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Geisteswissenschaften

Savitri Susanne Hudak

Rhythmus und Zeiterleben in der Musiktherapie mit Depressionskranken

ISBN: 978-3-95549-490-2

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Produktart: Buch
Verlag: Bachelor + Master Publishing
Erscheinungsdatum: 11.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 72
Abb.: 8
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Dieses Buch schlägt einen Bogen zwischen musikalischem Rhythmus, biologischen Rhythmen im Körper, sozialen Rhythmen unserer Lebensumwelt und den Phänomenen Zeit und Zeiterleben. Mit Einblicken in die Musikmedizin und unter Hinzuziehung neurowissenschaftlicher Ergebnisse werden verschiedene Dimensionen von Zeitlichkeit und Zeiterleben sowie Erkrankungen mit gestörter Zeitwahrnehmung und Störungen bzw. Verlust zeitlicher Strukturierungsfähigkeit am Beispiel der Depression dargelegt. Abschließend wird erörtert, in welcher Weise rhythmusbasierte Musiktherapie dazu verhelfen kann, die verlorene oder aus dem Takt geratene rhythmische Lebensbalance wieder zu erlangen.

Leseprobe

Textprobe: Rhythmus und Zeiterleben: Wenn wir uns mit Rhythmus und Synchronizität bzw. seiner Negation, der Desynchronisation beschäftigen, kommen wir unweigerlich auch zur Frage nach Zeit, Zeitlichkeit und Zeiterleben. Und ebenso wie das Phänomen Rhythmus interdisziplinär betrachtet wurde und wird, fand auch die Reflexion über die Zeit in vielen verschiedenen Wissenschaftsbereichen statt. Für Musik, die als Zeitkunst schlechthin gilt, ist Zeit eine essentielle Thematik. Daneben ist Zeitlichkeit, basierend auf philosophischen Konzeptionen, auch Thema in der phänomenologischen Psychopathologie. Musikalischer Rhythmus als Zeitgestalt: Ganz ofensichtlich hat Rhythmus mit Zeit zu tun, und zwar als Teilung und Gliederung von (musikalischen) Zeitstrecken und als strukturierte Zeiteinheiten, die ebenfalls strukturierend auf unser Zeitempfnden wirken. Rhythmus ist eine Bewegung in der Zeit. Durch rhythmische Gestaltbildung - Gruppierungen, Phrasenbildung und Periodizität - entsteht eine Fasslichkeit, die es ermöglicht, sich in der Musik hörend zu orientieren. Rhythmus als Zeitgestalt erschaft einen Zeit-Raum. Für manche Menschen sind rhythmische Muster in der Musik auch visuell als geometrische Formen erfahrbar. In der Wahrnehmung von Musik hat der Rhythmus eine ordnende Funktion. Durch die rhythmische Organisation wird eine Musik begreifbar, sie gliedert den Verlauf und vermittelt zeitliche Orientierung. Durch Wiederholungen, Veränderungen und Entwicklung prägt Rhythmus den inneren Zusammenhang des musikalischen Verlaufs, denn im Wiedererkennen und Antizipieren vollzieht sich eine beständige innere Bewegung zwischen den verschiedenen Zeitdimensionen und eine Synthese von zuvor Gehörtem, gegenwärtig Erklingendem und demnächst Erwartetem. Rhythmus bindet das Zeitliche. Und dieses Binden hat ofenbar damit zu tun, dass Musik - und Rhythmus im Besonderen - nicht nur rational erfasst wird, sondern gesamtkörperlich. Die Philosophin Simone Mahrenholz hat es so ausgedrückt: ‘Einen Rhythmus erfasst man entweder mit dem Körper oder gar nicht. Man muss ihn reproduzieren können, oder man versteht ihn nicht. Das heißt zugleich: Man versteht ihn als Ganzes […] Damit ist er etwas Gestalthaftes.’ Die Rhythmusempfndung ist also ofensichtlich nicht allein ein hörendes Erleben, sondern ebenso eine körperliche Bewegungserfahrung. Mithin belegen auch musikpsychologische Studien die starke Kopplung von auditiver Wahrnehmung und motorischer Handlung. So reagieren bereits Säuglinge bei der Wahrnehmung von rhythmischen Äußerungen mitrhythmischen Bewegungen. Hans-Helmut Decker-Voigt erläutert, dass unser Rhythmusempfnden aus der körperlichen Bewegungserfahrung in früher Kindheit erwächst: ‘Wir bewegen uns und fühlen dabei den Rhythmus dieser Bewegung und uns in ihm.’ Doch Rhythmus ist nicht gleich Rhythmus. Es gibt auch ‘Fälle von Rhythmisierung, die das Zeitempfnden nicht binden und die keinen Bogen von Erinnerung und Antizipation ermöglichen.’ Es gibt auch Rhythmen, die uns nicht tragen und sogar welche, die uns krank machen. Dies sind Rhythmisierungen, die die Balance zwischen ordnenden Kräften und freiem Strömen verloren haben, d. h. sich nicht auf ein inneres Grundmaß gründen und sich nicht innerhalb einer übergeordneten, regelmäßigen Struktur bewegen, und so, mangels wiedererkennbarer Gestalt, keinen inneren Zusammenhalt aufweisen und keine Orientierung bieten können. Auch die Frage des Tempos ist eine rhythmische Angelegenheit - sowohl in der Musik wie auch außerhalb. Was als schnell und was als langsam gilt, bezieht sich dabei auf individuelle innere Referenzen. Beim ‘ zu schnell’ und ‘ zu langsam’ und auch beim ‘ nicht schnell genug’ und ‘ nicht langsam genug’ kommt eine relationale Ebene hinzu. Hier geht es um Passungen bzw. Fehlpassungen in der Bezogenheit ungleicher Rhythmen und Geschwindigkeiten zueinander. Zeit, Zeitlichkeit und Zeiterleben Spätestes seit durch Einsteins Relativitätstheorie Uhrenparadoxa möglich geworden sind, ist die Vorstellung einer absoluten Zeit, wie sie im physikalischen Weltbild der klassischen Mechanik noch existierte, ad absurdum geführt worden. Noch schwieriger verständlich - jedenfalls für das Denken westlich erzogener Menschen - erscheint die gänzliche Negation der Existenz von Zeit in östlichen Philosophien und Religionswissenschaften. Doch für diese Ausführungen hier bleibe ich jenseits kontrovers geführter philosophischer Betrachtungen von Zeit und von Zeittheorien aus der Neueren (Quanten-) Physik und beschränke mich auf für die Musiktherapie brauchbare Begrifichkeiten aus der Psychologie. Hier hat die Defnition von Zeit viel mit der Frage nach Bewusstheit und subjektiver Integrität als ‘Kohärenz von Repräsentation von Bedeutungsgehalten in der Zeit’ zu tun.

Über den Autor

Savitri Susanne Hudak, Jahrgang 1967, studierte Historische und Systemtische Musikwissenschaften (M.A.) sowie Musiktherapie. Innerhalb eines Forschungsprojekts an der Universität Potsdam dokumentierte und veröffentlichte sie historische ethnologische Feldaufnahmen von russisch-jüdischer Volksmusik. Nach einem Weiterbildungsstudiengang in Musiktherapie arbeitet sie als Musiktherapeutin an einer großen psychiatrischen Klinik in Hamburg. Ihr besonderes Forschungsinteresse gilt dabei der Anwendung von Rhythmustherapie bei psychischen Erkrankungen.

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