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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 06.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 96
Abb.: 29
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Das oberste Ziel dieser Untersuchung ist es, den Stellenwert des Nischenproduktes Volunteer Tourismus auf dem deutschen Reisemarkt zu ermitteln. Mit Hilfe einer Marktanalyse werden Anbieter dieser Tourismusform bestimmt. Großbritannien wird als Benchmark herangezogen, um mögliche Handlungsstrategien für die zukünftige Weiterentwicklung der Nische in Deutschland zu finden. Volunteer Tourismus ist ein Nischenprodukt, welches sich erst langsam auf dem deutschen Reisemarkt etabliert. Es lässt sich als eine Art Alternativer Tourismus beschreiben mit besonderer Betonung auf Nachhaltigkeit, Verantwortung und Bildung. Teilnehmer versuchen neue Aspekte eines Landes kennen zu lernen, während sie gleichzeitig benachteiligte Bevölkerungsgruppen oder Umweltprojekte aktiv unterstützen. Die Reisen können von Reiseveranstaltern, Entsendeorganisationen oder lokalen NGOs organisiert werden. Insgesamt bieten erst 11 Reiseveranstalter Volunteer Reisen auf dem deutschen Markt an. Diese sind vor allem in den Bereichen Bildungs- und Studienreisen sowie nachhaltige Individual- und Abenteuerreisen zu finden. Großbritannien kann als Vorbild im Hinblick auf Volunteer Tourismus betrachtet werden. Volunteering ist dort tief in der Gesellschaft verankert, gehört zum täglichen Leben und wird von der Öffentlichkeit anders wahrgenommen als in Deutschland. Die langjährige Entwicklung brachte unterschiedliche Trends mit sich, sodass sich beispielsweise das Gap Year, career und retirement gapper, aber auch Cooperate Volunteering und Fundraising als feste Nische auf dem britischen Reisemarkt etablierten. Diese Entwicklungen ließen sich teilweise auch in Deutschland realisieren. Volunteer Tourismus wird als ein Trend mit zukünftigem Potential gesehen. Dennoch sollte trotz des Wachstums auf einen gewissen Qualitäts- und Nachhaltigkeitsstandard geachtet werden.

Leseprobe

Textprobe: 3.2.1, Volunteering in Deutschland: Deutschland ist kein klassisches ‚Volunteering Land’ im Vergleich zu den Niederlanden, Großbritannien oder den USA. Laut einer aktuellen Studie (2008) entwickelte sich die ‘German civil society infrastructure’ vorwiegend in den letzten zehn Jahren (vgl. EUROPEAN COMMISION 2010, S. 1). Die Grundlage für die Entwicklung von Volunteering in Deutschland bildet das Subsidiaritätsprinzip, welches Ende des 19. Jahrhunderts eingeführt wurde. Offiziell wird es von der BUNDESZENTRALE FÜR POLITISCHE BILDUNG (BPB 2009, o. S.) folgendermaßen definiert: ‘[Von lat. subsidium: Hilfe] Nach dem Subsidiaritätsprinzip soll eine (staatliche) Aufgabe soweit wie möglich von der unteren Ebene bzw. kleineren Einheit wahrgenommen werden. Die Europäische Gemeinschaft darf nur tätig werden, wenn die Maßnahmen der Mitgliedstaaten nicht ausreichen und wenn die politischen Ziele besser auf der Gemeinschaftsebene erreicht werden können’ (BPB 2009, o. S.). Vereinfacht bedeutet dies, dass ‘der Einzelne, die Familie, Gruppen oder andere Körperschaften’ selbst und aus eigener Kraft Aufgaben wahrnehmen können und diese weder von einer ‘übergeordneten Instanz noch vom Staat’ an sich gezogen werden können (BPB 2009, o. S.). Somit wird in Deutschland sichergestellt, dass ‘Kompetenz und Verantwortung des jeweiligen Lebenskreises anerkannt und genutzt werden’ (BpB 2009, o. S.). Allerdings schließt das die staatlichen Pflichten mit ein, welche kleinere Einheiten falls nötig stärken, so dass diese entsprechend tätig werden können (vgl. BAGFW 2010, o. S.). ‘According to this principle, preference is given to non-profit organisations over public services in relation to the provision of core and welfare services’ (EUROPEAN COMMISION 2010, S. 1). Somit gewann die Idee des Volunteerings in Deutschland einen größeren Bedeutungsumfang. Ein weiterer Schlüsselfaktor in der deutschen Entwicklung von Volunteering war die Teilung des Landes nach dem Zweiten Weltkrieg, ‘which meant that during the next four decades, volunteering developed diffrently in two parts of this divided country’ (EUROPEAN COMISSION 2010, S.1). Während in Westdeutschland das Subsidiaritätsprinzip als Grundlage der Sozialpolitik und als generelles Prinzip galt, um öffentlich-private Beziehungen in der Bundesrepublik zu lenken, unterlag die Volunteer- Bewegung in Ostdeutschland der führenden sozialistischen Partei (SED). Dadurch konnten sich in Westdeutschland zu dieser Zeit weitaus mehr unabhängige Wohlfahrtsvereinigungen (z.B. Arbeiterwohlfahrt, Caritasverband, Deutsches Rotes Kreuz, etc.) bilden als in Ostdeutschland, wo jede lokale Organisation verpflichtet war, sich einer sozialen Massenorganisation unterzuordnen, wie beispielsweise der Freien Deutschen Jugend. Ab den neunziger Jahren erlebte die Volunteer- Bewegung im Zuge der Wiedervereinigung eine neue Bedeutung. Im Mittelpunkt der neuen Politik standen ‘neue, nicht-staatliche Versorgungsgruppierungen, Projekte und Initiativen sowie der Beitrag sozialer Netzwerke und der Selbsthilfe’ (ROBERT BOSCH STIFTUNG 1996, S. 46). Es mangelte jedoch an einer entsprechenden Infrastruktur auf kommunaler, Landes- und Bundesebene, da die neu hinzugewonnen Bundesländer rückständig im Hinblick auf Volunteering waren. In einem Gutachten von 1994 mit dem Titel ‘Rechtsfragen des freiwilligen sozialen Engagements – Rahmenbedingungen und Handlungsbedarf’ vom Bundesministerium für Familie und Senioren wurden sämtliche, relevante Rechtsfragen in Bezug auf Volunteering festgelegt, wodurch die bisherigen ‘Grauzonen’ in diesem Bereich beseitigt werden sollten, um letztendlich einen einheitlichen Rahmen in Deutschland zu schaffen. Daraufhin gründeten sich vermehrt neue Organisationen und Strukturen, welche Volunteering in den Vordergrund rücken lassen, beispielsweise wurden Volunteer Center gegründet, die spezielle Programme anboten. ‘This second generation of volunteer centres is defined by greater involvement and participation by volunteers in the management and running of the organisations and the developement/design of projects than what it was the previously case’ (EUROPEAN COMISSION 2010, S. 2). Gegenwärtig wird die Situation in Deutschland von intensiven Debatten bestimmt. Es gibt einerseits diejenigen, die ‘eine Ausbreitung des Volunteerings fördern – entweder aus finanziellen Gründen oder aus Sorge um die Überprofessionalisierung der sozialen Dienste’ – und andererseits diejenigen, die ‘gegen solche Strategien und gegen den möglichen Missbrauch des Volunteering kämpfen’ (ROBERT BOSCH STIFTUNG 1996, S. 46). Dennoch ist eine leichte Zunahme des Volunteering in Deutschland zu beobachten. 3.2.2, Volunteering in Großbritannien: In Großbritannien ist Volunteering seit Jahrzehnten fest verankert und gehört fast schon zum guten Ton in der Gesellschaft. Anders als in Deutschland trägt hier der Staat zur entscheidenden Entwicklung, Einflussnahme und Kontrolle des Volunteerings bei. Ausgangspunkt dieses historischen Abrisses soll der Zweite Weltkrieg sein. Nach 1945 ‘the nature of voluntary action might have been assumed to change’ (HOWLETT 2008, S.2). Mit dem Beginn des Wohlfahrtstaates in Großbritannien war die Regierung ursprünglich der Ansicht Volunteering reduzieren zu können. Allerdings bemerkte Beveridge, grundlegender Ideengeber für den britischen Wohlfahrtstaat, in seinem bekannten Beveridge Report, dass die ‘voluntary action is an important component of healthy democracy and […] encompasses much more than the services that were nationalised into the National Health Service and the wider welfare state’(HOWLETT 2008, S. 2). Somit wurde Volunteering nicht reduziert, sondern in das politische System Großbritanniens integriert. In den sechziger Jahren wirkte sich die Integration positiv aus. Es begann ein Anstieg von Volunteers und Volunteer Organisationen, worauf das Land reagieren musste. Als erste Maßnahme wurde eine Agentur gegründet, die das Volunteering unterstützen sollte und heute unter ‚Volunteering England’ bekannt ist. Außerdem wurde eine ‘Voluntary Service Unit’ mit insgesamt 23 Volunteer Büros gebildet, um eine Infrastruktur diesbezüglich im Land zu entwickeln (vgl. EUROPEAN COMMISSION 2010, S. 1). In den Folgejahren erwies sich Volunteering zum Vorteil, um vor allem junge Menschen in die Gesellschaft mit einzubringen. Der Regierungswechsel im Jahr 1979, bei dem die Labour Partei von den Konservativen abgelöst wurde, brachte in Großbritannien auch einen Wechsel im Hinblick auf Volunteering. Die Konservative Partei zeigte kaum noch Interesse an den Voluntary Organisationen, außer dass sie ihren Service im Interesse des Staates abgeben sollten, so dass Volunteering eine billige Alternative zu staatliche Leistungen wurde. Das bedeutete, dass nun die Volunteer Organisationen nicht allein für die Vermittlung junger Menschen fungieren sollten, sondern nun auch die Aufgabe übertragen bekamen, Arbeitslose im Bereich Volunteering zu vermitteln (vgl. HOWLETT 2008, S. 4f). Erst mit der Wiederwahl der Labour Party im Jahr 1997 und mit der Ernennung Tony Blairs als Premierminister kehrte die Ursprungsidee von Volunteering in die Regierung zurück. Sie setzten die Unterstützung der Zivilgesellschaft auf ihre Agenda. Ein wichtiger Schritt war das Bündnis zwischen dem ‘voluntary sector’ und der Regierung (vgl. HILGER 2010, S.4). Mit diesem Abkommen waren beide offiziell verpflichtet, in Sachen Volunteering zu kooperieren, sich zu informieren und zu unterstützen. ‘The objective was to enhance the status of engaged citizens and enable them to carry out voluntary activities by offering necessary support’ (HILGER 2010, S. 4). Damit sollte eine bessere Kooperation zwischen der lokalen Regierung und den lokalen Organisationen gewährleistet werden. Die Folge war die Entstehung zahlreicher, landesweiter Projekte. Beispielsweise das Projekt ‚Millennium Volunteers’, welches sich vorwiegend an junge Menschen richtete, aber auch Experience Corps, das vorwiegend die ältere Zielgruppe ansprechen sollte. Im Jahr 2004 schlossen sich drei Spitzenorganisationen zum Dachverband ‘Volunteering England’ zusammen. ‘It acts as a secretary for the English Volunteer Development Council (EDVC) which represents the voluntary sector and it is also the volunteer hub that coordinates support and research volunteering on behalf of the government’ (HILGER 2010, S. 5). Großbritannien hat eine lange Geschichte in Bezug auf Volunteering vorzuweisen und es zeigt sich, inwiefern die Regierungspolitik die Entwicklung mit beeinflusst hat. Umgekehrt wirkt sich Volunteering aber auch positiv auf weite Bereiche der Politik und die Gesellschaft aus. Im Moment bereitet sich Großbritannien auf das ‘European Year of Volunteering’ im Jahr 2011 vor und auch während der Olympiade 2012 in London werden tausende Volunteers mit einberechnet, um unterschiedliche Aufgaben im Bereich Sport, Medizin, Service und Transport zu übernehmen. Somit zeigt sich, wie stark Volunteering in Großbritannien integriert ist und welche bedeutende Rolle es in der Gesellschaft spielt.

Über den Autor

Franziska Maier, B.A., wurde 1985 in Horb am Neckar geboren. Das Studium der Angewandten Geographie mit dem Schwerpunkt Tourismus, schloss die Autorin an der Universität Trier im Jahre 2010 mit dem Titel Bachelor of Science erfolgreich ab. Bereits während des Studiums sammelte die Autorin umfassende praktische Erfahrungen in der Tourismus-Branche. Ihre Tätigkeit als studentische Aushilfe bei einem Reiseveranstalter, der die Form Reisen & Helfen in seinem Angebot mit aufnahm, motivierte sie, sich der Thematik des vorliegenden Buches zu widmen. Fasziniert von der Form des Volunteer Tourismus verbrachte die Autorin nach ihrem Abschluss ein halbes Jahr in Peru, um diese Tourismusform selbst praktisch erfahren zu können.

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