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- Die Pfarrstellenbemessungsgrundlage der Pfalz: Analyse des Systems und Entwicklung alternativer Ansätze
Geschichte
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» Buch bewerten Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 01.2020
AuflagenNr.: 1
Seiten: 180
Abb.: 18
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die evangelischen Kirchen in Deutschland fragen nicht: Wie viele Pfarrer*innen brauchen wir für unsere Kerntätigkeit? Sondern nur: Wir haben eine Anzahl an Pfarrstellen - wie verteilen wir diese (gerecht oder sinnvoll) im Land. Ist dies ein nachhaltiger und sinnvoller Ansatz? Wieviel Zeit benötigt eine Pfarrer*in überhaupt, um dem eigenen Anspruch, der Berufung und dem Kerngeschäft Kirche zu entsprechen? Das vorliegende Buch beschäftigt sich mit diesen Fragen und beschreibt, wie eine angemessene Stellenbemessungsgrundlage aussehen könnte. Es analysiert die Praxis des in der Protestantischen Kirche der Pfalz eingesetzten Oetzmann Kapazitätssteuerungs-Modells und entwickelt daraus alternative Ansätze.
Textprobe: Kapitel 3 Darstellung des bisherigen Modells: 3.1 Grundlagen: Professor Dr. Gerhard Oetzmann erarbeitete 1997 für den Kirchenkreis Winsen/ Luhe eine erste Fassung des OK-Modells. Grundlage hierfür war eine Umfrage über die Pfarrtätigkeit in einem bestimmten Zeitraum (Jahr). Hierbei wurde die Arbeitszeit für Tätigkeiten (Vorbereitung, Durchführung und Nachbearbeitung) geschätzt. Diese Tätigkeiten waren mit 13 Stichworten benannt: Beerdigungen, Gesprächskreise, Gottesdienst, Hausbesuche, Innovatives, Konfirmandenunterricht, Taufen, Trauungen, Seelsorgegespräche, Verwaltung, Weiterbildung, sowie Übergemeindliches und Sonstiges. Die befragten Pfarrer*innen sollten die genannten Tätigkeiten und Zeitschätzungen auf zwei Kategorien verteilen - nämlich ob sie fix oder proportional zu den Gemeindegliederzahlen zu verstehen sind. Im Jahr 2001 wurde dieses Modell durch Prof. Dr. Oetzmann auf die Pfalz übertragen und elf Jahre später noch einmal mit einer repräsentativen Auswahl von Kirchengemeinden überprüft. Dabei wurden die Besonderheiten der Pfälzischen Kirche berücksichtigt. Zum einen wurde der verpflichtende Anteil an Religionsunterricht an Schulen berücksichtigt und die Untersuchung durch eine Lenkungsgruppe qualifiziert begleitet. Die Arbeitsfelder, die hierbei benannt und erfasst wurden, waren: Gottesdienste, Amtshandlungen, Seelsorge- und Besuchsarbeit, Konfirmandenarbeit, Bildungsarbeit mit Jugendlichen und Erwachsenen, Diakonisch und Gemeinwesen orientierte Arbeit, Kindergartenarbeit, Führen-Leiten-Verwalten, Fortbildung, Innovatives und Besondere Aufgaben bzw. Sonstiges. Die befragten Pfarrer*innen sollten ihren durchschnittlichen Zeitbedarf für Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung [...] schätzen, ggf. unter Hinzunahme von Wegzeiten. In seinem OK-Modell geht Professor Oetzmann dabei von drei Leit- und Zielgedanken aus: Alle Gemeindepfarrer sollen gleich stark belastet werden (Gleichbelastung) Alle Gemeindeglieder sollen im Mittel gleich gut durch Pfarrer*innen betreut sein Alle Stelleninhaber*innen sind gleich leistungsfähig (Homogenitätsprinzip). Zudem legt er in seinen Texten einleuchtend dar, dass evtl. Übertreibungen, Fehleinschätzungen oder Manipulationen sich letztlich gegenseitig relativieren. In einem mathematischen Verfahren (welches dieses Buch weder bewerten will noch kann) werden im OK-Modell zwei Kennwerte abgeleitet: 1. Der Fixanteil der Tätigkeit in Pfarrämtern mit einer und mehreren Person/en und 2. die Relation zwischen der Gemeindegliederzahl und dem proportionalen Arbeitsanteil. Der fixe Anteil liegt nach dem OK-Modell bei 63% eines einstelligen Pfarramtes und erhöht sich auf 87,7 bei einem zweistelligen und bei einem dreistelligen Pfarramt auf 113,4 % . So ermittelt das Modell, dass in einem Pfarramt mit einer Pfarrer*in 1746, mit zwei Pfarrer*innen 5298 und mit drei Pfarrer*innen 8804 Gemeindeglieder für proportionale Tätigkeiten bedient werden könnten. Insgesamt sollte das OK-Modell als geeignetes Maß für die Verteilung der finanzierbaren Pfarrstellen an die Kirchenbezirke empfohlen [werden]. Bei der Zuordnung der Pfarrstellen innerhalb eines Kirchenbezirks an seine Pfarrämter sollten die errechneten Kapazitäts-SOLL-Werte als Diskussionsbasis gesehen werden. Somit ist das OK-Modell letztlich eine mathematische Funktion zur Ermittlung des relativen Bedarfs an Pfarrerkapazität für Pfarrerleistungen i.e.S. [...] Mit dieser Funktion läßt sich die verfügbare Kapazität für Gemeindepfarrer eines Planungsgebiets (z.B. der Landeskirche) auf die um Pfarrkapazität nachsuchenden Instanzen (z.B. die Kirchenbezirke ´gerecht` verteilen [...] Die fragliche Funktion liefert jedoch keine Aussage über die in einem Gebiet (z.B. einem Kirchenbezirk oder einem Pfarramt) objektiv erforderliche Pfarrerkapazität. Erstes Zwischenfazit: Das OK-Modell erscheint ein probates Mittel zu sein, um verfügbare oder finanzierbare Pfarrstellen einer Landeskirche gerecht, objektiv und relativ sinnvoll auf die Kirchenbezirke oder Dekanate zu verteilen. Es gibt aber keine Auskunft darüber, wie viele Pfarrstellen vor Ort, im Dekanat oder pro Gemeindeglied tatsächlich benötigt werden, um die Kernaufgaben der Kirche zu erbringen. Zu beachten ist auch, dass nicht die einzelnen Gemeinden das Gegenüber zur Landeskirche bilden, sondern dass die Kapazität dem Dekanat für alle Gemeinden im selbigen zur Verteilung zur Verfügung gestellt werden. 3.2. Übersicht der bisher verteilten Pfarrstellen: Die bisher verteilte Menge an Pfarrerstellen wurde im Wesentlichen durch die finanziellen Ressourcen bestimmt. In der Zukunft wird jedoch weniger die finanzielle Ausstattung die Anzahl der Stellen bestimmen, denn die Personalplanung, die in der Synode vom Mai 2017 vorgestellt wurde, sieht einen erheblichen Rückgang des Personalbestandes aufgrund fehlender pastoraler Fachkräfte voraus. Die Landeskirche kommt aus einer Zeit, in der ein Überhang an Fachkräften bestand, und muss in Zukunft den zu erwartenden Mangel verwalten. Aus diesem Grunde wurde Prof. Oetzmann nochmals beauftragt die vorhandenen Kapazitäten neu zu verteilen.
Ronald Rosenthal, M.A., wurde 1965 in Lahnstein geborgen. Nach seiner Berufsausbildung zum Industriekaufmann absolvierte er eine gemeindepädagogische und theologische Ausbildung und arbeitet sein 1990 in verschieden Nonprofit-Organisationen der kirchlichen Jugendarbeit. Es ist seit 2006 in leitender Position mit Personalverantwortung. Ende 2018 schloss der Autor an der TU Kaiserslautern den Master Studiengang Management für Kultur- und Nonprofit-Organisationen erfolgreich mit dem Master of Arts ab. Das Thema Personaleinsatz in Kirche und NPOs beschäftigt den Autor im Rahmen seiner leitenden Tätigkeit schon lang und motivierte ihn das vorliegende Buch zu schreiben.
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