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Gesellschaft / Kultur


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Produktart: Buch
Verlag: disserta Verlag
Erscheinungsdatum: 09.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 112
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Diese Studie behandelt die Biographie von Graf Julius Andrássy (dem Älteren) und seine bosnische Politik. Sie soll feststellen, ob Bosnien und die Herzegowina durch Krieg oder Diplomatie von Österreich-Ungarn erworben wurden. Der Autor, Gülsen Istek, sieht Graf Julius Andrássy, der vom zum Tode verurteilten Revolutionär zum Außenminister der Habsburger Monarchie aufstieg, als den Schlüssel der Beziehungen Österreich-Ungarns zu den angrenzenden türkischen Provinzen seit 1875 . Er versuchte immer den Vorteil Ungarns in jeder Weise zu wahren und gilt deswegen bis heute als einer der größten Staatsmänner dieses Landes. Diese Studie gibt einen Überblick über das Leben von Andrássy, von seiner Kindheit bis zum Beginn seiner diplomatischen Karriere und seinem Aufstieg zum Außenminister der Doppelmonarchie, dem Streben Österreich-Ungarns im 19. Jahrhundert, die Verwaltung Bosniens und Herzegowina zu übernehmen und dessen Hintergründe sowie die dortige Situation und die bosnische Politik Andrássys. Sie gibt ebenfalls einen kurzen Überblick über den Berliner Kongress, die Okkupation der beiden türkischen Provinzen, den Widerstand der dortigen Bevölkerung gegen die österreichischen Truppen und die Darstellung der Okkupation in der Wiener Presse sowie die Politik gegen Andrássy bis zu seinem Rücktritt 1879, dessen Hintergründe und sein weiteres Leben bis zu seinem Tod im Jahre 1890.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 1.2, Andrássy als ungarischer Botschafter in Istanbul: Kossuth erklärte Andrássy seine Aufgabe und schickte ihn am 22. Mai 1849 nach Istanbul. Seine Aufgabe bezog sich auch darauf, dass er sowohl in Serbien als auch bei der britischen Botschaft für das ungarische Anliegen werben sollte. Andrássy war nicht der erste Ungar, den Kossuth als Vermittler nach Istanbul sandte. Zuvor sandte er Fedor Graf Karacsay im Juli 1848 und Baron Splényi Ende März oder Anfangs April 1849 nach Istanbul. Für Andrássy war diese Entscheidung Kossuths sehr bedeutungsvoll für sein ganzes Leben - der Beginn seiner diplomatischen Karriere. Als Andrássy am 22. Mai 1849 Pest verließ, befanden sich in seiner Begleitung als sein Sekretär Ladislaus Kiss und sein treuer Diener Felix. Kiss war für Andrássy wichtig, da er schon einmal in der türkischen Hauptstadt war und türkische Sprachkenntnisse hatte. In Debreczin traf Andrássy noch einmal mit Kossuth zusammen und Graf Kasimir Batthyány schrieb seine Beglaubigung. Graf Kasimir war der ungarische Minister des Äußeren. Als finanzielle Hilfe erhielt Andrássy von Finanzminister Duschek 3000 Dukaten. Andrássy erreichte Anfang Juni 1849 Pancsova, von wo er sich nach Belgrad begab. Er traf dort polnische Emigranten, die sich als ungarische Emissäre ausgaben und ohne jegliche Beglaubigung mit der serbischen Regierung und dem Pascha von Belgrad, Hussein Pascha, verhandelten. Er, der die Mission hatte, Serbien, gleich dem Osmanenreich, für die ungarische Sache zu gewinnen, wollte die gesamte Leitung der politischen Angelegenheiten im Osten ausschließlich in seinen Händen konzentrieren. Andrássy traf mit dem serbischen Außenminister Ilja Garaschánin im Haus des französischen Konsuls zusammen. Andrássy betonte Garaschánin gegenüber, dass beide Länder die gleichen Interessen und einen gemeinsamen Feind (Österreich) hätten. Andrássy schrieb an Graf Kasimir Batthyány Ich habe Garaschánin versichert, dass Ungarn, gemäß den von ihm laut verkündeten Prinzipien der Freiheit, bereit sei, all das zu versprechen, was ihm mittels der Waffen nicht abgetrotzt werden könnte und nicht über das Maß dessen hinausgehe, was zur freien Entwicklung des serbischen Volkes nötig ist, ohne eine Zerstücklung des ungarischen Staates nach sich zu ziehen . Bei diesen Verhandlungen schlossen Ungarn und Serbien eine Allianz gegen Österreich. Damit hatte Andrássy einen diplomatischen Erfolg errungen. Der Gouverneur von Belgrad, Hussein Pascha, half Andrássy und seinen Begleitern, bat diesen jedoch seine Mission vorläufig geheim zu halten, da das Osmanische Reich noch nicht in der Lage wäre, sich vor aller Welt für Ungarn einzusetzen. Der Pascha stellte ihm Pässe auf die Namen dänischer Kaufleute lautend zur Verfügung. Für diese Hilfe Hussein Paschas versprach Andrássy diesem eine Sendung Tokajer Weines, ein medizinisches Getränk gegen Cholera, zu senden. Diese Aussicht erfüllte Hussein Pascha mit großer Freude. Andrássy wollte die Position Österreichs bei den Südslawen schwächen und machte daher den Kroaten den Vorschlag, eine Proklamation zu erlassen, in der sie ihre Freiheiten und Rechte erklärten. Damit wollte Andrássy die Kroaten und Serben abtrünnig machen. Am 12. Juni reiste Andrássy mit dem Schiff ab. Sein Ziel war zunächst Orsova, das an der Grenze lag und sich in den Händen ungarischer Truppen befand. Auf Andrássys Bitte stellte ihm der türkische Kommandant einer nahe gelegenen Inselfestung ein Boot mit fünf Mann Besatzung zur Verfügung, das ihn zunächst nach Widdin und von dort nach Rustschuk brachte. Von dort erreichten er und seine Begleitung in einem dreitägigen Ritt durch Bulgarien Varna am Schwarzen Meer, wo sie sich in einer Hafenspelunke endlich ausruhen konnten. Andrássys Sekretär beschrieb in seinem Tagebuch die Hilfe der Türken, die er unsere Freunde, die Türken nannte. Während der Passkontrolle in Widdin waren Andrássy und seine Begleiter besorgt, da nur der Österreichische Lloyd die Seeverbindung zwischen Varna und Istanbul aufrechterhielt. Diesem wollten sie sich aber begreiflicherweise nicht anvertrauen. Andrássy sprach mit den Beamten aber in gutem Deutsch, so dass sie schließlich ohne Schwierigkeiten die Grenze überschreiten konnten. Diese Reise Andrássys dauerte acht Tage, aber seit sie Debreczin verlassen hatten waren bereits 14 Tage vergangen. Sie hatten keine Nachricht aus ihrer Heimat. Ende Juni kamen Andrássy und seine Begleitung in der türkischen Hauptstadt an. In Istanbul traf Andrássy seinen Vorgänger Ludwig Baron Splényi. Nach der Ankunft Andrássys in Istanbul wurde Splényi seines Amtes enthoben. Er verließ am 25. Juni 1849 Istanbul und begab sich nach Frankreich. Nachdem Andrássy Ungarn verlassen hatte, veränderte sich die Lage seines Vaterlandes. Die russische Armee war unter der Führung des Fürsten Paskjewitsch in Ungarn eingedrungen. Die Russen hatten den Österreichern aus zwei Gründen geholfen erstens weil sie selbst Interessen am Balkan hatten und zweitens, um einem Ersuchen Franz Josephs zu entsprechen, der sie um Hilfe gegen die Ungarn bat. Außerdem hatten die Russen vor, die Rolle des Gendarmen Europas zu spielen. Die Russen siegten und General Paskjewitch schrieb an den Zaren: Die Ungarn liegen zu Füßen Eurer Majestät . Der Führer der Honvéd-Armee, Ludwig Kossuth, war mit seinen 4000 Anhängern und 800 Polen nach Widdin und Sumen, die zum Osmanischen Reich gehörten, geflohen. Der Ausbruch des Krieges zwischen Ungarn und Österreich war nicht der einzige Grund der Reise Andrássys nach Istanbul, sondern auch der nationale Aufruhr in Ungarn unter Kossuth. Am Wiener Ballhausplatz wurde rasch bekannt, dass Andrássy nach Istanbul gefahren war. Fürst Felix Schwarzenberg hatte einen Bericht über das Eintreffen Andrássys in Istanbul geschrieben, wonach dieser vor einigen Tagen aus Galatz kommend unter dem Namen eines Herrn Konrad in Begleitung von vier Personen in der osmanischen Hauptstadt eingelangt war . In Istanbul konnte Andrássy seine Mission nicht erfüllen, da er nicht einmal im Geheimen von den maßgeblichen Politikern empfangen wurde. So sehr war die türkische Regierung darauf bedacht, auf keinem Fall mit den westlichen Mächten in Konflikt zu geraten. In dieser Zeit, am 3. September 1849, schrieb Andrássy an Kossuth seine Gedanken über die Türken: Die Türken sind ganz verzweifelt über das Geschehene. Erst jetzt, leider zu spät, sehen sie ein, welche Gelegenheit sie verabsäumt haben, obgleich ich sie jeden Tag darauf aufmerksam machte. Obwohl er in dieser Hinsicht in Istanbul keinen Erfolg hatte, gab es noch eine weitere Aufgabe. Nämlich von der Pforte einen ausgiebigen Schutz für Kossuth und die mit ihm auf türkisches Gebiet übergetretenen Ungarn und jene Polen zu erwirken, die im ungarischen Heere gefochten hatten. Andrássy erhielt in Istanbul von Sultan Abdülmecid persönlich die feierliche Zusicherung eines sicheren Aufenthalts und der Gewährung muslimischer Gastfreundschaft. Russland und Österreich forderten die Herausgabe der ungarischen Flüchtlinge. Nach dem ungarischen Aufstand gratulierte einerseits Sultan Abdülmecid am 14. September 1849 dem jungen Franz Joseph zur Unterdrückung der Unruhen und beschwört die alten freundschaftlichen Beziehungen , andererseits hatte er eine Antwort an die österreichischen Behörden geschickt, dass das muslimische Gastrecht heilig und unverletzlich sei, und der Sultan daher die Flüchtlinge nicht ausliefern könne. Nach der Zurückweisung der Forderung, die auch von England und Frankreich unterstützt wurde, drohte der Konflikt in einen kontinentalen Krieg überzugehen. Schließlich lenkten Russland und Österreich aber ein. Auf einem britischen Kriegsschiff wurden Kossuth und seine Begleitung nach England transferiert. Im Jahre 1849 verließ Andrássy in Begleitung mehrerer Emigranten die türkische Hauptstadt und gelangte über Marseille Anfang 1850 nach London.

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