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Philosophie

Soonpyo Moon

Topos des Pathologischen: Zwischen Singularität und Gemeinsamkeit

ISBN: 978-3-8428-5772-8

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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 04.2011
AuflagenNr.: 1
Seiten: 112
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die Welt ist heutzutage als post-kommunistisch zu trachten einerseits, im Sinne des offiziellen Endes der Explosion des kollektiven Zorns. Daran ist verbunden die Reduktion von allem auf die individuelle Verantwortung andererseits (Neoliberalismus). Wer freiwillig oder zufällig aus diesem privilegierten Gefüge gefallen ist, wird als abnormal oder pathologisch beurteilt entweder juristisch oder psychiatrisch schließlich als ein gefährliches Individuum . Hier fehlt die systematische Auffassung von einem pathologischen Einzelnen. Ein Versuch ist daher dringend, über die Ebene des (liberal-demokratischen) Individuums hinaus, das Pathologische spekulativ zu kritisieren nämlich statt des Individuums seitens der Krise des Systems oder der Struktur das Pathologische positiv zu demarkieren. Was heißt demgemäß (rein) pathologisch überhaupt? Es ist weder medizinisch-psychiatrische Krankheit noch vitale Kraft biopolitisch gesehen (Canguilhem, Foucault). Es geht nie um die Physik, wie problematisch das Pathologische in einem bestimmten Körper oder Organismus erscheint. Vielmehr geht es um die Metaphysik des Pathologischen sowohl als des transzendental-gemeinsamen Grundes all des Seienden wie aber auch als der Krise desselben Transzendentalen schlechthin. Daher ist diese Kategorie sowohl mit dem Grenzbegriff als auch mit der Usprungsproblematik als solches gebunden, was für immer unbestimmt in Gegenwart zurückkehrt und die Struktur in Krise geraten macht nämlich als wirklicher Ursprung Das Pathologische als transzendentale Kategorie rückt den Fokus vom Individuum in die Struktur als Subjekt hinein. Statt der doppelten Relation des Individuums zum (pathologischen) Anderen und jenem Entfremdeten gegenüber (symbolischer) Struktur steht im Vordergrund die Beziehung der Struktur auf Krise als ihr inhärentes Anderes. Hier ist nicht mehr gültig die romantische Vorstellung, genial-manisches Individuum jenseits der Struktur - z.B. Antigone. Stattdessen fokussiert es diesmal auf den immanenten Umgang mit der Krise derselben Struktur. Von nun an ist die entscheidende Frage folgendermaßen, wie lässt sich die in Krise gefallene Struktur wieder in Ordnung bringen, vermittels neuer Regeln, die nur auf Basis von den Anderen hergestellt werden kann?

Leseprobe

Textprobe: Kapitel IV, Das Pathologische als normativer Axiom: Vorkritisch und Kritisch / Pathologisch und Normal: Geisterseher und Metaphysik: Ebenso wie es in Vorrede von Kritik der reinen Vernunft expliziert ist, lässt sich von vornherein die theoretische und praktische Vernunft oder genauer deren zweierlei legitimer Gebrauch hierin voranbringen und voneinander so unterscheiden: einerseits den Begriff zu bestimmen, andererseits ihn wirklich zu machen. Diese Unterscheidung stellt Kant so deutlich dar: ‘So fern in diesen nun Vernunft sein soll, so muss darin etwas a priori erkannt werden, und ihre Erkenntnis kann auf zweierlei Art auf ihren Gegenstand bezogen werden, entweder diesen und seinen Begriff(der anderweitig gegeben werden muss) bloß zu bestimmen, oder ihn auch wirklich zu machen. Die erste ist theoretische, die andere praktische Erkenntnis der Vernunft. Von beiden muss der reine Teil, so viel oder so wenig er auch enthalten mag, nämlich derjenige, darin Vernunft gänzlich a priori ihr Objekt bestimmt, vorher allein vorgetragen werden, und dasjenige, was aus anderen Quellen kommt, damit nicht vermengt werden’. Daraufhin laufend, um die (Natur-)Wissenschaft zu ‘sichern’ muss unbedingt das Objekt wechselseitig mit dem Verstand a priori bestimmt werden. Entsprechend unserer Vorstellungsart hat das Objekt so zu bestimmen: Beispielweise in Beobachtung des Himmels muss das Objekt nicht ‘in den Gegenstände des Himmels, sondern in ihren Zuschauer’ gesucht werden. Dieses Verfahren wird eben so genannt ‘Regel’ in mir selbst, durch welche all das Gegenstand damit übereinstimmend konstruiert wird. So gleichzeitig kann es bei der Erfahrung vermittels des Verstandes oder im bestimmten Gegenstand die Einheit des Erkennenden verwirklicht oder externalisiert werden. Trotzdem läuft solche a priori Bestimmung des Objekts innerhalb einer Grenze oder gegen Gefahr hindurch, in die Metaphysik zu geraten, oder aufgrund des Triebes der Vernunft sich auf Ding-an-sich zu richten. Nämlich ‘mit dem vermengt wird, was aus anderen Quellen kommt’. Dafür wird der praktische Gebrauch der Vernunft darin eingespeist. ‘Nun bleibt uns immer noch übrig, nachdem der spekulativen Vernunft alles Fortkommen in diesem Felde des Übersinnlichen abgesprochen worden, zu versuchen, ob sich nicht in ihrer praktischen Erkenntnis Data finden, jenen transzendenten Vernunftbegriff des Unbedingten zu bestimmen, und auf solche Weise, dem Wunsche der Metaphysik gemäß, über die Grenze aller möglichen Erfahrung hinaus mit unserem, aber nur in praktischer Absicht möglichen Erkenntnis a priori zu gelangen’. Für den Augenblick, abgesehen von zweiter Kritik, aus welcher sich die Übergangsfrage zum kategorischen Imperativ, wie Cassirer stellt und einigermaßen antwortet, ergeben kann, ist es zu vermuten, dass das Praktische als ein Mittel dazu vorangebracht wird, beides nämlich eine bestimmte Erkenntnis vermittels der Synthesis/der Verbindung und die Vernunftidee selbst gleichzeitig zu retten. Aber diese Idee sollte allererst von anderer Form der Idee unterschieden werden und zwar von ‘der leeren Form des Gesetzes’, ‘der Idee ohne Form’ oder meiner Terminologie zufolge ‘der flüchtenden Form der Idee’, wozu man selber ohne konkretem Gehalt über das Gute etwas durch die Handlung per se erfüllen muss: und zwar in Form Autoaffektion, und auch im Gegensatz zum ‘transzendenten Vernunftbegriff des Unbedingten’. Dort tritt das Gute nicht als ein Schema, sondern vielmehr als ein Symbol ein. Diese zweierlei Einteilung sowie des Gebrauchs der Vernunft als auch der Idee selbst kann klar gemacht werden, durch den Blick auf die Zurückverweisung des Kritischen auf das Vor-kritische. Daher kehrt diese Erläuterung auf vorkritische Phase zurück. Nicht zuletzt antizipiert sie auch im Bezug auf den modernen Lebensbegriff sowohl die neo-kantische epistemologische Aneignung(Cassirer) von der Seite der theoretischen Vernunft wie auch die lebensphilosophische Umformung(Simmel) bzw. die Lebensmetaphysik im Hinblick auf die praktische Vernunft. Jener Punkt wird umso strittiger im nächsten Schritt anhand von der Diskussion mit Heidegger bzw. Davoser Disputation ans Licht gebracht zwischen epistemologischer Kritik an ‘Kritik der reinen Vernunft’, und daraus folgender exakter Trennung der metaphysisch-praktischen Vernunft von der Heideggers theoretisch-ontologischer Erkenntnis schwankend. Analog zu Heideggers Unterscheidung des Daseins von ‘das Man’ steht da ein besonderes Subjektbegriff im Gegensatz zur Person, das sich sinnlich zwischen der ‘sichtbaren’ und unsichtbaren’ Welt spaltet, woraus die weitere Spaltung zwischen ‘Geist’ und ‘Mensch’ hervorgeht. Nämlich, was Kant den Wahnsinn genannt und dahinter untersucht, liegt gerade vielmehr in einem Exzess des Geistes, der eben aus der Mannigfaltigkeit des Sinnlichen folgt, genauso wie das Zeichen Geister-seher schon impliziert. Freilich wird noch nicht dieser Geist in gesicherter oder legitimer Erkenntnisform eingeordnet: weder auf die äußere Gegenstände bezogen noch durch die symbolische Form(Cassirer) objektiviert wird. ‘Es ist demnach zwar einerlei Subjekt, was der sichtbaren und unsichtbaren Welt zugleich als ein Glied angehört, aber nicht eben dieselbe Person, weil die Vorstellungen der einen, ihrer verschiedenen Beschaffenheit wegen, keine begleitende Ideen von denen der andern Welt sind, und daher, was ich als Geist denke, von mir als Mensch nicht erinnert wird, und, umgekehrt, mein Zustand als eines Menschen in die Vorstellung meiner selbst als eines Geistes gar nicht hinein kommt’. In dieser Richtung, wie Freud eine andere Denkform, nämlich das Denken im Traum formiert, oder ‘das Unbewusste denkt auch’ Lacan zufolge, dementsprechend bringt Kant den brechenden Moment zwischen Schlaf/Traum und Wachen darin voran. Insofern der Traum nachträglich nach Erwachen wieder vorgestellt oder ‘erinnert’ werden kann, und auch beim Schlafen die äußere Wahrnehmung funktioniert, folgt daraus, dass dabei ‘Ideen der Phantasie und die der äußeren Empfindung untereinander geworfen werden’. Während beim Geisterseher ‘die geistige Empfindungen’ ganz und gar nichts zum Bewusstsein erhoben werden, die ‘Phantasie erregen, die mit ihnen verwandt sein’, wider diese ‘immaterielle Welt’, lässt sich sie in die sprachliche Zeichen im normalen Fall übertragen. Damit wird der Austausch der Empfindungen mit anderem ermöglicht. Was dabei diese Erläuterung betrifft, ist nicht nur, dass die Vernunftidee oder die begleitende Idee darin die große Rolle spielt, aber ohne äußere gemeine Bezugnahme nämlich die Erfahrung. Sondern diese nur durch die Phantasiebilder angenommene Idee gehört gleichzeitig der Gemeinsamkeit oder dem gemeinsamen Land vom beiden sowie ‘reiner Geister’ und ‘der Geist des Menschen’ an. Ob darin sie durch die Sprache entäußert wird oder nicht, liegt dabei als eine wichtige Maßnahme der Entzweiung vom beiden. ‘Abgeschiedene Seelen und reine Geister können zwar niemals unsern äußeren Sinnen gegenwärtig sein, noch sonst mit der Materie in Gemeinschaft stehen, aber wohl auf den Geist des Menschen, der mit ihnen zu einer großen Republik gehört, wirken, so, dass die Vorstellungen, welche sie in ihm erwecken, sich nach dem Gesetze seiner Phantasei in verwandte Bilder einkleiden, und die Apparenz der ihnen gemäßen Gegenstände als außer ihm erregen’. So weiter läuft sein Versuch anhand von einem bestimmten Organ bzw. Gehirn oder genauer der gegeneinander laufenden Bewegung dessen zu, dementsprechend zweierlei moderner Topos sowie z.B. das Innen und das Außen zum Vorschein gebracht wird, um beides voneinander zu unterscheiden oder von Wahnsinn abzugrenzen. ‘[...] Das Eigentümliche dieser Krankheit(Wahnsinn) besteht darin: dass der verworrene Mensch bloße Gegenstände seiner Einbildung außer sich versetzt, und als wirklich vor ihm gegenwärtige Dinge ansieht. [...] dass, durch irgend einen Zufall oder Krankheit, gewisse Organen des Gehirnes so verzogen und aus ihrem gehörigem Gleichgewicht gebracht sein, dass die Bewegung der Nerven, die mit einigen Phantasie harmonisch beben, nach solchen Richtungslinien geschieht, welche fortgezogen sich außerhalb dem Gehirne durchkreuzen würden, so ist der focus imaginarius außerhalb dem denkenden Subjekt gesetzt, und das Bild, welches ein Werk der bloßen Einbildung ist, wird als ein Gegenstand vorgestellt, der den äußeren Sinnen gegenwärtig wäre’. Dadurch ist es leicht zu bemerken, inwiefern der geistige Normalzustand mit dem Wahnsinn in der gemeinsamen Grundlage steht, nämlich in der Einbildungskraft außer Gehirnnerven: Obschon bei der Einbildungskraft der innere Sinn/Bild so externalisiert wird, als wäre es wirklicher Gegenstand vor Augen. Insofern der Wahnsinn aus diesem Moment hervorgeht, in welchem zweierlei Richtungslinie der Wahrnehmung oder Sinnlichkeit, wie es oben dargestellt wurde, nämlich in ‘mir selbst’ und ‘außer mir’ irgendwann in Eins gesetzt oder zueinander verschmolzen wird, ist es wahrscheinlich sinnvoll, es im nächsten Schritt zu erörtern: wie die (transzendentale) Einbildungskraft als das gemeinsame Erbe vom normalen und pathologischen Zustand in späterer Kritik wieder auftaucht und im Gang setzt. Damit kann gleichwohl Kants umgekehrte Attitüde zum Wahnsinn erschlossen werden: und zwar sowohl als die Grundlage der inneren Sinne/Bilder wie auch als der darüber hinausgehende Exzess deren. Oder anders als schon Cassirer die Pathologie dementsprechend erklärt, nicht als der Mangel der Sinne oder der Signifikation/Bedeutung, sondern vielmehr als dessen Exzess. Daran anschließend lässt sich die folgende Frage stellen, wie Kant schon beschreibt, ob solche Verbindung der zwei Richtungslinien zufällig geschieht oder nicht, wie schon solche Auszeichnung Krankheit voraussetzt und dabei impliziert. Oder anders gefragt, insoweit kann man die Trennungslinie vom beiden zu sich ziehen und immerhin sie aufbewahren? Oder, wie Kant es expliziert und betitelt hat, lässt sich überhaupt ‘ein Fragment der gemeinen Philosophie(z.B. Metaphysik Leibniz’) die Gemeinschaft mit der Geisterwelt aufheben’? Oder vielmehr zur Konstruktion der Normalität oder Kants Terminologie zufolge, des gemeinen Verstandes dient einigermaßen eine Art ‘ontologische Notwendigkeit’? Eher Cassirers Definition dergleichen hierin aufgerufen und auch die transzendentale Einbildungskraft als ein Vermittelnder zwischen Vorkritik und Kritik verankert wird, läuft die folgende Erläuterung so ab, die Aufmerksamkeit darauf ablenken zu lassen, wie die zweierlei Kritik, sowie theoretische und praktische, voneinander unterscheiden und gegeneinander im Gang gesetzt wird.

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