1, Hallo Ü-Wagen: Die WDR-Sendung Hallo Ü-Wagen wurde zwischen 1974 und 2010 regelmäßig ausgestrahlt seit ihrer Absetzung werden von WDR 5 von Zeit zu Zeit Spezialausgaben zu aktuellen Themen gesendet. Es handelte sich bei Hallo Ü-Wagen ursprünglich um eine Mitmach-Sendung für Bürger auf der Straße, denn anders als bei Hörerbeteiligungen z.B. über Telefongespräche wurden die Hörer der Sendung live dazu eingeladen, direkt an den Übertragungswagen zu kommen und sich im direkten Gespräch vor Ort an der Live-Sendung zu beteiligen. Carmen THOMAS, langjährige Moderatorin von Hallo Ü-Wagen, beschreibt das Prinzip der Sendung so: ‘Ein kleiner Ü-Wagen stand an einem eher beliebigen Ort, häufig innerhalb Kölns, an einer Drogerie, einem Schwimmbad, einem Platz. Ein Musikmoderator beschrieb schnitzeljagdartig den Standort und forderte die Hörerinnen auf, den Ü-Wagen zu suchen und ein Erkennungszeichen mitzubringen, z.B. eine Bratpfanne oder eine Spieluhr. Mit diesem Erkennungszeichen erwarben sich die Besucherinnen das Recht, ihren Opa oder ihre Tante zu grüßen und sich einen Musiktitel zu wünschen.’ Im Laufe der Zeit wurden die Grüße weitestgehend aus der Sendung gestrichen und stattdessen von den Hörern vorgeschlagene Themen mit den Bürgern vor Ort diskutiert. 2.6.2, Domian: Die Sendung Domian ist eine Talkradio-Sendung, die montags bis freitags zwischen 01:00 Uhr und 02:00 Uhr nachts beim WDR-Sender 1Live ausgestrahlt wird. Domian ist aus der Vorgängersendung Riff entstanden, die zwischen 1991 und 1995 nachmittags an Werktagen ausgestrahlt wurde. Ursprünglich informierten laut KRAUSE Experten und Reporter über vorbereitete Themen im Laufe der Zeit kamen immer häufiger Hörer zu Wort. Schließlich wurde aus dem willkürlichen Einsatz von Hörerbeteiligung bei Riff eine Strategie: ab 1993 wurde die Freitagsausgabe der Sendung nicht mehr thematisch von der Redaktion vorbereitet, sondern Moderator Jürgen Domian kam während der gesamten Sendung ausschließlich mit Hörern ins Gespräch. Seit 1995 wird die Sendung auch im WDR-Fernsehen übertragen. Einmal pro Woche ist ein spezifisches Thema vorgegeben, über das Jürgen Domian mit seinen Hörern spricht. Die Themenbereiche reichen von ‘Glücklich sein’ (26.01.2012), ‘Waffen’ (15.12.2011) und ‘Ich schäme mich für meinen Partner’ (08.12.2011) über ‘Meine große Sehnsucht’ (06.10.2011), ‘Das habe ich für Geld getan’ (16.06.2011) und ‘Mein Hobby wurde mir zum Verhängnis’ (26.05.2011) bis hin zu ‘Beste Freunde’ (19.05.2011), ‘Mein Leben ist in Gefahr’ (12.05.2011) und ‘Schmarotzer’ (07.04.2011). ‘Ich frage die Leute alles. Und die Leute können mich alles fragen’ wird Jürgen Domian von 1LIVE zitiert. Den Erfolg der Sendung bei den Hörern hat laut KRAUSE eine Abteilung des WDR im Jahr 1996 erforscht. Ihr zufolge war die Sendung Domian damals einem Fünftel der 1000 Befragten in Nordrhein-Westfalen bekannt. 2002 wurde Jürgen Domian für seine Sendung mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt, das ihm im Januar 2003 überreicht wurde. 2.7, Überblick über Forschungsergebnisse zur Hörerbeteiligung in bayerischen Programmen: Es gibt nur sehr wenige Studien zur Hörerbeteiligung in Radioprogrammen. Eine davon ist die bereits mehrfach zitierte Studie von ORIANS, die sich mit der Meinung der Hörer über Beteiligungsformate beschäftigt. Zwei weitere Studien – speziell für die landesweiten Radiosender in Bayern bzw. die privaten Lokalsender – veröffentlichte die BLM allerdings sind ihre Ergebnisse, ebenso wie die der Studie von ORIANS, mittlerweile über 20 Jahre alt. Aktuellere, repräsentative Untersuchungen über die Hörerbeteiligung in bayerischen Sendern liegen nicht vor. 2.7.1, BLM-Studie 1989: 1989 hat die BLM die im Vorjahr erstmals durchgeführte Image- und Akzeptanzanalyse des Hörfunks in Bayern fortgeführt. Dafür wurden 1.710 Personen in Bayern unter anderem nach der Bedeutung einzelner Programmformen in privaten Lokalfunkprogrammen befragt. Bei der Auswertung wurde deutlich, dass Sendungen mit Hörerbeteiligung von den Befragten als ‘eher negativ’ eingeschätzt wurden noch ein wenig schlechter wurden Quizsendungen und Gewinnspiele bewertet. Laut der Studie vermisste ein Großteil der Hörer ‘die Form der Hörerbeteiligung, die es ihm ermöglicht, für die Fragen eine Antwort zu erhalten, die seinen persönlichen Lebenskreis bestimmen’. So wurde die Beteiligung an Diskussionen mit Experten oder Hörern als wichtig angesehen wie auch Wunsch- und Grußsendungen Gewinn- und Ratespiele sowie Quizsendungen bewerteten die Befragten dagegen als unwichtig.

Über den Autor

Lucie Militzer, B.A., wurde 1988 geboren und kam bereits im Alter von 15 Jahren zum Radio. In einem Sächsischen Ausbildungs- und Erprobungskanal (SAEK) sammelte sie erste Erfahrungen als Hörfunkredakteurin und –Moderatorin, bevor sie nach dem Abitur im Funkhaus Hof bei Radio Euroherz und Radio Galaxy Hof im professionellen Hörfunk Fuß fasste. Nach erfolgreichem Volontariat studierte die Autorin Medienmanagement an der Hochschule Mittweida. Dem Radio blieb sie nebenbei sowohl als freie Mitarbeiterin im Funkhaus Hof als auch als Chefin vom Dienst im hochschuleigenen Radiosender treu. Nach dem Studium nahm sie eine Stelle bei Radio Mainwelle in Bayreuth an.

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