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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 04.2011
AuflagenNr.: 1
Seiten: 138
Abb.: 6
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Dokumentarfilme sollen laut Literatur die vorgefundene Realität des abgebildeten Objekts möglichst wirklichkeitsnah darstellen und in ihrer Faktizität einen Wahrheitsanspruch haben. Dass dem nicht immer so ist, zeigt der Dokumentarfilm Fahrenheit 9/11 von Michael Moore, welcher das zentrale Element dieses Buches darstellt. Thema des Films selbst, sind die Ereignisse und Auswirkungen der Terroranschläge vom 11. September 2001 in New York, sowie die Hintergründe des Irak-Krieges unter der Regierung Bush. Michael Moore muss dabei dem Vorwurf entgegentreten, in seinem Film einen zu großen subjektiven Einfluss eingebracht und ihn zu einem propagandistischen Werkzeug gemacht zu haben. Im Vorfeld erfährt der Leser im ersten Teil des Buches, welcher theoretische und geschichtliche Hintergrund dem Dokumentarfilm zukommt und erlangt dadurch ein Grundverständnis für das dokumentarische Genre. Auch den Medien kann Inszenierung und Manipulation vorgeworfen werden. Besonders das Fernsehen durchwirkt den Alltag der Menschen und zeigt ihnen eine Welt, von der sie glaubt, real zu sein. In diesem Spannungsfeld wird das dokumentarische Genre des Fernsehens auf seine Strukturen hin untersucht und die manipulierenden sowie inszenierten Formate des heutigen dokumentarischen Fernsehens aufgezeigt. Im zweiten Teil des Buches wird der Dokumentarfilm am Beispiel des Films Fahrenheit 9/11 auf seinen Wahrheitsgehalt hin analysiert und in die Vorwurfskette integriert. Mittels einer systematischen Filmanalyse untersucht der Autor, ob und inwiefern sich die Vorwürfe von Inszenierung, Subjektivität und Manipulation rechtfertigen lassen, oder ob dem Film Fahrenheit 9/11, entgegen aller Kritik, Wahrheit und somit Authentizität zugesprochen werden kann. Die systematische Filmanalyse wird dabei durch eine explizite Inhaltsangabe zu dem Film eröffnet und durch Hintergrundinformationen ergänzt. Ein begleitendes Filmprotokoll liefert die nötigen Informationen, um einen Rückschluss auf Authentisierungs-, Inszenierungs- und Manipulationsstrategien zu geben. Die Ergebnisse der Analyse werden dem Leser in Diagrammform visualisiert und entsprechend erläutert. Aus den gewonnenen Erkenntnissen lassen sich letztendlich Antworten auf die Fragestellungen ableiten, welche die Studie über den Dokumentarfilm abrunden und schließen sollen. Die zentralen Fragen des Autors lauten, ob Michael Moore durch seinen Film die Wahrheit vermittelt hat, oder ob er sich dem Vorwurf der Manipulation stellen muss. Da Konstruktion und Subjektivität dem dokumentarischen Genre immanent sind, muss letztendlich auch beantwortet werden, wo die Grenzen zwischen authentischer, glaubwürdiger und rein subjektiver, manipulierender Darstellung verlaufen und wie hoch der Grad an Subjektivität in einem Dokumentarfilm letztendlich sein darf, um seiner Verpflichtung die Wahrheit zu vermitteln, gerecht zu bleiben.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.6, Manipulation im dokumentarischen Genre: Manipulation (lat.), kunstgerechte Handhabung, Anwendung der nötigen Handgriffe, insbes. bei heilkünstlerischen Verrichtungen Verfahren, Geschäftskniff. Manipulieren, handhaben, M. vornehmen. Im heutigen Begriffsverständnis versteht man unter Manipulation allgemein die gezielte und verdeckte Einflussnahme auf Menschen. Sie sollen also ohne ihr Wissen in ihrem Erleben und Verhalten gesteuert werden. Manipulation findet auf vielen Ebenen statt. So gibt es neben politischer, religiöser und ethnischer Manipulation auch die Manipulation durch Unternehmen, speziell in den Medien durch Werbung, aber auch in Form von Agitation und Propaganda. Letztere Formen sind oder waren vor allem in Nationen mit staatlich gelenkten Medien und eingeschränkter oder verwehrter Pressefreiheit, wie etwa im Dritten Reich, der DDR, Russland oder in China vertreten. Fernsehen als Medium der sozialen Manipulation: ‘Wer vom Fernsehen Unterhaltung erwartet, erwartet Manipulation. Nur manipuliert kann Fernsehen unterhalten’. Das Fernsehen ist uns als Medium so vertraut, dass wir es kaum als solches wahrnehmen, sondern ihm blind vertrauen, die Informationen nicht mehr kritisch von außen betrachten und filtern, sondern uns voll und ganz in diese Welt aufsaugen lassen. Nur die wenigsten Zuschauer blicken mit einem kritischen Auge auf das, was sie vorgesetzt bekommen. Mit einem Knopfdruck auf der Fernbedienung, gewinnt das Fernsehen deshalb seine schleichende Gewalt über uns. Doch das Fernsehen ist ein, wenn nicht sogar das Medium der Manipulation und genau an dem Punkt unserer Schwäche dem Medium Fernsehen tatsächlich blind zu vertrauen, setzen die Macher an, um Manipulation auszuüben. ‘Die Massenmedien gelten in politischer Hinsicht, in Form von Propaganda, sowie in ökonomischer Hinsicht, in Form von Werbung, als sicheres Mittel, die Menschen zu manipulieren’. Dabei macht es sich das Fernsehen zum Vorteil, dass es nicht auf den einzelnen Zuschauer abzielen muss, sondern immer ein Millionenpublikum erreicht. Dies macht das Fernsehen letztendlich zum Medium sozialer Manipulation. Fernsehen dient in der Gesellschaft nicht zuletzt auch als Mittel zur Kommunikation. Sport, Filme oder Shows sind gern Gesprächsthema unter den Menschen, doch wer es nicht gesehen hat, kann nicht mitreden und wird durch einen Rollenabstieg innerhalb der Gruppe bestraft. Besonders Menschen mit Ich-Schwäche und Desorientiertheit, nichtzentrierten Menschen, die sich mit sich selbst uneins sind und Bewusstes von Unbewusstem kaum unterscheiden können, scheinen dem Manipulationsmedium besonders zu verfallen. Das Fernsehen ist aber nicht nur inhaltliche Manipulation, sondern auch Selektion, denn das wirklich wichtig zu Zeigende wirkt auf den heutigen Zuschauer fad, zu kompliziert und unschockierend. Deshalb vermittelt es uns nur das was sensationell, was einfach ist, oder es verpackt das langweilige Wichtige in ein Gewand der Inszenierung, um dieses zu dramatisieren und den Showeffekt zu erzielen. ‘Zwischen Manipulatoren und Manipulierten besteht eine Gegenseitigkeitsrelation: der eine ist nicht ohne den andern, und der eine reproduziert nur als seine selbständige Ansicht, was der andere ihm aufnötigt, wobei der andere nur aufnötigt, nach was dem einen gelüstet’. Nachrichten vermitteln dem Zuschauer die wichtigsten Informationen des Tages. Auch hier stellt sich heraus, dass das Fernsehen eine Vorauswahl der angeblich wichtigsten Informationen für den Zuschauer trifft, eine soziale Manipulation insofern, als dass sich in der Gruppe nur über einen Teil dieser Ereignisse diskutiert wird und weggelassene Ereignisse gar nicht mehr auffallen. Oft vergisst man dabei auch, dass die Medienkonzerne oftmals gleich mehrere Medien, wie Fernsehen, Radio und Printmedien, parallel kontrollieren. Auffällig ist dies besonders bei den Nachrichtensendungen im Fernsehen, wo zu beobachten ist, dass die gleichen Berichte über verschiedene Sender verteilt sind. Beispielsweise entsprechen die Nachrichten des Senders RTL auch denen der Sender VOX, n-tv oder RTL2, was darauf zurückzuführen ist, dass sie alle der RTL Group angehören. Die Medien rechtfertigen die Notwendigkeit von Manipulationen im Übrigen damit, dass sie in kurzer Zeit möglichst viele Informationen verarbeiten müssen. Dabei werden aus Zeit- und Geldmangel oftmals Bilder aus dem Archiv geholt und dem Thema zugeordnet. Doch hier passiert die eigentliche Manipulation bzw. Irreführung, denn der gesprochene Text der über diese alten Bilder gelegt wird, veranlasst den Fernsehzuschauer dazu, den Text mit dem Bild zu verbinden. Der Inhalt der Information mag zwar annähernd der Wahrheit entsprechen, der Wirklichkeit entspricht er aber nicht. So vermischen sich Fakten und Fiktion, was entsteht ist Infotainment. Manipulation und Fiktionalisierung im dokumentarischen Film: In den vorangegangenen Kapiteln wurde bereits die Wirklichkeitskonstruktion durch die Medien angesprochen. So stellen die Einflüsse der Anwesenheit eines Kamerateams beim Dreh, die Selektion von Filmmaterial und Information, das bewusste Weglassen bestimmter Sachverhalte usw. immer eine Manipulation gegenüber dem Rezipienten dar. Die Konstruktionen sind zwar nicht vermeidbar, aber zu einem gewissen Grad kontrollierbar. Richtig gefährlich wird die Manipulation aber dann, wenn der Filmproduzent seine Zuschauer nicht über seine Absichten informiert und seine subjektive Sichtweise als objektiv und sachlich neutral darstellt. Dies bestätigt auch das folgende Zitat von Walter Wippersberg: ‘Gefährlich wird Manipulation nur dann, wenn ein Film von den Mächtigen produziert und als absolute Wahrheit präsentiert wird’. Mittels der Manipulationen, werden die Rezipienten also in ihrem Verhalten gesteuert, ohne dass sie sich dessen bewusst sind. In der Realität ist die Manipulation des Menschen nicht vollständig durchführbar, daher wird die gezielte Informationslenkung angewandt. Durch Propaganda sollen Menschen manipulativ gelenkt werden und oftmals einer politischen Richtung folgen oder in den Krieg ziehen, selbst wenn dieser Weg für sie tödlich endet. Dabei werden die wahren Absichten des politischen Systems oder der Interessengruppe geschickt verschleiert und von ihnen abgelenkt. Die meisten Dokumentarfilme kommen nicht ohne eine entsprechende Kommentierung aus. Diese dienen der Verstärkung oder zur Ergänzung der Aussagekraft der dargestellten Bilder. Die Bilder allein können nicht lügen, doch mit den dazu gesprochenen Worten können sie lügen, täuschen oder mit Bedeutung aufgeladen werden und den Zuschauer durch seine Rezeption dieser aufgeladenen Bilder in eine bestimmte, vom Regisseur gewollte, Richtung lenken. Schwierig wird es dann, wenn auch der Sprecher eine zu starke Dominanz erhält und der Zuschauer nur dem Ton folgt, die Eigenaussage der Bilder also verloren geht. In heutigen Doku-Formaten wird die Kritik laut, dass die Bilder lediglich zu den vorformatierten Texten hinzugefügt werden und diese Bilder ohne den gesprochenen Text kaum ein oder keine Aussage hätten. Der Einsatz von Fiktionalisierung in Dokumentarfilmen ist sehr unterschiedlich. So gibt es Dokumentarfilme die lediglich mit nachinszenierten Symbolbildern arbeiten, solche mit Szenen die Dialoge und Spielfilmcharakter beinhalten und nicht zuletzt Filme, die wie Dokumentarfilme gestaltet sind, von vorn bis hinten jedoch vollständig inszeniert wurden. Manipulativ wird das Ganze dann, wenn Filmemacher diese Formen für ihre Filme verwenden, diese jedoch unkenntlich machen. Eine besondere Form der Fiktionalisierung bringen dabei computeranimierte Bilder mit sich. Der Film ‘Virtual History – The Secret Plot to kill Hitler’, welcher aus der Perspektive Hitlers, Stalins, Roosevelts und Churchills die Geschichte des Attentats auf Hitler vom 20. Juli 1944 erzählt, zeigt dokumentarische Bilder, welche es so niemals gegeben hat. Die Köpfe der genannten Politiker wurden von Archivmaterial in einem aufwändigen Verfahren digital auf die Körper von Schauspielern montiert. So kann man, dem Look der damaligen Zeit angepasst, Hitler beim Frühstück zusehen. Auch wenn das Ergebnis nicht ganz so überzeugend war, ist die Absicht der Täuschung umso erschreckender. Ebenfalls mit kritischem Blick auf die Schattenseite unserer Welt gerichtete Filme haben sich auch in letzter Zeit wieder im Kino durchgesetzt. Diese meist sehr subjektiven Filme, unter anderem auch der in dieser Arbeit behandelte Film ‘Fahrenheit 9/11’ von Michael Moore, wurden und werden dabei meist ohne die ausdrückliche Bezeichnung ‘Dokumentarfilm’ in der Werbung vorgestellt. Vielmehr erhoffen sich deren Produzenten, allein durch die Thematik der Filme, Zuschauer zu gewinnen. Ein Konzept, welches sich bisher bewährt hat und die kommerziellen Erwartungen erfüllte. Systematische Analyse des Dokumentarfilms Fahrenheit 9/11: Das vorangehende Zitat zeigt, welche Wirkung ein Film erzeugen kann. Dieses Feedback ist nur eines unter Tausenden, die nach dem Film auf Michael Moores persönlicher Webseite eingingen. In den vorangegangenen Kapiteln wurde gezeigt, welcher Mittel sich das dokumentarische Gerne bedient und welche Entwicklungen es durchgemacht hat. Eine davon war der Missbrauch als propagandistisches Mittel im Ersten und Zweiten Weltkrieg. Kritiker werfen diesen Aspekt auch dem Film Fahrenheit 9/11 vor. Die folgende Analyse soll untersuchen, inwiefern sich Michael Moore der propagandistischen, sprich manipulierenden Mittel bedient hat und ob er dem Vorwurf der Manipulation weichen kann oder ihm unterliegt.

Über den Autor

Danny Jaksch, geb. 1979 in Weimar, machte auf dem zweiten Bildungsweg Abitur als Grafik-Designer und studierte anschließend Mediendesign/Medieninformatik in Bremen. Heute lebt er in München und arbeitet als freiberuflicher Mediendesigner und Filmemacher. Bereits während des Studiums sammelte der Autor praktische Erfahrungen bei Radio Weser.TV und drehte nebenher diverse Kurzfilme. Seine besondere Leidenschaft am dokumentarischen Genre motivierte ihn, sich der Thematik des vorliegenden Buches zu widmen.

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