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Politik


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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 10.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 144
Abb.: 32
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die politische Medienberichterstattung hat Auswirkungen auf das Wahlverhalten der Öffentlichkeit. In dem Film Wag the Dog wird ein Krieg gegen Albanien medial inszeniert, um die Öffentlichkeit von einem Medienskandal abzulenken und die Wiederwahl des Präsidenten zu gewinnen. Inwieweit eine solch glaubhafte Inszenierung auch in der Realität möglich ist, soll durch den Vergleich mit theoretischen Aspekten und ‚realen‘ Geschehnissen in der US-politischen Geschichte untersucht werden. Zu diesem Zweck wird im ersten Teil dieses Buches das Forschungsfeld der politischen Kommunikation betrachtet: Dabei werden die Kommunikationsaktivitäten politischer Organisationen und Medien in der politischen Kommunikation erörtert. Die sich bedingende Wechselbeziehung zwischen Politik und Medien ist sowohl durch beiderseitigen Vorteil, als auch durch gegenseitige Abhängigkeit und Instrumentalisierung gekennzeichnet. Anschließend wir die mediale Konstruktion der Wirklichkeit thematisiert. Die gezielte Medienberichterstattung, welche u.a. durch Nachrichtenfaktoren, Issue Management, Schlüsselereignisse, Agenda-Setting, politischem Priming und Skandalisierungen gesteuert wird, aktiviert bestimmte Vorstellungen beim Rezipienten. Die Wahrheit hat in dieser Form der politischen Kommunikation ihren Anspruch als Bezugsgröße verloren. Anschließend werden Politik und Medien in den USA thematisiert. Diese zeichnen sich insbesondere durch die Political Consultants bzw. Spin Doctors und deren Bedeutung für die US-Politiker, als auch durch den enormen ökonomischen Erfolgsdruck der Medien aus. Die Thesen des US-amerikanischen Wahlkampfs zum Präsidenten, der Wahlkampfkommunikation sowie der Wahlkampffinanzierung werden anhand der US-Wahlkämpfe aus den Jahren 1996 und 2004 exemplarisch untermauert. Im zweiten Teil des Buches wird die ausführliche Filmanalyse der politischen Satire Wag the Dog vorgenommen. Nach der Auflistung der allgemeinen Daten zum Film, werden mit der Narrationsanalyse der Handlungsverlauf und die politische Satire erklärt. Die Bauanalyse gibt grundlegende Informationen zu Einstellungsgrößen, Kamerabewegungen, Filmton, Filmschnitt sowie der Interpretation symbolischer Filmelemente. In der Figurenanalyse wird zwischen Medienmachern, politischen Figuren und der Öffentlichkeit unterschieden. Unter den Aspekten Wahlwerbung, Strategie der politischen Berater und Medienberichterstatter wird der politische Wahlkampf im Film aufgezeigt. Am Ende wird der Filmtitel Wag the Dog interpretiert. Aus dem Film lässt sich die folgende Frage ableiten: Kann es durch die manipulative Darstellung des Wahlkampfes in den USA zu einer Inszenierung eines fiktiven Krieges, so wie im Film Wag the Dog , kommen? Um diese zu beantworten, werden im abschließenden Teil des Buches Parallelen zwischen Wag the Dog , theoretischen Erläuterungen sowie der US-amerikanischen Politik bzw. Medienrealität aufgezeigt. Die Ergebnisse sind erschreckend und spannend zugleich.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3, Mediale Konstruktion der Wirklichkeit: 3.1, Realismus vs. Konstruktivismus: Unsere Wirklichkeit und unser Verhalten werden durch Begriffe und Worte verändert (Glaser 1999, S. 108). Durch die Medien können bestimmte Begriffe schnell und überall verbreitet werden. Die häufige Aussage ‘Medien konstruieren die Wirklichkeit’ wird insbesondere im Forschungsgebiet des Konstruktivismus untersucht. Die Medienwirklichkeit wird für den Zuschauer als Realität konstitutiv (Hickethier 2003, S. 32). Der Konstruktivismus der Medienrealität löst die Theorie des Realismus ab (Weber 2002, S. 2, S. 7): Konstruktivität ist [...] ein konkreter Trend, der eingebettet zu denken wäre in andere Makro-Trends der Medialisierung, wie etwa Entertainisierung, Fiktionalisierung, Beschleunigung, Kommerzialisierung/Ökonomisierung u. a. Geoutete Fälschungen wie Kujaus Hitler-Tagebücher , Michael Borns Spielfilm-Fakes oder Tom Kummers fingierte Interviews unter dem Label ‘Faction-Journalismus’ sind freilich nur die Spitze des Eisbergs im Rahmen eines Trends zu mehr und mehr Konstruktivität.’ (Weber 2002, S. 8). Weber zeigt mit seiner Kritik, dass das Thema des Konstruktivismus mit der immer weiter reichenden Durchdringung von Journalismus und Unterhaltung im ‘Zeitalter von Info-, Edu- und neuerdings eben auch Militainment, von Real-Life-Soaps und Doku-Dramen, von Faction-Journalismus und Extrem-TV’ (Ebd., S. 9) zunehmend an Bedeutung gewinnt. Im o.g. Fall von Michael Born, der zahlreiche Dokumentarfilme mit Hilfe von Laienschauspielern fälschte, verteidigte sich dieser im Prozess mit der folgenden Aussage: ‘Ich soll für die anderen gehängt werden. [Bei Magazinsendungen werden Dinge verlangt], die nicht machbar sind.’ (siehe Artikel in der Rhein-Zeitung 2008). Es kann angenommen werden, dass der Kampf um TV-Quoten und Aufträge den Journalisten zu diesen Fälschungen getrieben haben. Weber beweist (1996, S. 142-149), dass die Medien konstruktivistisch geprägt sind: Als erstes sei nicht mehr die Vermittlung von Wahrheit zentral, sondern es stehe die Emotionalität und das Erzeugen von Gefühlen im Mittelpunkt. Zudem bewirke die Orientierung der Journalisten am Profit, dass hohe Auflagen und Einschaltquoten von großem Interesse sind. Um schneller zu arbeiten, orientieren sich Medien zunehmend an andere Medien, wodurch ein Thema in den Medien zunehmend inszeniert wird (Ebd., S. 144). 3.2, Realitäts-Fiktions-Unterscheidungen: Die Unterscheidung von Fakt und Fiktion ist im Zeitalter der Mediengesellschaft nicht mehr trennscharf möglich (Merten 2008, S. 306). Es vermischen sich oft fiktionale und non-fiktionale Medieninhalte und der Zuschauer ist irritiert. Während die Illusion der Realität in Fantasie- und Science-Fiction-Filmen deutlich wird, kann sie vom Rezipienten in wirklichkeitsnahen Literatur- und Filmprodukten als ‚wahr‘ verstanden werden. Reale Orte, Personen oder Geschehnisse sind oftmals Bestandteil fiktionaler Medieninhalte, die sich auf Aspekte des Alltags beziehen und sich relativ leicht mit der subjektiven Realität des Rezipienten verbinden (Appel, 2005, S. 25f.). Auch in der Politik werden reale Orte, Personen und Geschehnisse in der Medienberichterstattung aufgenommen, doch stellt sich die Frage, wie viel Fiktion sich dort mit der Realität vermischt. So erschaffen Medien durch systemspezifisches Operieren ihre spezifischen Wirklichkeiten, in denen mit Fakten und Fiktionen gespielt wird (Schmidt 2002, S. 10). Inszenierte Pseudoereignisse, wie zum Beispiel George W. Bushs Landung mit einem Kampfjet auf einem Flugzeugträger am Ende des Irakkriegs und dessen anschließende Pose aus dem Film ‘Top Gun’ (vgl. Boje 2003 Spiegel Online 2003), sollen die Bevölkerung emotional erreichen und dem Präsidenten neue Popularität einbringen. Die Grenzen zwischen Fiktion- und Non-Fiktion sind so fließend, dass sie vom Rezipienten nicht eindeutig unterschieden werden können und somit zur Verwirrung oder sogar zur Leichtgläubigkeit führen. Gemessen an den Selektions- und Auswahlkriterien der Journalisten kann die Medienberichterstattung nicht der Realität entsprechen: ‘[Die Nachrichtenberichterstattung ist] tatsächlich immer eine fiktive Realität (...), die deutliche Züge einer utopischen Vorstellung trägt: alle Nationen sind gleich, alle sozialen Gruppen und Individuen sind gleich und sollten dementsprechend gleich häufig in den Nachrichten erwähnt werden die Welt und die Menschen sind grundsätzlich gut, daher sollten die Nachrichten nicht alles Negative so sehr herausstellen usw.’ (Schulz 1990, S. 27). Sobald die Nachrichten von den Rezipienten als ‚wahr‘ akzeptiert werden, werden sie in der Konsequenz zur Realität (Schulz 1990, S. 28 vgl. Kapitel 3.1, S. 10). Durch den Einsatz der Fiktion in den Medien wird die Wirkung von Persuasion gesteigert (Merten 2008, S. 299f.) Das Überprüfen angeblicher Wahrheiten wird immer weniger als aussichtsreich gestaltet. Durch die Fiktionalisierung der Medien wird die Implementierung von den Versuchen erleichtert, die durch Propaganda Entscheidungen beeinflussen wollen (Ebd., S. 306f.). 3.3, Das Entstehen und Wirken politischer Nachrichten: Politisches Handeln ist ohne die öffentliche kommunikative Vermittlungsleistung durch die Massenmedien in modernen Gesellschaften nicht mehr denkbar (Pfetsch, Berkel & Adam 2008b, S. 78). Dabei sind mediale Berichte oft einseitig, ungenau und verzerrt (Winterhoff-Spurk & Jäckel, 1999, S. 12 Rhomberg 2009, S. 106 Schulz 2008, S. 65f.). Entscheidend ist nicht nur, was gezeigt wird, sondern insbesondere was ausgeklammert und somit als bedeutungslos für die gesellschaftliche Auseinandersetzung erklärt wird (Hickethier 2007 S. 16). Durch das Verkürzen, Akzentuieren und Interpretieren der politischen Realität im Zuge der Mediatisierung wird die Realität in eine Medienrealität transformiert (Winterhoff-Spurk & Jäckel 1999, S. 12). ‘Politische Nachrichten repräsentieren eine Politik-Illusion. Sie konzentrieren sich auf prominente Personen der politischen Exekutive, auf Negativismus und auf Dramatik, auf fragmentiertes Geschehen und auf die Sichtweise der westlich-atlantischen Welt. (...) Es scheint, als sei es müßig, die Berichterstattung an Prinzipien wie Objektivität und Wahrheit zu messen.’ (Schulz 2008, S. 65). Demnach richtet sich die Medienaufmerksamkeit nach hohem Status, Macht und Prominenz der politischen Elite. Nur wenige der wichtigen mächtigen Politiker aus Regierung, Parlament und Spitzenämter bestimmter Parteien schaffen es in die Zeitungen, in die politischen Magazine, in die Nachrichtensendungen, in das Radio oder in das Fernsehen. Politiker der ‘2. Reihe’ (Schulz 2008, S.67f.) haben am ehesten die Chance, beachtet zu werden, wenn sie in Skandalen und Affären verwickelt sind. Dieser daraus folgende Negativ-Bias der Medien verhilft den Politikern zu einer zweifelhaften Publizität und trägt zum allgemeinen Negativ-Image der Politiker und zur Politikverdrossenheit der Bürger bei (Schulz 2008, S. 69f. Filzmaier & Plasser 2005, S. 109f.). 3.3.1, Nachrichtenfaktoren: Journalisten und PR-Agenturen selektieren ihre Nachrichten nach bestimmten Nachrichtenfaktoren, welche durch Nachrichtenwerte bestimmt werden. Diese wurden erstmals von den Friedensforschern Johann Galtung und Mari Holmboe Ruge in ‘The Structure of Foreign News’ (1965) erforscht (siehe u.a. Rhomberg 2009, S. 119f. Schulz 2004a, S. 356-362). Demnach sind die Nachrichtenfaktoren: Frequenz, Schwellenfaktor, Eindeutigkeit, Bedeutsamkeit, Konsonanz, Überraschung, Kontinuität, Variation, Bezug auf Elite-Nation, Bezug auf Elite-Person, Personalisierung und Negativismus (Schulz 2004a, S. 357 zit. aus Tabelle 1: Nachrichtenfaktoren, nach Galtung/Ruge 1965). Je ausgeprägter ein Nachrichtenfaktor ist und je mehr Faktoren auf ein Ereignis zutreffen, umso eher wird eine Information als Nachricht erachtet. Demzufolge dominieren die Ereignisse mit hohem Nachrichtenwert die Medien und die berichteten Ereignisse werden verzerrt, da die Merkmale, die ihren Nachrichtenwert bestimmen, von den Medien akzentuiert bzw. überbetont werden. Folgestudien zeigen, dass sich insbesondere die Nachrichtenfaktoren Nähe und Negativismus Elite-Person und Kontinuität sowie Überraschung und Tragweite, als einflussreich erweisen (Schulz 2008, S. 91). Zudem werden die kognitiven Prozesse durch den Journalisten einbezogen und die journalistische Nachrichtenauswahl wird als eine allgemein menschliche Informationsverarbeitung betrachtet. Demnach wäre die Relevanz der Nachrichtenauswahl sowohl beim Rezipienten als auch beim Journalisten weitgehend identisch (Eilders 2004, S. 34). Die Orientierung der Journalisten an den Nachrichtenfaktoren führt dazu, dass Konflikte und Kontroversen eine große Rolle in der Medienberichterstattung spielen. Es wird nur über die Oberfläche des Geschehens berichtet, welches an dem Handeln mächtiger Akteure dargestellt wird. Demzufolge vermitteln ‘die Medien ein episodisches, sehr fraktioniertes Bild der Wirklichkeit.’ (Schulz 2008, S. 91). Die Fixierung auf negative Ereignisse wie Gewalt, Kriminalität, Terrorismus, Krisen und Kriege ist ein wichtiger Bestandteil der Nachrichtenfaktoren, der als Negativ-Bias bezeichnet wird. Es entsteht eine nachweisliche Realitätsverzerrung durch die Medien. Insbesondere die Kriegsberichterstattung wird im besonderem Maße verdächtigt, ‘verzerrt und bewusst unwahr zu sein, insbesondere, wenn die berichtenden Medien einer der kriegsführenden Seiten zuzurechnen sind’ (Schulz 2008, S. 69). Die Theorien der Nachrichtenauswahl beruhen zumindest implizit auf das Verhältnis zwischen Realität und Berichterstattung und spielen auch in der Diskussion um den Konstruktivismus (Kapitel 3.1, S. 10) eine entscheidende Rolle zum Entstehen der Medienrealität (Kepplinger 2011, S. 62f.)

Über den Autor

Stefanie Tornow-Godoy absolvierte im September 2011 den Masterstudiengang ‚Medien und Kommunikation’ an der Universität Augsburg. Während ihrer Zeit als studentische Hilfskraft (2008–10) am Medienlabor der Philosophisch-Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Augsburg war sie im DFG geförderten Teilprojekt ‚i-literacy’ tätig. Sie verfasste Modultexte und hielt Tutorien zum wissenschaftlichen Arbeiten. Während des Studiums verbrachte sie eineinhalb Jahre in Brasilien und war dort für die PR eines Blindeninstituts zuständig. Davor lebte sie zwei Jahre als Au-Pair in den USA. In Deutschland war sie als freie Journalistin bei der Mitteldeutschen Zeitung und beim Lokalsender Augsburg TV tätig. Infolge ihrer Erfahrungen im wissenschaftlichen Arbeiten, im Ausland sowie im Journalismus fokussierte sie sich während des Studiums insbesondere auf die internationale Medienberichterstattung und deren Auswirkungen auf die Rezipienten.

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