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Religion


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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 10.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 80
Abb.: 67
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Nach seiner Exilzeit in Frankenthal, verschlug es den flämischen Künstler Gillis van Coninxloo (1544- ca.1607) nach Amsterdam. Dort bestanden seine Spätwerke vorrangig aus Waldlandschaften mit integrierten Jagdszenen. Ausgehend von Martin Papenbrocks These, dass der Wald im konfessionellen Kontext ein Exilmoment beinhalte, wird das Motiv des Waldes näher beleuchtet und in Verbindung mit dem zeitgenössischen Verständnis der Transzendenz im Wald gebracht. Wie äußert sich Gottes Existenz in der waldigen Landschaft innerhalb Gillis van Coninxloos Spätwerken und bilden diese im Zusammenhang mit den hinzugefügten Staffagen einen interkontextuellen Aussagewert? Schließlich stellte die Jagd einen beliebten Zeitvertreib der Adligen und des wohlhabenden Bürgertums dar.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3., DIE JAGD IM WALD – IN GILLIS VAN CONINXLOO´S SPÄTWERKEN: Die These eines konfessionellen Exilmotivs in Gillis van Coninxloo´ s Werken konnte unter Berücksichtigung der wissenschaftlichen Betrachtung nicht bekräftigt werden, sodass der Wald nicht als Ort des Exils existieren kann. Allerdings ist damit nicht ausgeschlossen, dass die Waldlandschaft eine religiöse Deutungsebene enthalten könnte. Auch wenn in wissenschaftlichen Auseinandersetzungen bereits Erwähnungen diesbezüglich vorgenommen wurden, beschränkte sich dies vorrangig auf die Landschaftswerke von Gillis van Coninxloo in der Frankenthaler Zeit. Doch inwiefern eröffnet die Jagd im Wald in seinen Spätwerken tatsächlich eine religiöse Deutungsebene? Und lässt es unter Berücksichtigung der zeitlichen Verschiebung von Waldlandschaft und hinzugefügten Staffagen überhaupt eine Deutungsebene zu? Da den Waldlandschaften des Künstlers erst zu einem späteren Zeitpunkt Staffagen gemalt wurden, erscheint es notwendig sich ebenfalls vertiefend mit dem Waldmotiv als konfessionellen Handlungsraum auseinanderzusetzen und abschließend den religiösen Bezug der Staffagen im Wald zu untersuchen. Es gibt zahlreiche Spätwerke des Künstlers Gillis van Coninxloo mit Jagdszenen in Waldlandschaften. Die Jagdszenen können jedoch durch die geminderte Bildqualität der öffentlichen, frei verfügbaren Quellen nur stark eingeschränkt näher untersucht werden. Deshalb sollen lediglich zwei solcher kleinformatigen Waldlandschaften ausgehend von einer Werkbetrachtung unterstützend den aufgestellten Fragen auf den Grund gehen. Es handelt sich bei diesen Werken einerseits um die Waldlandschaft mit Jägern (Abb.12) von 1598 und Waldlandschaft mit Reiherjagd (Abb.13) aus dem Jahr von 1605/1606. Die beiden Werke wurden ausgewählt, weil ersteres die Jagdszene im nahsichtigen Wald Gillis van Coninxloo´s Landschaften einleitet und das 1605/1606 entstandene Werk eines der letzten Werke des Künstlers darstellt. Beide Werkbeispiele stehen stellvertretend für die anderen Waldlandschaften mit Jagdmotiven. Denn wie in den Spätwerken des Künstlers Gillis van Coninxloo unschwer zu erkennen ist, treten motivisch sich wiederholende Elemente, die sowohl Tier- als auch Menschenstaffagen beinhalten, in einem festgelegten Raum auf. Es handelt sich dabei hauptsächlich um eine waldige Nahlandschaft, die von Waldlichtungen oder menschlich angelegten Pfaden und Brücken in ihrer dichten Undurchdringbarkeit aufgebrochen wird. Dabei wird der nahezu geschlossene Waldausschnitt von den nahstehenden Bäumen geformt und ausgebildet. Die an den Rändern platzierten Bäume im Vordergrund umrahmen die Einsicht in den Waldausschnitt und eröffnen eine Situation, in welcher der Betrachter als stiller Beobachter fungiert. Dieser ist oftmals vom Bildgeschehen bewusst abgetrennt, denn unmittelbar im Bildvordergrund verlaufen horizontal Waldgestrüpp, hohe Gräser und Büsche oder diese ragen von unten in die Bildfläche hinein. Es suggeriert den Einblick in eine private, eine der Öffentlichkeit nahezu verborgenen Szene, wo jegliche Sinne des Betrachters beansprucht werden. Die Waldlandschaft steht in einem sehr starken Spannungsfeld von einer dichten Gliederung der Baumanordnung und eines locker geschwungenen Waldbodens. Die Gründe greifen ineinander, wobei kleinere Wege und Pfade den Blick des Betrachters in den fernen, tiefenräumlichen Hintergrund, vereinzelt mit Lichtungen, leiten. Diese entstehen aus kleinen freistehenden Flächen im Waldmittelgrund und durchbrechen die Dichte des Waldraumes. Die flächigen Weiträume ermöglichen Platz für szenische, künstlerische Darbietungen, bei denen verschiedene Jagdsituationen dargestellt und Tiere integriert werden sowie kleinere weitere Figurenszenen dem Bildinhalt Bedeutungsinhalte liefern. 3.1., Eichenwald als wirtschaftlicher Nutzungsraum: Die 1598 entstandene Waldlandschaft mit Jägern (Abb.14) wurde mit Öl auf Holz gemalt. Mit einer Größe von 0,44 x 0,63 m gehört es zu den kleinformatig angelegten Spätwerken Gillis van Coninxloo´s und befindet sich unter der Inventarnummer 751 in den Fürstlichen Sammlungen des Fürsten von Liechtenstein in Vaduz. Dem Betrachter wird der Einblick in einen Eichenwald gewährt, der einen nahsichtigen Ausschnitt der Tiefen des Waldes darstellt. Dort sind die Bäume eng aneinander angelegt. Sie stehen häufig als Zweier-Konstellation in einem geometrischen Raster, welches sich aus losen, verkürzt vertikalen in den Hintergrund führende Reihen und horizontalen Linien zusammensetzt. (Abb.15) Die Baumanordnung verdichtet sich in den Hintergrund zunehmend, sodass er undurchdringlich erscheint. Allerdings handelt es sich dabei nicht um eine starre Anordnung der Bäume. Vielmehr werden die Linien durch die Wellenbewegungen des Waldbodens aufgelockert. Dieser bildet nicht eine weitestgehend ebenmäßige Fläche, wie der Künstler Gillis van Coninxloo in seinen Werken bis Ende der 1590er es darzustellen pflegte, sondern überwindet ein monotones Erscheinungsbild. Im Vergleich dazu wird in der Waldlandschaft mit Verstoßung der Hagar (Abb.16) deutlich, dass Gillis van Coninxloo zuvor dem geometrisch ästhetischen Ideal folgend seine Bäume platzierte und im Verlauf seiner zahlreichen waldlandschaftlichen Darstellungen diese symmetrische Anordnung weiterführend auflockerte. In der linken Waldlandschaft der Verstoßungsszene von der Sklavin Hagar erscheinen die Bäume in einer Anordnung, die sich mit mehreren Reihen vertikal verlaufend in den tief liegenden Bildhorizont erstreckt. (Abb.17) Die Blätter der Baumkronen verdichten sich zu einer großen Einheit und verhindern eine Sicht auf die Landschaft des hinteren Bildgrundes. Somit erscheint die Waldformation als uneinsichtige Front und leitet den Blick des Betrachters auf die Figurenszene im Vordergrund.

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