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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 02.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 84
Abb.: 10
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die vorliegende Studie soll das Zusammenwirken des persönlichen Umfelds und der sportlichen Entwicklung jugendlicher Fußballer aufzeigen. In Zusammenarbeit mit dem österreichischen Fußballbund wurde untersucht, wie stark interpersonelle Faktoren den sportlichen Werdegang auf dem Weg zum Erwachsenenfußball beeinflussen. Dazu werden sowohl das aktuelle Ausbildungssystem sowie Maßnahmen zur Talentförderung betrachtet und mit Ausbildungsmodellen im Ausland verglichen als auch pädagogische und psychologische Einflüsse analysiert und die Auswirkung einzelner Ereignisse auf die sportliche Reifephase beleuchtet. Anhand einer empirischen Untersuchung in Form von Experteninterviews und Fragebögen mit Jugendnationalspieler werden konkrete Ratschläge und anwendbare Konzepte erstellt. Hierbei soll der Frage nachgegangen werden, warum zwischenmenschliche Vorgänge und die psychische Belastbarkeit der jugendlichen Nachwuchsfußballer von entscheidender Bedeutung für ihre persönliche Weiterentwicklung sind.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4.3, Kompetenzerwartung: Die Theorie der ‘self-efficacy’ (vgl. Bandura, 1977) lässt sich wörtlich mit ‘Selbst-Wirksamkeits-Theorie’ im Sinne von ‘Kompetenzerwartung’ oder ‘Selbstkompetenz’ übersetzen. Kompetenzerwartung beschreibt die Annahme einer Person, dass aufgrund der eigenen Fähigkeiten eine Handlung erfolgreich bewerkstelligt werden kann. ‘Kompetenzerwartung’ beschreibt die subjektive Überzeugung einer Person, eine Aufgabe mittels eigener Fähigkeiten gut oder schlecht bewältigen zu können. Veranschaulichen lässt sich diese These durch ein Experiment mit Nagetieren. Zunächst wurden Ratten in ein zur Hälfte gefülltes Wasserbecken gegeben. Da sich die Ratten nicht retten konnten, weil die Wände glatt waren und sonst keine Möglichkeit zum Herausklettern bestand, ertranken sie schon nach kurzer Zeit. Diese Zeit wurde vom Versuchsleiter als Richtzeit notiert. In der zweiten Stufe des Experimentes wurden wieder Ratten in dasselbe Becken gegeben. Kurz bevor die Richtzeit allerdings abgelaufen war, ließ man zu, dass sich die Ratten selbst retten konnten, indem man ihnen ein Stöckchen zum Herausklettern ins Wasser reichte. In der dritten und letzten Stufe des Experimentes wurden die schon einmal vor dem Ertrinken geretteten Ratten zusammen mit neuen Ratten in das Becken gelegt. Das Ergebnis war erstaunlich. Jene Ratten, welche sich schon einmal aus dieser Situation gerettet hatten, überlebten nicht nur alle anderen Ratten. Sie hatten auch die Kraft mehrere Stunden durchzuhalten. Der Glaube sich im letzten Moment doch noch retten zu können, vervielfachte ihre körperliche Leistungsfähigkeit (vgl. Röder, 1987). In einem anderen Experiment hat Bandura im Rahmen der Entwicklung seiner ‘Self-efficacy-theory’ (vgl. Bandura, 1977, S. 122-147) nachgewiesen, dass die erfolgreiche Wiederholung einer antrainierten Leistung vor allem davon abhängt, inwieweit man davon überzeugt ist, diese Leistung positiv wiederholen zu können. Unter kollektiver Kompetenzerwartung wird die gemeinsame Überzeugung einer Gruppe beziehungsweise eines Teams verstanden, eine bevorstehende Schwierigkeit aufgrund eigener Fähigkeiten und Fertigkeiten gemeinsam bewältigen zu können. Die erworbenen Fähigkeiten allein reichen also nicht aus, um eine Leistung optimal ausführen zu können (vgl. Lehmann, 1997). Die wahre ‘Selbstwirksamkeits-überzeugung’ spielt eine entscheidende Rolle. ‘Die Überzeugung von den eigenen Fähigkeiten ist in Leistungssituationen der Schlüssel zum Erfolg’ (Eberspächer, 2008, S. 172). ‘Der bloße Erwerb einer Fertigkeit genügt nicht, um diese zu einem bestimmten Zeitpunkt unter bestimmten Bedingungen auch tatsächlich optimal ausführen zu können. Parallel zum Training der Handlung muss auch eine subjektive Überzeugung aufgebaut werden, dass die erworbenen Fertigkeiten ausreichen, um unter Stress bestehen zu können. Daher muss also ständig parallel zum Training auf psychologischer Ebene die subjektive Überzeugung verbessert werden, dass die erworbenen motorisch-technischen wie taktischen Voraussetzungen auch unter widrigsten Bedingungen erfolgreich umgesetzt werden können’ (Eberspächer, 2007, S. 18). Eine der wesentlichen Voraussetzungen fürs Gelingen unter Stress ist somit, die innere Überzeugung von den eigenen Fähigkeiten und diese auch auf Knopfdruck abrufen zu können. Es besteht daher die Notwendigkeit, einerseits die fußballerischen Voraussetzungen zu erarbeiten, andererseits auch die Wirksamkeit des eigenen Handelns (Kompetenzerwartung) in Stresssituationen zu beherrschen. ‘Je höher die wahrgenommene Selbstkompetenz, desto größer ist die Anstrengungsbereitschaft, desto dauerhafter ist die Beharrlichkeit, bei einem Problem zu bleiben und desto größer ist die Bereitschaft, Schwierigkeiten zu überwinden’ (Pajares, 1996, S. 58). Die Kompetenzerwartung korreliert jedenfalls sehr stark mit der Beharrlichkeit und der Handlungsausführung selbst (vgl. Schunk, 1991). Anders formuliert, bietet das Konzept der ‘Kompetenzerwartung’ den wissenschaftlichen Beweis dafür, dass die Bewertung der eigenen Fähigkeiten einen immensen Einfluss auf die Herangehensweise einer Person auf die vor ihm bzw. vor ihr liegende Aktivität hat. Wenn man der eigenen Überzeugung ist, in einer Sache schlecht zu sein, so neigt man dazu, diese Aufgabe zu verschieben oder gar nicht anzugehen. Wenn man daran glaubt, eine Handlung positiv zu absolvieren, wird der betriebene Aufwand dafür wesentlich höher sein. Ist die Selbstkompetenz stark ausgebildet, werden Schwierigkeiten und Hindernisse als Herausforderung empfunden, ist sie schwach ausgebildet, werden die Anstrengungen, sie zu überwinden schnell aufgegeben und zwar völlig unabhängig davon, wie die Fähigkeiten objektiv ausgeprägt sind (vgl. Bandura, 1982). Es handelt sich dabei nicht um einen fixen Zustand, sondern bezieht sich immer auf die nächstfolgende Handlung und deren Einschätzung. Das bedeutet, dass sich durch persönliche Entwicklung eine Veränderung in der Selbstkompetenz erzielen lässt. Aufgabe des Betreuerteams sollte somit sein, die rhetorische Fertigkeiten zur Verfügung zu stellen, um einen jungen Spieler den wahren Glauben an seine eigene Lösungskompetenz, unabhängig vom objektiven Leistungsstandard, zu vermitteln. 4.4, Aktivierung und Zeitverzerrung: Das Aktivationsmodell (vgl. Yerkes-Dodson, 1908) gibt den Zusammenhang zwischen Aktivierung und Leistungsfähigkeit wieder. Die Aktivierung drückt aus, wie stark uns Ereignisse bewegen. Ein gutes Maß an Aktivierung ist Voraussetzung für gelungene Informationsaufnahme- und Verarbeitung. Bei zunehmender Stärke der Aktivierung steigt zunächst die Leistung, ab einer bestimmten Stärke nimmt das Leistungsvermögen wieder ab. Als Beispiel für eine eingeschränkte Leistung bei Überaktivierung sind die (teils unbewußten) Reaktionen von Personen bei Panik. Das Erstarren (sog. ‘Totstellmechanismus) stellt die extremste aller körperlichen Reaktionen dar (vgl. Schweiger G., 1995). Auf der anderen Seite ist die menschliche Leistungsfähigkeit kurz nach dem Aufstehen ebenfalls sehr niedrig. Im Zustand der optimalen Aktivierung sind die körperlichen und geistigen Fähigkeiten am höchsten ausgebildet. Das Stresshormon Adrenalin wird ausgeschüttet, das Herz pumpt vermehrt sauerstoffreiches Blut durch den Körper und der Puls erreicht ein optimales Niveau. Im Gehirn werden Endorphine produziert, welche das Schmerz-empfinden verringern. Diese stoffliche Mischung ist Voraussetzung für geschärfte Sinne. In diesem Zustand funktionieren Konzentration und Reaktionsvermögen am besten. Für Fußballer, die sich als ‘aggressive Kämpfertypen’ verstehen, kann eine Aktivierung am oberen Ende des ‘optimalen Aktivationsniveaus’, knapp vor der Anspannung, als optimal angenommen werden. Spieler, für deren beste Leistung zusätzlich ein perfektes Timing und Kreativität vonnöten ist, können sich auch am unteren Ende des ‘optimalen Aktivationsniveaus’ in einer entspannteren Verfassung, befinden. Top-Spieler kennen in diesem Zustand der Aktivierung das Phänomen der ‘Subjektivität der Zeit’. Diese Zeitverzerrung ist beim Versuch, eine Fliege zu fangen, beobachtbar. Die Fliege sieht die Hand in einem anderen Tempo auf sich zukommen als der Mensch. In der Hypnoseforschung wird Zeitverzerrung als verlangsamte oder beschleunigte Zeitwahrnehmung definiert. Im Stadium größten Selbstvertrauens scheint die Zeit beinahe still zu stehen und die Sinne besitzen jene Schärfe, die es ermöglichen, punktgenau und präzise zu handeln. In diesem Zustand der absoluten Klarheit ist es möglich, Situationen vorauszuahnen und einen Spielverlauf zu ‘lesen’. Durch diesen Vorsprung hat man genug Zeit, um die richtige Fußhaltung für den kommenden Pass oder Schuss vorzubereiten. Ein schlechtes Timing bedeutet eine kleine Abweichung in der Fußhaltung und ist mit einer großen Streuung beim Verlassen des Balls vom Fuß verbunden. Voraussetzung für die Möglichkeit eines solchen Erlebens ist ein seelisches Gleichgewicht und die damit verbundene Unaufgeregtheit in Stress-situationen. 4.5, Bewältigung des sportlichen Misserfolgs: In der Literatur ist häufig von vier bis fünf Bewältigungsphasen (vgl. u.a. MacKeith, 1973 Kübler-Ross, 2002 Heim, 2008) die Rede. Im Allgemeinen werden damit die diversen Strategien zur Bewältigung von Krisen, Krankheiten und Sterbefälle beschrieben. Es lassen sich dabei einige Parallelen zu Phasen der Erfolglosigkeit im Sport und deren Verarbeitung finden. Die erste Phase wird meist als Phase des ‘Nicht-wahr-haben-wollens’ bezeichnet. Die Konfrontation mit Veränderung mündet in einen ersten Schockzustand. Die ersten Anzeichen der Krise werden durch Verleugnung der Realität entschärft. Sich nicht den Tatsachen stellen zu müssen, bietet jenen Selbstschutz, der verhindert, dass kleinere Misserfolge hochstilisiert werden. Dauert die Verweigerung der Anerkennung jedoch zu lange an, wird wertvolle Zeit zur Setzung einer angemessenen Reaktion verloren (vgl. Heim, 2008). Die zweite Phase ist gekennzeichnet von Gefühlen der Hoffnungslosigkeit. Häufig ist diese Machtlosigkeit verbunden mit der Frage ‘Warum passiert das ausgerechnet mir?’. Die Schuldgefühle richten sich zumeist gegen andere. Es wird eine Opferrolle eingenommen und je nach Persönlichkeit werden die Vorwürfe sehr offen geäußert. Ängste und Selbstzweifel wandeln sich in Aggression und Wut gegenüber dem Schicksal und jenen Personen um, die als Auslöser angesehen werden (vgl. Kübler-Ross, 2002). Im Gegensatz zu einem labilen Erkrankten neigen Sportler aufgrund ihrer stabileren Persönlichkeit seltener zu Depressionen oder flüchten bei ihrer Suche nach den Ursachen in die Esoterik. Daher beginnt in der dritten Phase meist schon die bewusste Suche nach Lösungen für die Krisensituation. Eine Umorientierung findet statt und die eigene Rolle wird neu definiert. Vollendet kann diese Phase nur durch aktives Handeln und das Treffen von Entscheidungen werden. Die letzte Phase bringt also eine Stärkung des Selbstwerts. Werden alle drei Phasen bewusst durchlaufen und hat man sich mit der Krise arrangiert, so beginnt der Blick nach vorne auf die kommenden Aufgaben. Die neue Erfahrung durch den gelungenen Umgang mit der Situation gibt Kraft für zukünftige Krisen. Daraus lässt sich ableiten, dass es die Aufgabe des Betreuerteams in allen Phasen ist, den Spieler in der Bewältigung seiner Krisensituation zu unterstützen. Der ‘gute’ Coach hilft beim Blick auf die vorhandenen Fähigkeiten und entdramatisiert das starke Gefühl der Ohnmacht.

Über den Autor

Helmut Schuster wurde 1972 in Wien geboren, ist verheiratet und selbständig tätig. Nachdem Durchlaufen aller Admira Wacker-Nachwuchsmannschaften sowie der österreichischen Unter 15 bis Unter 18 Nationalmannschaften, führte seine Fußballer Karriere bis in die dritthöchste österreichische Liga und endete 2009. Er absolvierte sein Studium in Executive Management an der Universität Wien und schloss mit dem akademischen Grad Master of Science erfolgreich ab. Bereits während seiner aktiven Fußballer Laufbahn schloss er 2003 seine Ausbildung zum diplomierten Mentaltrainer ab und widmete sich 2004 verstärkt dem Thema Kommunikation. Der Autor absolvierte eine langjährige Ausbildung zum NLP-Trainer und sammelte seit 2002 umfassende praktische Erfahrungen als Trainer im Amateurbereich sowie als Nachwuchstrainer im Profibetrieb.

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