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Jacek Rokicki

Schweizer Uhrenindustrie: Entwicklungen und Perspektiven

ISBN: 978-3-95485-196-6

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Produktart: Buch
Verlag: Igel Verlag
Erscheinungsdatum: 12.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 96
Abb.: 33
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Was sind in der heutigen schnelllebigen und digitalisierten Welt Gründe, eine eigene Uhr besitzen zu wollen? In den vergangenen Jahrhunderten hat sich in der Schweiz ein florierender Wirtschaftsraum entwickelt aus dem ein Produkt entstanden ist, ohne das die heutige moderne Welt nicht existieren könnte. Aber wie aktuell ist diese Aussage noch tatsächlich? Wo befindet sich die Schweizer Uhrenindustrie heute und wie wird sie sich in Zukunft entwickeln? Darauf soll diese Studie Antworten geben und versuchen aufzuzeigen, in welche Richtung sich dieser Industriezweig entwickeln wird. Unter den bisher bekannten Aspekten der aktuellen wirtschaftlichen Lage wird versucht werden, eine Zukunftsprognose zu erstellen, die sich nicht nur auf wirtschaftliche Prosperität beschränken wird. Darüber hinaus soll einerseits auf Risiken aufmerksam gemacht werden, die der Uhrenindustrie eventuell bevorstehen, und andererseits die Chancen aufgezeigt werden, die sie als Herausforderung vor sich sieht. Um eine Prognose in diesem Sinne erstellen zu können, muss man zurückblicken. Aus diesem Grund beginnt diese Studie mit den Anfängen der Schweizer Uhrenindustrie und verfolgt deren Entwicklung bis in die heutige Zeit. Sie wird sich jedoch nicht mit der gesamten Zeitmessung befassen, sondern nur auf den wirtschaftshistorischen Aspekt der Herstellung von Klein- und Taschenuhren eingehen.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 5., Entwicklung der Uhrenindustrie: Die Anfänge der Schweizer Uhrenindustrie reichen weit in die Vergangenheit zurück. Je nach Autor variieren die ersten Nennungen dieses Industriebereiches zwischen den Jahren 1550 bis 1587. 5.1., Die ersten Jahre: Als Grund für die Entstehung der Uhrmacherkunst kann man die Sittenmandate des Reformator Johannes Calvin bezeichnen, die 1541 in Genf verfasst und veröffentlicht wurden. Diese verboten Attribute des Luxus’, wie z.B. kostbaren Schmuck, elegante Kleidung, Geselligkeit und das damit verbundene Trinken und forderten dabei eine strenge Moral sowie Kirchenzucht von den Bürgern der Stadt. Dabei muss aber berücksichtigt werden, dass Genf schon seit dem Mittelalter eine Stadt der Schmuckhersteller war und die Sittenmandate ihnen das Auskommen drastisch erschwerten. Zudem erschien 1566 das ‘Reglement der Goldschmiede der Stadt’, welches das Ende dieses Berufsstandes ankündigte (Schriften zu Wirtschafts-, Bank- und Währungsfragen (Schweizerische Bankgesellschaft) (SBG), 1986, 6ff.). Zur gleichen Zeit fand ein großer Zuzug von Glaubensflüchtlingen aus dem nahe liegenden Burgund, Flandern und Italien statt. Unter den Hinzugezogenen waren viele Uhrmacher, darunter auch Charles Cusin, der 1587 in die Stadt Genf aufgenommen wurde. An seine Einbürgerung war die Bedingung geknüpft die Einheimischen Schmuckhersteller in die Kunst der Uhrmacherei zu unterweisen. Dadurch ermöglichte er ihnen ihre handwerklichen Fähigkeiten einzubringen. So wurde in die Uhrmacherei die Kunst des Gravierens, Ziselierens, Schleifens und Emaillieren eingeführt, sodass als Folge, die Genfer Uhrmacher schon bald für ihre Werke bekannt waren. Durch den raschen Bevölkerungsanstieg, konnte zwischen 1589 und 1601 (auch hier variieren die Angaben je nach Autor) die erste Uhrmacherzunft der Welt, die ‘Maîtrise des horlogers de Genève’ gegründet werden. In der Satzung hieß es, dass ‘derjenige, der die Zulassung als Meister begehrte, eine tragbare Weckeruhr und eine kleine Standuhr als Meisterstück anzufertigen und vorzuweisen verpflichtet war’ (Pfleghart, 1908, 2). 5.2., Ausbreitung im Juragebirge: Unabhängig von der Uhrenindustrie im mehr als hundert Kilometer entfernten Genf, entwickelte sich der Industriezweig im Schweizer Jura. Da bis zur heutigen Zeit in keinem Dokument genau nachzulesen ist, wie die Entstehungsgeschichte der Uhrenindustrie im Jura verlief, soll an dieser Stelle die am weitesten verbreitete Version wiedergegeben werden die auf einer Erzählung von Jean Jaques-Richard basiert, dem Sohn des berühmten Daniel Jean-Richard. Demnach gehen die Anfänge auf das Jahr 1679 zurück, in dem ein Rosshändler, der aus London zurückgekehrt war, eine Taschenuhr in den heutigen Kanton Neuenburg brachte. Da diese während der langen Reise jedoch Schaden nahm, wandte er sich an Daniel Jean-Richard, einen aus La Sagne stammenden, handwerklich sehr begabten Mann, der sich in der Ausbildung zum Hufschmied befand. Diesem war es möglich, die Uhr ohne Vorkenntnisse zu reparieren und innerhalb eines Jahres eine Kopie anzufertigen. Die dazu notwendigen Werkzeuge sowie Einzelteile fertigte er selbst an. Nachdem sich diese Fähigkeit herumgesprochen hatte, wollten einige Nachbarn ebenfalls eine solche Uhr besitzen und erteilten Richard den Auftrag für deren Fertigung. Während sich dieser das Gravieren beibrachte, unterrichtete er seine beiden Brüder in der Goldschmiedekunst und fertigte Maschinen zum Schneiden der Räder für den Mechanismus an. Mithilfe der Schneidemaschine konnten gleichmäßige Abschnitte in die Räder geschnitten werden, was es ihm erlaubte, immer kleinere Uhren herzustellen. Eine solche Erfindung war bis zu dieser Zeit in der Schweiz unbekannt. Als Richard von einem Handelsreisenden erfuhr, dass auch in Genf ähnliche Uhren hergestellt wurden, machte sich dieser auf die Reise und brachte das Wissen über neue Werkzeuge mit, die er sofort nach seiner Rückkehr herstellte, um seine Fertigkeiten auszuweiten. Über einen langen Zeitraum war Daniel Jean-Richard somit der einzige Uhrmacher im Juragebirge, der nach seinem Umzug von Le Locle aus produzierte. Da seine Auftragslage wuchs, unterrichtete er bald nicht nur seine Brüder und seine fünf Söhne, sondern nahm auch Lehrlinge auf, um sie in dieser Kunst der Uhrenherstellung zu unterrichten (Pfleghart, 1905, 29ff.). Nach seinem Tod im Jahre 1741 wurden im Schnitt 2-300 Uhren pro Jahr hergestellt. Dies war möglich, da Richard die ‘Etablissage’, ein System der Arbeitsteilung, einführte. Dies bedeutete, dass die benötigten Einzelteile in Eigenregie angefertigt wurden, zum anderen aber auch in Auftrag gegeben oder in Genf zugekauft werden konnten. Somit verkürzte sich die Herstellungszeit einer Uhr, da ein Uhrmacher nicht mehr alle Einzelteile selbstständig herstellen musste (SBG, 1986, 7). Durch die tägliche Arbeit verbesserten sich mit der Zeit die Fähigkeiten, sodass auch immer kompliziertere Uhren hergestellt werden konnten. Bereits elf Jahre nach seinem Tod zählte man 464 Uhrmacher in der Region, weswegen man Daniel Jean-Richard als Vater der Uhrenindustrie im Schweizer Jura bezeichnet (Pfleghart, 1905, 31). Ein weiterer, mindestens ebenso bedeutender Mann in der Geschichte der Uhrenindustrie war Abraham-Louis Breguet, der 1747 in Neuenburg geboren und als ‘Der Große’ bezeichnet wurde. Ohne ihn wäre die heutige Form der Uhrenindustrie nicht möglich. Allein die berühmten Breguet-Zeiger, die in vielen Uhren eingebaut werden sowie die Guillochierung sind nur zwei Beispiele, die ihn berühmt gemacht haben. Durch ihn fand außerdem der Rubin Einzug in die Uhrenherstellung sowie die Verwendung des ewigen Kalenders und des automatischen Aufzugs. Ein seiner größten Erfindung ist und bleibt der Tourbillon , der mehr als 200 Jahre nach seiner Erfindung eine Renaissance erlebt (DeVecchi, 2005, 25, 218, 221). Abschließend soll auch Thomas Mudge nicht unerwähnt bleiben, der 1754 die ‘Schweizer Ankerhemmung’ erfand. Diese Erfindung revolutioniert die Uhrenindustrie, da von diesem Zeitpunkt an die Fertigung hochpräziser Uhren in Serie möglich war (SBG, 1986, 8). Doch sind die genannten Personen nicht der einzige Grund für die Entstehung der Uhrenindustrie im Juragebirge. Vor allem die Tatsache, dass sich hier ein landwirtschaftlicher Ungunstraum befindet, der bereits in Kapitel 2 ausführlich beschrieben wurde, führte dazu, dass die Landwirte im Winter eine Beschäftigung brauchten, mit der sie ihr Einkommen ausbessern konnten. Da die Alteingesessen von jeher darauf bedacht waren, alles, was sie benötigten, selbst herzustellen, besaßen diese dementsprechend handwerkliches Geschick. Nichts lag da näher, als dass sie sich im Winter dem Technischen zugewandt gefühlt haben. So bot ihnen die aufkommende Uhrenindustrie die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten einzusetzen und entsprechend entlohnt zu werden. Ein zusätzlicher Faktor, der die Ansiedelung förderte, war die Gewerbefreiheit, die im damaligen Fürstentum Neuenburg vorherrschte. Diese erlaubte es jedem Bürger Uhrmacher zu werden und sich anschließend niederzulassen und den eigenen landwirtschaftlichen Betrieb weiterzuführen, ohne abwandern zu müssen (Pfleghart, 1905, 31ff.). Als weiterer Punkt ist die Tatsache zu benennen, dass auch im Fürstentum Neuenburg ein Zuzug von Glaubensflüchtlingen aus Frankreich, vor allem Hugenotten, stattgefunden hat, die ebenfalls ihr Wissen und ihre Fähigkeiten einbringen konnten (Nigg, 1975, 76). All diese Faktoren führten im Endeffekt dazu, dass sich die Uhrenindustrie im Jura von Le Locle und La Chaux-de-Fonds, über St. Imier und Biel bis nach Waldenburg ausweitete. Vereinzelt etablierte sie sich auch in entfernteren Regionen der Schweiz, wie z.B. in Schaffhausen. Schlussendlich lässt sich aber feststellen, dass nach der großen Ausbreitung über den Schweizer Jura eine Auffüllung mit und Spezialisierung der Betriebe in den bestehenden Regionen stattfand (Bosshard, 1980, 212). Die folgende Karte veranschaulicht die zeitliche Ausbreitung der Uhrenindustrie über den Jurabogen. Zum besseren Verständnis, werden auf der Karte die aktuellen Kantone dargestellt.

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