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Kunst & Kultur

Piotr Tomasz Snuszka

Wortspiele von Kollegah und Farid Bang: Ambiguität im Rap

ISBN: 978-3-95850-863-7

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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 01.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 128
Abb.: 8
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

In der Öffentlichkeit muss sich der Sprechgesang seit Jahren gegen Kritiker behaupten. Diese wollen der hauptsächlich von Künstlern mit Migrationshintergrund dargebotenen Musik Einhalt gebieten, um den Schutz der Jugend zu gewährleisten. Doch das teilweise zu Unrecht an den Pranger gestellte Musikgenre hat weitaus mehr zu bieten als frauenverachtende und gewaltverherrlichende Sinngehalte. Die Sprache, die im Sprechgesang eine besonders wichtige Rolle spielt, verfügt über diverse Kommunikationsfunktionen, die ein konventionelles Agieren und Reagieren auf adäquate Konstellationen erlauben. Aus dieser Konvention brechen Wortspiele aus, die als linguistisches Kunstwerk zu betrachten sind. Im Rap-Milieu sind Kollegah und Farid Bang für ihre Wortspiele bekannt. Anhand eines breiten Spektrums an komplexen Wortspielen aus den Werken der genannten Interpreten erstellt der Autor in diesem Buch eine Wortspieleklassifikation, die es erlaubt, auch andere Rap-Künstler miteinander zu vergleichen.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 1, Einleitung: Gegenstand der vorliegenden Studie ist die Eruierung des Habitus von auf Sprechgesang fußenden Wortspielen. Anstöße dieser Studie waren zahlreiche seit Jahren angeführte Kritikausübungen gegenüber dem von migrationshintergründigen Künstlern dargebotenen Sprechgesang, die Einhalt gebietende Forderungen zum Schutze der Jugend stellten. Demgegenüber habe das partiell zu Unrecht an den Pranger gestellte Musikgenre weitaus mehr zu bieten als frauenverachtende und gewaltverherrlichende Sinngehalte, das bei einer unvoreingenommenen Analyse eruiert werden soll. Zum Trotz aller Kritiker ist die Zielsetzung die Aufstellung von Antithesen, die das einfallsreiche Vermögen von Kollegah und Farid Banger und die damit verbundene Entfaltung der linguistischen Fertigkeiten gewährt, zu attestieren. Vom theoretischen hin zum praktischen Übergang vollziehen sich viererlei Prozesse, die einen schlüssigen und nachvollziehbaren Gedankenfluss gewähren sollen. Primär werden in dem Kapitel 2. der vorliegenden Studie die Definitionen vom Begriff Wortspiel zusammengestellt und parallel dazu werden Funktionen und Anwendungsbereiche überreicht. Sekundär sollen im Kapitel 3. semiotische Zeichenlehremodelle von Ferdinand de Saussure und Charles Sanders Peirce näher beleuchtet werden, die sich behilflich beim Verständnis von Wortspielen darstellen. Im nachfolgenden Kapitel wird sich mit den beiden Realisierungsformen von Wortspielen auseinandergesetzt. Im fünften Kapitel wird die Relevanz von der Textkomplexität hinsichtlich der Wortspiele mit zusammenhängender Fachterminibestimmung von der Isotopie vorgebracht. Das 6. Kapitel umspannt die Darlegung der drei Kohärenztypen, die sich als nutzbringend bei der Ergründungserläuterung von Wortspielen erweisen, die durch nachvollziehbare Beispiele begleitet werden. Das darauffolgende Kapitel impliziert drei semantische Modelle, die die Isotopie in der Nebeneinanderstellung mit dem Gegenstück, der Allotopie, und damit verbundener Begriffserklärung von weiteren Fachtermini folgen lässt. Im Kapitel 8. wird die Wortbedeutung präzise entschleiert, die unter anderem verschiedenerlei Assoziationsbildungen gewährt. Das 9. Kapitel widmet sich der schwachen und starken Ambiguitätsstärke. Im nachfolgenden Kapitel und Unterkapiteln wird die Äquivokationsfächerung dargelegt, die sich in Polysemie und Homonymie segmentiert. Anspielungen sind als eine wortspielverwandte Erscheinung zu erfassen und das 11. Kapitel wendet sich explizit der Problematik. Im 12. Kapitel wird die Wortspieltypologie präsentiert, die sich in Wortspiele mit Eigennamen, Buchstabenverdrehern, Abkürzungen und Lexien fächert. Ein extra Kapitel wird den Methapern gewidmet, zu deren Problematik Metaphernkompabilität und Motivationstypologie von Komposita ins Gewicht fallen. Die Mehrdeutigkeitsarten, auf deren grundsätzlich Wortspiele ohne Zuhilfenahme von Derivaten basieren, werden im darauffolgenden Kapitel (14) aufgezeigt. Infolge von auf Sprechgesang fußender Transkriptionen werden ebenfalls phonologische ambigue Reimschemata bei der Auswertung mit einbezogen, die im Kapitel 15. wiederzufinden sind. Das 16. Kapitel gibt sich der Problematik des Sprechgesang hin, speziell hinsichtlich dem Unterkapitel 16.1. Im demselben Unterkapitel wird die Musikinterpretenauswahl begründet, die auf Sprechgesangsinterpreten Kollegah und Farid Bang fällt. Im 17. Kapitel wird die von mir konzipierte Gradierung der Wortspielkomplexität, die sich in simple Wortspiele , mittelkomplexe Wortspiele , ziemlich komplexe Wortspiele , komplexe Wortspiele , überaus komplexe Wortspiele , extrem komplexe Wortspiele gliedert, konkretisiert und regelkonform praktiziert. Im Anschluss erfolgt die Auswertung der erhaltenen Resultate, die mit dem Ausblick ausklingen. Die vorliegende Studie wird in einem Resümee umschlossen. Zuallerletzt werden Literaturverzeichnis, Internetquellen als auch Audioquellen angeführt. 2, Wortspiele: Unter dem Begriff Wortspiel wird ein rhetorisches Stillmittel verstanden, das den Zweck der Entlarvung doppelbödiger semantischer Träger erfüllen soll. Dieses Phänomen ist keinesfalls eine Entwicklung der heutigen Zeit, sondern verfügt über Wurzeln die bis mindestens ins 17. Jahrhundert reichen. In Bezug auf die Übersetzbarkeit verhalten sich die Wortspiele derlei wie idiomatische Redewendungen und lassen folgerichtig in seltenen Fällen eine Übersetzung in andere Sprachen zu. Die Brandbreite, in denen Wortspiele zu Tragen kommen, fällt äußerst zerstreut aus, zumal sie mit ihrer Anwesenheit die existenzirrelevante Welt der Gedichte als auch existenzrelevante Welt der Sachtexte schmücken. Allerdings kann man das Vorkommen von Wortspielen in Sachtexten durchaus sporadischer beobachten. Mit steigender Quantität an Wortspielen in einem Text, wächst die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um einen unsachlichen Text handeln muss, der in überspitzter Form gemäß dem Motto die Kunst für die Kunst gleichen kann. Infolgedessen trägt die Überladung von Wortspielen den Unterhaltungswert bei (vgl. Heibert 1993,11). Demzufolge kommt erst dann eine äquivalente Bedeutung eines im Satz stehenden Wortes zu tragen, wenn beiden Bedeutungskontexten ein sinngemäßer Auslegungsweg eingeräumt werden kann. Ungeachtet dessen kann zuweilen das semantische Doppelleben eines Lexems nicht ohne Kontextungebundenheit innewerden. Eine Abnormität, dazu konstituieren wortspielhafte Neologismen, welche keine Zusammenhangsbezogenheit voraussetzen. Erst der unentbehrliche Bezugsrahmen lässt den Rezipienten die Doppelbödigkeit offenlegen (Ebd., 19). Das folgende Paradebeispiel soll die latent wirkende Nebenbedeutung ans Tageslicht führen: Soldat spielen / Soll Dart spielen. Dieses Exempel lässt die Schlussfolgerung zu, dass der Linguistik in Ansehung der Wortspielschöpfung ein vielversprechender zukunftspotenzialorientierter Wirkungskreis bevorsteht, welcher einer tiefschürfenden Ergründung bedarf. Die Begriffserklärung von Wortspielen fällt schon allein schwer, dieweil gemäß der Definition von Begriffserklärungen an sich bereits etliche Male über mehrere Bedeutungen mit sich führen und somit in Anbetracht dessen kommensurabel zu den Wortspielen sind. Der Bedeutungsinhalt reicht von tiefganglosen und verwässerten bis hin zu detaillierten Darlegungen. Eine redundanzfreie Begriffsbestimmung wird hiermit zur Schau gestellt: Redewendungen respektive Redensarten verbaliter zu nehmen, ist als Wortspiele zu verstehen (Ebd.). Die zahlreich disponiblen Definitionen von Spiel werden geschlossen mit Zuhilfenahme vom Ernst und Regeln charakterisiert. Dabei spielt die Wechselbeziehung zwischen Ernst und Regeln eine ausschlaggebende Rolle. Weitergehend soll die Abweichung vom Ernst des Lebens infolge von beharren auf Einhaltung der Regeln, das synchron ebenfalls Regelwidrigkeiten verursacht und ergo sich als ein Widerspruch in sich entpuppt. Simple ausgedrückt eignen sich Wortspiele exzellent zur Enthüllung von Widersprüchen, Schwachstellen respektive linguistischen Defiziten im Sprachsystem. Die existierende Diskrepanz zwischen Wortspiel und Gesellschaftsspiel ist nicht lediglich in Hinsicht auf das Objekt der Begierde zu deduzieren. Sintemal basieren Gesellschaftsspiele auf Befolgung von im Vorhinein fixierten Regeln im Gegensatz zu Wortspielen, die zwar einen regelkonformen Eindruck erwecken, allerdings im Endeffekt den Regelverstoß hinaus beschwören wollen. Darüber hinaus fungieren Gesellschaftsspiele in Anbetracht der Ernsthaftigkeit des Lebens als sinnentleerte und realitätsverfremdete Tätigkeiten, hinwegsehend von der Befriedung auf psychischer Ebene. Demgegenüber bilden die Wortspiele einen realitätsnahen Filter des alltäglich gebrauchten Sprachsystems. Dieses Sprachgeflecht evaluiert unablässig zurücklassende respektive neukreierende Sprachsystemrisse, die einen Spielraum für Wortspiele einräumen (Ebd., 11ff.). Funktion und Anwendungsbereich von Wortspielen: Das Nutzen aus Wortspielen kann auf mannigfach Weise gezogen werden. Der Gebrauch von Wortspielen verläuft willentlich und zum Zwecke der Erweckung des Interesses gegenüber den Texten beziehungsweise den Hörtexten. Daraus resultiert die Erkenntnis über das Auftreten von Wortspielen in Überschriften respektive Werbungen, die durch ihre anziehende Wirkung zum Lesen, Hören und Erwerb anregen sollen. Ebenfalls greifen Anspielungen zu diesem rhetorischen Stillmittel. Bei Anspielungen, in denen Wortspiele mit inbegriffen sind, können Wortspiele nach Komplexitätsgrad der Wiedererkennung und damit verbundene Enkodierung in explizite und implizite gefächert werden. Mit steigendem Schwierigkeitsgrad gehen die Anspielungen von den expliziten zu den impliziten fließend über. Dabei betreiben Wortspiele ein Versteckspiel mit dem Hintergedanken zu mindestens nicht umgehende aufgedeckt zu werden. Somit richten sich die impliziten Wortspiele an gewandte Elite -Rezipienten und haben keinen Platz an niveauschwache gerichtete Rezipienten zu finden, da sie widrigenfalls keineswegs der Zweckerfüllung nachgehen. Die exakte Scheidelinie zwischen den Wortspielen und Anspielungen zu ziehen, stellt sich beinahe als ein inkommensurables Unterfangen aus (vgl. Anz, Kaulen 2009, 459ff.). 3, Semiotische Zeichenlehremodelle: Um Wortspiele tiefer zu Grunde gehen zu dürfen, bedarf es einer Auseinandersetzung mit der Semiotik. Grundlage der Zeichentheorie gehen aus den Zeichenmodellen nach Ferdinand de Saussure und Charles Sanders Peirce. In Übereinstimmung mit Ferdinand de Saussure ist ein Zeichen eine fest fixierte Übereinkunft auf der Sozialebene mit dazu in Verbindung stehendem Lautbild, welche sich zu einer Einheit formen. Fortschreitend löst ein Zeichen einen mentalen Prozess im Gehirn aus, das wiederum nicht zwangsläufig mit einem physisch existierenden Objekt in Verbindung gebracht werden kann. Zusammenspiel zwischen dem Zeichen und dem Objekt ist ontologisch arbiträr. Unter diesem Aspekt würde ein gegenseitiger Zeichentransfer keinen Einfluss auf die Wirklichkeit nehmen – die Katze in Hund beziehungsweise den Hund in Katze umzubenennen würde keinen Unterschied darstellen, solange sich alle ausnahmslos konsequent daran halten würden. Infolgedessen versucht der Mensch durch Zeichen die Realität nachzuahmen, jedoch spiegelt er sie nicht wieder. Charles Sanders Peirce versteht unter dem Begriff Zeichen ein für ein Objekt stehenden Vertreter (vgl. Peirce, 1983, 64), der damit gewisse verbundene Emotionen und Vorstellungen herbeiruft, die wiederrum dafür ein Zeichen im Interpretanten erzeugen. Demnach seien Zeichen einer aller beschreibenden und unendlichen Dimension, die relativ vom Vorwissen der Interpretanten bestimmt wird und daher von der Subjektivität gekennzeichnet sei. Beide Zeichenmodeltheorien verkörpern eine wechselseitige Relation zwischen dem Objekt und dem entsprechenden Zeichen. Wortspiele bereichern diese Beziehung mittels der im Fachjargon sogenannten Dichotomie, welche sich vermöge eines komplementären Begriffspaars charakterisiert. Der mutuelle Zusammenhang basiert auf der Differenzierung zwischen Klang und Bedeutung, Form und Inhalt beziehungsweise Ausdruck und Sinngehalt (vgl. ebd.). Dieser Zwiespalt zwischen der äußeren Erscheinung und dem inneren Sinngehalt, welche wesenhaft für Wortspiele ist, kann ebenfalls als Oppositionspaar Norm und Anomalie aufgefasst werden. Unter Norm wird ein Verhalten ohne Abweichungen gegenüber einem System verstanden – hingegen bildet die Anomalie dazu das analogische Gegenstück. Dementgegen kann die Anomalie durch das normkonforme System integriert werden, solange sich die Abweichung nicht als all zu groß herausstellt (vgl. Heibert, 1993, 24). Diese Integration durchläuft grundverschiedene Phasen: Zuallererst muss das notwendige Wissen über das Sprachsystem vorhanden sein um die Anomalie rezeptiv wahrzunehmen. Zweitens wird die Anomalität dekodiert und es vollzieht eine Überprüfung der sinngerechten Erkennung und Dekodierung des Unbekannten. Um dafür ein bedeutungsschweres Verständnis zu erlangen, soll folgende Situation die Integration von der Anomalität durch die Normalität veranschaulichen. Ein gebürtiger Franzose neige dazu das r rollend zu artikulieren, dies stehe gewiss im Widerspruch mit dem phonetischen Sprachgebrauch des Deutschen. Ungeachtet dessen ruft die Anomalie größtenteils keine Missverständnisse hervor und insofern trägt sich die rezeptive Aufnahme und Endkodierung sinnentsprechend zu (vgl. ebd.). Demgemäß sind Wortspiele eine Anomalie, welche erkannt und zu dekodieren ist. Je prägnanter respektive stärker die Anomalie zur Geltung kommt, desto problematischer wird eine sinngemäße Rezeption und Endkodierung. Dieses Zusammenhängende Gedankengut innerhalb eines Textes wird im Fachjargon als Kohärenz definiert. Bei einer zu großen Kluft zwischen der Norm und der Anomalie kann die verbindende Kohärenz nicht überblickt werden und somit ist eine Rückführung der Anomalität auf die Normalität indiskutabel. Folglich sind Wortspiele kein Störfaktor, sondern eine Bereicherung der rhetorischen Stilmittel (vgl. ebd., 25f.).

Über den Autor

Piotr Tomasz Snuszka wurde 1988 in Berlin geboren und wuchs durch zahlreiche Auslandsaufenthalte in einem bilingualen Umfeld auf. Im Jahr 2013 schloss er sein Masterstudium der Sprachwissenschaften ab. Bereits 2012 gründete er die Textagentur Business And Science (http://business-and-science.de/kategorie/aktuelles). Der Autor widmete sich bereits während seines Studiums vielen wissenschaftlichen Problemen. Neben den Sportwissenschaften und dem Börsenhandel gehören zu seinem Interessensgebiet u.a. auch der Sprechgesang und die Forschung über die lebendige Sprache. Diese beiden Disziplinen verbindet er gerne in unterschiedlicher Form in seinen Publikationen.

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