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Isabell Hahn

Klimawandel und Tourismus im Mittelmeerraum

Mitigations- und Adaptionsstrategien für Reiseveranstalter

ISBN: 978-3-8366-7511-6

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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 06.2009
AuflagenNr.: 1
Seiten: 110
Abb.: 26
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Der Klimawandel wird Auswirkungen nach sich ziehen. In welchem Ausmaß sich diese zeigen werden, hängt von den zukünftigen Emissionen ab. Die Verantwortung der Tourismusunternehmen für und durch ihr touristisches Angebot rückt durch zahlreiche Schlagzeilen immer mehr in den Vordergrund. Was kann also unternommen werden, um weitere Emissionen zu vermindern und zu vermeiden und um das touristische Angebot an die Auswirkungen des Klimawandels anzupassen? Gerade der Mittelmeerraum ist eines der beliebtesten Reiseziele überhaupt und stellt damit einen bedeutenden Markt für die Reiseveranstalter dar. Leider zählt er auch zu den anfälligsten Gebieten. Die Entwicklung und Umsetzung nachhaltiger Strategien kann dazu beitragen, diesen Markt weiterhin bedienen zu können und sowohl den Ansprüchen der Einheimischen als auch denen der Touristen gerecht werden zu können. In diesem Buch werden die projezierten Auswirkungen des Klimawandels auf den Mittelmeerraum dargestellt und anschließend mögliche Strategien und Maßnahmen entwickelt und analysiert, die für Reiseveranstalter Handlungsoptionen darstellen können, dem Klimawandel zu begegnen. Eine Gegenüberstellung der entwickelten Vermeidungs- und Anpassungsstrategien mit den Maßnahmen des größten deutschen Reiseveranstalters soll weiteren Handlunsgbedarf aufzeigen, der der Formulierung von Handlungsemfehlungen dient.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4.3, Auswirkungen auf den Tourismus im Mittelmeerraum: Wie im dritten Kapitel aufgezeigt, findet ein Großteil des weltweiten Tourismus in den Mittelmeeranrainerstaaten statt und es wird weiterhin ein Wachstum erwartet. Allerdings kann das Tourismusaufkommen aufgrund der steigenden Anzahl und Dauer der Hitzewellen zurückgehen, die wiederum Wasserversorgungs- und Gesundheitsprobleme sowie Waldbrände zur Folge haben können. Die Auswirkungen des Klimawandels können die Touristenanzahl durch zwei Folgen reduzieren: Einerseits verlieren Destinationen im Mittelmeerraum an Attraktivität und andererseits können sich die Touristenströme verändern. Die Touristenströme könnten saisonal ihre Richtung ändern, von momentan in Richtung Süden, wechselnd in die nördlicheren Regionen der Mittelmeerländer einerseits, wo die Bergregionen aufgrund des besser verträglicheren Klimas für Touristen an Attraktivität gewinnen könnten. Andererseits werden die nördlichen Länder Europas aufgrund der wärmeren und angenehmeren Sommermonate attraktiver. Bessere Sommer in den Heimatgebieten können eine reduzierte Nachfrage für Urlaubsreisen am Mittelmeer zur Folge haben. Der heiße Sommer in Europa und vor allem auch in dem Vereinigten Königreich im Jahre 2003 zeigt z.B., dass Urlaubsentscheidungen kurzfristig getroffen und die ungewöhnlich beständigen Monate zuhause genutzt wurden. Untersuchungen zu klimabedingtem Tourismusverhalten haben gezeigt, dass eine Erwärmung von vier Grad Celsius das optimale Sommerklima von den Mittelmeerregionen in die momentan weniger attraktiven nördlicheren Regionen verschieben könnte, unabhängig davon, ob die Niederschlagshäufigkeit steigt oder sinkt. Vor allem Extremwetterereignisse wie Stürme und Hitzewellen können das Touristenverhalten nachteilig beeinflussen, da die Reaktionszeit auf extreme Wetteränderungen schneller und intensiver ist als die auf sich langfristig im Durchschnitt ändernden Klimabedingungen. Aber auch die als weniger beeinträchtigende Wetteränderung erachtete Wolkenbildung darf nicht unterschätzt werden. Sie hängt direkt mit der Niederschlagshäufigkeit und der Tagestemperatur zusammen. Weniger Wolken haben einerseits den Effekt, dass die Touristen aus den nördlicheren Regionen Europas, in denen Wolkenbildung niedrigere Temperaturen mit sich ziehen, wieder mehr Motivation empfinden, in der Mittelmeerregion bei gutem Wetter ihren Urlaub zu verbringen. Andererseits haben weniger Wolken zur Folge, dass die Temperaturen auf Dauer für die meisten Touristen unangenehm heiß sind. Das Wetter hat eine hohe Bedeutung für die Urlaubszeit und für die Aktivitäten, die meistens extrem wetterabhängig sind. Regen, Wind und Sturm, Staub und Nebel verhindern die meisten Outdooraktivitäten und beeinträchtigen das Haupturlaubsziel Entspannung. Dies wiederum hat einen negativen Einfluss auf das Gemüt sowie auf die Zufriedenheit der Touristen zur Folge und verschlechtert das Image der Urlaubsregion bzw. des Landes. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Wetter und Klima eine touristische Ressource und gleichzeitig eine touristische Attraktion darstellen sowie das Klima für die Entscheidung des Urlaubsortes ein Hauptgrund ist. Durch die früher einsetzende Wärme und später beginnenden Wintermonate wird sich die Sommersaison verlängern, wodurch sich die Hauptreisezeiten auf die Frühjahr- und Spätsommermonate verlagern könnten. Durch die steigenden Temperaturen wird sich ebenfalls die Meeresoberflächentemperatur erwärmen, wodurch Schwimmen im zentralen Mittelmeer in den Frühjahrsmonaten früher und im Herbst bzw. Winter länger möglich sein wird. Wärmere Wassertemperaturen fördern aber auch die Bildung von Algenblüten. Die Algenblüte bedroht die Fischbestände, kann zum Schließen der Strände führen und verunstaltet die Küstenumgebung, was insgesamt eine Verminderung der Attraktivität für Touristen zur Folge hat. Eine Analyse über die Auswirkungen des Wetters und des Klimas auf bestimmte Sektoren in Italien hat gezeigt, dass höhere Temperaturen im Juli geringen inländischen Tourismus im August zur Folge haben und dass aufgrund der höheren Temperaturen die inländische touristische Nachfrage im Frühling und im Herbst steigt sowie die regionale Sommertemperatur einen hohen Effekt auf die inländischen Übernachtungen hat. Der Süden Italiens mit den Regionen Apulien, Basilikata, Kalabrien, Sizilien und Sardinien ist von der voranschreitenden Desertifikation durch den Klimawandel stark betroffen, die zusätzlich zu der sinkenden Produktivität des Tourismus beiträgt. Weitere Beispielregionen für starke Hitze in den Sommermonaten und möglicher Rückgang des Sommertourismus, insbesondere Strandtourismus sind Griechenland und die Türkei. Hier werden Hitzeperioden mit Temperaturen, die oft 40 Grad Celsius übersteigen, erwartet. Die steigende Hitze bringt höhere Waldbrandbrandgefahr, geringere Wasserverfügbarkeit und Smog in den Städten mit sich. Während solcher Hitzeperioden wird aufgrund Beobachtungen aus der Vergangenheit mit häufigeren starken Verschmutzungen in den Urlaubsorten gerechnet. Zu starke Hitzeperioden könnten auf Inseln zusätzlich dazu führen, dass Hotels im Inselinneren mit Auslastungsproblemen konfrontiert werden, aufgrund verstärkter Nachfrage nach an den Küsten liegenden Hotels. Eine Verstärkung der Nachfrage könnte von älteren Menschen generiert werden, die dem Winter in Nordeuropa entfliehen wollen und die noch milderen Winter in den mediterranen Regionen vorziehen. Die Wasserknappheit aufgrund von anhaltender Dürre kann ebenfalls Einfluss auf das Tourismusaufkommen haben, gerade weil der Tourismussektor auf die Wasserverfügbarkeit angewiesen ist. Die hohe und steigende Wassernachfrage liegt an dem Bedarf an Frischwasserressourcen für die touristische Infrastruktur. Das sind z.B. Sporteinrichtungen wie Golfanlagen, Hotels mit sämtlichen Einrichtungen wie Swimming Pools, Gartenanlagen, Bäder, Wäschereien usw. Der hohe Wasserverbrauch wird von Touristen, die im Vergleich zu dem heimischen Wasserverbrauch im Urlaub mehr verbrauchen, noch zusätzlich gesteigert. Das Problem der Wasserknappheit kann noch verstärkt werden, weil der Tourismus gerade in Regionen mit begrenzten Wasserressourcen stattfindet, wie z.B. an den Küsten des Mittelmeerraums. Der Umgang mit den Wasserressourcen könnte in den jeweiligen Regionen zu Konflikten zwischen der Regierung bzw. der Gemeinde und dem Tourismussektor führen. Hinzu kommt die durch den Tourismus zusätzlich verursachte Wasserverschmutzung, die die Wasserqualität beeinträchtigt, weil das Abwasser in vielen Regionen des Mittelmeerraums oft kaum oder sogar unbehandelt ins Meer oder in angrenzende Gewässer geleitet wird. Das Risiko der Wasserknappheit ist besonders hoch im südöstlichen Mittelmeerraum, wo der maximale Wasserbedarf sich gerade mit dem Minimum an Wasserverfügbarkeit deckt. Aber auch die Länder Tunesien, Marokko und Malta und werden zunehmend ab dem Jahr 2050 mit Wasserknappheit konfrontiert werden. Besonders abhängig von der eigenen Wasserverfügbarkeit sind die Inseln. Die Baleareninsel Mallorca hat durch den Massentourismus ab den 1980er Jahren schon mit dem Problem der Wasserverfügbarkeit zu kämpfen, weil die Wassernachfrage durch den intensiven Tourismus und dessen Einrichtungen stetig gestiegen ist. Obwohl einige Planungsprozesse hinsichtlich des Wasserangebots in der Zukunft durchgeführt wurden und eine Ökosteuer für eine kurze Zeit von Touristen erhoben wurde, die sich aber aufgrund von Unstimmigkeiten zwischen örtlichen Einrichtungen, Regierungen und Reiseveranstaltern nicht durchsetzen konnte sowie seit dem Jahr 2000 ein Strategieplan ‘The Hydrological Plan for the Balearic Islands’ besteht, wurde der Klimawandel in keinem dieser Pläne berücksichtigt. Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Insel Mallorca sind nicht eindeutig zu prognostizieren, weil die Insel zwischen zwei Klimazonen liegt, der semiariden nordafrikanischen und der humid gemäßigten westeuropäischen Klimazone. Je nach Klimamodell prognostizieren die Wissenschaftler unterschiedliche Niederschlagsmengen und Häufigkeiten in den Wintermonaten November bis März. Unumstritten ist allerdings die Tatsache, dass die Temperaturen auch auf Mallorca bis zu zwei Grad Celsius steigen werden und dadurch die Sommermonate April bis Oktober noch trockener und heißer werden, wodurch das Risiko des Wassermangels größer wird. Hinzu kommt der steigende Meeresspiegel, der Versalzung des Grundwassers verursachen kann, weil dieses durch die überbeanspruchten Brunnen und Wasserleiter immer niedriger wird. Ein weiteres Beispiel ist die Insel Kreta. Sie kann schon bis zum Jahre 2010 verstärkt in die Situation der Wasserknappheit geraten. Konflikte können vermehrt entstehen durch Meinungsverschiedenheiten zwischen den Tourismusunternehmen -organisationen und den Einheimischen im Umgang bzw. in der Verwendung mit knappen Wasserressourcen. Gerade Wasserparks, Golfplätze und Hotels sind die großen Wasserverbraucher. Das Problem kann durch die voranschreitende Versalzung, die die Wasserressourcen schmälert, verstärkt werden.

Über den Autor

Isabell Hahn, geboren 1979, hat an der Leuphana Universität in Lüneburg Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Tourismusmanagement studiert. 2008 Abschluss als Diplom-Kauffrau.

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