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Politik

Steffen Kroggel

Sozialkapital und Wohlfahrtsstaat

Wirkungen und Wechselwirkungen zwischen sozialem Kapital und dem Wohlfahrtsstaat auf Basis von Rational Choice

ISBN: 978-3-8366-7598-7

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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 07.2009
AuflagenNr.: 1
Seiten: 130
Abb.: 9
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Soziales Kapital, das vor allem in sozialen Netzwerken entsteht, hat eine Vielzahl von positiven Rückwirkungen auf die Gesellschaft. Einige Autoren betrachten Sozialkapital sogar als das lange gesuchte Substitut für den Wohlfahrtsstaat, da im sozialen Kapital letztlich die Selbsthilfekräfte einer Gesellschaft zum Ausdruck kämen, mit denen der kostspielige Wohlfahrtsstaat überwunden werden könne. Wie jüngere Untersuchungen jedoch zeigen, hat Sozialkapital nicht nur positive Wirkungen: Ebenso kann es unter bestimmten Umständen zu gesellschaftlicher Fragmentierung und gegenseitigem Misstrauen führen. Dies sind Wirkungen, die mit den Grundgedanken des Wohlfahrtsstaates eher unvereinbar sind. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dieser Ambivalenz in den Wirkungen Sozialen Kapitals. Auf Basis von Rational Choice wird dabei die Frage aufgeworfen, ob Sozialkapital tatsächlich dazu geeignet erscheint, den Wohlfahrtsstaat zu ersetzen und nach bestehenden Wechselwirkungen zwischen dem Wohlfahrtsstaat und Sozialem Kapital gefragt.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4.2.2, Weak Ties: Im Gegensatz zu strong ties sind weak ties eher lockere Beziehungen. Mit anderen Worten: Die Dichte sowie die Stärke der Pfade zwischen den relevanten Akteuren sind bei weak ties sehr gering. Weak ties verbinden Akteure, die sonst nicht oder nur über ungleich längere Beziehungspfade verbunden wären und stellen somit Brücken ( bridges ) zwischen Akteuren dar, die unterschiedlichen Netzwerken angehören. Das Konzept der bridges von Haray, Norman & Cartwight auf das Granovetter hier rekurriert, beschreibt auf struktureller Ebene die Verbindungen zwischen Akteuren innerhalb eines Netzwerkes, wobei bridges per Definition zunächst nur dort vorliegen, wo die betrachtete Verbindung zwischen zwei Akteuren die einzige Verbindung zwischen diesen Akteuren darstellt. Granovetter erweitert dieses Konzept dahingehend, dass er durch die Einführung sogenannter local bridges den Anwendungsbereich des Konzeptes vergrößert, indem er anstelle der absoluten Anzahl der Verbindungen zwischen zwei Akteuren die relative Bedeutung einer Verbindung für die relevanten Akteure als Definitionsmerkmal einer bridge (bzw. local bridge) heranzieht . I will refer to a tie as a ‚local bridge of degree n’ if n represents the shortest path between its two points (other than itself), and n > 2.[…] As with bridges in a highway system, a local bridge in a network will be more significant as a connection between two sectors to the extent that it is the only alternative for many people – that is, as its degree increases. Mit Hilfe des Konzeptes der local bridges lässt sich somit der Wert einer lockeren Verbindung zwischen zwei Akteuren über den kürzestmöglichen alternativen Pfad zur betrachteten local bridge beschreiben. Der Nutzen einer Verbindung zwischen zwei Akteuren ist daher eine Funktion ihrer Pfadlänge im Vergleich zum nächstlängeren, ebenfalls wählbaren Pfad zwischen diesen Akteuren. Hier liegt die Annahme zu Grunde, dass mit steigender Pfadlänge auch die Kosten der Informationsweitergabe ansteigen und daher für rationale Akteure der Nettonutzen eines Pfades mit steigender Pfadlänge abnimmt (vgl. ebenda). Für Akteure ist es daher rational, local bridges als Mittel zur Verkürzung der Pfade zu nutzen. Weak ties – definiert als local bridges – reduzieren somit die Transaktionskosten und erleichtern den Informationsfluss zwischen den Akteuren. Sie überbrücken die Grenzen des Netzwerkes und tragen somit Informationen von außerhalb in das Netzwerk hinein. Zudem sind weak ties – quasi per Definition – hinsichtlich der von ihnen übertragenen Informationen nicht homogen und haben somit ein hohes Informationspotential für die Akteure. Da es sich bei weak ties um lockere Verbindungen zwischen Akteuren handelt, ist die Pflege dieser Beziehungen auch weniger zeitintensiv. Weak ties neigen daher nicht zu sozialer Schließung und verbinden tendenziell eher heterogene Akteure, indem sie unterschiedliche Netzwerke verknüpfen. Weak ties überbücken so größere soziale Distanzen und erreichen tendenziell mehr Akteure als strong ties. Zugleich sind weak ties weniger stabil und unterliegen einem stärkeren Wandel als strong ties, wobei die Fluktuation der Verbindungen letztlich das Informationspotential von weak ties nicht einschränkt, sondern eher bewahrt. Überträgt man diese Überlegungen von der spezifischen Ressource Information auf Ressourcen allgemein – und damit auf das soziale Vermögen eines Netzwerkes – so erscheint es plausibel davon auszugehen, dass in Netzwerken mit bestehenden weak ties der Zugriff auf Ressourcen anderer Akteure außerhalb des Netzwerkes relativ leicht möglich und damit das soziale Vermögen des Netzwerkes entsprechend hoch ist. Da die Kontaktdichte innerhalb von weak ties geringer ist, sind weak ties hinsichtlich der Geschwindigkeit des Zugriffs auf die Ressourcen der Akteure zwar weniger effizient als strong ties, zugleich sind sie jedoch hinsichtlich der bereitgestellten Ressourcen weit heterogener, weil sie unterschiedliche Netzwerke miteinander verbinden. Es ist daher davon auszugehen, dass weak ties Ressourcen bereitstellen, die innerhalb des Netzwerkes nicht zur Verfügung stehen und so das soziale Vermögen des Netzwerkes durch die Heterogenität der Ressourcen erhöhen. Darüber hinaus weisen weak ties eine geringere Stabilität auf – und damit eine höhere Fluktuation der Verbindungen und Ressourcen – als strong ties. Analog zu neuen Informationen haben die durch weak ties bereitgestellten Ressourcen daher für Akteure tendenziell einen hohen Wert. Der geringere Zeitaufwand für die Pflege lockererer Verbindungen ermöglicht Akteuren zudem die Aufrechterhaltung mehrerer weak ties zur gleichen Zeit, was – die vorangegangenen Annahmen vorausgesetzt – wiederum das soziale Vermögen des Netzwerkes erhöht, dem der Akteur angehört. Es erscheint daher plausibel davon auszugehen, dass weak ties tendenziell mehr soziales Vermögen bereitstellen können als strong ties, weil sie auch über Netzwerke hinweg Ressourcen zugänglich machen und so die Heterogenität der Ressourcen sicher stellen.

Über den Autor

Steffen Kroggel, M.A. Magisterstudium Politologie, Friedens- und Konfliktforschung und Pädagogik an der Philipps- Universität Marburg Abschluss 2008 als Magister Artium Derzeit Arbeit an Promotion Beruflich tätig als Entwickler im Bereich Webapplikationen für Websites & Online-Communities.

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