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Produktart: Buch
Verlag: Igel Verlag
Erscheinungsdatum: 03.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 108
Abb.: 10
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Kreditinstituten eröffnen sich begründet durch ihre Geschäftstätigkeit besondere Risiken, die abhängig vom jeweiligen Geschäftsmodell sowie der geschäftspolitischen Grundausrichtung sind. Insbesondere sind Marktpreisrisiken, Adressenausfallrisiken, operationelle Risiken und Liquiditätsrisiken zu steuern. Letztere finden vor allem seit der Finanzmarktkrise Beachtung und ein geeignetes Risikomanagement tritt daher immer mehr in den Vordergrund. Die vorliegende Studie hinterfragt kritisch die aktuellen Anforderungen an die Prüfung des Liquiditätsrisikomanagements bei Kreditinstituten. Dies geschieht im Rahmen der Abschlussprüfung, der Prüfung durch die Interne Revision und durch die Bankenaufsicht. Dabei werden aufsichtsrechtliche und gesetzliche Bestimmungen vorgestellt und die Ursachen der Finanzmarktkrise, die durch mangelhaftes Risikomanagement bedingt sind, diskutiert. Ein Einblick in ausgewählte, aktuell verwendete Instrumente beziehungsweise Konzepte wird ermöglicht.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3, Erkenntnisse aus der Finanzmarktkrise: 3.1, Ursachen der Finanzmarktkrise im Risikomanagement: Die Ursachen der jüngsten Finanzmarktkrise, die ausgehend von der Subprimekrise in eine Vertrauenskrise und schließlich unter anderem in einer Liquiditätskrise mündete, sind vielschichtig. Letztlich kann die Krise als das Ergebnis einer Kette von Fehleinschätzungen gesehen werden, denen Bankmanager, aber auch Ratingagenturen, Politiker, Zentralbanken und Aufsichtsbehörden aufgesessen sind. Eine nicht unerhebliche Inkongruenz der Fristigkeiten von Investitionen zu Refinanzierung sowie eine teils unverhältnismäßig hohe Übernahme von Risiken durch den Einsatz komplexer Finanzinstrumente, verbunden mit einem darauf folgenden hohen Vertrauensverlust der Marktteilnehmer, leisteten ihren Beitrag zu ihrer Entstehung. Methoden und Anreizsysteme vor allem der Kreditinstitute haben ein risikofreudiges Verhalten der Marktteilnehmer tendenziell gefördert. In vielen Banken waren die Instrumente zur Bewertung und Steuerung von Risiken vorhanden. Allerdings wurden die Informationen in der strategischen Unternehmenssteuerung nicht genutzt, oder die eingesetzten Limitsysteme wurden derart justiert, dass die rote Ampel wieder grün war. Eine maßgebliche Ursache für die Finanzmarktkrise lag letztlich in der Verletzung des Grundprinzips einer wertorientierten Unternehmensführung: dem Abwägen der erwarteten Renditen und der dafür einzugehenden Risiken. Definitiv zu wenig beachtet wurde in der Vergangenheit die Bedeutung von Liquiditätsrisiken und Reputationsrisiken, die oft als nicht wesentlich eingestuft und in das Gesamtrisikomanagement nicht einbezogen wurden. Als Begründung dafür ist vermutlich unter anderem eine nach damaligem Stand schwierige Quantifizierbarkeit sämtlicher Liquiditätsrisiken zu sehen, zumal sich trotz der Entwicklung erster Modelle diesbezüglich in den letzten Jahren noch kein Branchenstandard entwickeln konnte. Ferner wähnten sich viele Institute in der Vergangenheit in einer komfortablen Liquiditätssituation. Die Routine eines über Jahre hinweg gut funktionierenden Interbankenmarktes gab den Banken zusätzlich gefühlte Sicherheit . Liquiditätsrisiken wurden im Risikomanagement oft stiefmütterlich behandelt und – wenn überhaupt – nur mit geringen Eintrittswahrscheinlichkeiten in die Berechnung der Risikotragfähigkeit einbezogen. Vor allem die Eintrittswahrscheinlichkeiten der Inanspruchnahme der Liquiditätslinien von Special Purpose Vehicles (SPV) und Conduits wurden über Jahre z. T. massiv unterschätzt. Offenbar gab es im Bewusstsein einiger Unternehmen auch keinen wirklichen operativen Verantwortlichen für die Liquidität. Nicht die für Risiken oder speziell das Subprime-Geschäft zuständigen Vorstände, sondern meist der die Generalverantwortung tragende Vorstandsvorsitzende wurde zur Rechenschaft gezogen. Ferner führten die Tatsachen, dass Liquiditätsmanager, speziell Treasurer, zum einen oft direkte Ergebnisverantwortung haben oder Bestandteil der Kapitalmarktbereiche sind, zum anderen Liquiditätshaltung jedoch nun mal Geld kostet und die Rendite mindert, zu einem asymmetrischen persönlichen Risikoprofil und zu tendenziell geringerer Haltung von Liquiditätsreserven. Auch nach den Vorgaben der MaRisk waren Liquiditätsrisiken nur in der Regel als wesentlich einzustufen, und eine Nichtberücksichtigung im Risikotragfähigkeitskonzept musste lediglich nachvollziehbar begründet werden. Dabei stellt sich die Frage, ob die Begründung der Institute mit Blick auf die eingetretenen Liquiditätsprobleme im Nachhinein durch die Bankenaufsicht, aber auch die Wirtschaftsprüfer als nachvollziehbar angesehen werden konnte. Die Berichterstattung der Institute über Liquiditätsrisiken vor dem Beginn der Finanzmarktkrise wirft gleichermaßen Fragen auf. Beispielsweise stellte die IKB ihr Liquiditätsrisikomanagement im Rahmen der Risikoberichterstattung im Lagebericht 2006/2007 so dar, dass zur Gewährleistung der jederzeitigen Zahlungsfähigkeit im Rahmen eines professionellen Liquiditätsmanagements regelmäßige Liquiditätsanalysen und Cashflow-Prognosen erstellt werden. Zudem würden zur Sicherung ausreichender Liquidität über das für den Geschäftsbetrieb notwendige Maß hinaus börsengängige zinsvariable Wertpapiere gehalten, die jederzeit veräußerbar und beleihbar seien. Damit wären die kurzfristigen Liquiditätsrisiken ausgeschaltet . Im Übrigen sei es das Anliegen der IKB, durch eine weitgehend laufzeitkongruente Refinanzierung der Aktiva Liquiditätsrisiken bereits im Ansatz zu vermeiden . Aufgrund ihrer breiten Refinanzierungsbasis und Platzierungskraft am Kapitalmarkt sei sich die IKB sicher, auch in schwierigen Marktphasen eine angemessene Refinanzierung des gesamten Aktivgeschäfts hinsichtlich der erforderlichen Fristigkeit und Konditionen beschaffen zu können. In dem später geänderten Geschäftsbericht des Geschäftsjahres 2006/2007, der auch einen Nachtragsbericht des Abschlussprüfers enthält, erklärt die Bank, dass sie für das seinerzeit außerbilanzielle Conduit Rhineland Funding Liquiditätslinien von über 8 Mrd. € zugesagt hatte. Rückblickend hätte dies jedoch zusammen mit weiteren Risiken aus dem Conduit bei Weitem die Risikotragfähigkeit der Bank überstiegen. Damals sei die IKB davon ausgegangen, dass aus den Liquiditätslinien für Rhineland Funding keine nennenswerten Risiken drohten, weil man es nicht für möglich hielt, dass der gesamte Markt für Asset-backed Commercial Paper zusammenbrechen und dadurch eine Refinanzierung auf Dauer unmöglich werden könnte. In ähnlicher Weise beschreibt auch die Hypo Real Estate Holding AG (HRE) im Risikolagebericht des Geschäftsjahres 2006 ihre Instrumentarien zum Liquiditätsrisikomanagement und erklärt, dass im kurzfristigen Bereich alle Banken in der Institutsgruppe über einen ausgezeichneten Zugang zum Geldmarkt verfügen. Daneben würden die Banken umfangreiche Liquiditätsvorsorgebestände halten. Der Zwischenabschluss der HRE-Gruppe zum 30. Juni 2008, von einer renommierten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft geprüft, wies im Risikobericht des Konzernlageberichts zwar auf Risiken hin, erläuterte die Liquiditätsrisikosituation aber wie folgt: Selbst unter einem Worst-Case-Szenario ist dadurch sichergestellt, dass die Hypo Real Estate Gruppe sowie ihre Tochterbanken jederzeit uneingeschränkt zahlungsfähig sind. Trotz schwieriger Marktbedingungen im 1. Halbjahr 2008 verfügt die Gruppe über eine stabile Liquiditätsposition […] Die kurzfristige Liquiditätsvorhersage wird auf 90 Tage ausgeweitet und überwacht, um sicherzustellen, dass erhöhter Liquiditätsbedarf vorausschauend geplant wird. Die Gruppe unterhält eine ausreichende Position an liquiden Mitteln, die sicherstellt, dass auch im Falle einer Marktstörung ausreichend Liquidität vorhanden ist. Nur sieben Wochen nach der Veröffentlichung des Zwischenabschlusses der HRE-Gruppe, am 28. September 2008 drohte ihr die Insolvenz aufgrund von Zahlungsunfähigkeit. Diese Beispiele zeigen eindrucksvoll die Evidenz einer intensiven Prüfung der institutseigenen Darstellungen des Liquiditätsrisikomanagments im Lagebericht, aber auch der gebotenen angemessenen Berichterstattung über die Liquiditätsrisikosituation von Instituten durch den Abschlussprüfer in dessen Prüfungsbericht. Vor der Finanzmarktkrise wurde die Sinnhaftigkeit von Extremszenarien in der Praxis häufig angezweifelt und eher als notwendiges Übel als eine fruchtende Auseinandersetzung mit Ereignissen gesehen, die wirklich eintreten können. Zu beobachtende extreme Marktbewegungen wurden von vielen Marktteilnehmern als unwesentlich eingeschätzt. Liquiditätslinien zur Refinanzierung von Commercial Papers (CP‘s) im Rahmen von ABSTransaktionen wurden vielfach lediglich als Eventualverbindlichkeit angesehen. Einige Institute hatten aber Liquiditätslinien in einer Größenordnung bereitgestellt, die in letzter Konsequenz nicht bedient werden konnten. Mathematisch ausgedrückt wurde diesen Liquiditätsrisiken eine Eintrittswahrscheinlichkeit von nahezu null zugeordnet – unter einer Normalverteilungsannahme erscheint dies möglicherweise sogar vertretbar, in der Realität mit möglichen extremen Marktbedingungen oder -verwerfungen kann sich diese Annahme jedoch als existenzbedrohend auswirken. Intransparenz – auch bedingt durch neue, oft schwer zu durchschauende Finanzinstrumente – führte tendenziell zu abnehmendem Vertrauen bei allen beteiligten Parteien. Dies endete letztlich darin, dass kaum eine Bank der anderen über den Geldmarkt liquide Mittel zur Verfügung stellte, weil unklar war, welche Risiken sich in der Bilanz des Kontrahenten verbergen würden. Die Vertrauenskrise am Interbankenmarkt veranlasste die Zentralbanken zu einer umfangreichen Liquiditätsversorgung der Institute. Den systemrelevanten Instituten, die mit staatlicher Hilfe gerettet werden mussten, fehlte eine ausreichende finanzielle Beweglichkeit, um auf die Liquiditätskrise aus eigener Kraft reagieren zu können. Die Ereignisse machten den Banken deutlich, dass das Liquiditätsrisiko maßgebliche Auswirkungen auf ihren Erfolg und sogar auf den Fortbestand haben kann. Nicht zuletzt durch das Misstrauen der Finanzakteure untereinander gewannen Liquiditätsrisiken seitdem wieder enorm an Bedeutung. Das Vertrauen in die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells, die Risikotransparenz sowie vor allem die Qualität des Risikomanagements und des Liquiditätsrisiko-Controllings nahmen dabei eine zentrale Bedeutung ein.

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