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Gesellschaft / Kultur

Nico Ernstberger

Die Versorgung Roms mit Wasser, Waren und Energie: Die Infrastruktur der Kaiserzeit

ISBN: 978-3-95425-664-8

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Produktart: Buch
Verlag: disserta Verlag
Erscheinungsdatum: 09.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 144
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Im Rahmen dieser Untersuchung beschäftigt sich der Autor mit der wirtschaftlichen Versorgung Roms in der Kaiserzeit. Da aufgrund der Komplexität des Themas nicht alle Aspekte der wirtschaftlichen Versorgung dargestellt werden können, empfiehlt sich eine Beschränkung auf drei wichtige Gebiete: die Wasserversorgung der Stadt Rom, die Versorgung Roms mit Waren sowie die Verwendung und der Umgang mit dem Rohstoff Holz. Der erste Teil der Untersuchung ist der Wasserversorgung gewidmet. Es wird sowohl auf die Quellenlage eingegangen, als auch die Hydrotechnik im Römischen Reich sowie die Organisation und Administration der Wasserversorgung erläutert. Im zweiten Teil wird erläutert, wie die enorme Menge an Waren und Gütern nach Rom gelangte, um die Hauptstadt ausreichend zu beliefern. Als Versorgungszentrale fungierte in der Kaiserzeit Ostia. Im dritten und letzten Teil wird die Holzversorgung Roms vorgestellt. Holz war nicht nur ein elementares Baumaterial, sondern der wichtigste Energielieferant der Antike. Neben literarischen Quellen und Inschriften spielen natürlich auch archäologische Funde in allen drei genannten Bereichen eine wichtige Rolle zur Informationsgewinnung. Unter anderem sind beispielsweise die Reste von Wasserleitungen und Aquädukten, Schiffswrack- und Amphorenfunde sowie zahlreiche noch erhaltene Gebäude und Mosaiken in Ostia wichtige Zeugnisse der damaligen Zeit. Den zeitlichen Rahmen der Untersuchung bildet hauptsächlich die Kaiserzeit, jedoch sind aufgrund der Zusammenhänge und zum besseren Verständnis teilweise auch Rückblicke auf die Vorkommnisse in republikanischer Zeit notwendig.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel B, Untersuchungen zur Infrastruktur Roms in der Kaiserzeit - Die Versorgung Roms mit Wasser, Waren und Energie: I, Die Wasserversorgung Roms: 1, Die römische Wasserversorgung im Allgemeinen: Die stadtrömische Wasserversorgung gehört ohne Zweifel zu den Höchstleistungen antiker Ingenieurbauten und spiegelt auch den repräsentativen Charakter römischen Architekturschaffens wider. Monumentalbauten wie die heutige Porta San Lorenzo (von der Marcia-Tepula-Iulia des Augustus) und die Porta Maggiore (von der Claudio-Anio Novus des Claudius) gehören zu den beeindruckendsten Denkmälern Roms. Wie schon Vitruv bemerkte, sind die Aquädukte nicht nur schön anzuschauen, sie waren in erster Linie notwendig, um die Bevölkerung ausreichend mit Wasser zu versorgen: ‘Est enim maxime necesseria et ad vitam et ad delectiones et ad usum cotidianum‘. Im Folgenden wird nun auf die Quellenlage eingegangen. Bevor die Wasserversorgung Roms näher vorgestellt wird, erscheint es sinnvoll, die Hydrotechnik der damaligen Zeit zu betrachten. Im Mittelpunkt steht dann die stadtrömische Wasserversorgung durch die elf Fernwasserleitungen. Ein wichtiger Gesichtspunkt ist, wann und von wem die Leitungen errichtet wurden, wie sie verliefen, welche regiones von ihnen versorgt wurden, wie die Wasserqualität war und wie das Abwassersystem funktionierte. Abschließend wird die Entwicklung der Organisation und Administration der Wasserversorgung von der republikanischen Zeit bis in die Kaiserzeit genauer untersucht und der Einfluss des Kaisers auf die Wassernutzung beleuchtet. 1.1, Quellenlage: Die Hauptquelle für die römische Wasserversorgung ist ein Werk von Sextus Iulius Frontinus, einem Direktor der stadtrömischen Wasserversorgung, mit dem Titel ‘De Aquaeductu Urbis Romae’ (‘Über die stadtrömischen Wasserleitungen’). Hier gibt uns Frontinus Auskunft über die Namen der Wasserleitungen (Kap. 4), Zeit und Umstände ihrer Erbauung (Kap. 5-22), informiert über die unterschiedlichen Bauweisen einzelner Leitungsabschnitte, über die Entwicklung von standardisierten Leitungsrohren (Kap. 24-63), ihre Abflussleistung, den damaligen Stand der außer- und innerstädtischen Wasserverteilung (Kap. 64-76), berichtet über Trajans Maßnahmen zur Verbesserung der Frischwasserversorgung (Kap. 87-93) und geht auf Wasserrechtsbestimmungen (lex quinctia) (Kap. 94-129), sowie Einzelheiten über ältere republikanische Gepflogenheiten, von der Errichtung der betreffenden Verwaltungsbehörde, ihrem Beamtenapparat und Sklavenpersonal bis hin zu illegalen Praktiken der Wasserbeschaffung ein. Eigentlich war diese Schrift nur zur eigenen Belehrung und Unterweisung gedacht, wurde dann aber von Trajan veröffentlicht, so dass auch die nachfolgenden curatores aquarum davon profitieren konnten. Frontinus wurde in der ersten Hälfte des ersten Jahrhunderts nach Christus geboren. Im Jahre 70 n. Chr. war er Stadtprätor und zuständig für die Rechtsprechung römischer Bürger. Später hatte er das militärische Kommando in Gallien, wo er die Lingonen unterwerfen konnte. Bereits 73 wurde er erstmals Konsul. Als Statthalter von Britannien (73-77) kümmerte er sich um die Verwaltung und die Verteidigung. Dann führte er erfolgreich Krieg gegen die Chatten. Anschließend war er Statthalter der Provinz Asia. Ab 97 bis zu seinem Tod im Jahre 103 oblag Frontinus als curator aquarum die Verwaltung der stadtrömischen Wasserleitungen. Des Weiteren war er in den Jahren 98 und 100 n. Chr. nochmals Konsul. Bevor er curator aquarum wurde, durchlief er sehr erfolgreich die typische Laufbahn eines Senators (cursus honorum) unter den flavischen Herrschern. Das Amt des curator aquarum steht fast am Ende dieser festen Ämterlaufbahn, die nur noch mit dem Amt des Stadtpräfekten (praefectus urbi) hätte gekrönt werden können. Kaiser Nerva hat ihn wahrscheinlich nicht aufgrund seiner Fachkenntnis bezüglich der Wasserversorgung zum curator aquarum ernannt, sondern wohl wegen seiner vorherigen Karriere. Bisher ist es nicht geklärt, ob sich Frontinus mit diesem Bereich auskannte, er war Nerva einfach als ‘skilful senatorial colleague and a political survivor‘ bekannt. Jedoch war sich Frontinus der Bedeutung seines neuen Amtes durchaus bewusst: ‘[…] Mich spornt darüber hinaus ein angeborener Eifer oder ein starkes Verantwortungsgefühl nicht nur zur Gründlichkeit an, sondern auch zum Einsatz für einen Auftrag, besonders jetzt, nachdem mich der Kaiser Nerva, […] mit der Aufsicht über die städtische Wasserversorgung betraut hat, die für die Bedürfnisse und zumal für die Hygiene und die Sicherheit der Stadt bedeutungsvoll ist, weshalb dieses Ressort immer in Händen der angesehensten Männer unserer Gemeinde lag‘. Über den Verwaltungsapparat und die innere Organisation der stadtrömischen Versorgung gab nur er Auskunft. Natürlich war Frontinus nicht mit allen Aufgaben der Wasserversorgung betraut, so dass sein ‘De Aquaeductu Urbis Romae’ nicht als einzige Quelle verwendet werden kann. Auch der römische Baumeister Vitruv berichtete in seinem achten Buch ‘De architectura’ über die Gewässer im Allgemeinen und die Errichtung von Wasserversorgungsanlagen. Vitruv sprach von der Notwendigkeit der Errichtung öffentlicher Bauten, die der Allgemeinheit nützlich sind. Dies sind, so Vitruv, die Würde und das Ansehen des Kaisers und des Staates hervorhebende Bauwerke. Seine Erkenntnis lautete, dass die Nützlichkeit von Wasserleitungen und den damit verbundenen Bauten, viel höher anzusetzen ist im Vergleich zu den unnötigen und kostspieligen Dingen wie Perlen, Gold und Silber Zudem erwähnte der Rhetor und Geschichtsschreiber Dionysios von Halikarnassos (lebte 30 - 7 v. Chr. in Rom) in seiner ‘Römischen Urgeschichte‘, dass für ihn die Wasserleitungen zu den wichtigsten und prachtvollsten Bauwerken Roms gehören, die sowohl die Macht als auch die Größe Roms am deutlichsten symbolisieren. Als weitere ‘Prachtwerke’ nannte er Abwässerkanäle und die gepflasterten Straßen. Der Historiker und Geograph Strabon (* 63 v. Chr. - 23/26 n. Chr.) verglich dagegen die jeweils typischen Bauten der Griechen mit denen der Römer. Dabei hob er für die römischen Städte die Wasserleitungen mit ihren Aquädukten, die Abwasserleitungen und die gepflasterten Straßen hervor. C. Plinius Secundus (23/24 - 79 n. Chr.) ging in seiner auf Universalität angelegten ‘Naturgeschichte’ auch auf die Wasserversorgung ein (Buch 36). Neben den Wasserleitungen würdigt er die Abwasserkanäle Roms, ‘das großartigste Werk‘ (‘opus omnium dictu maximum’). Plinius steigerte seine Begeisterung für die Abwasserkanäle aber noch bei der Beschreibung der Wasserleitungen. Sie sind ‘unübertroffene Wunderwerke‘ (‘invicta miracula’) und die größten Wunderwerke der Welt, neben denen sogar die ägyptischen Pyramiden als unnütz erscheinen. Rutilius Namatianus (lebte im 5. Jh. n. Chr. kaiserlicher Hofmeister und praefectus urbi in Rom ca. 412/414 n. Chr.) unterstrich ebenfalls mittels Vergleichen die Bedeutung insbesondere der römischen Aquädukte. Als letzter in dieser Reihe antiker Autoren ist noch Cassiodor (485 - 580) zu nennen, der wie schon Plinius, von Wunderwerken Roms sprach. Er teilte die Bauwerke in zwei Kategorien ein. Sie können einerseits aufgrund ihrer Schönheit und Größe als Zierde dienen oder andererseits der Nützlichkeit. Wasserleitungen gehörten seiner Ansicht nach zu den Bauten, die beide Voraussetzungen in sich vereinen. Zudem schilderte Cassiodor die Kanäle der Wasserleitungen als unzerstörbar, allerdings nur bei entsprechender Pflege und Wartung. Um die große Bedeutung der Wasserleitungen herauszustellen verglich er sie mit dem Nil: ‘Dem nur einmal im Jahr über seine Ufer tretenden und das Land befruchtenden Nil wird die das ganze Jahr über Wasser führende und nie versiegende Aqua Claudia vorgezogen. Sie ist ein größerer Segen als der Nil‘. Trotz der großen zeitlichen Unterschiede (1. Jh. v. Chr. - 6. Jh. n. Chr.) finden sich zahlreiche Parallelen in den Aussagen der antiken Autoren. Vor allem wird bei der Beschreibung und Würdigung der Wasserleitungen der Aspekt der Nützlichkeit in den Vordergrund gestellt. Das Inschriftenmaterial ist leider eher spärlich. Natürlich gibt es noch Überreste vieler Wasserleitungen, doch wurden einige noch gar nicht gefunden, oder die Fundorte wurden nicht korrekt aufgezeichnet. 1.2, Hydrotechnik im Römischen Reich bis zur Zeit Frontins: 1.2.1, Wasserfassungen, Wasserhebung und Wasserspeicher: Das Wasser für Rom war Grundwasser, Oberflächenwasser von Flüssen oder Seen und wurde in überdachten Quellhäusern gefasst, in die das Wasser durch Sickerschlitze oder Sickergalerien eintreten konnte. Die aus frischen Quellen gespeisten Leitungen verfügten in der Regel über das beste Trinkwasser. Daher fassten die meisten Wasserleitungen Roms ihr Wasser aus Quellen (z.B. die Aquae Appia, Tepula, Marcia, Iulia, Virgo, Claudia, Trajana und Alexandrina). Aus Gründen der Hygiene und der besseren Wasserqualität wurden am Beginn der Leitungen Rechen angebracht, die verunreinigende Elemente wie Holz, Laub oder ähnliche Materialien abhalten sollten. An das Becken war das jeweilige Freispiegelgerinne angeschlossen. Das Wasser aus den Flüssen wurde meist oberhalb eines Stauwehrs in den Kanal eingeleitet. Die Ableitungen sind wegen den erodierenden Kräften des Fließwassers kaum erhalten geblieben. Deshalb ist es oft nicht möglich exakt zu rekonstruieren, wie und wo das Wasser verlief. Meistens wurde der Abfluss durch eine Schwelle oder ein Wehr mit einer direkten Ableitung in einem Kanal aufgestaut. Gegen den mitgeführten Sand, Schlamm und Kies hatte man Spülöffnungen und Sandfänge in den Seitenwänden der Kanäle angebracht. Die Wasserfassung aus Talsperrenspeichern erfolgte durch freistehende Türme in Seen oder durch so genannte Auslassbauwerke. Zur Zeit Vitruvs gab es mehrere Einrichtungen zur Hebung von Wasser. Es wird beispielsweise von der Archimedischen Schraube und dem Kammerrad berichtet, die das Wasser aus bis zu eineinhalb Metern Tiefe heben konnten. Bei der Wasserversorgung von großen Städten waren die Fernwasserleitungen im freien Gefälle zwischen Quelle und Verbraucher angelegt. Mit der Behälterkette, einer Weiterentwicklung des Schöpfrades, hatte man eine größere Förderhöhe. Diese Eimerkette wurde sogar in der Stadt zum Fördern aus Brunnen oder zum Heben in obere Stockwerke verwendet. Um eine sichere Wasserversorgung zu jeder Jahreszeit zu gewährleisten - die Niederschläge im Mittelmeerraum schwankten je nach Jahreszeit sehr stark - benötigte man Wasserspeicher. Für diese Talsperren gibt es unterschiedliche Bauarten. So finden sich in den östlichen Provinzen und in Nordafrika (z.B. Wadi Meginin bei Tripolis oder am Qued Derb beim tunesischen Kasserine) Mauern in Spanien (z.B. Proserpina und Cornalvo in Merida) wurden auch Erdanschüttungen als Stützkörper verwendet. In Rom wusste man bereits mit dem Wasserdruck umzugehen, denn hier ist ein deutlicher Entwicklungsschritt, hin zum Bogenprinzip, festzustellen. 1.2.2, Wasserzuleitungen und Kanalbrücken: In Rom waren die Wasserzuleitungen abgedeckte Kanäle, die robuster, besser zugänglich und leichter zu warten waren, als mehrsträngige Rohrleitungen. Die Kanäle wurden in offenen Baugruben erstellt oder aus dem Gestein herausgearbeitet und dann mit Erde überdeckt. Das unterirdische Anlegen bot Schutz vor klimatischen Einflüssen und feindlichen Einwirkungen. Die Querschnittsgröße der Kanäle lag zwischen b=0,4 m / h=0,35 m und b=2,09 m / h=2,03 m. Später waren die Kanäle überwölbt und sogar begehbar. Die Kanäle waren außerdem mit einem komplexen Mehrschichtenputz ausgekleidet. Dieser verhinderte Spannungen und Risse, die durch Feuchtigkeit und andere Umwelteinflüsse auftreten konnten. Nähere Untersuchungen ergaben z.B. in Caesarea folgende Schichten: grauer Putz von geringer Dichte roter Mörtel von mittlerer Dichte und guter Festigkeit Marmorsplitt und Marmormehl verstärkten die Endfestigkeit, Ziegelmehl verbesserte ebenfalls die Festigkeit und Beständigkeit. Die Trasse der Kanäle folgte möglichst den Konturen des Geländes, jedoch ersetzten Aquädukte Talausfahrungen und durch den Bau von Tunneln wurde das Umlaufen von Bergnasen vermieden. Aquädukte gehören zu den eindrucksvollsten Bauwerken römischer Baukunst. Sie verbanden statisch-rationale Zweckmäßigkeit und ästhetische Formvollendung. In der römischen Campagna waren die Aquädukte bis zu acht Kilometer lang und fünfzig Meter hoch. Eine der wichtigsten Gründe, sich für den Aquädukt zu entscheiden, lag in der Wirtschaftlichkeit dieser Lösung. Aquädukte benötigten unter Umständen viel weniger zu bearbeitendes Material als eventuelle Ausfahrungen eines Tales, zumal die Leitungsstrecke dadurch um einiges verkürzt werden konnte. Das Baumaterial unterschied sich je nach örtlicher Gegebenheit: Natursteinquader, verblendetes Gussmauerwerk, oder Ziegelbau sind zu finden. 1.2.3, Wasserverteilung und Wasserableitung: Das Wasserverteilungsnetz der römischen Städte war ein ‘Durchlaufsystem’: Das Wasser floss kontinuierlich durch die Versorgungsleitungen zu den einzelnen Abnehmern und dann weiter in die Kanalisation. Verschiedene Überläufe und Durchlässe führten zur entsprechenden Verteilung. Zwischen den Wasserzubringern und dem Verteilungsnetz der Stadt gab es Wasserverteiler oder Wasserspeicher mit Verteilern nach den Abnehmergruppen: öffentliche Trinkwasserbrunnen, Zierbrunnen, öffentliche Bäder und private Haushalte. Das Leitungsnetz innerhalb der Stadt bestand aus Ton- und Bleirohren. Es gab bereits Armaturen in den Bleileitungen, die sogar das Absperren des Wasserflusses in den Einzelrohren ermöglichten. Einflussreiche Bürger hatten oftmals ihren eigenen Hausanschluss, jedoch war dies nur mit der Bewilligung des Kaisers möglich. Die ärmere Bevölkerung war auf die öffentlichen Brunnen angewiesen. Bei der Wasserableitung fungierten zunächst Bäche und Entwässerungsgräben als offenes Abwassersystem. Um 500 v. Chr. wurde die cloaca maxima errichtet, der wohl berühmteste und imposanteste antike Abwasserkanal. Die stadtrömischen cloacae (Abwasserkanäle) werden von einigen antiken Autoren sogar als triumphale Monumente römischer Technik empfunden. Ihre bewundernden Worte gelten vor allem aber der cloaca maxima. Sie war zwar nur eine von mehreren, voneinander unabhängigen cloacae, die das Abwasser des antiken Rom in jeweils verschiedene innerstädtische Flussabschnitte des Tibers leitete, aber sie entwässerte (sogar bis heute) gerade das innerste Stadtzentrum mit den fora. Ihre lange Baugeschichte begann schon im 6./5. Jh. v. Chr. und endete erst in der Kaiserzeit. Die beeindruckendsten Dimensionen erreichen Partien aus domitianischer Zeit, die Kanalweiten und -höhen von zirka 3,50 m aufweisen. Die Kanäle dienten hauptsächlich dazu, das Wasser von Straßen, Plätzen und Abwässer öffentlicher Bauten aufzunehmen. Die große Menge der stadtrömischen Haushalte blieb jedoch ohne Kanalanschluss. Im Laufe der Zeit wurden auch die anderen offenen Gerinne unterirdisch verlegt, bis schließlich die meisten Wohngebiete an dieses Abwassersystem angeschlossen waren. Die Hauptabwasserkanäle waren gemauert, durch Steinplatten abgedeckt und verliefen unter den Gassen und Hauptstraßen. Die Hauptsammler gaben die Abwässer dann an die nächsten Vorfluter ab. Die Reinigung der Abwasserkanäle erfolgte durch die Ausspülung mit dem Überlaufwasser der Zwischenspeicher, öffentlicher Brunnen und Thermen.

Über den Autor

Nico Ernstberger, M.A., wurde 1980 in Weiden geboren. Sein Studium der Geschichtswissenschaften, Germanistik und Politikwissenschaften an der Universität Regensburg schloss er im Jahre 2005 mit dem akademischen Grad des Magister Artium erfolgreich ab. Fasziniert von der römischen Kultur, unternahm der Autor bereits mehrere Studienreisen nach Rom, um die Besonderheiten der römischen Infrastruktur in der Antike kennenzulernen.

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