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Religion


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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 01.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 84
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

In dieser Arbeit wird die Verfilmung des von Nikos Kazantzakis verfassten Romans Die letzte Versuchung untersucht, die Martin Scorsese 1988 in die amerikanischen Kinos brachte. Insbesondere geht es dabei um die Versuchungen Jesu, die schon die Bibel berichtete und darum, wie der Regisseur diese Grundlagen aufgreift. Dementsprechend werden im ersten Teil die zugrundeliegenden Bibeltexte speziell Gen 3 und Mt 4,1-11 und das darin enthaltene Versuchungsverständnis eingehend analysiert. Im zweiten Teil folgt dann die Auseinandersetzung mit dem Film. Als Die letzte Versuchung Christi in den Kinos anlief, begleitete eine Protestwelle die Veröffentlichung, wie man sie in der Filmwelt bis dahin noch nicht erlebt hatte. Scorsese, selbst italienischstämmiger Katholik, wurde vor allem von konservativer Seite Blasphemie und Glaubensverleugnung vorgeworfen. Er wehrte sich immer wieder gegen derartige Vorwürfe und warb für ein richtiges Verständnis seines Films. Es sei sein Anliegen gewesen, mit dem Film und dessen Rezeption die Geschichte des Evangeliums wieder frisch und lebendig machen, zu einem Gegenstand, über den man streiten und diskutieren kann. Dies gelang ihm zweifellos. Er rezipiert die zugrundeliegenden Bibeltexte sehr produktiv und bringt seine vielfältige, intellektuelle Symbolik eindrucksvoll zur Geltung. Auf diese Weise wird die ohnehin schon bedeutungsschwangere Romanvorlage um eigene Facetten erweitert. Zudem liegt dabei besonderes Augenmerk auf der Thematisierung des ewigen spirituellen Konflikt zwischen Menschenleben und Martyrium. Scorsese fragt, ob Jesus nicht auch an seiner Bestimmung gezweifelt und gesündigt habe. Er zeigt ihn als einen Menschen, der noch nicht völlig der Sohn Gottes ist und sich den Versuchungen des Satans hingibt. Jesus muss erst noch der Messias, der Christus, werden, wie man ihn aus der Bibel kennt.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 1.1.4, Vers 8-24 Das Gespräch mit Gott und die Strafe: In Vers 8-13 folgt das Verhör Gottes. Er kommt in den Garten und ruft nach Adam, der sich zusammen mit Eva versteckt hatte. 'Das […] Verhör stellt Gott nicht als unerbittlichen Untersuchungsrichter dar, sondern eher als Erzieher, der seinen ertappten Zögling behutsam zum Eingeständnis seiner Tat [und seiner Schuld] zu bewegen versucht, das die Voraussetzung für die Umkehr und für die Vergebung wäre.' Sein Umgang mit Adam und Eva zeigt menschliche Züge. Nicht umsonst wird beschrieben, dass er, gleich einem Menschen, bei der Kühle des Tages durch den Garten wandelt (V. 8). Er erdrückt sie nicht mit seiner Allwissenheit und richtet nicht gänzlich von oben herab, sondern lässt ihnen gnädigerweise mit seinen Fragen Raum zu antworten. Auf diese Weise veranschaulicht der Jahwist das enge Verhältnis, das vor dem Vergehen zwischen Gott und dem Menschen bestand und von Gott aus auch noch besteht, solange er nichts von dem Frevel gegen sein Gebot weiß. Beim entscheidenden Sündenbekenntnis, das von ihm erwartet wird, versagt Adam allerdings. Er schiebt die Schuld von sich auf jemand anderen (auf Eva – V. 12), etwas das der Mensch nur allzu häufig tut. Indem er betont, dass ihm die Frau von Gott gegeben wurde, bezichtigt er Gott sogar einer Mitschuld an der Verführung. Doch auch Eva nimmt die Schuld nicht auf sich, sondern schiebt sie ebenfalls weiter (auf die Schlange – V. 13). Hier wird die zerstörte menschliche Solidarität offenbar. Beide berauben sich selbst der Möglichkeit, umzukehren und Vergebung zu erlangen. In den Versen 14-19 verhängt Gott die Strafe über alle drei Beteiligten. Nach Drewermann bilden die Strafworte den Höhepunkt der Sündenfall-Erzählung, da sie die gegenläufige Darstellung des Menschenlebens, das in Genesis 2 beschrieben wurde, einschließen. Es soll illustriert werden, wie das menschliche Leben fern von Gott, also mit all den beschriebenen Mühsalen, zustande kommt und wie es im Widerspruch zu dem aussieht, was ursprünglich in der Schöpfung vorgesehen war. Ergo bildet die Ausweisung aus dem Garten Eden in Gen 3, 23 die eigentliche Strafe. Ein Verhör mit der Schlange findet nicht statt. Gott verurteilt sie ohne Vorrede dazu, im Dreck zu kriechen und Staub zu fressen (V. 14). Scheinbar hatte sie dies vorher noch nicht getan und der Jahwist will ihre 'unästhetische' Art, sich zu bewegen, erklären. Man könnte sich an dieser Stelle fragen, warum Gott die Schlange nicht nach ihren Beweggründen für ihre Verführung fragt, sondern sie direkt verflucht (V. 14) dies scheint ein weiterer Anhaltspunkt dafür zu sein, dass der Text nichts über die Herkunft des Bösen aussagen will. Es wird bedingungslos vorausgesetzt. Der Erzähler klärt nur, was im Menschen vor sich geht, wenn er eine Sünde begeht, nicht woher sie kommt. So verliert sich 'der eigentliche Ursprung des Bösen […] in der Schöpfung selbst.' Der göttliche Fluch, der über die Schlange ausgesprochen wird, symbolisiert den in V. 1-5 begonnenen, niemals endenden Kampf des Menschen mit der Versuchung ('Feindschaft der Samen'). Dieser Kampf gehört zu seiner Natur, denn, wie oben bereits erläutert, stehen hier anthropologische Grundaussagen im Hintergrund. Der Mensch wird als verführbar charakterisiert. Auch wenn er sich bemüht, der Versuchung Herr zu werden, so setzt er sich ihr doch immer wieder aus. Bei der Bestrafung der Schlange gilt es nach Meinung vieler Theologen zu beachten, dass der Erzähler die Schlange nicht mit Satan, also einer dämonischen bösen Macht, identifiziere. Diese Deutung wurde in der neutestamentlichen Vergangenheit häufiger vollzogen, um eine Grundlage für den Sieg Christi über den Teufel herzustellen. In dem Fluch über die Schlange sah man die Ankündigung der Überwindung des Bösen (Samen der Schlange) und des Todes durch Christus (der eine Samen der Frau). Auf Grund der Schilderung der Fortpflanzung der Schlange, sei es hier allerdings eindeutig, dass die Schlange selbst, also das Tier, bestraft wird und keine dahinterstehende böse Macht. Das Faktum, dass sie ein Geschöpf Gottes ist, gehe mit der Absicht des Erzählers einher, keine Aussage über den Ursprung der Versuchung zu machen. Die Strafe der Frau (V. 16) erfasst sie in ihrer existentiellen Gesamtheit, ihrem ganzen Dasein als Frau. Laut Westermann wird gerade das, was ihr im Leben Erfüllung gibt, ihr Verhältnis zu Mann und Kindern, durch Schmerz und Unterordnung ersetzt. Eine patriarchalische Tendenz mit konservativen Rollenmustern ist hier unverkennbar. Sie soll sich ganzheitlich nach dem Mann verlangen, während er es jedoch nicht erwidert, sondern es entartet. 'So zeigen die Sprüche über die Frau den Zustand, wie er nicht sein soll, die Perversion der ursprünglichen Schöpfungsabsicht.' Die Strafe scheint zudem ein Versuch des Jahwisten zu sein, die Herkunft der Schwangerschaftsschmerzen der Frau 'rational' zu erklären. Am Bruch der Beziehung zwischen Mann und Frau ('... aber er soll dein Herr sein') wird erneut (s. 1.1.3) das Auseinanderbrechen der menschlichen Solidarität deutlich. Das Urteil über Adam (V. 17-19) fällt ausführlicher und textlich umfangreicher aus. Es markiert den Umbruch vom Hüter des Gartens Eden zum bestraften Ackermann. Auffällig ist an dieser Stelle, dass Gott eine Begründung für seinen Richterspruch gibt. Adam bekommt sie dafür, dass er Eva gehorcht hat und nicht der Schlange. So ist der eigentliche Vorwurf, dass es auf menschlicher Seite überhaupt eine Gemeinsamkeit der Schuld existiert. Die Absicht des Erzählers ist hier nicht die Einführung charakteristischer Elemente, wie z. B. der Disteln (V. 18), sondern vielmehr, die Verwandlung ursprünglich guter Dinge in böse aufzuzeigen. Gott setzt 'den Boden, der dem Menschen bisher zum Wohl gedient hatte […] nun als Mittel eines Gerichts-Fluches gegen ihn ein.' Die anfangs erhoffte existentielle Erhöhung wird ihm nicht zuteil. Der Boden des Ackers ist nun nicht mehr fruchtbar und die Arbeit nicht mehr mühelos ein Umstand, der angesichts der begrenzten Lebenszeit des Menschen ('und sollst zu Erde werden') etwas Absurdes und Sinnloses birgt. Denn welchem Zweck dient die mühselige Arbeit, wenn er sowieso sterben wird? So ist erneut ein Erklärungsversuch des menschlichen Mühsals seitens des Jahwisten erkennbar. Man könnte meinen, dass die Worte der Schlange sich vollends bewahrheiten, wenn Gott den Menschen nicht zum sofortigen Tod sondern zu einem befristeten Leben verurteilt (V. 19, vgl. dazu auch 1.1.2.1). Doch hier soll eher seine Souveränität betont als der Schlange Recht gegeben werden. Er hat nicht nur die Macht über Leben und Tod, sondern auch darüber, sein Wort zu ändern und zumindest eine gewisse Gnade walten zu lassen. Schlussendlich geschieht das, was nach dem Frevel der Menschen gegen das Gebot zu erwarten war. Gott weist Adam und Eva aus dem Garten aus, um sie vom Baum des Lebens fernzuhalten, damit sie sich nicht auch an diesem vergehen und Unsterblichkeit erlangen. Jedoch sorgt er danach immer noch gnädig für sie, was am Beispiel der Bekleidung ersichtlich ist. Darin liegt die tiefere Bedeutung von V. 21. Zudem taucht das Motiv vom Neid der Götter in V. 22 erneut auf. Die Ausweisung ist als Präventivmaßnahme zu verstehen, denn eine Rückkehr bleibt wegen der mythischen Bewacher, den Cherubim (V. 24), ausgeschlossen. Nach Westermann liegt in V. 23 das Ziel der Eden-Erzählung, da es hier nicht mehr, wie in V. 14-19, um begrenzte Phänomene des Daseins, sondern um die Existenz selbst geht. Das Entferntsein von Gott wird deutlicher denn je. So endet der rote Faden der Erzählung, der sich vom Moment der Hineinsetzung in den Garten (Gen 2) bis zur Ausweisung zieht. Es ist jedoch kein positives Gefühl, dass am Ende zurückbleibt.

Über den Autor

Steffen Schütze, B.A., wurde 1989 in der ostfriesischen Stadt Aurich geboren. 2009 begann er ein Lehramtsstudium der Fächer Mathematik und Evangelische Religion an der Georg-August-Universität Göttingen, das er 2012 mit dem akademischen Grad des Bachelor of Arts abschloss. Schon seit seiner Jugend faszinierten ihn die ausdrucksstarken Filme von Martin Scorsese. Sein Interesse für dessen vielseitige Symbolik und technische Raffinesse motivierten ihn dazu, sich genauer mit dem Film 'Die letzte Versuchung Christi' auseinanderzusetzen.

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