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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 05.2011
AuflagenNr.: 1
Seiten: 160
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Der Homo oeconomicus spielt seit dem Beginn der modernen Wirtschaftswissenschaften in der Ökonomie eine entscheidende Rolle. Er bildet das zentrale Modell menschlichen Handelns in neoklassischen Modellen. Durch den bedeutenden Einfluss der neoklassischen Theorie innerhalb der Wirtschaftswissenschaften nimmt er für die gesamte ökonomische Forschung eine signifikante Position ein. Darüber hinaus konnte er auch in anderen wissenschaftlichen Fachrichtungen (Rechts-, Sozial-, Politikwissenschaften, etc.) als Modell etabliert werden und besitzt auch hier einen nicht unerheblichen Einfluss. Doch das Monument bröckelt. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse stellen den Absolutheitsanspruch des Homo oeconomicus zunehmend infrage. Dazu gehören vor allem psychologische Erkenntnisse und Ergebnisse aus der experimentellen Wirtschafsforschung. Auf der anderen Seite bleibt der Homo oeconomicus, auch mangels wirklich geeigneter Alternativen, das einzige Modell, das menschliches Verhalten allgemein gültig abbilden und breit verwendet werden kann. Die Frage bleibt, ob der Homo oeconomicus für die Beschreibung menschlichen Verhaltens grundsätzlich eingesetzt werden kann oder nicht, ob er wirklich ein universell geeignetes Modell für die Wirtschaftswissenschaften darstellt.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2, Das Modell des Homo oeconomicus: Kapitel 2.1, Die historische Entwicklung: Der Ursprung des Modells des Homo oeconomicus bzw. seine Geburtsstunde ist nicht mehr genau zu ermitteln. Eine Vollständigkeit beanspruchende historische Untersuchung müsste aber wohl bereits die Vorstellungen der antiken Sophisten, die negative Bewertung der Orientierung am Privatnutzen bei Aristoteles, im Neuen Testament und in der mittelalterlichen Philosophie berücksichtigen sowie die Neubewertung des Eigennutzes in der Renaissance. Eine solche Untersuchung sollte die Ansichten der Spätscholastiker ebenso einbeziehen wie die Werke Machiavellis und Hobbes. Neben den zentralen Arbeiten Smiths, Mills und Gossens müssten wohl auch die Werke von Marx und Malthus Beachtung finden, um anschließend das eigentliche Konzept des Homo oeconomicus, wie es in der Neoklassik zum ersten Mal in Erscheinung tritt, darzustellen. Kapitel 2.1.1 Einflussfaktoren vor der klassischen Nationalökonomie: Neben einer solchen umfassenden Betrachtung lassen sich jedoch wesentliche gedankliche Voraussetzungen für die Entwicklung des Modells auch in einem kleineren Rahmen ausmachen. Wichtige Grundlagen für das Modell wurden bereits vor den Anfängen der klassischen Nationalökonomie gebildet. Mit dem Beginn des Merkantilismus wurde die mittelalterliche Bedarfswirtschaft durch eine an Profitmaximierung orientierte frühkapitalistische Marktwirtschaft ersetzt. Die damit einhergehende Veränderung in der Mentalität der Kaufleute, vor allem die Orientierung an dem Prinzip der Profitmaximierung, wurde zu einer frühen Grundlage des Modells des Homo oeconomicus. Auch Hobbes trug im Leviathan zumindest in indirekter Weise zur Modellentstehung bei, indem er den englischen Bürgerkrieg als Ergebnis nicht-intendierter Handlungen betrachtete und den Menschen zur Darstellung gesellschaftlicher Probleme in reduzierter Weise modellierte. Mandevilles Bienenfabel, zwischen 1714 und 1729 in mehreren Auflagen publiziert und eigentlich als Sittenspiegel für den Adel gedacht, rechtfertigte Eigenschaften wie private Selbstsucht, Leidenschaften, Triebbefriedigung, Gier und Laster als wohlstandssteigernd und wies darüber hinaus dem Eigeninteresse und persönlichem Profitstreben eine auf das Allgemeinwohl bezogene Richtung zu. Weitere Voraussetzungen wurden durch den Physiokratismus gebildet. Der Physiokratismus suchte vor dem Hintergrund unangemessen erscheinender Aktivitäten absolutistischer Entscheidungsträger und als Antwort auf den Merkantilismus nach einem wissenschaftlichen System, das die Gesetze menschlichen Handelns zusammenhängend erklären konnte. Die notwendigen Erkenntnisse wollten die Physiokraten durch eine Rückbesinnung auf die Natur erhalten. Dadurch sollte eine universelle Gestaltung der Gesellschaft gewährleistet werden. Insbesondere auf ökonomischer Ebene beabsichtigten die Physiokraten, eine exakte Steuerung der absolutistischen Wirtschaft zu ermöglichen. Aufgrund naturgegebener Anreize und Beschränkungen würde die Ökonomie eines Landes nach physiokratischer Vorstellung von selbst zu einem Gleichgewicht tendieren, wenn diese Prozesse nicht durch äußere Eingriffe behindert würden. Eine der Grundlagen ökonomischer Entscheidungen im Physiokratismus bildete das auf der Maximierungsannahme basierende Rationalitätsprinzip, das das Eigeninteresse der Individuen als Hauptprinzip der natürlichen Ordnung und des menschlichen Handelns rechtfertigte. Das Rationalitätsprinzip wurde von den Physiokraten als das eigeninteressierte Streben nach Genuss bei weitestgehend geringen Kosten ausgelegt. Verbunden damit war die Emanzipation der Wirtschaft von der Ethik. Wirtschaftliches Handeln wurde von nun an als eigenständiger Bereich angesehen, der nicht ein Teilbereich einer politischen Ordnung war, sondern seiner eigenen Logik folgte. Das persönliche Streben nach ökonomischen Vorteilen wurde nicht mehr als negative Leidenschaft betrachtet, sondern vielmehr als positives Interesse bewertet. Eigeninteresse und Hedonismus konnten sich im Physiokratismus zu ökonomischen Prinzipien durchsetzen.

Über den Autor

Martin Nehring, geboren 1978. Studium der Volkswirtschaftslehre an der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg.

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