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Geschichte

Wolfgang Krumm

Ethnien in Burma: Eine anthropologische Analyse

ISBN: 978-3-95850-895-8

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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 02.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 100
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Das südostasiatische Land Burma zeichnet sich durch eine große Vielfalt an unterschiedlichen Ethnien aus. Der thematische Rahmen dieser Studie zielt darauf ab, hinsichtlich Ethnizität in Burma Kontinuitäten und/oder Diskontinuitäten aufzuzeigen. Dazu gilt es zuerst einmal in die burmesische Geschichte einzuführen und Begriffsdefinitionen zu erläutern. Ethnizität wird anhand der theoretischen Sichtweisen Primordialismus, Instrumentalismus und Konstruktivismus allgemein dargestellt. Historische Begebenheiten in Bezug auf Ethnizität, ethnische Klassifizierungen sowie die Beziehungen zwischen Tiefland- und Hochlandbevölkerung sind speziell an Burma ausgerichtet. Abschließend wird die vorkoloniale Phase dahingehend untersucht, inwiefern es zu dieser Zeit schon Ethnien und in Verbindung damit Ethnizität gegeben hat oder ob dies erst durch den Kolonialismus und den modernen Nationalstaat entstanden ist.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.7, Ethnische Minderheiten: Im Hinblick auf die Bezeichnung ethnische Minderheiten ist es von grundlegender Bedeutung, dass keine qualitative Klassifizierung verwendet wird und irgendeine Wertigkeit oder abschlägige Positionierung nach sich zieht. Der Terminus Minderheiten zielt zunächst nur darauf ab, Ethnien innerhalb der Staatsgrenzen eines Landes als solche zu titulieren, wenn es etwa eine Mehrheitsethnie gibt, die rein von der Bevölkerungsanzahl dominanter ist. Dennoch darf nicht versucht werden, Minderheiten eine qualitative Bedeutung zukommen zu lassen und dabei im Allgemeinen eine Abwertung vorzunehmen. Ferner gilt es darauf hinzuweisen, dass Minderheiten im klassischen Sinne erst durch die Gründung von Nationalstaaten entstanden sind. Laut Renard (1988: 78f) beinhaltet Minderheit ‘a racial, religious, political, national or other group regarded as different from the larger group of which it is part. [But] minority has wider connotations than merely the numbers implied by the […] definition.’ Nach Kinloch (1979: 180) gilt: ‘[M]inorities are created by majorities.’ Auch Anderson (2000: 318) verweist darauf, dass ‘minorities came into existence in tandem with majorities – and, in Southeast Asia, very recently. No indigenous language of the region has a traditional word for either concept. They were born of the political and cultural revolution brought about by the maturing of the colonial state and by the rise against it of popular nationalism.’ Es gab jedoch auch in der vorkolonialen Phase in Burma einen Gegensatz zwischen Bevölkerungsgruppierungen, die gemeinhin als Mehrheit oder Minderheit galten, auch wenn dies nicht unbedingt auf diese Art und Weise tituliert wurde. Menschen mit Zugang zur politischen Machtelite, die sich selbst als überlegen angesehen haben, stellten sozusagen die Mehrheitsbevölkerung dar, und Menschen ohne Bezug zur Machtelite wurden als Minderheitsbevölkerung angesehen. Somit war damals die Bestimmung und Zugehörigkeit hinsichtlich Mehrheiten und Minderheiten nicht von rassischen oder ethnischen Charakteristika abhängig, sondern ganz allein vom Zugang zur Macht. Minderheiten waren demnach Gruppen, die unzureichenden Machtzugang inne hatten (vgl. Renard 1988: 79). ‘Indeed, some members of minority groups may choose to join the dominant society in hopes of increasing their status and advancing economically’ (McCaskill 1997: 29f). Als Minderheiten in der vorkolonialen Phase sieht Osborne vor allem den Teil der Bevölkerung an, der in den Anhöhen und Bergen lebte und die er als outsiders bezeichnet. Die Spaltung der Bevölkerung in BergbewohnerInnen und TalbewohnerInnen im frühen Südostasien folgte einer anderen Ordnung als die Aufteilung zwischen den Herrschenden und Beherrschten im ethnisch vereinigten Landesinneren. Die BewohnerInnen des Tieflandes waren Teil der herrschenden Klasse, auch wenn sie keine sehr bedeutende Rolle inne hatten. Die Menschen in den Bergregionen waren eine Gruppierung, zu denen der Verwaltungsapparat des Tiefland-Staates nicht wirklich Zugang hatte und die auch nicht die Werte der Gesellschaft des Tieflandes teilten (vgl. Osborne 1990: 54). Dennoch ist auch auf folgendes hinzuweisen: ‘The behavior of the minorities […] is structured by their relationships with other such groups – not in terms of such attributes as language, religion, race, or place or resident’ (Kunstadter 1967: 76). Heutzutage bezeichnen sich viele Führer der ethnischen Minderheiten als ethnic nationalities oder nicht-burmesisch, um ihren Status als Nation mit eigenen Rechten und als gleichrangiges Mitglied der Union von Burma hervorzuheben und damit den BurmanInnen nicht untergeordnet zu sein. Tatsächlich sind sie jedoch Minderheiten innerhalb des existierenden Staates, da die Bevölkerung etwa zu zwei Drittel aus BurmanInnen besteht und somit die Mehrheit stellt (vgl. Pedersen 2008: 46).

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