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Geisteswissenschaften

Juliane Kühn

Ziele und Methoden in der Schwarzen Pädagogik

ISBN: 978-3-95820-015-9

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Produktart: Buch
Verlag: Bachelor + Master Publishing
Erscheinungsdatum: 07.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 64
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die Arbeit fokussiert eine Pädagogik, welche historisch gesehen in der traditionellen Erziehung von Kindern lange verbreitet war und es ist auch immer noch teilweise ist. Charakteristisch für Schwarze Pädagogik ist Zwang, Gewalt und Unterdrückung von Kindern. In der Arbeit werden verschiedene Quellentexte analysiert und zusammengefasst, um die Methoden und Ziele herauszufiltern. Ebenso wird eine definitorische Annäherung an den Begriff vorgenommen und verschiedene Vertreter der Schwarzen Pädagogik beschrieben. Hauptquelle der Arbeit waren die Schriften von Katharina Rutschky und Alice Miller. Neben der intensiven Beschäftigung mit der Schwarzen Pädagogik wird der Begriff und die Verwendung des Begriffes auch kritisch hinterfragt, im heutigen Kontext betrachtet und mögliche Alternativen diskutiert.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4, Menschenbild: Der Mensch wurde als ein unvollkommenes Wesen gesehen, welcher die Anlage zum Bösen in sich trug. Die Bosheit des Menschen wurde durch die Erbsünde begründet. Da Adam und Eva, welche als Vorfahren des Menschen gelten, im Paradies gesündigt haben, sind auch ihre Nachfahren sündig. Dadurch wurde Erziehung notwendig. Des Weiteren galt der Mensch als ein verdorbenes und unzufriedenes Wesen (vgl. Rutschky, 2001, S. 61). Nur durch Erziehung konnte der Mensch geformt werden und zu einem guten Menschen werden. ‘Der Mensch kann nur werden durch Erziehung. Er ist nichts, als was die Erziehung aus ihm macht’ (Kant, 1803, S. 59). Frauen und Männer waren weder politisch noch gesellschaftlich gleichgestellt. Aus diesem Grund waren Männer und Jungen mehr wert und genossen mehr Ansehen und Privilegien. Frauen waren vorrangig für den Haushalt zuständig und Männer für die Arbeit. Die Erziehung der Jungen und Mädchen gestaltete sich entsprechend dieses Menschenbildes. Das vorherrschende Menschenbild in der Schwarzen Pädagogik ist einem behavioristischen Verständnis zuzuordnen. Im Behaviorismus wird davon ausgegangen, dass der Mensch die Reize der Umwelt aufnimmt und darauf mit Handlungen reagiert (vgl. Tenorth/Tippelt, 2007, S. 59). Dabei werden jegliche Emotionen und innere Vorgänge außer Acht gelassen. Behavioristen gehen davon aus, dass der Zögling mit seinen Lernvorgängen von außen gesteuert werden muss und durch Nachahmung und Konditionierung lernt. Der Mensch wird als kontrollierbar angesehen, der durch die Einwirkung von Erziehern geformt werden kann. Die Bildung und Erziehung ist durch klare Zielformulierungen festgelegt (vgl. ebd.). 4.1, Das Bild vom Erwachsenen: Die erwachsenen Eltern standen in der Rangordnung oben und waren der Herr über die Kinder (vgl. Miller, 1983, S. 30). Die Autorität, die Weisheit und die Unfehlbarkeit der Eltern durften ebenso wenig in Frage gestellt werden wie ihre Befehle und Anweisungen. Des Weiteren waren sie ‘große, selbstständige, tüchtige Wesen’ (ebd., S. 77) und verdienten Achtung und Respekt. Die Eltern waren zur Erziehung der Kinder verpflichtet. Diese Aufgabe war obligatorisch und musste unter jeden Umständen erfüllt werden. Frauen und Männer waren nicht gleichgestellt. Der Mann war der dominierende Patriarch in der Familie und Herr über Frau und Kinder. Er verdiente mehr Ehrfurcht als die Mutter (vgl. Miller, 1983, S. 57). Der Mann bekam die Macht von seinem eigenen Vater und von Gott übertragen und sollte vorrangig für die Kindererziehung zuständig sein, da zu der Zeit die Meinung vertreten wurde, dass Frauen die Kinder nicht gut kontrollieren konnten (ebd., S. 46). Die Mütter verzogen ihre Kinder angeblich mit einer sogenannten ‚Affenliebe . Damit die Kinder nicht verwöhnt wurden, sollte der Mann, welcher unnachgiebiger, härter, strenger und disziplinierter war, die Erziehung übernehmen. ‘Die Erfahrung bezeugt es, daß [sic] Kinder den Vater, der Ernst mit Liebe paart und auf Gehorsam besteht, mehr lieben, als die Mutter, die durch Nachgiebigkeit in ihnen nur neue Begierden anregt’ (Sailer, 1809b, S. 189). Rangordnung und Macht waren entscheidend über richtig und falsch (vgl. Miller, 1983, S. 83). Um den Kindern die richtigen Werte beizubringen, war den Eltern die Wahl der Methoden freigestellt . Um ihre Kinder ‚richtig‘ zu erziehen, durften sie sie ihre Kinder anlügen oder ihnen Tatsachen verheimlichen. So konnten sie ihre Kinder unter anderem anlügen, um sie zu ehrlichen Menschen zu erziehen oder sie konnten ‘Gewalt mit Gewalt’ (ebd., S. 30, Hervorhebung im Original) vertreiben. Bei den Eltern galt es nicht als falsch, da sie bereits erzogen waren (vgl. ebd., S. 82). 4.2, Das Bild vom Kind: Kinder wurden als schwache, hilflose, abhängige Wesen gesehen (vgl. Miller, 1983, S. 77). Sie waren von Natur aus selbstsüchtig und böse. ‘Auf eine ganz natürliche Weise entwickelt sich in ihm die Bosheit’ (ebd., S. 46). Durch ihre Selbstsucht wurde die Erziehung durch den Erwachsenen behindert. Kinder waren biegsam und konnten durch den Erzieher geformt werden. John Locke ‘stellte sich die die menschliche Seele am Beginn des Lebens als ein unbeschriebenes Blatt oder eine leere Tafel (tabula rasa) vor. Auf dieser leeren Tafel, so meinte er, sollte der Erzieher nun diejenigen Eindrücke hinterlassen, die seiner Meinung nach das Wesen des Kindes bestimmen sollten’ (Jonach, 1997, S. 62). In weiteren Texten wurde das Kind als Pflanze bezeichnet, welche durch die Erziehung des Erwachsenen gedeiht (vgl. Sailer, 1809a, S. 107) oder die Erziehung wird mit der Baumzucht verglichen (vgl. Weisse, 1791c, S. 125). Die schlechten Angewohnheiten und Charakterfehler der Kinder waren als eine Art Krankheit zu behandeln (vgl. Miller, 1983, S. 51), welche sich nicht von alleine verflüchtigten (vgl. ebd., S. 111). Der Erwachsene hatte die Pflicht, das Böse und die Fehler der Kinder durch Erziehung aus ihnen heraus zutreiben. Kinder benötigten die ständige Kontrolle und Überwachung, da sie kaum Selbstbeherrschung besaßen (vgl. Ziller, 1857, S. 136) und sich leicht verführen und zerstreuen ließen. ‘Der Erzieher muß [sic] im Kind den potentiellen Feind sehen, dessen Aktivität er dauernd überwachen, am besten vollständig unterbinden muß [sic]’ (Rutschky, 2001, S. 148). Die Eltern und Erzieher vertrauten den Kindern nicht und rechtfertigten damit die Notwendigkeit zur Kontrolle. Die Gehorsamkeit gegenüber den Eltern war dabei eines der wichtigsten Gebote für die Kinder. Ungehorsam hätte das Prinzip der Unterordnung in Frage gestellt. Die Herrschaft der Eltern über das Kind wurde damit begründet, dass jedes Kind ein potenzieller Muttermörder ist und den Eltern aus diesem Grund zu Dank verpflichtet war. Des Weiteren standen die Kinder durch die Versorgung und Pflege der Eltern in deren Schuld (vgl. Rutschky, 2001, S. 3). Kinder sollten immer Respekt vor ihren Eltern haben und diesen auch im Alltag praktizieren. In der Erziehung der Kinder wurde vorausgesetzt, dass sie sich später nicht mehr an Elemente ihrer Erziehung erinnern können. ‘Die Kinder vergessen mit den Jahren alles, was ihnen in der ersten Kindheit begegnet ist’ (Sulzer, 1748b, S. 173f.). Aus diesem Grund hatte die Erziehung keine negativen Auswirkungen für die Eltern, da die Kinder sich nicht rächen konnten.

Über den Autor

Juliane Kühn, B.A., wurde 1990 in Karl-Marx-Stadt (jetzt Chemnitz) geboren. Sie schloss ihr Studium in ‘Bildung und Erziehung in der Kindheit’ an der Evangelischen Hochschule Dresden 2012 mit der vorliegenden Arbeit ab. Nach dem Abschluss begann sie ein Masterstudium ‘Erziehungswissenschaft – Sozialpädagogik/Sozialmanagement’ an der Friedrich-Schuller- Universität Jena, welches sie 2014 beenden wird. Im Laufe des Bachelorstudiums wurde ihr Interesse geweckt, sich intensiver mit der historischen Entwicklung von Pädagogik zu beschäftigen.

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