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Gesellschaft / Kultur


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Produktart: Buch
Verlag: disserta Verlag
Erscheinungsdatum: 02.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 244
Abb.: 22
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Gerade in der geschriebenen Sprache [habe] die Produktivität im Vergleich mit dem Stand um 1800 stark zugenommen , beobachtete Wellmann (1975: 221) in seiner Untersuchung. Auch Motsch (2004) und Fleischer/Barz/Schröder (1995) stufen die Vorgangsbezeichnungen auf -(er)ei als stark produktiv ein. Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen jedoch ein anderes Bild... Anhand eines diachronisch angelegten Zeitungstext-Korpus, das in vier synchronische Perioden eingeteilt worden ist, wurde untersucht, ob sich seit 1800 Veränderungen in der Produktivität des Suffixes -(er)ei nachweisen lassen. Dabei wurden sowohl alle Wortbildungstypen des Suffixes als auch detailliert die Vorgangsbezeichnungen auf -(er)ei überprüft. Inhalt des Buches sind neben der Auswertung des Korpus auch: - eine ausführliche Darstellung des Suffix -(er)ei und seiner Wortbildungstypen, - eine kleine Einführung in die Korpustheorie sowie - die detaillierte Beschreibung der Produktivitätsbestimmung, für die Harald Baayens Messmethode abgewandelt wurde, um diachronisch nachweisen zu können.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3. Zur Korpuserstellung & Belegerhebung: Was ist ein Korpus? Unter Sprachwissenschaftlerinnen (vgl. McEnery/Wilson 2005, Hunston 2002, Kennedy 1998, Bergenholtz/Mugdan 1989, Schank, 1973) wird diese Frage lebhaft diskutiert. Eine sehr allgemeine Definition, der ich mich in dieser Arbeit anschließen möchte, liefern Bergenholtz/Mugdan (1989: 141). Danach ist ein Korpus [...] eine begrenzte Sprachdatenmenge einer Sprache, die ausschließlich aus (geschriebenen und/oder gesprochenen) Texten oder Teiltexten besteht. Der Vorteil dieser lockeren Eingrenzung ist, dass sie Linguistinnen viel Interpretationsspielraum lässt. Der Nachteil: Es wird nicht geklärt, welche Texte genau in ein Korpus aufgenommen werden dürfen. Müssen beispielsweise Korpustexte tatsächlichen Kommunikationssituationen entstammen oder dürfen auch experimentell gewonnene oder selbst gebildete Texte verwendet werden? Dieser Diskurs ist einer der Hauptstreitpunkte der Korpustheoretikerinnen (vgl. Bergenholtz/Mugdan 1989). Ein Streitpunkt, der allerdings im Rahmen dieser Arbeit nicht berücksichtigt werden muss, da hier vielmehr die Notwendigkeit im Vordergrund steht, mithilfe der Korpusanalyse nachvollziehbare Ergebnisse zu erhalten. Die Ergebnisse können nur dann nachvollziehbar sein, wenn es auch das Korpus ist, aus dem sie gewonnen wurden. Zentral für Untersuchungen wie diese ist es darum, Kriterien festzulegen, nach denen ein Korpus erstellt wird – und anhand derer sich ein ähnliches Korpus erstellen ließe (mit welchem wiederum ähnliche Ergebnisse gewonnen werden könnten). Letztlich hängt es auch von den Designkriterien eines Korpus ab, wie die Ergebnisse der Korpusanalyse im sprachwissenschaftlichen Kontext eingeordnet werden müssen. Ihre Aussagekraft steht in direktem Bezug zum Korpusdesign. So wäre es beispielsweise absurd zu versuchen, mit einem Korpus mittelhochdeutscher Lyriktexte Rückschlüsse auf die Verwendung syntaktischer Strukturen in Zeitungstexten der deutschen Gegenwartssprache ziehen zu wollen. Im ersten Teil dieses Kapitels werden darum Korpusdesign-Kriterien erarbeitet, die als theoretische Grundlage für den Korpusaufbau dieser Arbeit dienen. Im zweiten Teil folgt ihre Anwendung bei der Korpuserstellung und die Beschreibung der Belegerhebung. Abschließend wird Stellung dazu bezogen, wie die Aussagekraft der Untersuchungsergebnisse beurteilt werden muss. Kapitel 3.1. Korpusdesign-Kriterien: Das Korpus, das für diese Arbeit erstellt wurde, sollte Aussagen über die Veränderung der Produktivität des WBT -(er)ei von 1800 bis 2000 ermöglichen – und diese Aussagen sollten größtmögliche Gültigkeit haben. Die beiden für die Erstellung wichtigen Korpusdesign-Kriterien waren somit Umfang und Repräsentativität. Da es den Rahmen dieser Arbeit gesprengt hätte, selbst Texte elektronisch zu erfassen, wurde für die Erstellung dieses Korpus auf die Textsammlungen am Institut für Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim zurückgegriffen. Dadurch erübrigt es sich, sich mit einem dritten von Linguistinnen geforderten Designkriterium auseinanderzusetzen: der Forderung nach Ausgewogenheit. Die Textsammlungen am IDS wurden bereits unter Berücksichtigung dieses Kriteriums erstellt. Kapitel 3.1.1. Umfang: Der Umfang des Korpus war in zweierlei Hinsicht von Bedeutung. Er muss (i) einen bestimmten Zeitraum abdecken (von 1800 bis zur Gegenwart) und (ii) groß genug sein, um Belege in ausreichender Menge zu finden. Der notwendige Umfang eines Korpus orientiert sich immer daran, was untersucht werden soll (vgl. Bergenholtz/Mugdan 1989). Stark produktive Wortbildungstypen wie -(er)ei sind eher unproblematisch, da davon ausgegangen werden kann, dass das Suffix häufig vorkommt. Darum genügt bei solchen WBT bereits ein kleineres Korpus, um eine aussagekräftige Anzahl an Belegen zu erhalten. In dieser Arbeit kam erleichternd hinzu, dass anhand der Belege keine Aussage darüber getroffen werden sollte, wie häufig bzw. mit welcher Wahrscheinlichkeit der WBT in der deutschen Sprache auftritt, sondern nur darüber, wie häufig es im untersuchten Korpus enthalten ist. Ein solches Untersuchungsziel lässt auch einen geringeren Beleg- und damit Korpusumfang zu. Kapitel 3.1.2. Repräsentativität: Bei einem Korpus handelt es sich – statistisch ausgedrückt – um eine Stichprobe, die aus einer Grundgesamtheit (beispielsweise Pfälzische Mundartdichtungen ) erhoben wurde. In der Korpuslinguistik wird immer wieder gefordert, dass diese Stichprobe repräsentativ sein muss, will man von ihr auf die Grundgesamtheit schließen (Kennedy 1998, Biber 1993 und 1990, Rieger 1979, Schank 1973). Diese Forderung ist im Prinzip richtig und gut – nur ist sie umso schwerer zu erfüllen, je größer die Grundgesamtheit ist. Rieger (1979) kommt beispielsweise zu dem Schluss, dass ein Korpus nicht repräsentativ sein kann, wenn als Grundgesamtheit eine Sprache als Ganzes (beispielsweise die deutsche Gegenwartssprache ) angenommen wird. Je größer nämlich die Grundgesamtheit ist, umso komplexer ist sie auch, das heißt es sind (i) meist nicht alle Merkmale der Grundgesamtheit bekannt und (ii) die Stichprobe kann aufgrund der Vielzahl an Merkmalen niemals allen Merkmalen gerecht werden. Trotz der Tatsache, dass eine Stichprobe nie für die gesamte Sprache repräsentativ sein kann, fordern Bergenholtz/Mugdan (1989), dass die Stichprobe zumindest für den Sprachausschnitt, aus dem sie erhoben wurde, repräsentativ ist. Ist eine Stichprobe für den untersuchten Sprachausschnitt repräsentativ, so kann davon ausgegangen werden, dass sie zumindest exemplarisch in Bezug auf die gesamte Sprache ist. Bergenholtz/Mugdan nennen zwei Vorgehensweisen, die zu aussagekräftigen Ergebnissen führen: (i) die Grundgesamtheit einschränken, also einen Sprachausschnitt als Grundgesamtheit definieren (beispielsweise indem nur Zeitungstexte ins Korpus aufgenommen werden) und (ii) Korpustexte per Zufallsprinzip auswählen. Bungarten (1979: 42) schlägt für in dieser Weise erhobene Stichproben die Bezeichnung exemplarisch vor: Ein Korpus ist exemplarisch, wenn seine Repräsentativität [in Bezug auf die gesamte Sprache] nicht nachgewiesen ist, andererseits weniger formale Argumente [...] für eine sinnvolle Vertreterfunktion des Korpus plädieren.

Über den Autor

Andrea Hahnfeld wurde 1977 in Landau in der Pfalz geboren. Ihr Studium der Germanistik und Anglistik schloss die Autorin 2008 mit dem akademischen Grad der Magistra Artium erfolgreich ab. Bereits während ihres Studiums begann sie sich für die Vermittlung der deutschen Sprache zu interessieren, was sie dazu bewog, in Ägypten und den Niederlanden Deutsch zu unterrichten. 2013 schloss die Autorin ein weiterführendes Studium als Leraar Duits V.O. an der Universität Leiden mit einem Master of Education ab. Ihr Interesse an den Besonderheiten der deutschen Sprache motivierte sie, sich der Thematik des vorliegenden Buches zu widmen.

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