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Geschichte


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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 07.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 148
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Das seit Februar 2001 regierende und im September 2006 mit dem Coup d’État des thailändischen Militärs gestürzte Regime des Premiermisters Thaksin Shinawatras gehört bis heute ohne Zweifel nicht nur zu den umstrittensten Regierungsperioden in der Geschichte der thailändischen Demokratie, sondern markiert auch einen radikalen Bruch mit der bisherigen Auswärtigen Politik Thailands. Der von 2001 bis 2006 vollzogene, tief greifende Wandel der thailändischen Gesellschaft im Nachgang der asiatischen Finanzkrise erstreckte sich ebenso konsequent auf den Bereich der Außenpolitik. In ihm kommt eine grundlegende Veränderung der internationalen Orientierung des Landes zum Ausdruck, welche die Handlungsorientierung der politischen Akteure einschließt und unter anderem die bestimmende Grundlage für Konfliktlinien der bis heute andauernden politischen Krise vorgibt. So lassen sich für diese Regierungsperiode entscheidende Neuausrichtungen in Zielsetzung und Formulierung der thailändischen Außenpolitik feststellen. Diese korrelierte mit einer praktisch vollständigen Reorganisation der personellen und strukturellen Organisation des Außenministeriums bzw. außenpolitischer Entscheidungsprozesse. Das Erkenntnis leitende Interesse dieser Untersuchung konzentriert sich auf die Konstitution des außenpolitischen Wandels Thailands im Kontext der Regierungsperiode Thaksin Shinawatras und versucht, die dahinter stehenden Bestimmungsfaktoren der Neuorientierung sowie ihrer Wirkungsweise mit Hilfe eines sozialkonstruktivistischen Analyserahmens zu erkennen. In diesem Kontext soll die vorliegende Studie die Oszillation der thailändischen Außenpolitik zwischen den unterschiedlichen Polen analysieren, welche seit Beginn der Regierungszeit Thaksin Shinawatras die politische und gesellschaftliche Diskussion dominiert.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4.3, Handlungsnormen und kollektive Identitäten: ‘It seems (…) that Thaksin’s manic iconoclasm and his headstrong slaughter of sacred cows – both home and abroad – would end badly’ Den Kontext für den politischen Aufstieg Thaksin Shinawatra im Januar 2001 bildete die noch immer nicht vollständig überwundene Finanz-und Währungskrise, die aus der Abwertung des thailändischen Bahts und der dadurch entstandenen Asienkrise von 1997 hervorgegangen war. Die hohe Unzufriedenheit der thailändischen Gesellschaft mit der politischen und wirtschaftlichen Situation, die sich in Verbindung mit der asiatischen Finanzkrise verstärkte, wurde durch Forderungen nach umfassenden Reformen artikuliert. Die damit verbundene Ablehnung der Amtsführung der demokratischen Regierung unter Premierminister Chuan Leekpai (1997-2000) verstärkte die Machtposition einer Gruppe von neuen Nationalisten und bildete dadurch in hohem Maße die Grundlage für die Neuordnung der politischen Landschaft Thailands . Die neue, populistisch-nationalistische Thai Rak Thai unter der Führung von Thaksin Shinawatra erlebte einen schnellen Aufstieg bei den Wahlen von 2001. Mit einem robusten Mandat der thailändischen Wähler ausgestattet, leitete Thaksin aus der im Kontext der Asienkrise entstanden, wirtschaftlichen Situation, die Notwendigkeit eines innen- wie auch außenpolitischen Wandels ab und formulierte seine politischen Maxime: ‘I decided that the primary mission of my premiership is to bring changes for a better Thailand and for the benefit of the Thai people. These changes include both domestic and foreign dimensions. My mission is to see the Thai people prosperous and Thailand peaceful and secure. The realization of that mission depends on a result of successful domestic policy as much as a consequence of appropriate and properly implemented foreign policy. (…) As long as I am in charge, nothing will deter me from making changes if those changes are for the benefit of the Thai people and this country.” Die in diesem Statement deutlich werdende Forderung nach einer politischen Neuorientierung, die zur Sicherung nationaler Interessen wie Wohlstand und Sicherheit notwendig sei, bedingte unter anderem einen außenpolitischen Wandel, der sich auf Veränderungen sowohl in der Inhalts- und Zielsetzung, als auch auf einen Wechsel der Motive hinter der Außenpolitik stützte. Darüber hinaus wurde der Prozess der außenpolitischen Entscheidungsfindung - besonders im Hinblick auf das Verhältnis von Außenministerium und Premierminister – grundlegend revolutioniert. Die Außenpolitik in der Zeit von 2001-2006 stellt eine der dynamischsten und umstrittensten Perioden in der Geschichte Thailands dar. Thaksins versuchte innerhalb kürzester Zeit, Thailands Stand in den internationalen Beziehungen von einer indifferenten Position in eine Führungsrolle zu katapultieren und avancierte dabei, durch eine Reihe außenpolitischer Initiativen, von einer Mittelmacht zu einer hegemonialen Position in der Region. Diese Entwicklung wurde über verschiedene Wege angeschoben. Den regionalen Organisationsrahmen schuf Thaksin in Form des ACD und der ACMECS und leitet damit den Imagewandel Thailands anhand des Übergangs vom Nehmer- zum Geberland internationaler Entwicklungshilfe ein. Im Rahmen der Umgestaltung des Außenministeriums, das seit der Zeit des europäischen Kolonialismus nach tradierten Methoden und Prozeduren gearbeitet hatte, fand der Drang nach Veränderungen seine Entsprechung auf innenpolitischer Ebene. Der etablierte bending-with-the-wind-Charakter thailändischer Außenpolitik erfordert daher für die Ära Thaksin eine intensive Neubewertung. Thaksins pro-aktive Außenpolitik sollte nicht nur die in der Asienkrise geschwächte, ökonomische Stabilität Thailands wiederherstellen, sondern darüber hinaus auch das Profil des Landes stärken, indem Thailand als Gravitationszentrum und treibende Kraft eines regionalen Wirtschaftswachstums etabliert werden sollte. Die kollektive Identität Thailands, die sich im Kontext der Institutionen Nation-Religion-König bestimmte, unterlag in der Regierungszeit Thaksins entscheidenden Veränderungen und sollte im Bereich der Außenpolitik beispielsweise durch eine sogenannte people-centric diplomacy artikuliert werden. Diese Elemente des außenpolitischen Wandels in der Regierungszeit Thaksins sollen im Folgenden im Hinblick auf die zugrunde liegenden, veränderten Handlungsnormen und kollektive Identitäten analysiert werden, die die Bedingungsstrukturen und somit die Möglichkeitsräume der thailändischen Außenpolitik determinierten.

Über den Autor

David Wildner hat an der Friedrich-Schiller-Universität Jena Politikwissenschaft, Interkulturelle Wirtschaftskommunikation und Neuere Geschichte studiert und mit Prädikat abgeschlossen. Zu seinen Studien- und Arbeitsschwerpunkten gehörten die Internationale Entwicklungszusammenarbeit, Global Governance und Menschliche Sicherheit im Kontext der Vereinten Nationen. Er verfügt über umfassende Regionalexpertise in Südostasien und kann auf Berufserfahrung in unterschiedlichen Organisationen der Internationalen Entwicklungszusammenarbeit zurückblicken. Heute beschäftigt sich David außerdem wissenschaftlich und publizistisch mit dem Themenkomplex der Sozialen Unternehmensverantwortung (CSR).

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