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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 06.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 120
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit der Neueren Geschichte Bosniens und der Herzegowina von 1918 bis 1991 und gliedert sich in drei Hauptkapitel, die die zeitgeschichtlichen Epochen der staatsrechtlichen und politischen Stellung Bosniens und der Herzegowina innerhalb der zwei jugoslawischen Staaten und des Unabhängigen Staates Kroatien umfassen: - Die Zwischenkriegszeit – als Bestandteil des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen (1918-1929) beziehungsweise des Königreichs Jugoslawien (1929-1941). - Der Zweite Weltkrieg – als Bestandteil des Unabhängigen Staates Kroatien (1941-1945). - Die Nachkriegszeit – als Bestandteil des kommunistischen Jugoslawien (1945-1991). Es handelt sich um eine synthetische Darstellung der Geschichte Bosnien-Herzegowinas im zwanzigsten Jahrhundert, wobei der Schwerpunkt auf die staatsrechtliche, politische und wirtschaftliche Entwicklung gesetzt wurde.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel II, DAS KÖNIGREICH SHS (JUGOSLAWIEN): 2.1, Die ideologische Grundlage und die Staatsgründung: Nach der vierjahrhundert langen osmanischen Herrschaft (1463-1878) folgte eine relativ kurze österreichisch-ungarische Periode (1878-1918), die aber Dynamik in alle gesellschaftlichen Segmente von den politischen, wirtschaftlichen bis zu den kulturellen, bringt. Das Attentat am habsburgischen Thronfolger Franz Ferdinand am 28. Juni 1914 in Sarajevo, durchgeführt vom jungen bosnischen Serben Gavrilo Princip (1894-1918), gilt in der Historiographie immer noch als ein sehr umstrittenes Ereignis. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs waren Serbien und Montenegro schon souveräne Staaten, die ihre Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich im Laufe des 19. Jahrhunderts errungen hatten. Im Ersten Balkankrieg 1912 konnten die beiden neugegründeten Staaten im Bund mit zwei weiteren Balkanstaaten, Bulgarien und Griechenland, die osmanischen Truppen von der ganzen Balkanhalbinsel bis auf Ostthrakien zum Rückzug bringen. Im Vielvölkerstaat der Österreichisch-ungarischen Monarchie lebten fast 6 Millionen Südslawen. Die Tradition des kroatischen Staatsrechts, wonach die kroatische Staatlichkeit nie aufhört hat zu existieren, wurde Jahrhunderte lang gepflegt. Im 17. Jahrhundert setzte sich der katholische Theologe Juraj Križanic (1618-1683) für eine Annäherung der Orthodoxie an den Katholizismus durch die Anerkennung des Papstes und die Vereinigung aller Slawen unter der Führung Russlands ein. Seine Ideen kamen erst durch die Veröffentlichung seiner Werke im 19. Jahrhundert ans Tageslicht. Der serbische Sprachreformator Vuk Karadžic brach mit der kirchenslawischen Tradition der Schriftsprache und führte eine Standardisierung der Volkssprache, basierend auf dem bei den Serben meistverbreiteten ostherzegowinischen štokawischen Dialekts durch. Im Unterschied zu seinen kroatischen Kollegen, die der Illyristischen Bewegung angehörten, war Karadžic der Ansicht, dass alle Südslawen, die den štokawischen Dialekt sprechen, unabhängig von ihrer Konfession, der serbischen Nation zuzuschreiben seien. Die Ideologie der Illyrische Bewegung in Kroatien basierte auf sprachlicher und ethnischer Verwandtschaft aller Südslawen und wurde von integrativen Tendenzen mit anderen südslawischen Völkern gekennzeichnet. Das kroatische Staatsrecht war die ideologische Basis des Illyrismus im Kampf gegen die Magyarisierung. Die Illyrische Bewegung hatte kaum Anhänger bei anderen südslawischen Völkern, trug aber wesentlich zur Vereinheitlichung des ohnehin stark partikularisierten kroatischen politischen und Kulturraumes sowie einer Schriftsprache bei, die, wie bei Karadžic, ebenfalls auf der Grundlage des ostherzegowinischen štokawischen Dialekts beruhe. Die während der Blüte der Republik Ragusa (Dubrovnik) benutzte Schriftsprache gehörte auch zu diesem Dialekt. Die Wahl ausgerechnet dieses Dialekts deutet auf integrative Tendenzen hin, da auch alle Serben štokawischen Dialekt sprechen. Eine Wiedergeburt der Ideen der Illyrischen Bewegung fand in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch die Agitation des einflussreichen Bischofs von Ðakovo Josip Juraj Strossmayer (1815-1905) und seines Kollegen dem kroatischen Historiker Franjo Racki (1828-1894) für die Vereinigung aller Südslawen statt. Der Letzere führte erstmals den Begriff Jugoslawismus (jugoslovjanstvo) ein, der für die geistig-kulturelle Annäherung der Südslawen stand. Ihr Wirkungsraum beschränkte sich auf das Habsburgerreich und stütze sich voll für die Gleichberechtigung aller südslawischen Völker, setzte aber Kroaten als Träger des historisch autochthonen staatspolitischen Rechts in den Mittelpunkt. Strossmayer engagierte sich besonders stark, so wie sein Vorgänger Križanic, für die Annäherung zwischen der römisch-katholischen und orthodoxen Kirche. Charakteristisch für politische Konzepte zur Lösung der nationalen Frage der Südslawen im neunzehnten Jahrhundert war die Tatsache, dass zwei verschiedene Ideologien im Widerspruch standen: die unitaristisch-expansionistische setzte eine nationale Homogenisierung voraus, während die autonom-föderalistische Solidarität und Gleichberechtigung aller Südslawen in den Vordergrund stellte. Aus der Kombination der beiden Auffassungen entstanden sowohl die großserbische als auch die großkroatische Ideologie. Der kroatische Politiker Ante Starcevic setzte sich für die Stärkung des Kroatentums und der kroatischen Unabhängigkeit ein Somit wurde er ein großkroatischer Opponent zur großserbischen Ideologie, die sich im geheimen Programm der serbischen nationalen und auswärtigen Politik Nacertanije (1844) von Ilija Garašanin, wiederspiegelte. Der integrative Jugoslawismus der südslawischen Völker trat als die erfolgreichere Ideologie gegenüber den nationalistischen großstaatlichen Ideologien, sowohl nach dem Ersten, als auch nach dem Zweiten Weltkrieg hervor. Bei den großen Nationen, wie etwa den Italienern oder den Deutschen, war der Prozess der Schaffung eines Nationalstaates bereits im 19. Jahrhundert abgeschlossen und die Territorialverschiebungen infolge der späteren kriegerischen Auseinandersetzungen betrafen oft nur die ethnisch stark gemischten Randgebiete. Im Falle der neu entstandenen südslawischen Staaten Serbien und Montenegro dauerte der Prozess der territorialen Abgrenzung beziehungsweise Befreiung der besetzten Gebiete bis zu den Balkankriegen 1912/13, nach welchen die beiden Staaten ihr Staatsgebiet beträchtlich erweitern konnten. Die Kroaten, Slowenen und Serben jenseits der Drina und Save sahen in der Vereinigung mit dem serbischen Staat eine gute Möglichkeit für die Befreiung von der Habsburgermonarchie. Nach außen wurde diese Politik als Vereinigung aller Südslawen in einem Staat proklamiert, aber in Wirklichkeit ging es vor allem um nationale Interessen und wie sich später nach dem Zerfall Jugoslawiens auch in der Praxis zeigte, war dies nur eine Übergangslösung für Kroaten und Slowenen auf ihrem Weg zum unabhängigen Staat. Ähnlich wie die zwei anderen slawischen Kleinvölker die Tschechen und Slowaken, die ebenfalls im großen Habsburger Kaiserreich gelebt hatten, sahen die Slowenen, Kroaten und Serben gute Zukunftsperspektiven, wenn sie sich vereinigen würden. Ein großes Problem war dabei der Standpunkt Serbiens in Bezug auf den gemeinsamen Staat aller Südslawen (ausgenommen die Bulgaren).

Über den Autor

Ernest Plivac, M.A. , wurde 1977 in Jajce, Bosnien-Herzegowina, geboren und lebt seit 1992 in Österreich. An der Universität Wien absolvierte der Autor 2004 das Studium der Slawistik und erlangte mit der Abschlussarbeit in Computerlinguistik den akademischen Grad Magister der Philosophie. An derselben Bildungseinrichtung schloss der Verfasser 2008 den Postdiplom-Universitätslehrgang Interdisziplinäre Balkanstudien mit dem akademischen Grad Master of Arts ab. Noch während des Studiums leitete er von 1998 bis 2008 eines der größten bosnischen Internetportale ‘Jajce Portal’. Im Jahre 2014 beendete der Autor das Lehramtsstudium für die Unterrichtsfächer Geschichte, Sozialkunde und Politische Bildung sowie Bosnisch/Kroatisch/Serbisch in Wien. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf dem Gebiet der südosteuropäischen Historiographie und der südslawischen Sprachwissenschaft.

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