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Sozialwissenschaften

Lena Schlüter

Belastungen im Lehrerberuf: Wenn Lehrer von heute Patienten von morgen werden

ISBN: 978-3-95684-075-3

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Produktart: Buch
Verlag: Bachelor + Master Publishing
Erscheinungsdatum: 11.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 64
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Lehrer werden wie eh und je mit viel Freizeit, einem horrenden Gehalt und einer Absicherung bis ins hohe Alter in Verbindung gebracht. Gleichzeitig hört man fortwährend Stimmen, die fordern, Lehrer sollen sich doch bitte nicht über ihr privilegiertes Dasein beschweren. Dass dieses Bild einseitig und wenig weit gedacht ist, wird in diesem Buch erörtert. Es werden Belastungen des Lehrerberufs thematisiert und somit auch die Schattenseiten dieses Berufes berücksichtigt. Zudem wird deutlich gemacht, dass das Lehrerdasein eine Gefahr für die psychische Gesundheit von Lehrerinnen und Lehrern darstellen kann. Zum besseren Verständnis dieser Thematik bedient sich das Werk altbekannter Stresstheorien und dem Modell der Salutogenese. Es wird hinterfragt, ob Lehrer aufgrund ihres Berufes zwingend erkranken oder ob es Wege im Umgang mit Stress gibt, die einer Überlastung entgegen wirken können.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.1, Anforderungen im Lehrerberuf: Wie jeder Beruf bringt auch die Arbeit als Lehrer bestimmte Anforderungen mit sich. Rolf van Dick (2006, S.23) versteht unter Belastung ‘…alle von außen auf das Individuum einwirkenden Anforderungen (z.B. Schwierigkeiten mit Eltern, Schülern, Behörden, zu große Klassen, Mobbing durch Schulleitung oder Kollegen)…’ Hier werden die wesentlichen Parteien genannt, die einen gewissen Anspruch an den Lehrer stellen. Die Schüler, die die Hauptklientel des Lehrers sind und von ihm Wissen vermittelt bekommen. Die Eltern, die einen Blick darauf werfen, ob diese Wissensvermittlung ihren Vorstellungen entsprechend abläuft und Mitspracherecht, aber auch Ratschläge erwarten. Neben dem Kollegium, mit welchem kooperiert werden sollte, sind natürlich ebenso das Kultusministerium, die Schulleitung und die Öffentlichkeit zu nennen, die sich für den reibungslosen Schulablauf einsetzen und evtl. auch einen gewissen Druck aufbauen (Barth, 1992). Rudow (1994, S. 42) nimmt hier noch die Unterscheidung zwischen objektiver und subjektiver Belastung vor. ‘Unter objektiver Belastung sind alle diejenigen Faktoren in der (pädagogischen) Tätigkeit zu verstehen, die unabhängig vom Individuum (Lehrer) existieren und potentiell Beanspruchungen hervorrufen.’ Sie ergeben sich aus den Arbeitsaufgaben des Lehrers und den Bedingungen, unter denen diese stattfinden. Bei der subjektiven Belastung, die er auch psychische Belastung nennt, spricht er von einer Wiederspiegelung der objektiven Faktoren unter Berücksichtigung der individuellen Handlungsvoraussetzungen (Berufserfahrung, Einstellungen, emotionale Stabilität, körperliche Leistungsfähigkeit usw.). Hier bezieht er die Bewertung dieser Belastungsfaktoren durch den Betroffenen mit ein. Anhand der eigenen Bedürfnisse und deren Realisierungsmöglichkeit entsteht dann die subjektive Relevanz für die einzelne Person. Je größer die Diskrepanz zwischen den Bedürfnissen und der Realisierung dieser ausfällt, desto bedeutsamer fällt auch die Belastung für das Individuum aus, da diese der Bedürfnisbefriedigung im Weg steht (ebd.). U. Schaarschmidt (2005) bezeichnet den Beruf des Lehrers als eine Tätigkeit mit hoher psychosozialer Beanspruchung, die sich durch den stetigen Kontakt mit anderen Menschen auszeichnet und ein hohes Maß an Verantwortung für diese mit sich bringt. Er bringt hiermit zur Sprache, auf welche Art und Weise der Lehrer in seinem Beruf gefordert wird - nämlich vor allem psychosozial. Es geht also bei der Erfassung der Arbeitsbedingungen im Schuldienst neben den objektiven Bedingungen auch immer um die psychische Wirkung, die diese ausüben (Heitzmann, Kieschke, Schaarschmidt, 2007). In welcher Art und Weise fühlen sich Lehrer von den Bedingungen beeinträchtigt? Schaarschmidt ist in seiner Studie zur Lehrergesundheit auf drei Hauptbelastungspunkte von Lehrern gestoßen. Neben diesen - der Wochenarbeitszeit, der Klassenstärke und dem Verhalten schwieriger Schüler - wird im Folgenden auch noch auf weitere Faktoren eingegangen, die sich als hohe Anforderungen im Lehrerberuf erwiesen haben (Ksienzyk & Schaarschmidt, 2005). Wochenarbeitszeit: Einen wesentlichen Blick werfen Schaarschmidt und Kollegen auf die Wochenarbeitszeit, die Lehrkräfte leisten müssen. Geht man dem weit verbreiteten Gerücht zufolge von einem Halbtagsjob aus (Rothland & Terhart, 2007), bliebe letztendlich sehr viel Zeit für andere Belange. Eine Analyse mittels eines Lehrertagebuches ergab allerdings ein ganz anderes Bild. Neben der tatsächlichen Arbeit in der Schule, die 30,3 Stunden einnimmt, kommen auch noch 15,2 Stunden Heimarbeit zur Vor- oder Nachbereitung und 3,7 Stunden für Veranstaltungen wie Elternabende, Fortbildungen und Ähnlichem hinzu. Letztendlich kommt eine durchschnittliche Wochenarbeitszeit von 49,2 Stunden zusammen, die sehr wenig Zeit für Erholung und familiäre Interessen lässt (Heitzmann, Kieschke & Schaarschmidt., 2007). Dass sich das eben genannte Gerücht über die Halbtagsjobber so vehement hält, muss damit zusammenhängen, dass nur die tatsächlich in der Schule stattfindenden Stunden berücksichtigt werden. Zudem wird den Lehrern auch häufig die Vielzahl an Ferientagen vorgehalten. Rothland und Terhart (2007) sprechen in diesem Zusammenhang vom Problem der nicht ausreichend geregelten Arbeitszeit. Die vertraglich festgelegte Stundenzahl bezieht sich lediglich auf die, in der Schule abzuleistende Unterrichtszeit. Inwieweit Lehrkräfte darüber hinaus für ihren Beruf tätig sind, bleibt jedem selbst überlassen. Die psychische Wirkung der Arbeitszeit berücksichtigend kommt Schaarschmidt mittels eines Befindlichkeitschecks zu dem Schluss, dass negative Emotionen und das Energiedefizit im Laufe des Tages und gegen Wochenende zunehmen, und dann am Abend und am Samstag oder Sonntag jeweils wieder sinken. Parallel zu dieser Entwicklung sinkt dann auch die Aufgeschlossenheit des Lehrers, wobei bei dem aktuellen Kompetenzerleben kaum Veränderungen festgestellt wurden (ebd.). Die Wochenarbeitszeit stellt demnach eine Anforderung dar, die sich unmittelbar auf das psychische Wohlbefinden von Lehrkräften auswirkt. Deutlich wird dieser Zusammenhang besonders dadurch, dass sich die eben genannten Parameter außerhalb der Arbeitszeit wesentlich verbessern. Man könnte an dieser Stelle die Vermutung anstellen, dass diese Beobachtung sich sicherlich auf viele andere Berufe mit hoher psychosozialer Anforderung übertragen ließe. Dem setzt Schaarschmidt (ebd.) allerdings eine Stichprobe an einer Vergleichsgruppe mit ähnlichen Anforderungen in diesem Bereich entgegen. Die Ergebnisse dieses Vergleichs zeigen, dass hier vor allem im Energiedefizit und der nachlassenden Aufgeschlossenheit nicht so hohe Werte festgestellt werden konnten wie in der Lehrerschaft. Diese Untersuchungen unterstreichen die Wichtigkeit von verfügbaren Auszeiten im Lehrerberuf, um erneut Kraft zu schöpfen. Hillert und Kollegen (1999) verweisen zudem auf die in ihren Befragungen häufig genannte Doppelbelastung von weiblichen Lehrkräften, denen neben dem Zeitfaktor Schule auch im Heimbereich noch einige Stunden Arbeit begegnen, die verrichtet werden müssen.

Über den Autor

Lena Schlüter, B.A., wurde 1984 in Rendsburg geboren. Ihr Studium der Vermittlungswissenschaften mit den Fächern Germanistik sowie Gesundheit und Ernährung schloss sie im Jahre 2012 mit dem akademischen Grad Bachelor of Arts ab. Mit dem Hinblick auf den nachfolgend angestrebten Lehrerberuf beschäftigte sie sich während ihrer Studienzeit mit den Belastungen, die sich in diesem ergeben, und den Folgen, die aus ihnen entstehen können.

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