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Naturwissenschaften


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Produktart: Buch
Verlag: Bachelor + Master Publishing
Erscheinungsdatum: 09.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 48
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die von der mexikanischen Regierung durchgeführte Legalisierung des probeweisen Anbaus gentechnisch veränderter Maissorten im Jahr 2009 führte zu heftigen Debatten zwischen Wissenschaftlern, Umweltgruppen und Bauernverbänden. Im Zentrum der Diskussion steht die Gefahr, welche mit der Einführung von gentechnisch verändertem Mais für die Kultur, die Ernährungssicherung und die Biodiversität des Landes verbunden ist. Der Regierung wird vorgeworfen, sich von agrarindustriellen Unternehmen unter Druck setzen zu lassen. In diesem Buch werden zuerst die Entwicklungen der landwirtschaftlichen Strukturen Mexikos von den Zeiten der Maya bis heute und die für die Tortilla-Krise relevanten Zusammenhänge erklärt. Folgend zeigt eine Einführung in die biologischen Grundlagen, weshalb eine Koexistenz von konventionellen und gentechnisch veränderten Sorten nicht möglich ist. Anschließend werden die rechtlichen Grundlagen dargestellt, um eine entstehende Abhängigkeit zwischen Bauern und agrarindustriellen Konzernen und die sozio-ökonomischen Konsequenzen zu beleuchten. Die Veranschaulichung der entstehenden Problematik zwischen mexikanischen Maisbauern sowie Agrarkonzernen beschränkt sich auf das Unternehmen Monsanto, welches die meisten Anträge für einen probeweisen Anbau gentechnisch veränderter Sorten in Mexiko gestellt hat.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4, Sozio-ökonomische Konsequenzen für den Maisanbau in Mexiko: Die Einführung von gentechnisch verändertem Saatgut und der damit verbundene Einsatz spezieller Pestizide stellt für die mexikanischen Bauern eine große ökologische Gefahr dar. Die Bedeutung des Erhalts der biologischen Vielfalt für die Stabilität von Ökosystemen ist unklar, und mögliche Auswirkungen für Populationen, genetische Ressourcen sowie den weiteren Evolutionsverlauf sind nur schwierig abzuschätzen (vgl. Görg 2002: 24). Auch der zeitliche Rahmen, in dem sich nach Legalisierung der Gentechnik eine Kontamination der konventionellen Maissorten vollzieht, ist schwierig einzuschätzen, und das Ausmaß der genetischen Veränderungen bleibt unklar. Zum einen, da die konventionellen Sorten nicht getrennt behandelt, sondern unter der Bezeichnung maíz criollo zusammengefasst werden (vgl. CCA la Comisión para la Cooperación Ambiental: Maíz y Biodiversidad. Efectos del maíz transgénico en México). Zur Anbauhäufigkeit der verschiedenen Sorten werden ebenfalls keine statistischen Daten erhoben. Zum anderen hängt es von verschiedenen Faktoren ab, wie viele Generationen die genetische Veränderung bestehen bleibt oder ob sie sich beständig in der kultivierten Maissorte manifestiert. Dabei ist von Bedeutung, ob die Bestäubung einmalig oder beständig stattfindet. Zudem beeinflussen die Art der genetischen Veränderung sowie die Größe des bestäubten Maisfeldes die Beständigkeit der Gene, und es ist von großer Wichtigkeit, ob sich die Veränderung schädlich, förderlich oder neutral auf die Maispflanze auswirkt (vgl. ebd.). Durch die Kontamination der konventionellen Maissorten werden den Bauern die Möglichkeiten genommen, bei veränderten Umweltbedingungen wie langen Trockenperioden oder Plagen zum Schutz der Maisernte mit bekannten und an die Umweltbedingungen angepassten Maissorten zu reagieren. Auf die natürlichen Sorten, welche insbesondere durch die indigene Bevölkerung unter evolutionsbedingten Gesichtspunkten selektiert, untereinander getauscht und in einem variablen Rhythmus angebaut wurden und heute noch immer werden, können sie dann nicht mehr zurückgreifen. Zudem besteht die Gefahr, dass die alten Traditionen der Maya gänzlich verloren gehen: Der traditionelle Maisanbau kann ohne die Nutzungsmöglichkeit der natürlichen genetischen Ressourcen nur schwierig fortgesetzt werden. Das Angebot einer beschränkten Anzahl gentechnisch veränderter Maissorten durch Großkonzerne sowie der Verlust der traditionellen Sorten hätte für die mexikanischen Bauern eine erhebliche Abhängigkeit von den Großkonzernen zur Folge. Weil sie bei extremen Anbaubedingungen ihr traditionelles Wissen nicht mehr anwenden könnten, kann diese Abhängigkeit zur Bedrohung der eigenen Existenz werden. ‘Eine ähnliche Situation auf den Philippinen zeigte, dass letztlich die Produktion [gentechnisch veränderter Sorten unter Vertragsanbau] keinesfalls ertragreicher ist, dafür die Kosten zwei- bis sechsmal höher sind als bei konventionellem Anbau’ (von Kovatsits: Mexiko öffnet sich weiter der Gentechnik). Bereits in den vergangenen Jahren richteten Missernten, bei welchen zuvor gv-Saatgut von Monsanto ausgesät wurde, erheblichen sozialen und ökonomischen Schaden an - wie beispielsweise in Indien, wo sich in den vergangenen Jahren mehrere tausend Bauern das Leben nahmen, weil sie die für Saatgut, Dünger und Pestizide aufgenommenen Kredite durch den fehlenden Ernteertrag nicht mehr begleichen konnten (vgl. naturkost.de: Suizide wegen Gen-Missernten. Indische Baumwoll-Bauern verzweifelt). Insbesondere die Herbizid-resistenten Pflanzen von Monsanto müssen, so wird es vertraglich fixiert, in einer Kombination von Saatgut und dem Pestizid Roundup abgenommen werden (vgl. von Kovatsits: Mexiko öffnet sich weiter der Gentechnik). Die stetige Nutzung dieser Pestizide kann die bereits nährstoffarmen Nutzflächen Mexikos dauerhaft einseitig belasten sowie nach gewisser Zeit Schädlingsresistenzen hervorrufen, was wiederum einen noch höheren Einsatz an Pestiziden vonnöten macht und unvorhergesehene Nebenwirkungen auf andere Organismen haben kann. ‘Seed varieties favored by modern agriculture require large amounts of chemical inputs and are bred for low-stress environmental conditions not suitable for the small-scale farmers in Mexico’ (Zietz & Seals 2006: 5). So haben Studien anderer Länder bereits ergeben, dass gerade gentechnisch veränderte Pflanzensorten dauerhaft eine erhöhte Verwendung von Pestiziden verursachen und den oftmals extremen Umweltbedingungen von Entwicklungsländern nicht gewachsen sin. Des Weiteren wird die Abhängigkeit mexikanischer Bauern von agrarindustriellen Konzernen durch die in Kapitel 3.2 ausgeführten rechtlichen Aspekte erheblich verstärkt. Um die mit der Verwendung von gv-Mais verbundenen Lizenzgebühren bezahlen zu können, ist eine weitgehende Umstrukturierung von Subsistenzwirtschaft zu einem profitorientiertem Anbau vonnöten, und die Vertragsproduktion ist mit Kreditaufnahmen und der Erfüllung vertraglich festgelegter Regelungen verbunden. Die entstehende Abhängigkeit und die Grundproblematik, welche sich durch den Anbau gentechnisch veränderter Sorten ergibt, wird im Folgenden anhand von zwei Fallbeispielen verdeutlicht. Im ersten Fall findet eine nicht vorhergesehene Kontamination des Maisfeldes eines Bauern statt, im zweiten Fall wurde das gv-Saatgut von einem Bauern wissentlich gesät.

Über den Autor

Julia Bultmann, M. Sc., wurde 1982 in Tübingen geboren. Nach einem Freiwilligendienst in einer Schule für Straßenkinder in Mexiko begann sie, sich für die Zusammenhänge zwischen Freihandel, Gentechnik und Armut zu interessieren. Sie erlebte selbst, wie Freunde in Mexiko direkt von plötzlichen Schwankungen der internationalen Lebensmittelpreise betroffen waren. Die Autorin schloss ihr Bachelorstudium der International Cultural Business Studies im Jahr 2010 in Passau ab. Während ihres darauffolgenden Masterstudiums der Umweltwissenschaften, welches sie in Mexiko, Köln und Brasilien absolvierte, verglich die Autorin zwei Anti-Armutsprogramme und erforschte die Entwicklung erfolgreicher Strategien zur Ernährungssicherung.

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