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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 06.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 100
Abb.: 21
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Dieses Buch behandelt die Problematik der Staatsverschuldung und geht auf mögliche Ursachen von Zahlungsausfällen von Staaten ein. Nach einer kurzen Einführung und Erklärung von Grundlagen werden die Denkweisen verschiedener ökonomischer Denkschulen vorgestellt. Staaten können auf unterschiedliche Weise Kredite aufnehmen. Diese Tatsache stellt eine wesentliche Grundlage für das weitere Verständnis der möglichen Ursachen für Staatsbankrotte dar. Regierungen können sich entweder aus unterschiedlichen Gründen heraus weigern Rückzahlungen fortzuführen oder sie sehen sich nicht mehr im Stande, ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Weitere Ursachen können Überschuldung, externe Schocks, Bankenkrisen oder politische und militärische Auseinandersetzungen sein. Für die Berechnung des Staatsausfallrisikos werden in diesem Buch einige Modelle vorgestellt und miteinander verglichen. Diese unterscheiden sich vom Ansatz her dadurch, dass sie versuchen, aus Vergangenheitswerten Vorhersagen für die Zukunft zu treffen oder anhand von Marktdaten das Risiko eines Zahlungsausfalls zu ermitteln. Den Abschluss liefert ein Überblick über vergangene Zahlungsausfälle von Staaten.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 6.3, Überschuldung: Ein Staat nimmt laufend kurz- und langfristige Kredite auf um den Haushalt mit zu finanzieren. Die Höhe der Staatsschulden wird dabei wie in Kapitel 2 dargestellt in Relation zum BIP gesetzt. Doch wann ist ein Staat ‘überschuldet’ und welche Konsequenzen ergeben sich für die Volkswirtschaft daraus? Japan hatte für das Jahr 2010 eine Staatsschuldenquote von 225,8% und konnte immer noch erfolgreich Anleihen auf den Finanzmärkten platzieren. Nach Manasse, Roubini & Schimmelpfennig (2003) befindet sich ein Staat dann in einer Überschuldungskrise, wenn der diskontierte Wert des zukünftigen Primärüberschusses kleiner oder gleich dem Wert des aktuellen Schuldenstandes ist oder die zukünftigen diskontierten Exporteinnahmen kleiner als der Wert der Auslandsverschuldung sind. Manasse, Roubini & Schimmelpfennig (2003) und Manasse & Roubini (2009) haben versucht heraus zu finden, welche Faktoren für das Auftreten von Verschuldungskrisen verantwortlich sind. Sie untersuchten dabei 47 Staaten in einem Zeitraum von 1970 bis 2002 und kamen zu folgenden Ergebnissen: - Die höchste Wahrscheinlichkeit eines Zahlungsausfalls bildeten Fälle in welchen die Auslandsverschuldung höher als 49,7% des BIP und die Inflationsrate über 10,5% lag. Mehr als die Hälfte aller beobachteten Zahlungsausfälle trafen ausschließlich aufgrund dieser beiden Bedingungen ein. Die Wahrscheinlichkeit für einen Zahlungsausfall liegt hier bei 66,8%. - Die niedrigste Gefahr eines Zahlungsausfalls hat ein Staat wenn die Auslandsverschuldung niedrig ist, die Relation der kurzfristigen Schulden zu Währungsreserven niedrig ist und die Auslandsverschuldung in Relation zu den Steuereinnahmen ebenfalls niedrig ist. Die Wahrscheinlichkeit für einen Zahlungsausfall beträgt hier nur 2,3%. - Eine niedrige Verschuldung schützt den Staat nicht vor einem Zahlungsausfall. Selbst Staaten mit moderater Verschuldung (zwischen 19% und 49,7% des BIP) können bei Zutreffen anderer Faktoren (kurzfristige Schulden über dem 1,3-fachen der Währungsreserven, politische Unsicherheit, ehemals fixer Wechselkurs) einer relativ hohen Wahrscheinlichkeit eines Zahlungsausfalls ausgesetzt sein (41,5%). Selbst wenn die Inflation niedrig ist und die Werte des kurzfristigen Finanzierungsbedarfs niedrig sind, bleibt trotzdem ein nicht unerhebliches Risiko eines Zahlungsausfalls. Die drohende Gefahr eines Zahlungsausfalls durch Überschuldung ist also durchaus evident. Wie hoch diese Grenze der Überschuldung jedoch ist, lässt sich nicht zweifelsfrei feststellen, da auch andere Faktoren für eine drohende Zahlungsunfähigkeit ausschlaggebend sind. Eine hohe Staatsschuldenquote kann sich auf die Handlungsfähigkeit der Regierung negativ auswirken und sollte demnach vermieden werden. Die Bedeutung der Auslandsverschuldung ist in den beiden Untersuchungen auch dadurch gekennzeichnet, dass die Wichtigkeit dieser Variable im Vergleich zu allen anderen an erster Stelle liegt. 6.4, Externe Schocks: Als sogenannte externe Schocks werden Angebots- und Nachfrageveränderungen drastischen Ausmaßes bezeichnet. Diese können sich negativ auf die Zahlungsbilanzen der betroffenen Länder auswirken und damit eine erhöhte Schuldaufnahme erzwingen. Die Verschuldungsproblematik vieler Entwicklungsländer während der 1970er und 1980er Jahre lässt sich beispielhaft für einige externe Ursachen aufzählen. Externe Schocks lassen sich nach Schlichting (1997) hauptsächlich auf folgende Ursachen aufteilen: - Ölpreiserhöhungen: Zwischen Anfang 1970 und Anfang 1980 stieg der Preis für Rohöl von ca. 2 US-$ auf ca. 35 US-$ pro Barrel. Dieser sehr starke Preisanstieg führte vor allem bei vielen Entwicklungs- und Schwellenländern zu großen Belastungen ihrer Zahlungsbilanzen. Dadurch waren die betroffenen Staaten gezwungen mehr Kredit aufzunehmen, da Rohöl nur sehr schwer substituiert werden konnte. Der Mitte der 80er Jahre einsetzende Preisverfall führe bei erdölexportierenden Ländern ebenfalls zu einer Verschärfung der Verschuldungsproblematik, da diese ihre Haushaltsrechnungen mit hohen Rohölpreisen erstellt hatten. - Preisverfall von Rohstoffen: Der Preisverfall von Erdöl ab Mitte der 1980er Jahre führte zu einem Preisverfall anderer Rohstoffe. Der Export dieser stellte für viele Entwicklungsländer die größte Einnahmequelle dar, was schließlich in großen Handelsdefiziten endete. Diese Art von Angebotsschock kann langfristig zu einer Verschlechterung der Bonität und einer teureren Kreditfinanzierung führen. - Weltweite Rezession und zunehmender Protektionismus: Negative wirtschaftliche Entwicklungen eines Staates können negative wirtschaftliche Auswirkungen auf andere Staaten mit sich ziehen. So griffen viele Industriestaaten während der weltweiten Rezessionsphase in den 1970er und Anfang der 1980er Jahre zu protektionistischen Maßnahmen und verschärften damit die Verschuldungssituation vieler Entwicklungsländer zusätzlich. Durch den Protektionismus waren zunehmend Export und Deviseneinnahmen betroffen. - Anstieg des internationalen Zinsniveaus: Als Reaktion auf eine Rezessionsphase greifen viele Staaten zu expansiver Geldpolitik zurück, was sich zunächst in fallenden Zinssätzen auswirkt. Nach erfolgreicher Stimulierung der Wirtschaftstätigkeit steigt jedoch die Inflationsrate, welche durch restriktive Geldpolitik wieder eingedämmt werden muss. So griffen viele Industriestaaten inmitten der zweiten Ölpreiskrise zu restriktiver Geldpolitik, was einen enormen Zinsanstieg zur Folge hatte. Der LIBOR für US-Dollar stieg im Jahre 1980 auf über 21%. Durch variable Zinssätze waren viele Schuldner in große Zahlungsschwierigkeiten geraten, da sich die zusätzliche Belastung nicht nur auf Neukrediten sondern auch auf bestehenden Auslandsverbindlichkeiten niederschlug. - Aufwertung des US-Dollar: Durch eine Koppelung der Landeswährung und eine Schuldaufnahme in US-Dollar waren viele Staaten von der Entwicklung der US-Währung betroffen. Ab 1981 wurde der US-Dollar kräftig aufgewertet, was zu einer Erhöhung der Dollarschulden führte. Zusätzlich dazu verteuerten sich die Exporte der betroffenen Entwicklungsländer, wodurch diese an Wettbewerbsfähigkeit einbüßten. - Bankenkrisen: Rogoff und Reinhart (2010) führen in ihrer Untersuchung Bankenkrisen als häufige Ursache von Zahlungsausfällen von Staaten an. Dabei unterscheiden sich zwei Fälle von Bankenkrisen. Der erste betrifft Bankenkrisen in repressiven Finanzsystemen, welche in Wirklichkeit eine Form des Zahlungsausfalls auf Inlandsschulden darstellt. Hier bedienen sich Regierungen der Finanzrepression, welche eine Form zusätzlicher Besteuerung darstellt. Gelegentlich reicht diese Maßnahme selbst nicht aus und die Regierung stellt den Schuldendienst zur Gänze ein. Der zweite Fall der Bankenkrise betrifft sogenannte ‘Bankruns’. Grundsätzlich treten Banken als Finanzintermediäre auf indem sie meist kurzfristige Sichteinlagen aufnehmen und langfristige Kredit vergeben. Sie halten zwar kurzfristig verfügbare liquide Mittel, doch im Fall eines Bankruns, ausgelöst durch eine Vertrauenskrise im Markt kann sich die Bank gezwungen sehen ihre Anlagen verkaufen zu müssen um genügend Liquidität vorweisen zu können. Wenn die Bankenkrise nicht ein, sondern womöglich mehrere Institute trifft, können die Folgen noch verheerender sein, wenn sich dadurch keine oder sehr wenige Käufer treffen. Ein typisches Beispiel für einen solchen Bankrun ist die US-Subprime-Krise von 2007. Hier zeigt sich die Verwundbarkeit des Systems, wenn bestehende Gleichgewichte durch Vertrauenskrisen gestört werden. Auf diese Art und Weise können Bankenkrisen die wirtschaftliche Entwicklung eines Staates negativ beeinflussen. So hätte nach Ben Bernanke die Große Depression womöglich nur ein oder zwei Jahre gedauert, hätte nicht die Hälfte aller US-Banken bankrottiert. Durch die engen Verflechtungen zwischen Banken und Volkswirtschaften können vermehrt Schuldenkrisen entstehen. Dazu gehören laut Rogoff & Reinhart (2010) folgende: Bankenkrisen in entwickelten Ökonomien beeinträchtigen das Weltwachstum empfindlich. Das verlangsamte Wachstum oder gar Wachstumseinbußen haben tendenziell negative Auswirkungen auf die Exporte. Dies schränkt die Verfügbarkeit von Devisenbeständen ein und erschwert somit vor allem für Schwellen- und Entwicklungsländer die Bedienung ihrer Auslandsschulden. Zusätzlich dazu wird eine Schwächung des globalen Wachstums mit einem weltweiten Preisverfall für Rohstoffe assoziiert. Damit verringern sich die Exporteinkünfte vieler Staaten zusätzlich. Bankenkrisen in globalen Finanzzentren und damit einhergehende Kreditengpässe erzeugen ein Versiegen der Kreditströme an Länder der Peripherie. Die nun eingeschränkten Kreditmöglichkeiten für betroffene Länder beeinflussen die Wirtschaftsentwicklung und Erschweren die Möglichkeiten für Kreditrückzahlungen. Historisch betrachtet waren Bankenkrisen ansteckend gewesen, indem sie die Investoren risikoscheu machen. Dieser Vertrauensverlust der Anleger kann auch länderübergreifend wirken, indem Fundamentaldaten eine geringere Rolle als die Psychologie spielen. Dieser Investitionsrückgang wirkt sich ebenfalls negativ auf die Möglichkeiten der Regierung aus ihre Schulden zu prolongieren und den Schuldendienst zu erfüllen.

Über den Autor

Edis Halilovic, geboren 1983 in Brcko, Bosnien und Herzegowina, lebt seit 1992 in Wien. Nach der Matura studierte er Betriebswirtschaft an der Wiener Wirtschaftsuniversität mit dem Schwerpunkt der Bankbetriebslehre und des Investmentbankings. Dieses schloss er mit dem Grad des Magisters im Jahr 2011 erfolgreich ab. Sein Interesse an staatspolitisch wirtschaftlichen Themen und der Bezug zur Aktualität motivierten ihn über Staatsverschuldung und ihre Problematik zu schreiben.

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