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- Der Ursprung Europas in der griechischen Antike. Religionen und Naturwissenschaften
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Verlag: Igel Verlag
Erscheinungsdatum: 01.2021
AuflagenNr.: 2
Seiten: 84
Abb.: 10
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Der vorliegende Band berührt geographisch mit den Siedlungsgebieten der antiken Griechen neben Europa auch Asien (Westtürkei) und Afrika (Ägypten) historisch erstreckt sich die Abhandlung von der ersten europäischen Hochkultur der Minoer auf Kreta (3. Jahrtausend v. Chr.) bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts, und geht darüber hinaus auch auf aktuelle Probleme der Gegenwart ein. Nach Betrachtungen über den Ursprung Europas in der griechischen Mythologie wird die Bedeutung der griechischen Kultur für die Entstehung und Ausbreitung von Judentum, Christentum und Islam in den Blick genommen. Die Darstellung der von den Philosophen Platon und Aristoteles geleisteten Abgrenzung der Wissenschaft von der Philosophie leitet über zum zentralen Thema, der Begründung der modernen Naturwissenschaften, der Mathematik und der Technik in der griechischen Antike der Schwerpunkt liegt hierbei zunächst auf der Chemie und der Astronomie und ihrer durch antike Denkmuster begünstigten Parallelisierung in der Neuzeit. Die Entdeckung der Heliozentrik geht ebenso auf die Antike zurück wie die Grundlegung der Musik-Theorie, die bis heute auf die europäische Musik-Kultur prägend und identitätsstiftend wirkt. Ein letztes Kapitel zeigt, wie Christoph Columbus durch die Lektüre antiker griechischer Texte zu seinen Entdeckungsreisen motiviert wurde.
Textprobe: Der (mythische) Ursprung Europas Anlässlich der Einführung der neuen 200- und 100-Euro-Banknoten war im September 2018 an prominentem Sendeplatz im Ersten Deutschen Fernsehen die Äußerung zu hören: Europa war eine griechische Göttin. Die erschreckende Ignoranz, die in dieser Behauptung steckt, beweist, dass im allgemeinen Bewusstsein offenbar eine gewisse Unsicherheit herrscht schon allein über den Ursprung der Bezeichnung des Kontinents Europa und seines Eponyms: Tatsächlich war (wie in altertumswissenschaftlichen Kreisen allgemein bekannt) Europa weder Göttin noch Griechin, mithin ‚Europäerin‘, sondern sie war eine Tochter des Königs Phoinix, der seinerseits dem von ihm beherrschten Königreich Phoinikien seinen Namen gab Phönizien aber mit seinen beiden Hauptorten Sidon und Tyros, heute Saida bzw. Sur im Libanon, bildete in der Antike wie auch heute noch geographisch einen Teil Asiens. Aus der literarischen Tradition der Antike und der ikonographischen Überlieferung von der Antike bis zur Gegenwart ist bekannt, dass der griechische Göttervater Zeus, in einen Stier verwandelt, Europa beim Spielen am Meeresufer von Phönizien entführte, sie übers Meer nach Kreta brachte und dort mit ihr unter anderen Minos zeugte, den Namensgeber der ersten europäischen Hochkultur, der sogenannten Minoischen Kultur. In der aktuellen Ikonographie sind drei Beispiele hervorzuheben: (1) Die griechische 2-Euro-Münze (Emissionen seit 2002) zeigt auf dem Revers Europa auf dem Stier reitend (Abb. 1b) die moderne Münz-Prägung reproduziert ein antikes Vorbild, nämlich ein römisches Mosaik aus dem 3./4. Jh. n. Chr. (Abb. 2). Die erste Beschreibung dieses im Jahr 1872 in Sparta aufgefundenen Mosaiks stammt von dem deutschen Klassischen Archäologen Paul Oscar Gustav Hirschfeld (1847-1895), der insbesondere als erster Leiter der deutschen Ausgrabungen in Olympia (1875-1878) hervorgetreten ist. Er unternahm in den Jahren 1871/72 mit einem Reise-Stipendium des Deutschen Archäologischen Instituts eine Forschungsreise im mediterranen Raum, die ihn zweimal auf die Peloponnes führte schon vor seiner Heimkehr nach Deutschland im Sommer 1873 hatte er in diversen Publikationen über seine Forschungen berichtet, darunter in den Communicazioni dal Peloponneso im Bullettino dell’Instituto di corrispondenza archeologica per l’anno 1873, 212-218, S. 213 (folgt deutsche Übersetzung der Verf.): ‚Mitteilungen von der Peloponnes – Das wichtigste Objekt .. unter den jüngst entdeckten ist ein großes Mosaik, das … im Jahr 1872 zum Vorschein kam: […] Die Ausdehnung des mit Figuren gezierten Bereichs beträgt 2,05 in der Höhe und 1,97 in der Länge: Dieser Bereich ist umgeben von einem breiten Rahmen mit Ornamenten, in vier Streifen unterteilt. Die Steinchen, die das Mosaik bilden, sind etwas grob: Ihre Größe variiert zwischen 0,007 und 0,01. Ein Stier schwimmt, nicht ohne Anstrengung, nach rechts, wobei er seinen Kopf herabsenkt das Meer, das er überquert, ist durch blaue Streifen dargestellt. Auf dem Stier sitzt Europa, dem Betrachter zugewandt und quasi nackt: das schlichte Gewand ist bis über die Oberschenkel herabgefallen. Das Haar ist geschmückt mit einem Kranz ( stephane ), die Arme mit Metall-Beschlägen und Armbändern in der Rechten hält sie <= Europa> einen Fächer in Form eines Blattes, die Linke legt sie leicht auf den Nacken des Stieres. Über dieser Darstellung sehen wir zwei Eroten ( Amori ) […] Die Ausführung … ist mittelmäßig: die Zeichnung des Körpers der Europa ist voll von Fehlern, die Wahl der Farben, insbesondere bei der Drapierung ( panneggiamento ), zeigt das Fehlen jeglichen Geschmacks. Das Gesicht der Europa erinnert uns lebhaft an pompejanische Gemälde, in denen neben all der fröhlichen Anmut eine gewisse Oberflächlichkeit und Abgeschmacktheit nicht geleugnet werden kann.‘ Als Kuriosum sei hier noch angefügt, dass einige Kritikpunkte in Hirschfelds ästhetisierender Erstbeschreibung, wohl ohne Kenntnis derselben, im 21. Jh. gewissermaßen ‚korrigiert‘ wurden: Im Jahr 2010 wurde eine kolorierte Version der 2-Euro-Münze emittiert, auf der der Körper des Stieres und Europas in Weiß, der Haar-Kranz und das Gewand Europas in identischem Dunkelrot und der als Blatt stilisierte Fächer in ihrer rechten Hand in Grün gehalten sind (Abb. 1b, oben). (2) Eine Skulptur der Europa aus Bronze, die auf einem aus Stahl und Glas gebildeten Stier sitzt, wurde dem Europäischen Parlament in Straßburg im Jahr 2005 von der kretischen Stadt Agios Nikolaos gestiftet.
Die Verfasserin studierte von 1980 bis 1990 Klassische Philologie und Alte Geschichte an der Freien Universität Berlin und in Heidelberg, Handschriftenkunde an der Università degli Studi di Roma La Sapienza und in einem Aufbaustudium Arabistik an der FU Berlin sowie Wissenschafts- und Technikgeschichte an der Technischen Universität Berlin. In Rom (Biblioteca Apostolica Vaticana) und in Venedig (als Stipendiatin des Centro Tedesco di Studi Veneziani) untersuchte sie griechische Manuskripte aus dem Mittelalter und der Renaissance im Original. Im Jahr 1990 wurde sie im Fach Gräzistik mit einer überlieferungsgeschichtlichen Arbeit über den Astronomen Aristarch von Samos an der FU Berlin promoviert die Dissertation wurde als Monographie im Jahr 1992 publiziert. Nach einer dreijährigen Hochschulassistentur an der Universität Hamburg war sie von 1993 bis 2013 an der Universität Tübingen vornehmlich in der Lehre tätig (neben Griechisch auch in Latein, Sprachwissenschaft, Ethik, Metrik und Methodik der Klassischen Philologie) daneben widmete sie sich der Erforschung des spätantiken Griechisch. Seit 2014 lebt sie in Zittau ein weiterer Band für die Reihe Flensburger Studien zu Literatur und Theologie zu den Themen antike Philosophie (Platon) und Religionsgeschichte/Theologie (Solon, Platon) ist in Vorbereitung.
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